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Laufberichte

Goldener Oktober in Elbflorenz

 

Die erste von insgesamt acht Verpflegungsstellen finden wir bei Kilometer 6,5. Wasser, Iso, warmer Tee, Bananen und Rosinenbrot, in der zweiten Runde zusätzlich noch mit Cola, Riegel und Gel, da gibt es nichts zu maulen und meckern. Weitere drei Wasserstellen sind eingerichtet. Ich greife mir beim Vorbeilaufen den warmen Tee, der gesüßt den Sportler besonders mundet.

Wir biegen rechts in die ellenlange Fetscherstraße ab. Über zwei Kilometer geht es hier nur geradeaus, doch Sambabands, Cheerleader-Girls, Wasserstellen und der Gegenverkehrsbereich lockern das ganze auf. Klar, dass bei den Sambas sich die Zuschauer versammeln und mitmachen. Auf der anderen Seite kommt uns die Männerspitze entgegen, die hier schon fünf Kilometer mehr unter den Füßen hat.

Am Comeniusplatz stößt unser Kurs auf den Großen Garten. Für die Überquerung der Straßenbahnschienen läuft man entweder auf der nördlichen oder südlichen Straßenseite der Strübelallee, je nachdem, ob die Straßenbahn sich annähert.

Wir umlaufen den Großen Garten zur Hälfte, wo ich mir an der Südseite an der V-Stelle den gut eingeschenkten Becher Tee zur Hälfte übers Trikot sabbere.  So kann ich unfreiwillig die Feuchtigkeit abweisende Funktion meines neuen Jagaball-Shirts testen. Der Tee perlt ab, wie verzaubert.  Eine Rockband am Eingang zum Großen Garten lenkt von meinem Missgeschick ab.

Der Große Garten hat als Barockpark knapp zwei Quadratkilometer. Im Garten findet man den Zoo, den Botanischen Garten, die Parkeisenbahn (über die Gleise laufen wir mehrmals drüber) sowie drei Freilichtbühnen. Das Palais, auf  das wir zulaufen, stammt aus dem Jahr 1680. In westlicher Richtung verlassen wir den Park.

Kurz nach Kilometer 13 laufen wir an der Gläsernen Manufaktur des VW-Konzern vorbei. 2001 wurde die Produktion des Phaetons hier aufgenommen. Da die Anlage nicht ganz ausgelastet wurde, werden auch Aufträge von anderen VW-Töchtern abgearbeitet. Regelmäßig werden auch in der Gläsernen Manufaktur Konzerte abgehalten.

In der Strübelallee müssen nun die Straßenbahn an einer rustikalen Stelle gequert werden. Außer man hat ein wenig Glück und kann das später am Abzweig zur Fetscherstraße nachholen. Im Gegenverkehrsbereich sehe ich das hintere Feld des Läuferfeldes, wo schon einige ihre Gehpausen eingelegt haben.

Das Stück auf der Striesener-  und Pillnitzer Straße bringt uns der Altstadt wieder näher, denn die markanten Kuppeln der historischen Gebäude sind wieder zu sehen. Der Rathenauplatz (benannt nach dem in der Weimarer Republik ermordeten Außenminister Walter Rathenau) entstand in Folge des Baus der Carolabrücke. Aufgrund der vielen Namensänderungen (u.a. Amalienplatz, Schlageterplatz und Rathenauplatz) wurde er im Volksmund auch Arsch-Platz genannt. Ich hoffe, da am Ende meines Rennens nicht zu sein. Der 17. Kilometer ist auf der Carolabrücke markiert. Unten auf dem Elberadweg sehe ich bereits die Marathonspitze zu Beginn ihrer zweiten Runde.

Nach drei Rechtskurven auf der Wigard-Straße, dem Rosa-Luxemburg-Platz und dem Uferweg an der Elbe haben wir die Sächsische Staatskanzlei, Amtssitz des Ministerpräsidenten, umrundet. Unser weiterer Weg verläuft nun auf den Elbwiesen. Ein schöner Blick bietet sich hier dem Betrachter auf die jenseitigen Elbterrassen. Dann sehe ich meinen Chefredakteur bei seiner liebsten Arbeit. Bei einer Sambagruppe schießt er Bilder und nimmt mich auch aufs Korn. Hoffentlich bin ich für ein scharfes Bild nicht zu schnell.

