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Laufberichte

Sun – Fun – Run

 

Die 10. Ausgabe des Marathons auf der Deutschen beliebtester Ferieninsel bietet Elke und mir die Gelegenheit, zum zweiten Mal hier zu sein. Extrem unterschiedlich sind die Erwartungen, mit denen die Urlauber hierher reisen: Die einen suchen Ruhe, Abgeschiedenheit und viel Natur, andere Remmidemmi und lautstarke Pulkbildung. Beide Seiten finden das Gewünschte zur Genüge.

Die erste Woche verbringen wir noch im Landesinneren in unserer Traumfinca Raims in Algaida, 20 km ostwärts der Hauptstadt Palma und erleben außerhalb von ihr des Läufers Elend: Einerseits gibt es hier ideale Radfahrbedingungen mit schier endlosen kleinen, gewundenen Straßen ohne viel Verkehr, andererseits aber vermissen wir die zahlreichen Feld- und Waldwege von zuhause, denn so etwas scheint der Mallorquiner kaum zu kennen. Und wenn es mal einen gibt, versperrt ein Schild mit der Aufschrift „Coto privado“ den Zugang. Na, wenigstens gibt es eine ganz kleine Nebenstraße zum Klosterberg Randa, auf der wir einige km abspulen können, ohne ständig Gefahr zu laufen, überrollt zu werden.

In der zweiten Woche brechen wir erstmals mit unserem Prinzip ausgeprägten Individualurlaubs und mieten uns in einer Ferienanlage in Colónia de Sant Jordi, ganz im Süden der Insel, ein. Und stellen erstaunt fest, daß auch eine Rundumversorgung etwas für sich haben kann. Die Trainingsbedingungen sind auch besser. Zum einen bietet die knapp fünf km lange, gewundene Küstenpromenade ausreichend Raum zur läuferischen Selbstdarstellung, daneben gibt es ein teilweise belaufbares Naturschutzgebiet. Insgesamt ist auch diese Ecke eine ruhige, aber mit Überraschungen: Beim Augenschmaus am Abendbuffet rauscht eine mir unbekannte junge Dame auf mich zu. „Sind Sie aus Waldbreitbach?“ ??? „Der Läufer?“ Dieser wächst augenblicklich um mindestens fünf cm. „Was kann ich für Dich tun, mein Schatz?“ Oder so ähnlich. Melanie Becker wohnt in unserem Nachbardorf Siebenmorgen und ist mit ihrem Sascha Halfmann zum Halbmarathon hier. Sachen gibt’s!

M4Y-Coach Andreas Butz ist etwas vor Beginn seines Laufcamps angereist und wir haben uns verabredet, gemeinsam neue Trails zu testen. Dies tun wir auf einer kleinen Halbinsel ganz im Nordosten, unterhalb von Formentor und ostwärts von Alcudia. Ein Rundkurs mit dem Ausgangspunkt Ermita de la Victoria bietet derart Traumhaftes, daß Elke und ich spontan beschließen, wegen genau dieser Wege nochmals zurückzukommen und diese eine Woche lang wandernd zu genießen. Es ist wirklich unglaublich, welche Naturschönheiten hier auf einen warten. Da kann sich auch Birgit Kuhlmann freuen, die glückliche Gewinnerin, die bei uns im März eine Reise nach Mallorca inkl. Marathonteilnahme gewonnen hat und, leider unerkannt, nur wenige Sekunden nach mir mit ihrem Mann beim Marathon die Ziellinie überschreiten wird.

Das leider zu lange nassgeschwitzte Staunen auf den Berggraten im Wind und (an diesem Tag) ohne Sonne bringt mir eine heftige Erkältung ein, die mich schon an meinem Marathonstart zweifeln läßt. Daß wir mit Freunden diesen Weg kurz darauf in praller Sonne bei 27 Grad nochmals abwandern und völlig dehydriert und mit leichtem Sonnenstich versehen zurückkehren, wirkt für die Gesundung auch nicht gerade förderlich. Alter schützt halt vor Torheit nicht. Aber es renkt sich wieder einigermaßen ein und am Freitag steht der Besuch der Marathonmesse an. Welch eine Location (muß man heute wohl sagen) im Parc de la Mar! Das Meer im Rücken, die Kathedrale im Hintergrund, ebenso einen kleinen See, man könnte es sich bei wiederum strahlendem Sonnenschein nicht schöner vorstellen.

