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Laufberichte

Mia san Marathon

09.10.11

Auf den Gefällmetern, die uns die Streckenführung zum Isartor hin schenkt, lässt es Petra laufen. Wo hat sie die Kraft her, frage ich mich. Das Deutsche Museum, wohin jeder Bayer schon mal in Schuljahren einen Ausflug machte, liegt hinter uns.

Die Uhr am Isartor zeigt knapp vor halb eins, Kilometer 29. Das Fresko zwischen beiden Flankentürmen zeigt den Siegeszug von Kaiser Ludwig des Bayern nach der Schlacht bei Ampfing im Jahr 1322. Wer kennt noch die Katze von Ampfing, die auch so mansche Schlacht durchfechten musste?

Nur einen Katzensprung weiter das nächste Highlight. Der Marienplatz und das Neue Rathaus. Jochen Heringhaus alias VanMan moderiert bei Musik. Vorbeilaufende werden am laufenden Band namentlich angekündigt.

Letztes Jahr habe ich euch eine Weißwurstgeschichte erzählt. Heuer gibt es ein anderes Schmankerl und Mangdratzerl. Kennt ihr an Obatzdn, unsere boarische Spezialität? Man braucht Romadur, Butter, Quark, Zwiebel. Romadur und Zwiebeln. Diese klein schneiden und dann mit Butter und Quark verrühren. Abgeschmeckt wird das mit Paprika, wenig Kümmel, Schnittlauchröllchen und Salz und Pfeffer. Kalt stellen. Gegessen wird der Obatzde mit Brezn und am gscheiten Bier. Der im Supermarkt erhältliche Obatzde is für die Preißn gedacht. Der Bayer macht diese Leckerei selbst.

Beim Sendlinger Tor liegen bereits 30 Kilometer hinter uns und die Frau neben mir macht keine Anstalten, zu schwächeln. Ludwig der Bayer ließ 1285 bis 1337 die zweite Stadtbefestigung errichten. Als Durchlass durch die Stadtmauer entstand da das Sendlinger Tor. Wir ändern unsere Richtung nach Nordost und laufen erneut am Rathaus vorbei. Mittlerweile stehen viele Zuschauer an den Absperrungen und klatschen den Sportlern zu.

 

Feiermeile Schwabing

 

Nationaltheater und Odeonsplatz sind die nächsten Punkte, die wir anlaufen. Die Feldherrnhalle und Theatinerkirche erfreuen das Auge des Läufers. Ja, schnell verlassen wir die Altstadt und sind wieder in der Partymeile Schwabings, wo jetzt auch mehr Zuschauerzuspruch festzustellen ist. Eine weitere Sambaband trommelt wie verrückt.

Kilometer 32, wir biegen jetzt auf die Runde zum Karolinenplatz ab. Hier können wir immer wieder die vor und nach uns laufenden Marathonis beobachten. Und bei diesem Zeitvertreib sieht Petra Melanie auf der andern Seite kurz vor dem 3.15-Pacer. Ich sehe Markus gleich daneben. Die beiden reitet der Teufel. Wahnsinn.

Königsplatz: Diesen Ort konzipierte König Ludwig I. mit seinen Architekten Leo von Klenze. Bauten des Klassizismus wie die Glyptothek, die staatliche Antikensammlung mit seinem wuchtigen Portal und die Prophyläen lassen uns immer wieder links und rechts der Strecke schauen. Am Karolinenplatz (Kilometer 34) sehen wir den Obelisken, den Leo von Klenze 1833 als Denkmal für die 30000 in napoleonischen Russlandfeldzug gefallenen Bayern geschaffen hat. Der Rückweg zur Partymeile ist schnell vorbei.

Wir laufen wieder auf der Ludwigstraße. Ein kurzes Pendelstück bis zum Altstadtringtunnel, dann drehen wir wieder stadtauswärts. Petra futtert ihr letztes Gel an der PowerZone der Weißbierbrauerei aus dem Nordosten von München.

 

Drücken zur Bestzeit

 

Kurz nach der Universität bei Kilometer 37 checke ich die Zeit auf meiner Kamera. Ich muss zweimal hinschauen, denn wenn wir weiter einen Fünferschnitt laufen, dann reicht es bei Petra für eine Bestzeit. Ich wage es jedoch nicht, das auszusprechen, nicht dass sie mir verkrampft. Mein Entschluss, das Tempo leicht zu steigern und jetzt einen Schritt vorne zu sein. Bisher war das anders.

Das bleibt Petra nicht lange verborgen. „Warum läufst du jetzt vorne?“ fragt sie. „Hast Du auf die Uhr geschaut“, sage ich, um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Sie:  „Wir sind auf Bestzeit.“ Aha, das hat sie auch schon mitgekriegt.

Franz-Joseph-Straße und Elisabethstraße, jeder Schritt bringt uns dem Ziel näher. Die vollbusigen Männer vom letzten Jahr mit dem Bier sind wahrscheinlich dem Sparstift zum Opfer gefallen.

Kilometer 40, letzte Verpflegungsstelle, Petra greift sich noch mal einen Becher Aqua. Ja, die Versorgung lässt keine Klagen zu. Wasser, Iso, Bananen, Riegel und mehrmals Gel, da gibt es nichts zu maulen.

 
 

 
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