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Laufberichte

Festbier am Festtag

 

Über die grüne Grenze

 

Vor uns sehe ich den knapp 450 Meter hohen Straufhain, ein Höhenzug, auf dem die Ruine der Burg Straufhain zu sehen ist. Im 16. Jahrhundert ist die Burg vermutlich zerstört worden, eine Informationstafel weiß Näheres. Demnach haben im Jahr 1525 die Herren der Burg, darunter Ritter Otto von Strauf, mit dem Bauern und Handwerkern der umliegenden Dörfern Schindluder getrieben. Die ehrenwerten Bürger mussten übertriebene Abgaben und Zahlungen aufbringen. Daher blieb die Arbeit auf den Feldern liegen, die Willkür der Herren nahm gegenüber dem gemeinen Volk weiter zu. Eines Morgens blickte der Türmer, noch schlaftrunkenen und betrunken von der Zeche der vergangenen Nacht, über die Mauern und erkannte im ersten Moment nicht, dass die Bauern die Burg angezündet hatten. Den Ausbruch der Burgherren vereitelten die Bauern mit Sensen und Dreschflegeln und trieben sie ins Feuer zurück. Lediglich eine Burgfrau konnte sich durch einen Sprung aus einem Fenster retten. Die Bauern ließen sie am Leben, denn so manches Mal hatte die Burgfrau Milde walten lassen.

Unterhalb des Höhenzuges verläuft die jetzige Landes- und ehemalige Staatsgrenze Man muss schon genau hinschauen, um den Verlauf des früheren Plattenweg zu erkennen. Noch im Wald können wir zum ersten Mal verpflegen. Ich greife mir einen Becher Iso und laufe dann weiter. Die erlaufenen 30 Höhenmeter erhalten wir nach der Tankstelle zurück, es geht gefällig nach Seidingstadt hinunter.

Bodo Willmann, der heute als Motivator für eine Marathonnovizin unterwegs ist, schäkert mit einer Bewohnerin herum, und macht sich dann auf die Verfolgung seiner Betreuten Josefine Lißner. „Die muss ich jetzt einbremsen, die geht mir sonst durch wie ein scheues Pferd“, spricht er und sprintet nach vorne.

250 Einwohner zählt der zu Gemeinde Straufhain gehörende Ort mit Kirche aus dem Jahr 1703 im Zentrum. Wir verlassen den Ort auf geteerten Rad- und Feldwegen rechterhand des Flusses Kreck. Die Streckenführung ist kurzweilig, und geht mal links, dann rechts, mal rauf und mal runter. 

Auf einer Ruhebank kann ich noch gerade erkennen, was Emil Zatopek einmal gesagt hat:

„Wenn du laufen kannst, lauf eine Meile.
Willst du aber ein neues Leben, dann lauf Marathon.“

Ich glaube, dass die Holzbank mit dem Spruch kaum jemand aus dem Feld gesehen hat.

Kilometer neun. Ich bin mittlerweile auf eine kleine Gruppe aufgelaufen, darunter Bodo und Josefine. Was mich stutzig macht, sind die zwei Radfahrer, die das kleine Feld anführen. Einer hat ein Schild am Velo, das die führende Frau anzeigt. Ja, sakradi, da springt doch eine Premiereläuferin dem Frauenfeld voran.

Der Staffelwechsel und die nächste Tanke werden in einem Kilometer Entfernung avisiert. Völkershausen, ein 120-Seelen-Ort. Der Empfang der Helfer und Zuschauer an der Wechselstelle ist herzlich. Ich verpflege kurz und mache mich auf den weiteren Weg, der uns später bei einem Gehöft namens Hundhauck ein paar Höhenmeter bringt. Einige im Feld legen eine Gehpause ein. Im Dunst erkenne ich in der Ferne bereits die Veste Heldburg.

 

Heldburg, im Krecktal

 

Quasi am Nebeneingang laufen wir in dem gleichnamigen Ort am Fuße der Veste ein. Früher führte der Kurs auf der Hauptstraße am Ortskern vorbei, heute geht es direkt in das Zentrum der Einheitsgemeinde Bad Colburg-Heldburg.

Ein Schmuckstück ist der denkmalgeschützte Stadtkern: Fachwerkhäuser, kleine Gassen, die von der Hauptstraße wegführen und wasserspeiende Brunnen. Die Stadtmauer wurde im Jahr 1402 erbaut und hatte seinerzeit zwei große Tore und 14 Türme. Heute kann man bei einem Spaziergang entlang der Mauer noch fünf erhaltene Türme sowie das Untere Stadttor sehen, durch das ich zusammen mit Andreas nach einer kurzen Verschnaufpause an einer V-Stelle Heldburg verlasse.

Erst beim Umdrehen auf dem folgenden Feldweg sehe ich ein wunderschönes Panorama. Ich werde von der führenden Frau mit dem ganzen Tross verfolgt und im Hintergrund thront die Veste, die gut 100 Höhenmeter oberhalb des Tales liegt. Früher hatte die Veste die Aufgabe, den Nachbarburgen Feuerzeichen in Gefahrensituationen zu geben. Ihr Name „Fränkische Leuchte“ geht wohl darauf zurück. Auf dem Turm kann man bei schönem Wetter den Ausblick zur Veste Coburg, zum Thüringer Wald und zur Rhön sowie zu den Hassbergen und dem Frankenwald schweifen lassen.

Auf einer Holzbank hilft uns Bert Brecht mit seiner Aussage weiter: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Das lässt sich auf den Verlauf eines langen Marathonlaufes eins zu eins übertragen. Rund 20 Kilometer zieht sich das Tal der Kreck in Nord-Süd-Richtung hin. Etwa beim südlichsten Punkt unserer Runde wird sie in die Rodach münden.

Ein Staffelläufer des Medical Park Teams kämpft, dabei ist sein Ziel, der nächste Wechsel in Autenhausen, nicht mehr in weiter Ferne. Er kann sich gar nicht vorstellen, wie man 42,2 Kilometer an einem Stück rennen kann.

Lindenau, der nächste Ort, war vor rund 100 Jahren berühmt für das Friedrichshaller Bitterwasser, das bei Magen- und Darmkrankheit sowie bei Gicht verordnet wurde. Justus von Liebig, der Chemiker, stellte die gute Qualität des Heilwassers fest. An der Tanke lasse ich das Wasser trotzdem lieber für andere stehen und halte mich an Iso und Cola.

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Informationen: Medical Park Marathon
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