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Laufberichte

Saisonabschluss in Pisa

16.12.12

Italien bietet sich für einen Marathon als Saisonabschluss an: Es ist dort noch ein gutes Stück wärmer als in Deutschland und es gibt noch mehrere sehr schöne Marathons. Dieses Jahr haben wir uns Pisa  in der Toskana ausgesucht.

Mit dem Auto ist es recht weit dorthin. Eine Zugfahrt im Liegewagen wäre von München zeitlich günstig und ökologisch sinnvoll. Dumm nur, dass der Direktflug ein gutes Stück billiger ist. So fliegen wir mit Air Dolomiti. Der Landeanflug führt über die Hafenstadt Livorno. Dort gibt es auch einen Marathon. Ebenso in Lucca, wenige Kilometer entfernt, und natürlich in Florenz. Diese  Städte sind einander aus historischen Gründen nicht besonders zugetan. Ein Kollege, dessen Eltern aus Lucca stammen, fand meine Idee mit Pisa ganz nett; übernachten sollten wir aber doch besser in Lucca...

Der Flughafen Pisa ist ziemlich überschaubar. Er teilt sich den Flugverkehr trotz aller Zwistigkeiten  „brüderlich“ mit dem Airport in Florenz. Die Marathonunterlagen holen wir uns im Terminal B ab, direkt vor den Check-in-Schaltern. Wir wollen noch unseren Chip registrieren, aber der Zeitnehmer ist gerade beim Mittagessen. Also einfach mal abwarten und ein Schwätzchen mit den zwei anderen deutschen Paaren aus unserem Flieger halten. Ein Läufer aus dem Stuttgarter Raum  war dieses Jahr in Florenz angemeldet, konnte aber wegen einer Erkrankung nicht mitmachen und hat sich nun ersatzweise für Pisa entschieden.

Auf der Marathonmesse im Obergeschoss des Terminals A gibt es die Startertüte mit einem langärmeligen roten Laufshirt und einem Pisa-Marathon-Funktionshalstuch.

Danach geht’s per pedes in die Stadt. Natürlich gibt es auch einen Bus und sogar eine Zuganbindung. Aber der Flughafen liegt quasi hinter dem Hauptbahnhof. Habe ich auch noch nicht erlebt. Unser supergünstiges Hotel erweist sich als um Klassen besser als in den Internetbewertungen beschrieben. Und sofort  geht es auf Sightseeing-Tour: Die Altstadt von Pisa ist übersichtlich, circa 2 km im Durchmesser.  An der nördlichen Seite befinden sich der erwähnte Hauptbahnhof und Flughafen.

Das wichtigste Bauwerk hebe ich mir mal für den Zieleinlauf auf. Ansonsten ist Pisa ein nettes Städtchen mit vielen Gässchen und schönen Einkaufsstraßen. Quer durchflossen vom Arno, der aus Florenz kommt und von hohen Uferbefestigungen in Schach gehalten werden soll - was nicht immer gelingt. In Pisa leben ca. 87.000 Einwohner, darunter 40.000 Studenten. Anscheinend haben die Ferien schon begonnen, denn in der Einkaufsstraße ist zumindest am Samstagnachmittag nicht allzu viel los.

Abends essen wir  Pasta in einem kleinen Lokal. Leider geht es hier wie so oft: Die italienischen Gäste  bekommen einen Scontrino Fiscale (offizielle Rechnung), wir und alle andere Ausländer nur eine Zettel ohne Steuernummer und Lokalname. Ein anderer Tourist wundert sich über das Coperto, also die üblichen 1-2 Euro, die man für die Tischdecke und etwas Brot zahlt.