Die Organisation, erneut in den bewährten Händen von eichels: Event, die auch den Hannover-Marathon managen, ist tadellos. Dann habe ich die Möglichkeit, die Starts des Walking- und Nordic Walking-Wettbewerbs zu erleben. Die Mädels der „Wilden 13“ machen schon jede Menge Alarm und werfen sich fotogen in Pose. Einen Riesenwirbel entfacht artiva, der neue Bekleidungsausrüster, der mit Macht auf den Markt drängt und dessen Shirts wir M4Y-Reporter schon seit Monaten testen: Er stellt nicht nur die Finisher-Shirts, sondern bietet auch an, diese für wenige Euronen mit seinem Namen bedrucken zu lassen. Die Nachfrage ist riesig und da freut sich Ernst Thürnau, der hier für artiva das Kommando führt.

Das wird eine warme Angelegenheit werden, aber nicht zuletzt deshalb sind wir ja auch hier. Man prophezeit uns, wie in den vergangenen Tagen, über 25 Grad, da gilt es wieder einmal, sich wie ein Kamel zu benehmen. Alles in allem erwarte ich einen eher ruhigen Lauf, auch die angebotenen Pacemaker für 4:00, 4:15 und 4:30 Std. sprechen dafür, daß es die wenigsten bierernst sehen und auf Teufel komm raus rennen werden. Und gerade darin werde ich mich gewaltig täuschen, denn der Median wird bei knapp unter vier Stunden liegen.

Im Stockdunklen fallen wir in Palma ein und sind bei den ersten, die sich im Parc de la Mar ausbreiten. Toller Service: Jede Menge Liegen stehen herum, auf denen man sich in bequemster Lage die Zeit bis zum Start vertreiben kann. Kurz vor 9 Uhr scharrt dann alles mit den Hufen und über unseren Köpfen schnurrt es. Dort nämlich fliegt eine Drohne, um die besten Bilder einzufangen. Die hier fliegt wenigstens, was mein Chef mit unserer nicht hinbekommt. Na gut, zugegeben, der Euro Hawk ist auch geringfügig größer, da hätten alle erschreckt die Birne eingezogen.

Im ersten von vier Startblöcken stehen die Zug- und Bremsläufer sowohl für 4 als auch 4:15 Stunden, soll das Rennen so langsam werden? Im Konfettiregen geht es auf der großen zweimal dreispurigen Uferstraße die ersten Meter in Richtung Yacht- und Kreuzfahrthafen. Sie ist abgesperrt und erlaubt sofort freies Laufen. Nicht ganz so frei bin ich heute unterwegs, denn blöderweise habe ich das Ladegerät für meine Kamera zuhause vergessen, daher kommt mein iPhone zu seinem ersten Kampfeinsatz, und das muß mit zwei Händen bedient werden. Schwierig wird die Bedienung auf der zweiten Hälfte werden, denn mit meinen feuchten Fingern wird es immer schwerer fallen, das Gerät zu entsperren. Schon stehen die ersten Leckerchen an der Seite und animieren gekonnt zum Naschen, ich aber bin verheiratet und darf nicht.

Bereits nach drei km bekommen wir das erste Mal zu trinken und das wird in weiser Voraussicht des noch Kommenden allgemein reichlich genutzt. Die Drittelliter-Wasserflaschen sind ideal, man kann sie mitnehmen, ohne daß große Mengen herausschwappen, und schön kühl ist das Nass auch noch. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit kleben mir die Klamotten bereits jetzt am Leib. Hielt ich es anfangs für eine prima Idee, zwecks guter Belüftung die Tight durch eine Schlabberhose ersetzt zu haben, erweist sich dies als wirkungslos, denn letztere liegt aufgrund der Feuchtigkeit genauso eng an der Haut.

Auf der Gegenseite rauschen die Führenden heran, die zu diesem Zeitpunkt bereits gute sechs km hinter sich haben, der Serien- und auch heutige Sieger, Miquel Capo Soler, liegt bereits vorne. Wenig danach folgt die spätere Siegerin, Sonja Oberem, die ich aber zum Knipsen zu spät erkenne, nur eine Anfeuerung kann ich noch hinterher schreien. Nach dem Wendepunkt bei km 5,5 machen wir, an mehreren historischen Geschütztürmen vorbei, einen kleinen Abstecher in ein etwas erhöht liegendes Militärmuseum. Von hier hat man einen tollen Ausblick auf den Hafen, der mir ein paar Extrameter wert ist.

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Informationen: Palma de Mallorca Marathon
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