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Laufberichte

Öfter mal was Neues

03.07.05

Nichts bleibt gleich. Es gibt einen Anfang und ein Ende, dazwischen Veränderung und Bewegung.

 

So ist der Lauf der Dinge. Die Natur macht es uns täglich vor. Auch die Nordsee, sie kommt und geht – immer im Wechsel der Gezeiten.

 

Als sie am Sonntag, den 03.07. gegangen war, tauchten die Marathonläufer auf.

 

Vier Jahre spukten Christian Hottas, noch immer 1.Vorsitzender des 100 Marathonclub und jetzt Initiator von Fun- und Erlebnis-Marathons, die 42,2 km durchs Wattenmeer im Kopf herum. Im März wurde der Termin für den 03.07.05 angesetzt. Die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer hatte schnell ihr okay gegeben. Der Cuxhavener Landrat Kai-Uwe Bielefeld übernahm die Schirmherrschaft.

 

Das alles habe ich bis vor 2 Wochen nur am Rande mitbekommen, denn dort mitlaufen wollte ich beim besten Willen nicht. Dann der Anruf von Heiner und die Information, dass er sich anmelden will. Warum ich ihm da gesagt habe, dass er mich mit melden soll,  weiß ich bis heute nicht.

Schließlich habe ich noch den Strandmarathon in Dänemark vor mir. Dort treffe ich Christian und frage schon mal vorsichtig nach, wie das so ist im Watt. „Zeitlimit 5:30 Stunden und wer bei Flut noch nicht zurück ist, muss sich halt einen Rettungskorb suchen und die Bergung selber bezahlen,“ bekomme ich zur Antwort. Das sind ja gute Aussichten.

 

Den Strandmarathon habe ich dann gut überstanden und auch mein Quartalstest wegen meiner Leukämie fiel gut aus. „Laufen Sie unbesorgt weiter,“ geben mir die Ärzte auf den Weg. Also auf in Watt.

 

Am Sonntag 10:45 Uhr machen sich Heiner und ich auf den Weg zum weltweit ersten Marathon auf dem Meeresboden nach Cuxhaven. Weltpremiere, hört sich doch super an. 


13:15 Uhr stehen wir auf dem Parkplatz in Cuxhaven Duhnen. Bis zum Start um 14:30 Uhr ist noch ein bisschen Zeit und wir gehen mal zum Anfang des Wattwanderweges, wo auch der Start sein wird. Einige Läufer sind schon da, die meisten aus dem 100er Club und auch Klaus, den ich zuletzt in Pisa getroffen habe.

 

Heiner bemerkt meinen skeptischen Blick auf’s Wasser und meint, dass es bis zum Start noch etwas weniger sein wird. Auf was hab ich mich da eingelassen? Viele Läufer waren wir ja nicht, insgesamt 29 Männer und 5 Frauen aus 3 Nationen. Wer will schon auf dem Meeresboden laufen?

Noch einige Infos von Christian, der mit dem Fuß die Startlinie in den Sand zieht. Mein Höhenmesser zeigt  minus 23 Meter - so tief war ich noch nie.

 

14:30 Uhr geht’s dann los. Zunächst zweimal eine Pendelstrecke zur DLRG-Station nahe der Kugelbake, Cuxhavens Wahrzeichen, immer ungefähr 50 -100 Meter vom Strand entfernt - also auf dem Meeresboden. Natürlich ist es recht matschig und Wasser ist auch noch reichlich da. Die Schuhe sind jedenfalls schon nach wenigen Metern durchnässt.

 

Nach 9,2 km wird es dann richtig ernst. es geht auf den Wattwanderweg. Kilometer für Kilometer zieht sich die Strecke nun durch die Nordsee, immer wieder durch kleinere und größere Restwasserpfützen, die vereinzelt auch Knietiefe und einmal Hüfttiefe erreichen. Nur durch kleine Gräserbüschel ist dieser Wattwanderweg zu erkennen. Nach 4 Kilometer ist der Abzweig erreicht, an dem von links der Weg aus Sahlenburg zu unserem hinzu stößt. Immer wieder sind  kleinere Bäche zu queren und knietiefe Priele und Muschelbänke.

