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Laufberichte

Eine laute und eine ruhige Runde

 

 

Am Abzweig ruht „The Heart of the City“, das Stadttheater von Freiburg. Das stattliche Gebäude wurde 1905 im neubarocken Stil erbaut. Heute ist hier jedoch die VP vor dem Haupteingang der attraktivste Platz.

Im krassen Gegensatz zum historischen Äußeren des Theaters steht die benachbarte Unibibliothek. Viel Glas verwöhnt schon von weitem das Auge des Betrachters. Die ungewöhnliche Form ist sicher einzigartig; der Architekt Heinrich Degelo spricht von einem geschliffenen Diamanten. Mir fällt auf, dass sich die Läufer in der Glasfront spiegeln. Ungewöhnliche, aber durchaus interessante Ausblicke bieten sich im Vorbeilaufen. Dadurch kommt die rote historische Fassade des gegenüberliegenden Kollegiengebäudes II der Universität fast zu kurz. Die Freiburger Universitätseinrichtungen sind im Wesentlichen auf sechs Standorte in der Stadt verteilt. Geistes- und Sozialwissenschaften sowie die Rechtswissenschaften sind hier in der Innenstadt angesiedelt.

 

 

Die auffälligen Doppeltürme der Stühlinger Herz-Jesu-Kirche kommen in Sicht. Zwischen uns und der Kirche liegen allerdings die vierspurige Schnewlinstraße und das komplette Areal des Hauptbahnhofs. Wir halten uns rechts auf den Konrad Adenauer Platz zu. Hier führt eine Rampe zur auffällig blauen Wiwili-Brücke. Seit 1988 verbindet die Städte Freiburg und Wiwili (Nicaragua) ein Freundschaftsvertrag. Die Brücke wurde aber schon 100 Jahre früher gebaut und damals als „d’ hoh Brick“ bezeichnet. Erst nach Umbau und Sanierung bekam sie 2003 den Namen Wiwili. Die Blaue Brücke verbindet die Innenstadt mit dem Stadtteil Stühlingen. Besonders schön ist das Motiv der Brücke mit der Herz-Jesu-Kirche im Hintergrund.

Die Rampe zur Brücke nutze ich als Gehpause. Auf der Brücke und dem mehrere Meter hohen Geländer sitzen viele Jugendliche und feuern uns an (km17). Das sieht gefährlich aus, ist aber scheinbar erlaubt. Auf der anderen Seite der Brücke geht es bergab und ich lasse es laufen. Wieder stehen Zuschauer wieder mehrreihig, Musik wird gemacht und gefeiert. Natürlich kommen auch die Läufer nicht zu kurz. Wir unterqueren die Bahnlinie bei km 18.

Ich bin gerade schön am Laufen, da weckt mich andauerndes Gehupe aus meinem Tran. Das Führungsfahrzeug kündigt den Marathonführenden an. Lokalmatador Lukas Nägele ist ganz schön zügig unterwegs. Ich überschlage kurz die Zeit: Es wird für unter 2h30 reichen. Wir biegen gemütlich in die Kaiserstuhlstraße ein. Hier ist die Begegnungsstrecke mit den Läufern, die bereits auf ihrer zweiten Runde sind.

Ich kann einige Halbmarathonläufer überholen. Sie scheinen richtig platt zu sein, es zieht sich etwas bis zur Brücke hinauf. Dann haben sie es geschafft und dürfen links zum Ziel. Marathonis und Staffelläufer bleiben rechts und weiter bis zur VP am Wendepunkt. Anschließend geht es zurück.

Was jetzt kommt? Der für mich schönere und ruhige Teil. Es sind nur noch Marathonläufer und Staffeln unterwegs. Auf den ersten Kilometern kommen mir noch die letzten Halbmarathonis entgegen. Ihnen ist die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Trotzdem bekomme ich aufmunternde und anerkennende Worte, die ich gerne zurückgebe. Kerstin begleitet ihren Vater (75 Jahre alt) auf dem Marathon. Natürlich machen wir erst einmal einen Fotostopp. Zwei afrikanische Mädels singen und tanzen am Straßenrand. Ich erkenne as Logo vom Comrades-Marathon, meinem liebsten Laufevent, auf einer Jacke. Im nächsten Moment liegen wir uns in den Armen und ich werde herumgewirbelt. Natürlich bekomme ich eine Einladung für den 4. Juni. Eine Asiatin bearbeitet eine übergroße Trommel. Wir haben Blickkontakt und sofort beginnen meine Beine im Takt zu laufen. Sie trommelt schneller, und schneller und ich werde ebenfalls schneller. Es ist ein herrlicher Scherz. Die umstehende Menge tobt.

