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Laufberichte

Versprechen eingelöst

17.05.09
Autor: Klaus Duwe

Immer noch südwärts auf der Verkehrsstraße laufend sieht man unten auf dem Donauradweg mit sieben Kilometer Vorsprung die Spitzenläufer aus Kenia spurten. Wenig später folgt eine Fünfergruppe zwischen zwei Bikern, in deren Mitte Eva Maria Gradwohl an der wehenden blonden Mähne leicht zu erkennen ist. Bis vor kurzem war sie noch Österreichische Rekordhalterin über die Marathondistanz. „Eeevaaa, gib Gas“, brülle ich hinunter. Meine Aufforderung wird gehört, sie winkt dem unbekannten Fan zu.

Kurz vor der 10km-Marke ist für die Staffelläufer der erste Wechsel. Das Geschehen wird für die vielen Zuschauer fachkundig kommentiert und von Musik begleitet. Gleichzeitig verlassen wir die Straße und erreichen kurz vor der Steyregger Brücke den Donauradweg, wo mich Christine einholt und anspricht. Gestern hatte sie schon einmal eine Begegnung mit m4y – sie war beim Rennsteiglauf und dort ist ihr der Joe über den Weg gelaufen. Was sie sonst noch so über ihr liebstes Laufportal zu sagen weiß, lasse ich mal weg. Ich werde sonst rot beim Schreiben.

Wenn es entlang von Seen und Flüssen geht, komme ich regelmäßig ins Schwärmen. Und wenn dazu die Sonne scheint, erst recht. Heute ist ein genialer Tag und der Streckenabschnitt passt dazu. Ich genieße den Lauf, die Menschen, die gegensätzliche Umgebung mit üppig grüner Natur auf der einen und qualmenden Schornsteinen auf der anderen Seite. Auf der Donau fährt ein Musikdampfer mit hüpfenden und kreischenden Cheerleaders auf und ab. Ihre Anfeuerungen erinnern mich daran, dass ich beim Marathon, nicht bei einem  Sonntagsläufchen  bin.

Nach einer kurzen Rampe verlassen wir das Flussufer und kommen zum „Plesch“, wie der Pleschinger See (km 14) kurz genannt wird. Früher war er eine Schottergrube,  jetzt ein beliebtes Naherholungsgebiet und Badeparadies. Im Winter tummeln sich hier Eisläufer und Eisstockschützen. 

Km 15, die Stadt hat uns wieder. Viele Zuschauergruppen stehen entlang der Straße oder versammeln sich zum Frühschoppen mit handgemachter Musik. Die Stimmung ist klasse.  Nach dem Bruckner-Konservatorium (km 20) in Urfahr führt uns eine kurze Pendelstrecke entlang der Stadtmauer, hinter der die Pfarrkirche und das gläserne Ars Electronica Center (Museum der Zukunft) zu sehen sind.

Läufer lieben Brücken (wenn keine großen Anstiege damit verbunden sind). Die Eisenbahnbrücke (km 22) bei Urfahr ist ein Prachtexemplar. Ganz aus Eisen zusammengenietet, zeugt von der Baukunst Ende des 19. Jahrhunderts. Links sieht man zur Voestbrücke, rechts die turmreiche Silhuette der Altstadt. Akustisch untermalt wird die Flussquerung von „Wassermusik“, die mich daran erinnert, entweder ein Dixi oder einen Strauch aufzusuchen.

Auf der Gruberstraße geht es südwärts durch typische Wohnsiedlungen aus unterschiedlicher Zeit. Große Menschenansammlungen gibt es hier keine, aber überall finden sich ein paar Leute zusammen und unterstützen die Marathonis mit Zuspruch und Getränken. Das kommt sehr gut an, denn nicht die Masse macht’s, auf die Herzlichkeit kommt es an.

Action, viele Zuschauer und gute Stimmung gibt es wieder in der Powerade Zone, die bei km 27 und später wieder bei km 36 erreicht wird. Auf den nächsten zwei Kilometern gibt es zunächst „Gegenverkehr“, dann wird es ruhig. Denke ich, aber schon ist wieder ein Lärminstrument zu hören. Auch an entlegenen Stellen postieren sich Fans und unterstützen die Läufer. Ich bin beeindruckt.

Und überrascht. Linz ist eine Industriestadt und hat bestimmt seine nicht ganz so attraktiven Seiten, aber viele Grünzonen. Zum Beispiel den Wasserwald (km 31), ein Paradies für Jogger und Walker. „Am langen Zaun“ heißt die schmale Siedlungsstraße mit den schmucken Einfamilienhäuschen hier. „Hast du Durst, hast du Hunger?“, werde ich gefragt und eine Frau rennt so lange neben mir her, bis ich ihr die Wasserflasche abnehme.

Die vielen Absperrgitter beim Spar-Einkaufszentrum (km 32) deuten darauf hin, dass hier einmal mehr Zuschauer waren. Aber jetzt ist es Mittag, die Leute sind beim Essen. Kann sein, dass sich der eine oder andere Läufer, den ich jetzt in einsamen Wohngassen überhole, die Sinnfrage stellt oder Frust bekommt. Nach langer Zwangspause genieße ich es dankbar, gesund zu sein und laufen zu können – kein Raum für negativen Gedanken. Dass die Musiker bei km 35 bereits von „live“ auf „Konserve“ umgestellt haben, stört mich auch nicht. Ich wollte in der Hitze auch nicht rum stehen – da lauf ich lieber.

Natürlich kommt mir auf dem Begegnungsstück keiner mehr entgegen. Dafür überhole ich immer mehr zu Gehern gewordene Läufer. Erstmals seit meinem Comeback verschont mich der Hammermann. Zwar bin ich auf der zweiten Hälfte langsamer, führe das aber nicht auf mein Tempo, sondern auf die vermehrten Erfrischungspausen zurück.

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Informationen: Oberbank Linz Donau Marathon
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