marathon4you.de

 

Laufberichte

Grüß Gott aus Färdd

17.06.07
1000jähriges Jubiläum, allmächdd, war da was los

Heute serviere ich meine Eindrücke vom Jahrtausendmarathon aus Fürth. Die kreisfreie Stadt liegt im bayerischen Regierungsbezirk Mittelfranken und ist mit den Nachbarn Nürnberg und Erlangen teilweise schon zusammen gewachsen. Diese Städte bilden eines der elf Metropolregionen in Deutschland.

 

Der Jahrtausendmarathon ist eine Premiere, die im Jubiläumsprogramm „1000 Jahre Fürth“ als eines der Top Events ausgeschrieben wird. So war bereits die Bayernrundfahrt hier zu Gast, stattfinden wird noch das Familien-Spielwochenende (06. bis 08.07.2007) und die Deutschlandtour wird hier am 17.08.2007 ein Zeitfahren durchführen. Nicht zu vergessen im Festprogramm ist die Michaelis-Kirchweih mit dem historischen Kirchweihzug.

 

Die gleichzeitig ausgeschriebene Deutschen Meisterschaften der Feuerwehren im Marathon und Halbmarathon weckt mein Interesse. Da ich Mitglied unserer Ortswehr, der Freiwilligen Feuerwehr Joshofen, bin, kann ich natürlich nicht umhin, bei den „Deutschen“ teilzunehmen, zumal ich bei der letzten Deutschen der Feuerwehren im hessischen Oberbrechen mit meinem zweiten Platz eine nicht erwartete Platzierung erlaufen konnte.

 

Da am Vorabend unsere Wehr von den Feuerwehroberen aus Stadt und Landkreis inspiziert wird, kann ich erst am Wettkampftag nach Fürth anreisen. Für die etwas mehr als 100 Kilometer benötige ich gut eine Stunde. Auf der Autobahn fängt’s dann kurzzeitig zu Schütten an, obwohl der Wetterfrosch warme Bedingungen prognostiziert hat. Aber kurz vor Nürnberg sehe ich schon wieder blaue Lücken in der Wolkendecke.

 

Einen Parkplatz für mein Fahrzeug finde ich ohne Probleme am Bahnhof. Nach wenigen Minuten erreiche ich die Fürther Freiheit, wo die Marathoninfrastruktur untergebracht ist. Meine sehr zeitige Voranmeldung schlägt mit 19,90 EUR zu Buche, ausgesprochen preisgünstig. Ein Funktionsshirt kann für 12 EUR auch noch erworben werden. Für die Meldegebühr erhalten wir nicht nur ein einzigartiges Lauferlebnis, sondern sie beinhaltet auch noch eine Medaille sowie eine Urkunde aus dem Internet. Am Vortag kann sich noch jeder den Bauch mit Nudeln voll hauen, auf die Welcome-Party mit Livemusik gehen, ein Beach-Volleyballturnier beobachten oder den großen Umzug der Vereine durch die Innenstadt besuchen.

 

Auf der Fürther Freiheit sehe ich dann sofort meinen Vereinskollegen Rudi Ritschel, der mit seinem „heißen“ Ofen angereist ist. Ihm reicht heute der Halbmarathon. Es wird ein Bild geschossen, dann treibt es ihn zu seinem Einsatz. Ich hole meine Startunterlagen, die in einem umzäunten Bereich untergebracht sind. Jede Laufstrecke (Marathon, Halbmarathon und 10 Kilometer) hat ein eigenes Ausgabezelt. Für mich ganz praktisch ist die Ausgabe der Nummern an die Feuerwehrkollegen, denn an diesem Schalter erhalte ich meine Sachen in Sekundenschnelle.

 

Die Startzeremonie der Halbmarathonis beginnt mit klassischen Tönen, mündet dann in das Stück „Also sprach Zarathustra“ und findet dann das Finale in Musik von Alan Parson’s Project. An dessen Ende folgt dann der Schuss. Eine endlose Karawane, der Startdurchlauf  dauert wohl einige Minuten, setzt sich in Bewegung.

