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Laufberichte

Von der Autobahn zur Donau

23.04.06

"We are the champions"

 

Neuer Strecken- und Teilnehmerrekord, traumhaftes Laufwetter, hervorragende Organisation - der Linz Marathon 2006 war eine mehr als gelungene Veranstaltung. Insgesamt fast 12.000 Sportler nahmen an den verschiedenen Wettbewerben am Samstag und Sonntag teil. Bei den Herren siegte der ursprünglich als Hase engagierte Kenianer Benjamin Itok in 2:10:47, was eine Verbesserung des Streckenrekords um circa 2 1/2 Minuten bedeutete. Bester einheimischer Läufer war Franz Springer auf Platz 4 (2:30:56). Bei den Damen setzte sich Olena Samko ebenfalls aus Kenia durch. Ingesamt orientiert sich der Linz Marathon jedoch mehr an Freizeit- als an Eliteläufern. Außer von den angeheuerten "Zugpferden" wurden keine herausragenden Zeiten erzielt. Vor allem auf Grund der nicht einfachen Strecke, den etwas zu warmen Temperaturen und des dünnen Elitefeldes sind diese jedoch als sehr beachtlich einzuschätzen.

 

Zunächst nun jedoch zum organisatorischen Rahmen. Anders als bei den meisten Laufveranstaltungen ist es in Linz nicht möglich, die Startunterlagen erst am Renntag abzuholen. Dies stellt jedoch kein größeres Problem dar, da im Vorfeld in verschiedenen Städten (Graz, Wien, Passau und Linz) dazu die Möglichkeit bestand und Läufer, die nicht aus der Umgebung sind, auf Grund der recht frühen Startzeit von 9.15 Uhr ohnehin am Vortag anreisen sollten. Im Brucknerhaus fand sowohl die Startnummernausgabe, die (überschaubare) Marathonmesse sowie die Pastaparty statt. Alles sehr gut organisiert, keine Wartezeiten und auch ein wesentlich schönerer Rahmen als die Zeltstadt und Messehallenatmosphäre anderer Großveranstaltungen. Das wunderbare Wetter und die Lage im Donaupark luden dazu ein, sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen und sich die Kinderläufe ("Junior Marathon" – 2.000 Teilnehmer) anzuschauen.

 

Eine Besonderheit des Linz Marathon ist sicherlich der Start auf einer Autobahnbrücke. Das sieht nicht nur von oben toll aus, sondern ist auch für die Läufer ein eindrucksvolles Erlebnis. Beide Fahrspuren sind gesperrt und zumindest auf der Marathonseite ist auch noch kurz vor dem Start genügend Platz, sich einzuordnen. Um Punkt 9.15 Uhr fällt der Startschuss und zu den Klängen von Queen´s "We are the champions" setzt sich das Feld in Bewegung. Auf Grund der Breite der Fahrbahn und der richtig eingeordneten Läufer klappt der Start völlig reibungslos. Eigentlich ab dem ersten Meter kann man sein Tempo laufen und die Neigung auf den ersten 2,5 km tut ihr Übriges, damit die Läufer gut ins Rollen kommen.

 

So ein toller Start ins Rennen ohne das gewohnte Zick-Zack-Laufen macht Laune und viele Läufer waren wohl dazu verleitet, zu schnell anzugehen. Das zu früh positionierte 1km-Schild sorgte aber sicher bei dem ein oder anderen für einen pädagogisch wertvollen Schrecken. Unmittelbar nach der Brücke trennten sich die kürzeren Distanzen (Halb- und Viertelmarathon) vom Marathon und vom Staffelbewerb.

 

Nach 2,5 km geht es runter von der Autobahn und in einem leicht welligen Bogen zurück an die Donau. Schon hier sind zahlreiche Anwohner an der Strecke und feuern die Läufer freundlich an. Ab Kilometer 5 hat man Linz und den Vorort Plesching hinter sich gelassen und es geht Donau abwärts. Hier kann man auf der flachen Strecke sein Tempo finden. Kurz vor km 10 steht der erste Staffelwechsel an, was für viele Marathonteilnehmer ein ungewohntes Bild ist. Ebenfalls dort werden erstmals (wie noch an den meisten der folgenden "Labestellen") praktische 0,5 Liter Wasserflaschen gereicht. Gerade bei den steigenden Temperaturen im Laufe des Rennens stellt sich die als wahre Wohltat heraus. Ohne Zeitverlust kann man so weitaus mehr trinken als mit den üblichen Pappbechern. Es wäre wünschenswert, wenn auch andere Veranstalter hier dem Linzer Vorbild folgen würden. Insgesamt ist die Versorgung der Läufer sehr gut. Neben den obligatorischen Bananen und Isodrinks gibt es ab Kilometer 20 an mehreren Ständen Gels und Riegel.

