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Laufberichte

Stadt, Land, Fluss: 42 Kilometer in 420 Bildern

05.06.11
Autor: Klaus Duwe

Dazu  gibt es übrigens eine schöne Geschichte. Der Baumeister der Brücke soll ein Lehrling des Dombaumeisters gewesen sein. Sie wetteten,  wessen Bau als erstes fertig sein werde. Um seinen Meister zu schlagen, ging der Brückenbauer einen Pakt mit dem Teufel ein, dem er die ersten drei Seelen versprach, die über die Brücke kämen.  Auf Teufel komm raus schleppte dieser riesige Steinmengen herbei und schneller als gedacht war die Brücke fertig. Der Dombau dauerte ja, wie schon erwähnt, 600 Jahre.

Als der Dombaumeister von seinem Gerüst aus die fertige Brücke sah, stürzte er sich in den Tod. Nun musste der Brückenbauer  für seinen Pakt bezahlen. Listig wie er war, trieb er, noch bevor ein Mensch die Brücke betreten konnte, einen Hund, einen Hahn und eine Henne über die Brücke ans andere Ufer. Statt sich vor Wut in den A… zu beißen, riss der Teufel dem armen  Hund den Kopf ab.

Auf gepflasterter Straße geht’s zum Kohlenmarkt. Wo früher Schmiede und Bürger Holzkohle kauften, laden heute schmucke Cafes zum Verweilen ein.  Erste Gäste sind beim Frühstück.  Das Läufervolk zieht’s weiter zum Rathausplatz. Im Alten Rathaus, dessen ältester Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt, residiert noch heute Oberbürgermeister.  Dort kann man auch den Reichssaal besichtigen, in dem 1355 erstmals und ab 1663 dann fortwährend der  Reichstag abgehalten wurde. 

Die schmale Altstadtgasse öffnet sich plötzlich zum Haidplatz hin, einem großen, freien Platz mit vielen markanten Gebäuden aus dem 13. und 14. Jahrhundert, wie dem Goldenen Kreuz, Thon-Dittmer-Palais oder der Neuen Waag. 

Haidplatz  im Jahre 930: Der heidnische Ritter Craco fordert die Regensburger Ritter zum Kampf.  Von denen hat keiner Lust, sich mit dem Raufbold, vermutlich ein Hunne, anzulegen. Dann kann man doch noch den eher unscheinbaren Hans Dollinger dazu bewegen. Allerdings muss man dem im Kerker Sitzenden praktisch als Antrittsprämie (so alt ist diese Unsitte also schon) die Freiheit versprechen.  Wie ein braver Marathoni ging der Hans Dollinger vor dem Wettkampf in die Kirche und betete am Grab des  Hl. Erhard. Geholfen hat das aber offensichtlich nicht, denn zweimal schickte der wütende Craco den überforderten Dollinger in den Sand.  König Heinrich I. sah ihn schon dem Tod geweiht und presste ihm sein Kreuz auf die Lippen.  Mit ungeahnten Kräften und unbändigem Siegeswillen nahm der dann einen dritten Anlauf und besiegte Craco.

Eine schmale Gasse mit hübschen Geschäften bringt uns um Arnulfplatz, wo gleich die prachtvolle Häuserzeile mit dem „Kneitinger“ auffällt. Man kann sich ja vorstellen, dass es in der Altstadt viele historische und originelle Kneipen gibt. Der „Kneitinger“ ist aber ist so etwas wie eine Institution mit Kultstatus, sagt man mir. Ich konnte es nicht prüfen. Als ich gestern in diese Ecke kam, war mein Bedarf gedeckt.

Wir laufen jetzt rechts hinunter zur Donau (km 5) und folgen wenig später westwärts dem Radweg,  der von Ulm nach Prag führt. Fünf Kilometer folgen wir Europas zweitgrößtem Strom (2857 km!), der seine Quellen im Schwarzwald hat („Brigach und Breg bringen die Donau zuweg“).  Es ist ein Sonntagmorgen wie aus dem Bilderbuch: Blauer Himmel, grüne Felder, der gemächlich dahinfließende Fluss, Glockengeläut vom anderen Flussufer und ein gemütliches Läufchen in netter Gesellschaft. Ich könnte die Welt umarmen.

