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Laufberichte

Bissendorf statt Pisa

26.08.06

Mein 200ster


Eigentlich sollte mein 200. Marathon bereits in Pisa sein, doch eine Knieverletzung und die dadurch notwendig gewordene Operation machten den Plan zunichte. Wer aber wie ich seit 10 Jahren mit Leukämie über die Marathonstrecken rennt, lässt sich von einem lädierten Knie nicht unterkriegen.

 

In Pisa war dann eben „erst“ mein 196. Marathon und danach trainierte ich mit meinem Knorpelriss bis zur OP am 12.06. locker weiter. Dann war die Operation: Vollnarkose, Knorpel geglättet, am gleichen Nachmittag nach Hause. 2 Tage später Krankengymnastik, eine Woche danach Punktion und nach zwei Wochen erste Laufversuche.

 

Dank an Dr. Ohnhold und an sein Praxisteam, die mich schnell wieder hinbekommen haben.

 

Am 23.07. wollte ich in Bremerhaven wieder Marathon laufen. Das ist mir ja mir einer Zeit unter 04:30 Std. auch gut gelungen. Mein operiertes Knie merkte ich natürlich aber es wurde nicht dick.

 

6 Tage später in Bad Pyrmont ging ich gleich wieder auf den Marathonkurs, diesmal auf eine hügelige Strecke. Dort merkte ich doch,  dass ich eine Zeit lang nicht in den Bergen war. Ab km 30 hatte ich ein paar Probleme, aber ich kam ins Ziel und das war wichtig. Eine Woche später war ich in Rostock – da lief es wieder besser und ich brachte den 199. Marathon nach Hause.

 

Jetzt gönnte ich mir 3 Wochen Pause. Per Email wünschte ich mir zum Jubi-Lauf die standesgemäße 200 als Startnummer. Sofort kam die Bestätigung.

 

Ich freute mich auf den Lauf. Der Samstag begann allerdings nicht verheißungsvoll. Nur Regen, sollte ich vielleicht lieber im Bett bleiben?

 

Ich fuhr trotzdem die 6 km zu Heiner und so machten  wir uns gemeinsam gegen 13:00 Uhr im Dauerregen auf den Weg nach Bissendorf. Der Regen ließ nicht nach, er wurde eher noch stärker. Ein Stau auf der Autobahn bei Bad Oeynhausen kam auch noch dazu. Aber mein Heiner, hier geboren und aufgewachsen, kannte einen Schleichweg und so konnten wir den Stau clever umfahren.

 

Wir erinnerten uns an den März, die Fahrt nach Husum im starken Schneefall. In Husum war dann alles vorbei. In dem Moment wird tatsächlich am Horizont der Himmel heller und es hörte auf zu regnen. Kurz darauf erreichten wir Bissendorf, dort war alles trocken.

 

Eine Stunde hatten wir noch Zeit. Also noch ein Stück Kuchen von dem Büffet mit der großen Auswahl. Dann holte ich meine Startnummer 200 ab und erhielt zu meiner Überraschung und großen Freude dazu noch Sonderausführung mit Lorbeerkranz.

 

Umkleideräume und Duschen waren gleich in der Halle gegenüber und so waren wir im Nu zusammen mit ungefähr 60 anderen startklar, um die 42 Kilometer durch die hügelige Landschaft zu absolvieren. Ich wurde extra begrüßt und als sich dann auch noch die Sonne zeigte wusste ich, dass ich auch den Segen von oben hatte.

 

Der erste Kilometer ging leicht bergauf aus Bissendorf hinaus, in die Felder und weiter an Wiesen und Koppeln vorbei. Idyllische Dörfer und Siedlungen sorgten immer wieder Abwechslung. Wir liefen am Sportplatz vorbei, Eintracht Nemden hatte  wie 2005 ein Heimspiel. Gerade wurde ein herrlicher Pass in die Spitze gespielt, der Außenverteidiger erlief sich den Ball, legte ihn sich vor, stand auf einmal alleine vor dem Torwart, schießt, der Keeper lenkt zur Ecke. Den hätte ich zu meiner Zeit aber rein gemacht, denke ich.

 

Ich lief auf km 10 zu. Dieses Stück ging stetig bergauf zu einem kleinen Wäldchen, wo wie immer  eine Verpflegungsstelle auf uns wartete. Gerade richtig nach der Anstrengung. Weiter ging es durch Felder und Wiesen nach Himbergen und danach kam schon  wieder Bissendorf in Sicht.


Nach 15 km erreichten wir Bissendorf und liefen noch eine Schleife ins nächste Dorf – Eistrup. Hier betreuten einige Jugendlich hervorragend die Verpflegungsstelle und hörten Bundesliga. Ich erkundigte mich nach Hannover 96, denn inzwischen musste ja das Spiel fast rum sein.

„3:0 für Aachen.“  Unglaublich für mich. Deshalb die Rückfrage: „Du lügst doch, oder?“ Der Junge bliebbei seiner Aussage. „Jetzt hast Du wohl keine Lust mehr weiter zu laufen“. „Oh doch. Mein Oddset Tipp ist für Aachen.Bis nachher dann in der 2 Runde“.

 

Bissendorf war wieder in Sicht und  noch mal ging es leicht bergauf zur 2 Runde. Weil der Sprecher noch einmal mein Jubiläum und meine Krankheit erwähnte, bekam ich viel Beifall. Ich hoffe immer, dass ich mit meinem Leben anderen ein Beispiel dafür geben kann, nie aufzugeben.

 

In Nemden ist das Spiel inzwischen mit unbekanntem Resultat zu Ende gegangen. Egal, ich musste wieder diese leicht ansteigende Strasse hoch und hatte von km 30-35 einen leichten Durchhänger. Aber in Bissendorf zur letzten Schleife nach Eistrup ging es mir wieder besser. Ich fragte noch einmal nach meinen 96er und bekam das 0:3 bestätigt.

 

Nachdem ich auch die anderen Bundesligaergebnisse erfahren hatte, lief ich die letzten 5 km zum Ziel. In Gedanken ließ ich alle 199 Marathonläufe Revue passieren und überlegte, wie viel nette und freundliche Marathonläufer und Läuferinnen ich kennen gelernt habe.

 

Sabine aus dem Westerwald möchte ich unbedingt erwähnen. Für sie war ich ja Ansporn, ebenfalls auf Sammeltour zu gehen. Inzwischen ist auch sie bei 100 Marathons angekommen.  Und Heiner natürlich - als ich Ihn kennen lernte, hatte er weniger Marathonläufe als ich. Inzwischen hat er mich deutlich überholt.

 

Inzwischen hatte ich das letzte leicht ansteigenden Stück vor mir, eine Kurve noch, dann stehen da zwei kleine Mädchen und halten mir die Medaille entgegen. Echt süß,  ich hätte die beiden drücken können. Aber es wartete da noch jemand auf mich, um mir ein speziell angefertigtes T-Shirt mit einer 200 im Lorbeerkranz zu überreichen. Ein krönender Abschluss, bei dem doch ein Tränchen floss. 

 

Es war richtig, hier mein Jubiläum zu feiern. Ich werde auch 2007 wieder kommen.  Nach dem Duschen stärkten Heiner und ich uns noch am Bratwurststand und fuhren zurück nach Nordstemmen. Ein besonders schöner Tag ging zu Ende. Vielen Dank,  Ihr lieben OLMer.

 

PS: Meine 96er hatten verloren, mein Oddset gewonnen !!!

 

Informationen: Osnabrücker Land-Marathon
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