 

Zurück zum Rennen. Ab Kilometer 10 läuft man, dem "Untertitel" der Veranstaltung - "der Donau Marathon" gerecht werdend, direkt an einem Radweg am Fluss. Circa 5 Kilometer geht es flussaufwärts zurück nach Linz. Der Lauf durch den Stadtteil "Urfahrt" gestaltet sich auch sehr kurzweilig und abwechslungsreich.

 

Viele Linzer sind an die Strecke gekommen und haben Applaus und witzige Anfeuerung für die Läufer übrig. Kurz nach der oberösterreichischen Blaskapelle am "Fan Corner" folgt die Zeitmessmatte für die Halbzeit und es geht zurück über eine Eisenbahnbrücke über die Donau.

 

Nun folgt ein mäßig interessanter Streckenabschnitt. Mit leichter Steigung geht es durch Gewerbegebiete. Jedoch finden sich auch hier immer wieder Anwohner, die die Läufer aufmuntern. Zwischen Kilometer 29 und 34 hat man das Gefühl, schon gar nicht mehr in der Stadt zu sein. Es geht durch Schrebergärten, einen angenehm Schatten spendenden Wald und durch recht dörflich wirkende Stadtteile.

 

In der Innenstadt spielen sich dann die letzten Kilometer des Spektakels ab. Die letzten 4 Streckenkilometer schlängeln sich in S-Form zum Ziel am Hauptplatz. Hier sind die Straßen wieder sehr belebt. Bevor man auf die 1 km lange "Zielgerade" einbiegt, wird man in der Goethestraße mit klassischer Musik beschallt. Wieder eine gute Idee der Organisatoren und ein weiteres Detail, das zu einer sehr gelungen Laufveranstaltung beiträgt.

 

Der letzte Kilometer läuft sich fast von selbst. Auch wenn es auf den letzten 600 m über holpriges Kopfsteinpflaster geht, so tragen die Anfeuerung der Zuschauer, die Musik und die Aussicht auf den nahenden Hauptplatz die Läufer ins Ziel. Im Gegensatz zum letzten Jahr enden die verschiedenen Bewerbe heuer dort. Auch der Zielbereicht ist mit großem Aufwand gestaltet. Aber der Platz stellt auch ohne "Dekoration" eine tolle und stimmungsvolle Kulisse für den Zieleinlauf dar.

 

Die Finisher können sich anschließend in einem abgesperrten Innenhof ausgiebig verköstigen. Von Bier bis Kuchen ist alles da, was das erschöpfte Läuferherz begehrt. Ich selbst halte mich allerdings nicht lange dort auf, denn ich will mich mit meiner mitgereisten Freundin über meine für mich gute Zeit (3:35:41) und den schönen Lauf freuen.

 

Insgesamt war der Linz Marathon 2006 eine äußerst gelungene Veranstaltung mit ausgezeichneter Organisation. Die Strecke ist nicht völlig flach, aber dafür kurzweilig und abwechslungsreich.

 

Nach meiner persönlichen Einschätzung gibt es lediglich ein Manko: der Staffelmarathon. Es ist zumindest gewöhnungsbedürftig, dass das Rennen ständig durcheinander gewirbelt wird. Bei reinen Marathonläufen sortiert sich ja das Läuferfeld recht schnell und es bilden sich kleinere Gruppen. Auch ist zumindest für mich sehr hilfreich "Leidensgenossen" zu haben, an denen ich mich orientieren kann. Entsprechend ist es irritierend, gegen Ende des Rennens noch auf taufrische Läufer zu treffen, die ihren knapp 7 km langen Schlussabschnitt absolvieren. Letztendlich wurde mir auch nicht klar, wieso der Staffelmarathon angeboten wurde, wenn doch mit dem "Viertel(!)marathon" eine kurze Laufdistanz zur Auswahl stand. Es drängt sich ein wenig der Verdacht auf, dass es hier (auch) darum ging, eine möglichst imposante Teilnehmerzahl zu erzielen. Von den insgesamt fast 12.000 Teilnehmern waren knapp 1.000 Marathonis.

 

Nichtsdestotrotz kann ich Linz wärmstens empfehlen. Die Stadt an sich ist eine Reise wert und der Marathon braucht sich hinsichtlich Strecke, Zuschauerresonanz und Organisation keinesfalls verstecken.

 

Informationen: Oberbank Linz Donau Marathon
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