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Laufberichte

Klein, aber fein

03.07.10

Trail über das Silbertaler Winterjöchle

Unser Weg mutiert auf den nächsten 4,5 km zum Bergpfad. Wobei die Bezeichnung Pfad bisweilen fast schon beschönigend ist: Eine Melange aus Matsch und Gras, Wasser und Fels bildet unsere Laufunterlage und macht das zügige Vorankommen zur echten Herausforderung. Bäche fließen durch oder auch auf dem Weg. An manchen Stellen ist der Weg für mich nicht zu erkennen und ich gerate nicht nur einmal in die “Pampa”. Man muss permanent darauf aufpassen, nicht umzuknicken, abzurutschen oder zu stolpern. Und dennoch: Dieser Trail ist das absolute Highlight der gesamten Strecke. Ebenso herausfordernd wie traumhaft schön. Hier vereinigen sich all die eingangs erwähnten Attribute, die das Berglauferlebnis so einmalig machen. Wie einsame Gämsen hüpfen die Läufer von Stein zu Stein, binnen Sekundenbruchteilen jeweils entscheidend, wo der Fuß den nächsten sicheren Tritt findet. Meistens gelingt es, manchmal aber auch nicht - und der Fuß sinkt ein im moorigen, feuchten Untergrund.

Dazu die überwältige Bergkulisse: Überaus beeindruckend ist der Anblick des sich monolithisch vor uns auftürmenden Felszacken des Patteriol, der mit seinen 3056 Höhenmetern der markanteste und gewaltigste Berg der Verwallgruppe ist. Inmitten der kargen Weite der Grasmatten passieren wir den Langen See, der sich malerisch vor der Kulisse der schroffen Berge abhebt. 

Bei Km 22 ist das Silbertaler Winterjöchle (1945 m üNN) und damit der höchstgelegene Punkt der Strecke erreicht. Wir passieren den einsamen Grenzpfahl zwischen Vorarlberg und Tirol. Zwei Alphornbläser lassen Ihre Instrumente in der Bergeinsamkeit erklingen. Auch daran merkt man: Die Schweiz ist nahe. 

Selbst an diese abgeschiedene Stelle hat die Lauforganisation Wasser schleppen lassen, um den ausgetrockneten Läuferkehlen Erfrischung zu bieten.

Jenseits des Winterjöchles geht es auf Tiroler Seite auf dem Trail zumeist leicht bergab. Fast ein wenig enttäuscht bin ich, als uns bei km 25,5 die „Zivilisation“ in Form einer bequemen, festen Naturstraße wieder einholt. 

Abstieg ins Verwalltal

Schier endlos erscheint der Schotterweg, der sich nun in sanften Kurven hinab in das weite Verwalltal windet. Erst weit weg am Horizont verliert er sich im Grün des Waldes. Ein ganz neuer Panoramablick breitet sich vor uns aus, neue Gipfel tauchen in der Ferne vor uns auf. Ein Meer gelber Schlüsselblumen, durchbrochen von Felsbrocken und Farninseln, bedeckt die weiten Hänge des offenen Geländes um uns herum. Das Massiv des Patteriol zieht langsam rechts an uns vorbei und türmt sich schließlich nur noch hinter unserem Rücken in der Ferne auf.

Zunächst geht es eigentlich sehr angenehm permanent leicht bergab. Dennoch ist der Lauf auf einmal für mich nicht mehr ein ungetrübter Genuss: Der große Schweiß- und damit verbundene Salzverlust äußert sich in einem krampfdrohenden Ziehen in den Waden. Durch Überdehnung bereits während des Laufs schaffe ich es aber irgendwie, eine weitere Eskalation zu vermeiden. Doch weiterhin gnadenlos brennt die Sonne auf uns herab; kaum ein Lüftlein weht im geschützten Tal.

Auch wenn das Läuferband nur extrem dünn dahin fließt, finde ich Leidensgenossen, denen es ähnlich wie mir ergeht, etwa Erich aus Worms. Es beruhigt mich schon fast, dass ein erfahrener „Ultra-Junkie“ wie er mit den gleichen Problemen kämpfen muss und ein kleiner Plausch lenkt ganz gut von der eigenen Befindlichkeit ab.

Allmählich verengt sich das Tal, die Baumdichte nimmt zu. Immer näher rückt die in der Talsohle rauschende Rosanna (welch ein schöner Name für einen Gebirgsbach!). Aber jetzt kommen auch die bereits erwähnten Zacken im Streckenprofil: Auf dem Plan klein und harmlos, in der Realität, gerade bei der Hitze, richtig fies. Vor allem der Anstieg bei km 28 lässt mich nur noch so dahin schleichen.

 
 

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