Sonntagmorgen, dritter Advent: zu Fuß 1,8 km quer durch die Stadt zum Startplatz im Norden in der Nähe des Schiefen Turms. Der Bus, so stellt sich heraus, fährt erst eine Stunde später. Zwei italienische Läufer, die ursprünglich ihre Beine noch etwas schonen wollten, haben sich zu uns gesellt. Um neun Uhr starten der Marathon und der Halbmarathon. Zusammen werden es 2000 Finisher sein, 877 davon  Marathonis. Damit ist eine lockere Startaufstellung garantiert. Der Sprecher weist mehrmals darauf hin, dass dies der letzte Marathon in diesem Jahr sei – was nicht wirklich stimmt, denn da gibt es noch einen Weihnachtsmarathon in Chiang Mai (Nordthailand) und einige Silvestermarathons in den USA. Apropos: In Italien gibt es den Brauch des Adventskranzes nicht. In Florenz hatte ich einen in einer Kirche gesehen, hier in Pisa überhaupt keinen. Dafür aber viele farbig blinkende Christbäume aus Plastik.

Ohne die sonst obligatorische Nationalhymne geht es um 9:00 Uhr los. Die Sonne ist gerade erst aufgegangen und schnell erkennen wir, dass es ein recht heißes Rennen werden wird. Die Straße ist breit, sodass man schnell sein Tempo findet. Kurze Zeit später sind wir am Arno und laufen die  Uferstraße entlang zum Ostende der Altstadt. Auf der Brücke stelle ich fest, dass der Fluss gut zwei Meter an Höhe zugenommen hat. War das der Regen vom Samstag?

Hinter der Brücke geht es wieder zurück nach Westen. Wir kommen zum Kirchlein Santa Maria della Spina, einem architektonischen Kleinod mit vielen Heiligenfiguren, Verzierungen und Türmchen an der Fassade. Ursprünglich wurde dort ein Dorn aus der Dornenkrone Jesu aufbewahrt. Bei einer Verlegung der Kirche auf eine hochwassersichere Höhe in den Jahren nach 1871 wurde der Dorn in ein anderes Gotteshaus gebracht. Leider kommt das Kirchlein an seinem neuen Platz, eingeklemmt zwischen Kaimauer und Straße, nicht besonders gut zur Geltung.

Kurze Zeit später geht es durch ein Tor in die neueren Viertel und nach 5 km haben wir die Stadt schon hinter uns gelassen. Ins Getümmel an der ersten Verpflegungsstelle mischen sich auch diverse Radfahrer. Ich schreie ihnen einige Verwünschungen hinterher und ernte dafür das Kopfschütteln meiner Mitläufer: In Italien genießen Rennradler anscheinend ein hohes Ansehen und  wir werden noch vielen davon begegnen; es kann ja nicht jeder Marathon laufen. Die Temperatur steigt und ich bedaure einige warm gekleidete Läufer.

Zuschauer gibt es vor den nun folgenden Einfamilienhäusern nur wenige. Wir laufen ein paar Kilometer zwischen diesen Häusern, dahinter sind Felder. Sieht auf Google ganz interessant aus, quasi ein Straßendorf.

Am Ende der Häuser taucht eine auffällige romanische Kirche auf, die wir in einem U umlaufen. Es ist die Basilika San Piero a Grado. Mitten in der Wiese steht ein kleiner Betonbau. Eine Toilette. Nun geht es durch die Felder. Viel frisches Grün. Endlich, bei km 12 die Trennung von den Halbmarathonis und damit  auch von den 2-Stunden-Pacemakern, mit denen Judith und ich uns ein „Privatrennen“ geliefert haben. Ein Ordner weist uns auch auf Englisch auf die Trennung hin, was wiederum einige Italiener zu spöttischen Bemerkungen über seinen Akzent veranlasst. Das geht dann gleich in abschätzige Kommentare über die vermeintlich fußlahmen Halbmarathonis über, natürlich mit spaßigem Unterton. Der wird sich erst ändern, wenn einige Autofahrer den Streckenposten alles Schlechte wünschen, weil sie nicht durchgelassen werden. Doch die Streckenposten bleiben standhaft – vielen Dank.

Jetzt haben wir die Straße für uns und damit viel Platz. Kurz danach geht es in ein Pinienwäldchen. Ich liebe Pinien und ihren Geruch und freue mich. Anscheinend hat sich hier das Militär eingenistet. Überall gibt es Zäune mit Hinweisschildern  „Zona Militare“. Jetzt verstehe ich auch die merkwürdigen Häuschen, in Reih und Glied in den Pinien versteckt, die man aus dem Flugzeug sah.

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Informationen: Pisa Marathon
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