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Laufberichte

Flaches Land und freundliche Menschen

14.06.08

Nach den beiden Stadtmarathons in Bonn und Essen wollte ich nun gerne mal wieder einen Landschaftslauf machen. Ein Blick in den Marathonkalender machte mich auf den Ostfrieslandmarathon aufmerksam.

Laut Ausschreibung geht hier die Strecke über Waldboden, Wanderwege und Asphalt durch die unterschiedliche Geest- und Moorlandschaft Ostfrieslands. Also genau das was ich suche.

Bereits zum neunten Mal richtet der TSV Hesel den Lauf in diesem Jahr aus. Neben dem Marathon werden ein Staffelmarathon, 2/3 Marathon, 10 und 5 KM Lauf sowie Schülerläufe angeboten. Die Strecke führt über drei Runden von je 14,065 KM durch die Ortschaften Hesel, Schwerinsdorf und Firrel. Drei Runden, das erinnert mich doch an Bertlich.

Also habe ich mich kurz entschlossen über das Internet angemeldet und bekam auch sofort meine Anmeldebestätigung. 18 Euro beträgt die Startgebühr, da muss man bei den Stadtmarathons schon erheblich tiefer in die Tasche greifen.

Der Start ist erst um 15:30 Uhr, so dass ich problemlos nach dem Frühstück anreisen kann. Mit meiner Frau und ihrer Freundin Christiane bilden wir wieder ein bewährtes Team. Problemlos erreichen wir Hesel und stärken uns erst einmal mit einem Nudelgericht.

Die Sportanlage des TSV Hesel haben wir schnell gefunden. Sofort werden wir mit einem freundlichen „Moin, wollt ihr hier auch laufen?“ von Karsten empfangen. Karsten gehört zum Helferaufgebot des TSV Hesel und ist selbst Marathonläufer. Leider bereitet ihm seit Jahresbeginn die Bandscheibe Probleme, so dass er z.Zt. seine läuferischen Aktivitäten zurückschrauben muss. Seine Frau und seine Tochter gehören auch zur Helferschar des TSV Hesel. 


Schon bald habe ich meine Startnummer in den Händen und treffe Volker Berka mit seinem Freund Ernst Güdelhöfer. Die beiden Laufveteranen sind oft zusammen unterwegs und haben sich schon so manches Duell geliefert. Volkers Sohn Frank ist heute beim Jubiläumslauf in Biel dabei.

Der LC Wuppertal hat seinen Vereinsausflug hierher gemacht. Mit fünfzig Vereinsmitgliedern sind sie angereist und nehmen heute auf den verschieden Strecken teil. Gestern waren sie noch in Papenburg und morgen werde sie sich noch Leer ansehen.

Um 14:00 beginnen die Bambini- und Schülerläufe mit großer Beteiligung. Da braucht man sich um den Nachwuchs keine Sorgen machen. Das Wetter ist heute für eine Laufveranstaltung ideal. Wechselnd bewölkt mit einzelnen Aufheiterungen. Nach den schwülwarmen Sommertagen hat es nun zur Wochenmitte auf angenehme 16 Grad abgekühlt. Trotz dunkler Wolken ab und an bleibt es während der gesamten Veranstaltung trocken.

So haben sich auch viele Aktive und Zuschauer eingefunden und geben dem ganzen einen volksfestartigen Charakter. Für das leibliche Wohl ist mit einer Cafeteria und einem Grillstand gesorgt. So können sich die Zuschauer während der gesamten Veranstaltung versorgen und die Zeit bis zur nächsten Runde überbrücken.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Im Fünfminutentakt werden Staffelmarathon, 2/3 Marathon und Marathon durch den Bürgermeister gestartet.Der 2/3 Marathon ist ein besonderes Angebot. Die ungewöhnliche Entfernung ergibt sich aus zwei Runden und für Marathonläufer besteht sogar das Angebot noch während des Laufes umzusteigen, wenn es mal nicht so gut läuft.

Um 15:30 ist der Start des Marathonlaufes und rund 70 Läufer haben sich eingefunden. Darunter ist auch der 80jährige Gert Kabbert aus Hamburg. Man sieht ihm sein Alter wirklich nicht an. Er wird den Lauf in knapp 5 Stunden beenden. Respekt!

In diesem Jahr hat man die Streckenführung geändert und der Kurs wird nun umgekehrt zu den Vorjahren geführt. Nach einem kurzen Auftaktstück in Hesel geht es auf einem Radweg 5 KM Richtung Firrel. Die Strecke ist gut gekennzeichnet und jeder Kilometer ist ausgeschildert. So kann ich meine Zwischenzeiten immer leicht überprüfen. Autos mit niederländischem Kennzeichen fahren hupend an mir vorbei. Anscheinend halten sie mich in meinem orangeroten Trikot für einen Landsmann.