 

Wir stellen uns auf. Da läuft mir der Klaus Wunderlich über den Weg. Für ihn ist es ein Heimspiel, doch er hat ein Handicap, da er am Vorabend noch bei den Nachmeldungen dick im Geschäft war. Rund 1000 Sportler wollten noch teilnehmen, so dauerte sein Arbeitseinsatz bis spät in die Nacht. Der Erwin Bittel taucht auf: „Teil Dir Deine Kraft gut ein, denn die Strecke ist schwer,“ rät er mir. Der Olaf Schmalfuß hat sich heute was ganz besonderes vorgenommen, denn er will mit schmalem Fuß barfuss den langen Kanten laufen. „Viel Spaß“, sage ich süffisant zu ihm.

 

Der Herr Oberbürgermeister Thomas Jung wird interviewt. Er wird sich mit seinen Amtskollegen Ulrich Maly (Nürnberg), Siegfried Balleis (Erlangen) und einem weiteren Bürgermeister den Marathon aufteilen, mit Startnummer 1.

Die letzten Minuten verlaufen wie im Fluge, bevor wir auf die Strecke gelassen werden. Es sind aber nicht alle Starttore geöffnet, da wir kurz nach dem Start eine Engstelle passieren müssen. Weil jedoch die Nettozeit zählt, hat dies keine Auswirkungen. Das Feld setzt sich ohne Hektik in Bewegung. Ich will wie in Würzburg bei der Bayerischen gerade am Anfang Dampf machen. 1.30 Stunden für die erste Hälfte, so mein Plan. Nach ein paar Metern verlassen wir die Fürther Freiheit. Unsere Strecke mündet in einen engen Radweg.

 

Vor 1000 Jahren, also 1007 wurde die Ansiedlung Fürth erstmals urkundlich erwähnt: Kaiser Heinrich II vermachte den Ort „locum Furti dictum“ dem neu gegründeten Domkapitel Bamberg. Der Name leitet sich von Furth ab, da diese erste Siedlung an einer Furt im Rednitzgrund entstanden war. In den Jahrhunderten danach wechselten die Herrschaften. So waren das Bamberger Domstift, die Nürnberger Burggrafen und die Nürnberger Reichsstadt am Regieren. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort bis auf wenige Häuser niedergebrannt. Ja, und die erste deutsche Eisenbahn verkehrte hier 1835 zwischen Nürnberg und Fürth. Die Lokomotive trug den Namen Adler. Etzatla hamma wieda was glernt.

 

Wir überqueren die Autobahn 73, den sogenannten Frankenschnellweg und laufen nach Poppenreuth hinein. Markant ist die evangelische Pfarrkirche St. Peter und Paul, die bereits im 15. Jahrhundert erbaut wurde. Erbaut sind auch wir, da immer wieder Zuschauer aus den Häusern uns zuschauen und anfeuern. An der ersten Verpflegungsstelle wird schon eifrig zugegriffen. Trinken wird heute außerordentlich wichtig, denn der Planet steht schon hoch am Himmel.

 

Kilometer neun bringt uns nach Ronhof. Der Ort dürfte gerade den Sportliebhaber bekannt sein. Das 1910 erbaute Ronhofstadion war für lange Zeit das größte Sportgelände des Deutschen Reiches. Heute ist da die SpVgg Greuther Fürth zuhause und der Name hat sich auch geändert. Es heißt jetzt Playmobilstadion.

 

Im Übrigen ist Fürth eine Stadt mit mannigfaltiger Industrie. So war früher das Brauwesen bedeutend, heute hat hier KarstadtQuelle seinen Stammsitz und Grundig gründete in der Nachkriegszeit sein Imperium. Weiterhin sorgen die Brauerei Tucher, Computec Media AG, Uvex, Faurecia und einige Betriebe aus der Spielzeugbranche für viele Arbeitsplätze. Ja, und berühmte Persönlichkeiten hat Fürth auch zu bieten. Wer kennt nicht Ludwig Erhard, Henry Kissinger, Gustav Schickedanz, Max Grundig und Komiker Herbert „s’Herbertla“ Hisel.

 

Der nächste Stadtteil ist Sack. Sind hier nur reiche Leute zuhause, deren Hosensack voller Geld ist? Das könnte man meinen, wenn man einen Grund für den Namen sucht. Er stammt aber eher von einer sackähnlichen Rodung aus dem Wald im Altertum. 1339 war die erste Erwähnung der Ansiedelung. Siemens und Phoenix, ein Pharmaziebetrieb, sind hier angesiedelt. Der Ortsteil Bislohe folgt.

