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Laufberichte

Goldener Oktober in Elbflorenz

 

Etwa 500 Meter entfernt vom ICC finden wir das Startgelände auf der Ostra Allee. Die Kinder und Jugendlichen des Mini-Marathons über 4,2 Kilometer sind gerade gestartet und machen sich auf ihre Runde nach Neustadt auf den Weg. Die Zuschauer und Läufer werden hier bereits vom bekannten Moderator Artur Schmidt eingestimmt. Wer kennt den sympathischen Sprecher nicht, der ein wandelndes Lexikon in Sachen Leichtathletik ist. Die Spitzenläufer und die Zeitläufer werden vorgestellt. Leider hat der Pacer für die drei Stunden abgesagt. Zu gerne hätte ich mich da am Anfang dahinter geklemmt.

Für die Startblöcke A, B, C und W finden wir eine Markierung auf der Startnummer. An den Blöcken A und B stehen Helfer bereit und lassen nur Berechtigte da hinein. Ich begebe mich in Block B und stehe am abtrennenden Flatterband. Gut zehn Meter von der Startlinie bin ich entfernt. Weiter nach vorne will ich nicht, nicht dass ich mich da von einem zu schnellem Tempo mitreißen lasse. An den Startnummern können wir erkennen, wer wie weit heute laufen will. Die 4 steht für den Marathon, analog sind die Zweier und Einser kürzer unterwegs.

Dann sind es nur noch Minuten bis zehn Uhr, dem Start. Musikalisch heißt es „The Final Countdown“, dann werden die letzten zehn Sekunden herunter gezählt, bevor uns ein Startschuss auf die Strecke haut. Meine Nervosität ist jetzt dem Augenblick der Wahrheit gewichen. Ein guter Tag für eine starke Vorstellung, glaube ich. Wer eine schnelle Zeit laufen will, dem kann das bei bis zu 10 Grad und Sonnenschein gut gelingen. Bei diesen freundlichen Bedingungen werden auch Zuschauer an der Strecke stehen. Für mich ist der Kurs optimal: zwei fast gleiche Runden. So lernt man den Kurs auf der ersten, defensiv gelaufenen Runde gut kennen und kann dann in der fast gleichen zweiten Runde noch aufdrehen.

Wir rollen auf der Ostra Allee gut dahin, das Yenidze im Blickfeld. Früher war es eine Produktionsstätte für Tabakwaren,  heute werden unter der Kuppel kulturelle Veranstaltungen abgehalten. Auffällig ist der moscheeartige  Baustil. Wenige Läufer sind wie scharrende nervöse Pferde. Da wird ohne großes Federlesens im Feld gequert oder von hinten herangespurtet. Dabei gibt es noch genügend Gelegenheiten sich voranzuarbeiten. Von dem Risiko, sich selbst oder jemand anders zu Fall zu bringen, ganz zu schweigen.

Am Ende der Ostra Allee geht der Kurs rechts ab und im Breitkeil laufen wir auf die Rampe der Marienbrücke zu. Mit dem Namen werden eigentlich zwei unabhängige Bauwerke bezeichnet. Während die Straßenverbindung seit 1852 besteht (damals auch noch mit dem Eisenbahnverkehr kombiniert), wurde die westlich gelegene Eisenbahnbrücke zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Betrieb genommen. Aufpassen, denn beim Überqueren der Brücke kriegst du beim Schauen nach rechts fast einen langen Hals: Das einzigartige Panorama der Barockbauten von Elbflorenz bei diesem goldenen Oktobersonnenschein, einfach prima. An der Nordseite der Brücke liegt der erste Kilometerabschnitt schon hinter uns.

Kurz vor dem Bahnhof  Dresden-Neustadt, der zweite Fernbahnhof nach dem Hauptbahnhof, schwenken wir scharf nach rechts. Das Japanische Palais am Palaisplatz, nach wenigen Metern erreicht, wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. In den vielen Jahren des Wiederaufbaues wurde nicht nur das Gebäude, sondern auch der zugehörige Palaisgarten rekonstruiert. Dort hat man einen schönen Blick auf die Brühlschen Terrassen und die Neue Terrasse auf der anderen Elbseite. Große wechselnde Sonderausstellungen der Staatlichen Kunstsammlung werden nun im Palais gezeigt.

Das nächste touristische Highlight bietet der Neuenstädter Markt. Im 16. Jahrhundert wurde er Ringk und Margkt genannt. Seit den 20er Jahren wurde er als Neustädter Markt bezeichnet, um eine Verwechslung mit dem Altmarkt und Neumarkt in der Altstadt zu vermeiden. Glänzender als wir steht er da: August der
Starke, der goldene Reiter linkerhand, die Statue ließ Ludwig Wiedemann 1732 bis 1735 errichten.

Die Augustusbrücke bringt uns mit Kopfsteinpflaster und Straßenbahnschienen wieder zurück in die Altstadt. Auf dem Hauptpfeiler der Brücke erinnert das Kunstwerk des Dresdner Künstlers Tobias Stengel an das Elbehochwasser aus 2002. Die Augustusbrücke wurde damals nicht beschädigt, jedoch richteten die braunen Fluten im Stadtgebiet immensen Schaden an.

Eine große Zuschauermenge erwartet uns. Jochen Heringhaus kündigt die Läufer am laufenden Band namentlich an. Und ohne Unterlass kann ich die Sehenswürdigkeiten aufzählen. Hofkirche, Ständehaus und Georgstor, letzteres wurde als Motiv der diesjährigen Medaille gewählt. Um den verkürzten Zielauflauf auszugleichen, ist eine kleine Schleife vor dem Zwinger eingebaut.

Der Zwinger und die Semperoper sind für den Kulturinteressierten höchst interessant ist. Gottfried Semper hat das Opernhaus 1838 bis 1841 errichtet. Klangkörper ist dort die Sächsische Staatskapelle Dresden. Kilometer drei liegt hinter uns und ich bin fast erschlagen von den vielen Augengenüssen.

Da trifft es sich gut, dass unser Läufchen nun auf das Terrassenufer leicht gefällig vonstatten geht. Wir unterqueren die Augustusbrücke. Kurz danach sehen wir rechterhand oberhalb die Brühlschen Terrassen, die als ein Teil der Befestigungsanlage im 16. Jahrhundert erbaut wurden. Auf dem rund 500 Meter langen Bauwerk, das zehn Meter über unserer Laufstrecke steht, ist die Aussicht auf die Elbe und das gegenüberliegende Neustadt einzigartig.

Nach der Carolabrücke wird es für das Auge ruhiger, denn die optischen Reize werden deutlich weniger. Aber es wird nicht langweilig. Am Ende des Terrassenufers (Kilometer 4,5) folgt die erste Streckentrennung. Schilder und Lautsprecheransagen weisen darauf hin. Die Zehn-Kilometer-Läufer biegen rechts ab.

Nach weiteren knapp zwei Kilometern auf dem Käthe-Kollwitz-Ufer hat sich die leichte Unruhe im Läuferfeld gelegt. Wir finden Platz zum Überholen und zur Unterhaltung, wobei letzteres im Bereich der 3-Stunden-Läufer eher die Ausnahme ist.

 
 

Informationen: Dresden Marathon
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