Bald erreichen wir die erste Verpflegungsstelle. Insgesamt gibt es drei auf der Runde. Jede bietet mit Wasser, Isogetränken, Cola, Bananen und Apfelstücke alles was ein Läufer braucht.

In Firrel geht es ruhig zu. Mir fallen die schönen Häuser und die großen gepflegten Gärten auf. Zuschauer gibt es praktisch keine. Wenn wir einem Einheimischen begegnen,  kommt aber immer ein freundliches „Moin“.


Weiter geht es nun auf asphaltierten Wegen an Felder und Wiesen vorbei. Die Kühe und Windkrafträder geben der Landschaft das typische Ostfrieslandflair. Dann geht es für 4 Kilometer in sanften Wellen durch den Auricher Staatsforst. Hier ist der Untergrund schon mal etwas sandig und bremst das Tempo ab.

Als wir den Wald verlassen geht es wieder zurück zur Sportanlage. Die Spitze ist schon in der zweiten Runde und kommt uns entgegen. Für die erste Runde stoppe ich 1:15:40. Das läuft ja ganz gut. Hier stehen natürlich auch die meisten Zuschauer und unter ihnen sind meine beiden Fans und machen Fotos. Auch der Wechsel für den Staffelmarathon wird hier durchgeführt und entsprechend groß ist die Anteilnahme am Renngeschehen.

Nun kenne ich die Runde und kann mir ein Bild vom Streckenprofil machen. Steigungen gibt es keine, die hatte ich auch in Ostfriesland nicht erwartet. Nur der sandige Untergrund kostet etwas zusätzliche Kraft. Ich genieße die schöne Natur um mich herum. Das Feld ist ziemlich auseinander gezogen und nur selten überholt jetzt noch ein frischer Staffelläufer.Die Verpflegungsstellen kenne ich nun auch schon und weiß in welcher Reihenfolge die Angebote warten. Helfer rufen mir schon von weitem ihr Getränkeangebot zu und reichen die entsprechenden Becher an.

Weiter geht es. In Firrel hat man sich wohl schon zum Abendessen zurückgezogen. Wieder geht es durch den Wald und obwohl der Untergrund etwas Mühe macht, ist es eigentlich das schönste Stück der Strecke.

Wieder kommen mir Läufer aus der dritten Runde entgegen und schon höre ich die Stimme des Moderators am Stadion. 28 KM sind geschafft und das letzte Drittel kann beginnen. Kurz sieht es nach Regen aus, aber es bleibt trocken und die Wolken verziehen sich wieder.

Die 2/3-Läufer sind im Ziel und es wird nochmals ruhiger. Ab und zu sehe ich nun einen Läufer vor mir schwächeln und dann erwacht mein Jagdtrieb. In der letzten Woche bin ich beim Trainingslauf um diese Zeit unaufmerksam gewesen und schon lag ich auf der Nase. Die Schürfwunden und Prellungen bereiteten mir etwas Sorgen, aber zum Glück ist schon fast alles wieder verheilt. Hier brauche ich nicht zu kämpfen und überlasse mich meinen Gedanken. An den Versorgungsstellen tanke ich nochmals auf und hebe an den sandigen Stellen die Füße etwas höher.

Im Wald ist es still geworden und es breitet sich bereits eine Abendstimmung aus. Nochmals kann ich zwei Plätze gutmachen.Schon kommt Hesel näher und im Stadion wird jeder Finisher begeistert begrüßt. Ich verpasse trotz Endspurt knapp die 4 Stunden und  erreiche das Ziel in 4:00:18 und damit Platz 2 in meiner Altersklasse M60. Für jeden gibt es eine schöne Medaille und später noch eine Urkunde.

Meine Frau hat wieder den Zieleinlauf fotografiert und gratuliert mir zum erfolgreichen Marathonlauf.  Der Moderator möchte noch gerne wissen, wo denn Bergheide liegt. Auch dieses Geheimnis kann gelöst werden. Wir kommen aus Oberhausen.

Nach dem Duschen gibt es kostenlos eine leckere Gemüsesuppe und alkoholfreies Bier ist auch im Angebot. Wir schauen uns noch den restlichen Zieleinlauf an und genießen die familiäre Atmosphäre. Besonderen Beifall erhält nochmals  Gert Kabbert für seine tolle Leistung in der M80.

Eine Sollzeit gibt es hier nicht. Notfalls bleibt das Ziel bis 24 Uhr offen, doch das ist heute nicht nötig. Karsten ist auch wieder von seinem Posten zurück. Wir versprechen uns, dass er im nächsten Jahr in Oberhausen startet und wir wieder nach Hesel kommen.

Auf die sich noch anschließende Marathon-Night-Party müssen wir leider, aufgrund der späten Stunde und der noch 235 KM Rückfahrt verzichten. Den 9. Ostfrieslandmarathon werden wir aber lange in guter Erinnerung behalten.

 

Informationen: Ostfrieslandmarathon
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