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Laufberichte

Sport und Kultur satt

24.10.10

Die Fetscherstraße ist zwar ellenlang, dem einen und anderen Läufer vielleicht langweilig, aber für Abwechslung ist durch V-Stelle, zwei Musikgruppen und einem Begegnungsbereich gesorgt. Nur dass die jetzt auf der anderen Seite Laufenden etwa fünf Kilometer weiter sind. Ich sehe gerade noch eine der führenden Frauen.

Am Comeniusplatz stoßen wir dann auf den Großen Garten. Die Überquerung der Straßenbahn hat man pfiffig gelöst. Je nachdem, ob die Tram in Anmarsch ist, läuft man links oder rechts auf der Stübelallee.

 

Der Große Garten hat als Barockpark knapp zwei Quadratkilometer. Im Garten findet man den Zoo, den Botanischen Garten, die Parkeisenbahn (über die Gleise laufen wir mehrmals drüber) sowie drei Freilichtbühnen. Wir umlaufen den Garten zur Hälfte, bevor wir mit Kilometer elf den Park von Süden betreten. Zuvor unterhält uns noch eine Rockband mit einem Instrumental von Carlos Santana. Und dann laufen wir in den Garten und auf das zentral liegende Palais zu.

Das Palais aus dem Jahr 1680 ist ein barockes Lustschloss (erbaut 1680). Zurzeit wird das Gebäude innen rekonstruiert. Für Ausstellungen wird es daher nur eingeschränkt genutzt. Das Palais wird auf drei Seiten umlaufen und dann geht in westlicher Richtung wieder aus dem Park hinaus.

Ein Wegstück weiter laufen wir dann an der Gläsernen Manufaktur des VW-Konzerns vorbei. Ferdinand Piech, mittlerweile Vorsitzender des Aufsichtsrates und Gerhard Gasprom, äääh Schröder gaben 2001 die Produktion des Phaeton frei. Ausgelastet hat das Modell die Anlage nicht, so dass in Folge auch für die VW-Tochter Bentley Aufträge abgearbeitet wurden.

Wieder zurück in der Fetscherstraße mit dem Begegnungsbereich, weht der Wind die ausgetrunkenen Becher von der einen Straßenseite zur anderen. Nach dem Lauf wird da eine Kehrmaschine dem Spiel des Windes ein Ende bereiten. Auf der anderen Seite kommen uns die letzten Walker entgegen.

Auf der Striesener Straße sehen wir schon die markanten Kuppeln der Altstadt, doch eine Rechtskurve lässt uns den Weg zur Carolabrücke einschlagen und dort überqueren wir zum dritten Mal die Elbe. Unterhalb sehe ich die schnellen Marathonis bereits zu Beginn ihrer zweiten Runde.

Nach drei weiteren Rechtskurven haben wir die Sächsische Staatskanzlei, Amtssitz des Ministerpräsidenten, umrundet. Unser weiterer Weg verläuft nun auf den Elbwiesen. Ein schöner Blick bietet sich hier dem Betrachter auf die jenseitigen Elbterrassen. Etwas zurückgesetzt vom Elbufer findet sich ein Biergarten. Und da werde ich mit meiner Rennerei mal landen – im Narrenhäusl! So heißt die Kneipe.

Kurz nach Kilometer 20 verlassen wir das Elbufer Richtung Große Meißner Straße, wo uns der Goldene Reiter seinen Hintern zeigt. Die Augustusbrücke mit der vierten Elbüberquerung folgt und dann kommt der Abzweig der Halbmarathonis an der Semperoper. Da ich genau in der Mitte zwischen beiden Strecken stehen bleibe, braucht es einen Deut auf die Kamera, damit sich der Verantwortliche hier beruhigt.

Da ich meist ohne Uhr laufe, kommt das Erwachen, als die Zeit zugerufen wird. Nach kurzen Überlegen komme ich zum Schluss, dass der 3.30-Pacer rund acht Minuten voraus ist. Den werde ich nicht mehr sehen. Doch irgendwie sticht mich der Hafer.

Zweite Runde: Ich will Tempo machen und noch Zeit einholen. Bilder soll es nur noch gelegentlich geben. Natürlich läuft die Mehrzahl den Halben. Aber so groß ist der Unterschied in meinem Laufbereich nicht.

An zwei Stellen unterscheidet sich die zweite Runde von der ersten. Der erste Unterschied ist schon am Anfang, wo wir rund zwei Kilometer auf dem Elberadweg rennen. Und da laufen wir auf die Baustelle der berüchtigten Elbschlösschenbrücke zu. Ein langer Streit und Gang durch die Gerichtsinstanzen ist erfolgt. Wann die Brücke fertig sein soll, weiß ich nicht. Leider ging durch den Bau der Weltkulturerbetitel verloren.