 

Wir überqueren abermals die Autobahn 73. Wir befinden uns jetzt im sogenannten Knoblauchsland, ein Gemüseanbaugebiet zwischen Nürnberg, Fürth und Erlangen. Der Nürnberger Stadtschreiber Johannes Müllner schreibt als Grund über den Landstrich: „Aus Ursach, dass viel Zwieffel und Rubsamen gebauet und damit große Hantierung getrieben wird.“ Den Städtern diente das Umland als Nahrungsgrundlage, dem Bauern brachte es Sicherheit im Zeichen der Burg zu Krisenzeiten.

 

Nach einem kurzen Wegstück rennen wir nach Stadeln hinein. Hier fällt mir die evangelisch-lutherische Christuskirche und die katholische Dreifaltigkeitskirche auf. In Herboldshof bei Kilometer 15 haben wir bereits die siebte (!) Verpflegungsstelle erreicht. Es gibt meistens das volle Programm, also Wasser, Iso, Bananen, Riegel, später Gel und Cola, dazu Wasserwannen, wo wir unseren Schwamm eintauchen oder die eigene Mütze als H2O-Schöpfgerät nutzen können.

 

Zwischen Mannhof und Vach hat der Veranstalter ein kurzes Waldstück auf unserer Stadtbesichtigung eingebaut. Die Flussaue von Regnitz und Zenn ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Auf der anderen Seite von Vach liegt der Rhein-Main-Donau-Kanal, den wir später unterqueren. Flexdorf und Atzenhof (Kilometer 20) sind die nächsten Ziele.

 

Kilometer 21. Halbzeit feiern wir in einem Indutriegebiet. Der Blick auf die Uhr besagt eine Zeit von knapp unter 1.30 Stunden. Ich bin aber schon mehr als zur Hälfte kaputt, die Wärme ist die Ursache, also Kräfte einteilen.

Die Strecke ist weiterhin kurvig und immer wieder wellig. Nach Unterfarrrnbach, dort durchlaufen wir ein Bierzelt, bringt uns Kilometer 25 nach Burgfarrnbach. Der Ort wurde bereits 903 als Varenbach in einer Schenkungsurkunde an den Eichstätter Bischof Erchanbald genannt. Im Schloss Burgfarrnbach sind heute Stadtarchiv, -bibliothek und -museum der Stadt Fürth untergebracht. Alljährlich findet hier das Bürgerfest statt.

 

Auf unserem weiteren Weg überqueren wir abermals Kanal, Straßen und die Südwesttangente. Gerade die Anstiege auf den Brücken tun mir schon gehörig weh. Oberfürberg, Hardhöhe und Unterfürberg sind die nächsten Stadtteile.

 

Kilometer 35 bringt uns an die Sportanlage des TV Fürth 1860. Hier sorgt wie bei vielen vorherigen Verpflegungsstellen auch eine Musikband für entsprechend gute Stimmung. Wir durchlaufen die Sportanlage und laufen an einem Tor in den Fürther Stadtwald. Hier ist ein Gegenverkehrsbereich eingebaut. Mir kommen die vor mir liegenden Läufer entgegen. Mittlerweile hat sich der Heinz, ein ehemaliger Kamerad aus Bundeswehrzeiten, von hinten mit seinem Mountainbike herangeschlichen. „Die drei Stunden gehen noch,“ sagt er. Das habe ich mir aber aufgrund meines mittlerweile schon „maladen“ Zustandes abgeschminkt. Nur noch finishen.

 

Die Wende im Stadtwald kommt. Ich bemerke, dass die führenden drei, vier Damen einen Kampf um den Sieg ausfechten werden, denn sie liegen alle in Sichtweite auseinander. Dambach ist der nächste Stadtteil. An einer V-Stelle greife ich mir ein Stück leckere Melone, die ich jedoch nur mit Gewalt hinunterwürge. Immer wieder schütte ich mir Wasser über den Kopf. Die führenden Damen haben mich überholt und sind schon auf und davon. Heinz spricht mich pausenlos an und motiviert. Er fährt sehr umsichtig und findet auch immer wieder Bekannte an der Strecke.