Ungefähr bei km 26 überhole ich Tanja. Sie muss gehen und sieht schlecht aus. Wir wechseln ein paar Worte und ich versorge sie mit Gel. Sie denkt über den Ausstieg nach. Fünf Kilometer später klopft sie mir auf die Schulter: Ihr Tief ist vorbei. Wir laufen ein paar schöne kurzweilige Kilometer gemeinsam. Ich kann erstaunlicherweise ein paar Staffelläufer überholen. Bewundernde und manchmal auch leicht irritierte Blicke werden mir zugeworfen. Jochen Heringhaus, der als Vanman bekannte Sprecher, stellt mich den Zuschauern vor. Auch das tut gut.

 

 

Ich nutze nun die privaten Wasserstellen, die immer mal wieder aufgebaut sind. Hier gibt es nicht nur Wasser. Wir halten nette Schwätzchen, ich werde bejubelt und gefeiert. Leicht beschwipst, aber glücklich nutze ich die offiziellen VPs nur noch zum Kühlen. Nicht überall, aber doch recht oft, sind die Bands noch bei der Arbeit. Ich beklatsche ihre Leistung und bekomme freudige und anerkennende Blicke zurück.

Die Geigerin vor dem Stadttheater spielt wunderbar. Ich muss sie lautstark loben. Ihre Freude darüber kann man richtig sehen. Viele Streckenposten haben es sich gemütlich gemacht. Trotzdem werden die Läufer beklatscht und motiviert.

Beinahe einsam laufe ich durch die Fußgängerzone. Sobald aber jemand auf meine Startnummer mit Marathonaufdruck aufmerksam wird, wird geklatscht und mein Name gerufen. Das zieht sich dann wie eine Welle die Straße entlang. Kann der Zieleinlauf schöner sein? Bei km 38 gibt es jetzt Rothaus Bier. Leider nur alkoholfrei. War das in der ersten Runde auch schon da?

Wie erwartet, ist der Zielbereich ziemlich verwaist. Nur noch ein paar Unentwegte warten auf die Sportler. Der Zielsprecher sagt mich an, es werden Fotos gemacht. Kurz hinter mir kommt der Pacer für 4h45 mit einem Kunden im Schlepptau. Im Sekundentakt kommen weitere Läufer dazu. Ich bekomme meine Medaille. Schon von weitem erkenne ich das Grüppchen mit Kati, K-P und Daniel, die es sich in der Sonne gemütlich gemacht haben. Es gibt keinen direkten Weg zu ihnen ich muss durch die Halle. Das ist aber auch gut so, denn das Rothaus Bier samt Laugenstangen, Bananen und Äpfel gibt es nur dort. Ein Läufer meint, er sei lange hinter mir gelaufen, aber ich wäre ihm auf Dauer zu schnell gewesen. Nochmal zum Mitschreiben: ich bin ihm zu s c h n e l l  gewesen. Und das meint er nicht ironisch.

Wir treffen Norbert an der Massage und gehen noch zur Maultaschen Party. Die Maultaschen sind im Startgeld inbegriffen, deshalb ist die Halle immer noch recht voll und gemütlich. So gestärkt machen wir uns zufrieden auf den Heimweg.

 

 

Fazit:

Es hat sich einmal wieder bestätigt, dass das Qualitätsurteil über einen Lauf stark von der eigenen Befindlichkeit abhängt. Wir waren zweimal dort, zweimal lief es schlecht und ich hatte den Lauf nicht in guter Erinnerung. Diesmal lief es bei mir top und ich bin voll des Lobes.

Die Strecke gefällt mir sehr gut. Freiburg präsentiert sich hier von seiner besten Seite. Die Streckensperrungen und der Einsatz der Posten sind tadellos. Das kann man nicht besser machen. Die Verpflegung ist, wie bei den meisten großen Cityläufen, auf Wasser und Iso begrenzt, dazu gibt es Banane und verschiedene Gels. Weil ich alles notwendige selbst dabei habe, lege auf ein größeres Angebot auch keinen besonderen Wert. Außerdem gibt es an jeder VP Toiletten. Die Infrastruktur an der Messe ist perfekt, die Ausgabe der Startnummern und die Verwahrung des Gepäcks geht reibungslos und, als wir dort waren, ohne Wartezeit. Das Aufgebot an Helfern ist enorm, alle sind sehr freundlich. Toll gemacht, vielen Dank!

Ich hoffe, dass es den Freiburg unter neue Regie noch lange geben wird.

 

Marathon-Impressionen

(Klaus und Margot Duwe

 

 

 
 

 

 

 

 

Marathon-Bilder von Daniel Steiner

 

 

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Informationen: Mein Freiburg Marathon
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