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Laufberichte

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

 

Der Marathon in Mönchengladbach ist abgesagt. Ich erzähle euch da nichts Neues. Dabei hatte ich mich gerade auf diesen Lauf so gefreut. Ich bin in Mönchengladbach geboren, habe dort studiert und wohne heute noch ganz in der Nähe.  Deshalb lasse ich es mir auch nicht nehmen, euch von meiner Stadt etwas zu erzählen. Dann wisst ihr schon einmal Bescheid. Denn, wie man hört, soll der Marathon nachgeholt werden.

Natürlich muss ich bei der Premiere des Marathons in Mönchengladbach dabei sein. Wie stelle ich Euch meine Stadt vor? Eigentlich brauche ich ja nur Borussia sagen, oder zu meiner Schulzeit noch die Fohlenelf. Doch wir wollen ja übers Laufen reden und nicht über Fußball. Dennoch ist das wichtig, weil der Start genau im Nordpark, genau neben dem Borussenstadion erfolgen soll. Früher spielten die Borussia ja am Bökelberg, doch damit ist seit 2004 Schluss.

Mönchengladbach liegt etwa 16 Kilometer westlich des Rheins im Niederrheinischen Tiefland, und 20 km östlich der niederländischen Grenze. Obwohl Gladbach größtenteils im Flachland liegt, sind der Süden (Stadtteil Odenkirchen) und das Stadtzentrum (um Bökelberg und Abteiberg) vergleichsweise hügelig. Diese Hügelketten beschränken sich aber auf das Innere der Stadt. Große Teile der Stadt sind von Wäldern und Parks bedeckt. Der Hardter Wald und Teile Rheindahlens im Westen der Stadt gehören zum Naturpark Maas-Schwalm-Nette, wo ich heute wohne. Also eine Stadt (mehr als 100.000 Einwohner) im Grünen.

 

 

In Gladbach habe ich auch studiert, an der University of Mönchengladbach. Früher war hier, zusammen mit der Nachbarstadt Krefeld, das größte Textilzentrum Deutschlands. Davon sind heute jedoch fast nur noch Gebäude übrig, auch die Textilmaschinenindustrie hat kaum noch Bedeutung,  der Strukturwandel hat voll zugeschlagen. Die Stadt hat aber überlebt und sich in Richtung Dienstleistungsgewerbe entwickelt. Es gibt sehr viele Stadtteile mit eigenständigem Charakter, und genau durch fast alle führt die Strecke.

Den Namen will ich auch noch erklären:  Der Gladbach, der der Stadt den Namen gegeben hat, hatte seine Quelle im Ortsteil Waldhausen, in oder nahe der ehemaligen Brauerei Hensen. Heute ist die Quelle versiegt. Im Stadtgebiet wird der Verlauf des ehemaligen Gladbachs durch Schilder gekennzeichnet.

Also, wie gesagt: Start und Ziel sind im Nordpark am neu errichteten Gebäude der Santander-Bank. Hier steht ein rund 20.000 Quadratmeter großes Gelände zur Verfügung, auf dem es auch eine Laufmesse gibt. Insgesamt 15 Stadtteile gilt es zu durchlaufen. Über Hehn, Hardt, Vorst, Beltinghoven, Poeth, Venn, Hamern, Windberg, Innenstadt, Dahl, Ohler, Engelsholt, Holt, Hehenerholt und Nordpark führt die rund 21,6 Kilometer-Strecke, die von den Marathon-Läufern zwei Mal absolviert werden muss.

Zwischen 16 und 17 Uhr werden alle Läufe gestartet. „Die Strecke ist nicht einfach“, sagte Sonja Oberem, ehemalige Weltklasse-Marathonläuferin in einem Interview in unserer Lokalzeitung. Sie unterstützt die Veranstalter nicht nur mit ihrer Erfahrung als aktive Läuferin, sondern auch als Organisatorin eigener Läufe. Ein Großteil der Strecke wird abgesperrt, insgesamt werden rund 950 Ordner und Helfer eingesetzt.
Für die Marathondistanz hatten sich nur gut 400 Teilnehmer angemeldet, was vielleicht an den recht hohen Teilnehmergebühren liegt, oder an der an der zahlreichen Konkurrenz . Am nächsten Tag findet z.B. der Marathon in Duisburg statt.

Um dem Santander Marathon jedoch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal zu geben, steht die gesamte Laufveranstaltung unter dem Motto „Laufen und Musik“. „Wir haben in beiden Bereichen unsere Kompetenzen und wollen diese auch zeigen“, sagt der Veranstalter auf seiner Website. So gibt es zwei Bühnen, im Start- und Zielbereich als auch auf dem Alten Markt, geben, auf denen es den ganzen Tag Musik und interessante Interviews gibt. Außerdem gibt es an beiden Standorten Videoleinwände, auf denen es Live-Bilder von der Strecke gezeigt werden.

Als Nachfolger des Santander Spendenlaufs ist die Santander Bank nicht nur Namensgeber des Marathons, sondern bleibt auch dem sozialen Aspekt treu. „Wir werden auch diesmal 10 Euro pro aktivem Läufer spenden und soziale Einrichtungen oder Projekte der Stadt unterstützen“, so Unternehmenssprecherin Anke Wolff.

Nur 15 km Anreise und ich parke mein Auto nahe Start und Ziel und gehe zur Startnummernausgabe, wo ich meinen Kleidersack mit der Startnummer und dem integrierten Chip erhalte. Es ist noch reichlich Zeit bis zum Start um 17 Uhr und so schlendere ich noch etwas über die Marathonmesse, die im Freien stattfindet.
Dann zieht plötzlich ein heftiges Gewitter über den Start- Zielbereich. Alle Teilnehmer retten sich in die Zelte, es regnet heftig.

 

 

Gegen 16 Uhr ist der Spuk vorbei und der Veranstalter informiert bei strahlendem Sonnenschein, dass die Läufe um eine halbe Stunde verschoben werden. Entspannung ist angesagt. Doch dann wird es unruhig, die Teilnehmer werden zur zentralen Bühne gerufen.

Dort verkündete dann der Organisator Mickey Hilgers, dass die Veranstaltung komplett abgesagt wird. Es gäbe eine Unwetterwarnung. Alle Teilnehmer, einschließlich  OB  Hans Wilhelm Reiners, der den Halben laufen wollte,  sind maßlos enttäuscht.  Denn nichts deutet auf ein Unwetter hin, die Sonne scheint, es hat 25 Grad. Dennoch, etliche Teilnehmer applaudieren , andere ziehen mit hängenden Köpfen von dannen. Der „Rückzug“ verläuft geordnet.

Ich bin selbst Organisator einer großen Laufveranstaltung (Röntgenlauf) und kann mir gut vorstellen, was eine Absage bedeutet. Unendlich viel Mühe und Arbeit sind umsonst, der finanzielle Schaden beträchtlich. Aber was ist das alles gegenüber dem, was durch die Unwetter viele Menschen in Deutschland zurzeit ertragen müssen.

Für den Marathon in Mönchengladbach gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Über einen neuen Termin soll bereits nachgedacht werden.

 

 

Informationen: Mönchengladbach Marathon
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