Von nahegelegenen Biergarten und der dazugehörenden Kneipe, dem Narrenhäusl (heißt so wirklich), weht mir ein Duft von Punsch und Glühwein in die Nase. Ja, is scho wieder Weihnachten? Oder müssen die Restbestände aufgrund der überzogenen Mindesthaltbarkeit unter die Leute gebracht werden?

Kurz nach Kilometer 19 verlassen wir das Elbufer leicht ansteigend Richtung Große Meißner Straße. Die Halbmarathonis haben ihr Tempo angezogen. Der Goldene Reiter zeigt uns später seinen Hintern, was August der Starke bei unserem Vorbeilaufen ebenfalls nicht erspart bleibt. Aus der Konserve höre ich den Malle-Hit „Sex On The Beach“. Ja, da geht heute nix mehr. Is’ zu kalt und außerdem is’ nach der Rennerei eh Feierabend. Zum vierten Mal überqueren wir die Elbe auf der Augustusbrücke. Die leichte Steigung von Neustadt her kommend spürt man schon in den Beinen.

Am Abzweig bei der Semperoper müssen wir uns scharf rechts halten, während die Halben den letzen Halben (Kilometer) in Angriff nehmen. Der größere Teil der Läufer biegt links ab. Sofort ist es ruhiger im Feld.

Auf in die Zweite Runde: An zwei Stellen unterscheidet sich die zweite Runde von der ersten. Der erste Unterschied ist gleich am Anfang, wo wir nach der Carolabrücke für rund zwei Kilometer auf dem Elberadweg rennen. Zwei eifrige Dresdnerinnen halten es an diesem leicht zugigen Ort auf, denn der Wind weht leicht von Osten. Eine hat einen Kopfschmuck mit zwei Händen in schwarz-rot-gold-Farbe oben drauf.

Kilometer 23. Da verlassen wir den Elberadweg auf Betonplatten. Am Abzweig höre ich noch ein „wo habt ihr die anderen gelassen?“ Und in der Tat, ich sehe nur einen Verfolger beim kurzen Umdrehen. „Die haben sich verlaufen!“ rufe ich zu und höre noch Gelächter.

Und dann kommt im Bereich des Abzweigs in die Fetscherstraße die zweite Änderung. Es geht noch zwei Kilometer gerade aus auf den Käthe-Kollwitz-Ufer weiter. An der Baustelle zur Waldschlösschenbrücke wird weiter gewerkelt. Allerdings soll der Fertigstellungtermin eher im Jahr 2013 sein. Was in Dresden bezüglich der Waldschlösschenbrücke alles geschah, kann nicht in wenigen Sätzen geschrieben werden. Aberkennung des Weltkulturerbes, Bürgerbegehren für den Weiterbau, Folgen beim Tourismus, sollte das Verkehrskonzept ins Stocken kommen, das sind nur einige Stichworte des Dresdner Brückenstreits, der Bevölkerung, Politik und zuletzt auch Gerichte beschäftigte. Da kann sich jetzt jeder seine Meinung bilden.

Zu Beginn der Extraschleife sehen wir die etwa drei Kilometer vor uns platzierten Läufer, die nur sporadisch uns entgegenkommen. Das Gelände nördlich der Elbe steigt an. Und da sehen wir einige Schlösser am Loschwitzhang. Kurz nach Kilometerschild 25, die alle mit großen Schildern  markiert sind, verlassen wir das Elbufer. Parallel zur Goetheallee laufen wir zurück. Viele Prachtvillen mit ihren großen Gärten dominieren hier. Im Gegenverkehrsbereich ist jetzt wesentlich mehr Geschäft zu sehen.

Kurz nach dem Einschwenken in die Fetscherstraße vertilge ich das mitgeführte Gel. Auf Höhe von Kilometer 28 vernehme ich Glockengeläut. Ist das jetzt das Mittagsläuten? Dann wäre es kurz nach zwölf Uhr und ich schnell unterwegs.

Mittlerweile sind die Abstände zwischen den einzelnen Läufern groß geworden. Wer von hinten kommt, überholt und geht voran. Und Anhängen ist beim Überholten nur in seltenen Fällen möglich. Einer hängt bei mir zwei, drei Kilometer im Schlepptau dran. Oder nutzt er den Windschatten, den ich ihm auf der Tiergartenstraße südlich der Großen Gartens gebe?

 
 

Informationen: Dresden Marathon
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