 

Am Horizont ist der Leuchturm von Neuwerk zu sehen,der langsam näher zu kommen scheint. Die Sonne brennt vom Himmel, kein Windchen geht. Ideales Wetter für dieses Vorhaben.

 

Nach 2:20 Std. erreiche ich Neuwerk. Hier ist Ingo Adam mit dem Trecker vorgefahren, wir können uns beim Halbmarathonpunkt verpflegen und die Trinkflasche noch mal voll machen. Vorhin ist der erste Läufer vorbeigekommen, fast ist er über’s Watt geflogen. Heiner liegt kurz vor mir dort und auf dem Rückweg kann ich sehen, dass auch noch einige hinter mir sind, die durchaus ihren Spaß haben. Den habe ich auch – beide Schuhe völlig durchnässt und der Nordseematsch macht sich mittlerweile in den Socken breit.

 

Jetzt höre ich schon Grillen zirpen. Spinn ich, geht die Phantasie mit mir durch? Es beruhigt mich schon, als ich nach dem Lauf höre, dass im Wattboden hunderttausende kleiner Tierchen das so genannte „Wattknistern“ verursachen,  das sich tatsächlich wie das Zirpen von Grillen anhört.

Der Rückweg ist nicht leichter, dafür sorgen die von Neuwerk zurückkehrenden Wattkutschen für Abwechslung. Im Vorbeifahren ist ein kleiner Plausch mit den Fahrgästen immer möglich.
Dass wir freiwillig 42 Kilometer durch die Nordsee laufen und auch noch dafür bezahlen, will auf dem Kutschenwagen allerdings niemand verstehen.

 

Irgendwann kommt endlich das Festland wieder näher, die Verpflegung an Start und Ziel lockt. Nicole und Thorsten Themm haben hier alles prima im Griff. Thorsten darf  erst mal meinen Schuh ausziehen und die Socke auswringen und den Sand rausschütteln. Ein Blick auf die Uhr.3:57 Std. sind vergangen und bin jetzt bei km 33. Ich bin also gut in der Zeit.

 

Jetzt noch zwei mal die Pendelstrecke vom Beginn des Laufes. Auf diesem Streckenteil wird es auch wieder geselliger. Ich sehe die vor mir Laufenden und die hinter mir Liegenden. Auch Heiner „finde“ ich wieder. Er ist am Wendepunkt Richtung Kugelbake nur noch 500 Meter vor mir. An diesem Punkt hält Krzysztof Szlachetka einsam seit 14:30 Uhr die Stellung. Er macht eine Markierung auf die Startnummer, als Beleg dass ich passiert habe. Auch Verpflegung hält er noch immer bereit.

 

Es ist schon ein verrücktes Bild: Krzysztof mit seinem Verpflegungstisch einsam im Watt, rechts und links nichts außer nassem Sand,  und hinter Ihm, manchmal fast zum Greifen nah, Frachter und andere Schiffe, die die 13 km breite Elbmündung passieren.

 

Ich verabschiede mich von ihm und laufe weiter. Die letzten gut 2 Kilometer sind ein Genuss. Die Sonne steht schon tief und am Horizont ist der Leuchtturm von Neuwerk zu sehen. Die Flut lässt noch immer auf sich warten. Heiner ist kurz vor mir im Ziel angekommen und begrüßt mich mit den Worten: „Und jetzt noch mal nach Neuwerk“. Aber nicht mehr heute.

 

Heiner’s Zeit 5:06 Std. und damit Platz 25. Ich brauche 5:11 Std. und belege Platz  27.

 

Mit dem Laufen hast Du die Möglichkeit, Dir eine Freude zu machen, deren Dauer Du selbst bestimmen kannst. In diesem Sinne ....

 

Informationen: Nordsee Meeresboden Marathon
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