Natürlich sind hier draußen kaum Zuschauer. Ein paar Biker sind unterwegs, einige Spaziergänger und die vielen freundlichen Helfer sorgen bei denen für Abwechslung, die’s brauchen.  Hier hat sich auch das Duo Basarab niedergelassen, deren Musik ich stundenlang zuhören könnte.  Bei km 10, als wir bei der Eisenbahnbrücke die Richtung wechseln und den Fluss verlassen, wird getrommelt. Musik aus der Konserve hat der Helfer mitgebracht, der uns ein Stück weiter den richtigen Weg weist.

Obwohl wir erst gut eine Stunde unterwegs sind, spürt jeder die Hitze und nutzt die zahlreichen Getränkestationen ausgiebig.  Immer stehen auch Wannen bereit, um seinen Schwamm oder Mütze  zu tränken. Kaum erreichen wir die ersten Häuser von Prüfening,  wird’s wieder etwas unterhaltsamer. Etliche Anwohner stehen an der Straße, es gibt auch eine Einladung zum Frühstück.  Ein Schluck Kaffee soll heute genügen.  Ich  weiß nicht, ob die vielen gestern zugeführten  Kalorien auch produktiv sind und habe mir ein paar Riegel eingesteckt.  Ich bin also versorgt.

Wir laufen entlang des Stadtparks, rechts sehen wir die Produktions- und Verwaltungsgebäude großer Wirtschaftsunternehmen. Die Regensburger werden abwinken, aber man muss sagen, es geht ihnen gut. Nach Frankfurt gibt es hier die höchste Arbeitsplatzdichte in Deutschland. Ich nenne nur E.ON, BMW, Siemens, Continental und Bosch. Zu Zeiten des Neuen Marktes war Regensburg so etwas wie ein Internet-Zentrum. Den Vogel schoss damals Siemens ab, als das Unternehmen mit Infineon ihre Chip-Sparte an die Börse brachte. Es war einer der letzten großen Börsengänge am Neuen Markt. Dann ging es abwärts. Einige wurden mit Infineon-Aktien reich, andere verloren viel Geld.

Bei km 15 geht’s unter der A 93 durch und schon sind wir auf direktem Weg wieder in die Altstadt,  die wir diesmal durch die zwei halbrunden Türme des Jakobstors  erreichen.  Gleich sind wir am Bismarckplatz mit dem Stadttheater, wo ganz ordentlich was los ist. Von hier könnte man schön einen Abstecher zum Schloss Thurn und Taxis machen. Wer kennt Prinzessin Gloria, die als 20jährige 1980 den 34 Jahre älteren Prinzen von Thurn und Taxis heiratete und fortan mit ihren schrillen Frisuren  und Outfits als „Prinzessin TNT“ für Furore sorgte?  Als ihr Mann 1990 starb, zeigte sie ein anderes Gesicht und sanierte dank exzellenter Berater das Adelshaus. Ganz selten nur taucht sie mal in der Talkshow auf. Dann ist sie aber immer noch für eine verbale Entgleisung gut. „Der Schwarze schnackselt gern“, fiel ihr zum Thema Bevölkerungsentwicklung in Afrika bei einem ihrer letzten Auftritte ein. 

Seid ihr noch bei mir? Ok, wir sind auch erst bei km 17 beim Neupfarrplatz, einem weiteren Schmuckstück der Regensburger Altstadt. Namensgeber ist die neue evangelische Pfarrkirche, kurz Neupfarrkirche.  Seit Regensburg 1542 zur evangelisch-lutherischen Konfession übertrat, wird die Kirche so genannt. Über den Giebeln der prachtvollen Häuser sieht man die Türme des Doms. Hier werden wir von vielen Zuschauern mächtig angefeuert. Wenig später laufen die „Halben“ über die Nibelungenbrücke zurück zur Donau-Arena. Die Strecke gehört jetzt den Harten ganz alleine.

 
 

Informationen: Regensburg Marathon
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