 

Nochmals durch eine Flussaue. Mittlerweile sehe ich Schilder des Halbmarathons und des 10-Kilometer-Rennes. Bei Kilometer 40 nähert sich unser Weg wieder der Altstadt. Auf den letzten Metern bietet die Strecke etwas fürs Auge. Wir laufen durch die Fußgängerzone zum Fürther Rathaus. Beim Anblick denkt man, man sei in Florenz vor dem Palazzo Vecchio. Zwischen 1840 und 1850 wurde das Rathaus nach Plänen von Georg Friedrich Christian Bürklein erbaut.

 

Nur ein paar Meter entfernt ist das Stadttheater, das 1901/1902 von den populären Theaterarchitekten Fellner und Helmer aus Wien erbaut wurde. Die Fürther Bevölkerung hat einen großen Teil der Baukosten getragen. Die Architekten haben für den Bau allerdings die Pläne des Theaters in Czernowitz (Ukraine) verwendet. Beide Theater schauen gleich aus.

 

Nach zwei, drei weiteren Richtungswechseln bin ich auf der Zielgerade und laufe unter lautem Geschrei der Zuschauer durch das Zieltor. Allmächdd, des war hart, jou werkli.


Teilnehmer:

Über alle Bewerbe ca. 6000 Sportler, wobei der Halbmarathon (1970 im Ziel) und Marathon (1412 im Ziel) das stärkste Feld anzieht.

 

Streckenbeschreibung:

Der Kurs ist leicht hügelig mit rund 150 Höhenmetern, bis auf zwei, drei kurze Schotterstrecken und einem Trampelpfad ausschließlich asphaltiert. Wenig Schatten, die Sonne freut sich auf mein Haupt und schickt deshalb viele Strahlen.

 

Zeitnahme:

Chip in der Startnummer.

 

Auszeichnung:

Medaille und Urkunde aus dem Internet. Pokale und Sachpreise für die Gesamtsieger und Klassensieger.

 

Drumherum:

Zu den Duschen Shuttleverkehr. Parkmöglichkeiten in der Nähe genügend vorhanden. Bewachte Gepäckaufbewahrung. Bahnhof in Fußweite.

 

Verpflegung:

So viele Getränkestellen habe ich noch nicht erlebt. Laut Streckenplan 26 Tankstellen mit Wasser, Cola, Iso, Bananen, Melonen, Gels, Riegel. Im Ziel zusätzlich Kuchen, Prosecco (für Leute mit schwachen Kreislauf!) und Weißbiergutschein.

 

Zuschauer:

Eine Bombenstimmung an der Strecke und im Ziel. In den Wohngebieten rege Anteilnahme. Laut Schätzung 50000 Zuschauer. Unzählige Musikkapelle, Sambagruppe, ja sogar klassische Töne sind zu hören.

 

Gewinner Fürth Marathon:


Männer:

1. Thomas König (SuL Lößnitz) 2.36.48,
2. Manfred Kilian (Orbea-Team) 2.43.24,
3. Peter Bratenstein (DER Reisebüro Fürth) 2.45.14.


Frauen:

1. Silke Bittel (Immobilien Löffler) 3.09.52,
2. Julia Keck (LA-Team Saar) 3.10.25,
3. Simone Track (LAC Quelle) 3.10.51.

 

Deutsche Meisterschaft der Feuerwehren:


Männer:

1. Karsten Fischer (Berufsfeuerwehr Kassel) 2.55.56,
2. Stefan Ungermann (BF Hamburg) 2.56.30,
3. Jan Hagemann (BF Rostock) 2.59.03,
10. (und Zweiter M45) Anton Lautner (Freiwillige Feuerwehr Joshofen) 3.12.55.

 

Frauen:

1. Tina Versemann (FFW Scheeßel) 3.19.58.

 

Fazit:

Die Veranstaltung schreit nach Wiederholung. Vielleicht lässt es sich einrichten, zumal Oberbürgermeister Thomas Jung dieses wohlwollend prüfen will. Mein Vorschlag: Alle drei Jahre, und dann im Wechsel mit Erlangen und Nürnberg.

 

Informationen: Metropol Marathon Fürth
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024