Vorher verlassen wir den Elbradweg auf einer Umleitung. Die Brückenbaustelle muss auch von den Radwanderern umgangen werden. Und dann kommt die zweite Änderung. Wir biegen nicht sofort in die Fetscherstraße ab, sondern holen uns noch die fehlenden Kilometer auf der Schleife nach Osten. Zuerst laufen wir noch auf dem Käthe-Kollwitz-Ufer weiter. Das Gelände nördlich der Elbe steigt an. Und da sehen wir einige Schlösser am Loschwitzhang.

Kurz nach Kilometer 25 verlassen wir das Elbufer und laufen parallel auf der Goethestraße zurück. Hier dominieren die Privatvillen mit ihren großen Gärten. Kurz vor dem Abzweig in die bekannte Fletscherstraße kommt mit die große Gruppe beim 4-Stunden-Pacer entgegen. Der Abstand zum 3.30er Pacer scheint mir nicht geringer geworden zu sein.

Gleich nach Kilometer 30, wieder am Großen Garten, komme ich kurz ins Reden mit Steve Wagner. Er feiert seine Marathonpremiere und ist noch guter Dinge. 3.30 ist sein Plan und den wird er mit seiner defensiven Taktik einhalten.

In der zweiten Runde spare ich bei der Getränkeaufnahme Zeit, denn quasi im Vorbeilaufen schnappe ich mir die Becher. Cola und warmer Tee sind jetzt besonders lecker. Ich bin eigentlich nur noch am Überholen. Die Trommlergruppen sind weiterhin aktiv, auch wenn sich nun das Läuferfeld auseinander zieht.

Als wir die Elbe auf der Carolabrücke abermals überqueren, höre ich das Nebelhorn von einem Schiff unterhalb der Brücke. Ob das Signal vom Ausflugsschiff Pirna uns gegolten hat?

„Niemals aufgeben“, lese ich auf einem Trikot. Und bei dem Bild muss ich lachen, denn ein Vogel hat einen Frosch im Schnabel und der Frosch drückt dem Vogel mit den Händen die Gurgel zu. „Wir kommen gleich nach,“ höre ich vom Läufer.

Und dann bei Kilometer 39 kann ich die Gruppe des 3.30-Pacers doch noch einholen. Bernd Dander hat seine Mannen gut eingestellt. Er fordert sie auf, nochmals zu verpflegen und schickt dann die Starken, mich eingeschlossen, nach vorne.

Kilometer 41, zum letzten Mal geht es auf der Augustusbrücke über die Elbe. Wir laufen jetzt nicht mehr auf dem Kopfsteinpflaster, sondern auf dem Betonplatten des Gehweges. Die vielen Zuschauer haben sich jetzt meist in Richtung des Zieles verzogen.

Das letzte Wegstück ist mit Gittern abgesperrt. Während ich auf der zweiten Runde von keinem überholt wurde, bin ich jetzt fällig. Ein, zwei Kämpfer holen das letzte aus sich heraus und nehmen mir noch ein paar Meter bis zum Ziel am ICC ab. Für ein Lachen sorgt mein letzter Fotostopp fünf Meter vor der Ziellinie.

Für einige Minuten bleibe ich noch im Zielraum. Es ist interessant, wie sich einige Marathonis noch für das Unterbieten der 3.30 Stunden lang machen können. Da kann ich richtiges Talent zum Sprinten erkennen.

Der Bernd Dander kommt dann pünktlich wie ein Maurer ein paar Sekunden unter den anvisierten 3.30 Stunden an die Ziellinie, ein paar Mitstreiter hängen noch dran. Die Medaillen werden überreicht, es wird per Handschlag gratuliert. Wer will, erhält eine Wärmeschutzfolie.

Mich zieht es gleich zu meinen bayerischen Landsleuten: Die aus Erding haben wieder genug Hopfenkaltschale mitgebracht. Auf der anderen Seite warten Iso, Tee, Obst und Knabbergebäck. Zum Kleiderdepot in den Garagen ist es nur ein kleiner Hupfer. Für die Duschen geht man etwa zehn Minuten.

Fazit:
Wer kulturell interessiert ist, für den ist Dresden einer der schönsten Stadtmarathonläufe. Aber da sollte man schon einen oder zwei weitere Tage für eine Besichtigung einplanen. Es lohnt sich! Ach ja, in der zweiten Hälfte war ich über neun Minuten schneller unterwegs, quasi als Beweis, dass ich auch was anderes gemacht als geknipst habe.

 

Marathonsieger

 

Marathon Männer

1. Henry Tororei KEN 2:17:25
2. Edwin Kibowen KEN 2:19:22
3. Sammy Kipruto KEN 2:23:31

Marathon Frauen

1. Prisca Kiprono KEN 2:48:32
2. Krystyna Kuta POL 2:48:56
3. Carina Schipp DEU 2:51:12

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Informationen: Dresden Marathon
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