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Laufberichte

„Die (Marathon-)Mauer muss weg!“

03.10.09

Silvia Wünsche hat ein gelbes Band um ihre Hand gewickelt. Damit führt sie den blinden Anton Luber über die Marathonstrecke in knapp 4.15 Stunden. Diese Leistung verdient Respekt, ich ziehe den Hut.

Am Ende des Gefälles geht es nach links, wo wir kurz in das Stadtgebiet Bad Rodach laufen. Viele Zuschauer werden wir heute nicht erwarten können, hauptsächlich werden an den Wechselpunkten der Staffeln, in den Ortschaften sowie am Ziel welche zu sehen sein. Diejenigen, die an der Strecke stehen, machen ihre Sache gut und feuern uns immer wieder an oder lärmen mit Rasseln.

Die zu belaufenden Strecken sind zwar nicht gesperrt, doch Straßenverkehr ist an diesem Vormittag kaum zu sehen. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 km/h sorgt dann für eine gewisse Sicherheit. Man sollte aber bei jedem Wechsel der Straßenseite ein Augenmerk auf evtl. Verkehr haben. Hin und wieder werden wir von Polizei und Feuerwehr aufgefordert, links zu laufen.

Ich bleibe immer wieder stehen, um scharfe Bilder zu schießen und falle natürlich im Feld auf. „Bist Du unser Privatfotograf?“ ist nur eine Frage, die ich gerne beantworte. Wir laufen durch Rudelsheim (Kilometer vier), die letzte fränkische Gemeinde. Vor uns ist der 450 Meter hohe Straufhain zu sehen. Um nach Thüringen zu kommen, müssen wir nunmehr auf Waldwegen 20 bis 30 Höhenmeter hinter uns bringen.

 

Von der Höhe ist die Burg Strauf zu sehen. Von dort hatte der Russe vor der Wende Abhöranlagen nach Westen ausgerichtet. Die frühere Grenze ist hier nur mehr am links und rechts abbiegenden Kolonnenweg aus Beton zu erkennen. Die Steigung kann laufenderweise bezwungen werden.

Kurz nach dem Scheitelpunkt der Steigung erwartet uns die erste V-Stelle, die von Feuerwehrmännern betrieben wird. Wasser, Iso und Obst liegen schon bereit. Später wird noch Haferschleim, Cola und Tee hinzukommen. Elf Versorgungsstationen zeigt der Streckenplan, zum Ende hin mit engerem Abstand.

Wir verlassen den Wald und laufen nun bergab auf Seidingstadt zu. Zwei Zuschauer stehen auf freier Fläche und applaudieren bei jedem Vorbeilaufen. Seidingstadt wird nur kurz berührt, dann geht es in südlicher Richtung auf der Kreisstraße weiter.

Das Feld hat sich nun schon weit auseinandergezogen. Es ist zweckmäßig, dass ich langsam beginne und dann im Laufe des Rennens immer wieder auf weitere Läufer auf- und vorbeilaufe. So finden sich Fotomodelle, für die es leider nichts zu verdienen gibt, lediglich mit Glück ein passendes Wettkampffoto. Roland Scholz und Sieglinde Mattioni sind die ersten Opfer. Die Sieglinde habe ich noch gut in Erinnerung aus dem Göltzschtalmarathon vom letzten Jahr, wo sie mit a...knappem Abstand die Frauenwertung gewinnen konnte. Wie wird es heute für sie ausgehen?

Völkershausen, Kilometer 10. Der erste Übergabepunkt der Staffeln wird einen Kilometer vorher schon angekündigt. Entsprechend viel ist dort los. Ich verpflege kurz und mache mich dann auf den Weg nach Heldburg auf.

 

Guter Asphalt, kaum Wellen, hier kann man richtig Tempo machen. Es wird zudem jeder Kilometer angezeigt. Von der Ferne sehe ich bereits die Heldburg im Gegenlicht. Es ist schwierig, die Burg bei diesen Lichtverhältnissen auf den Chip zu kriegen. Ich versuche es trotzdem.

Dann sehe ich ein weibliches Doppel an der Spitze des Frauenfeldes. Katja und Mareile Hertel sind gut gestartet und wollen den Marathon unter vier Stunden finishen. Wenn mein Gefühl nicht trügt, dann geht es bei den Beiden in Richtung 3.45 Stunden. Die Mareile weiß auf jeden Fall, was sie erwartet, denn sie trägt ein Finishershirt vom Bieler 100er. Für Werner Selch ist es der erste Wettkampf nach seinem Europalauf. „So richtig zum Auslaufen“, gebe ich ihm mit auf dem Weg. Er lacht.

Heldburg: Wahrzeichen der Gemeinde ist die Burganlage auf der bewaldeten Bergkuppe. Von dort oben könnte man einen Blick auf den Thüringer Wald, Coburg, Rhön und zum Obermain genießen. Wir bleiben jedoch unten und haben einen schönen Blich auf den ehemaligen Bahnhof und auf das Schützenhaus. Nicht nur die beiden, sondern viele weitere Gebäude sind im fränkischen Fachwerk erbaut. Später sehe ich die Veste, quasi im Rückspiegel, ich muss mich umdrehen, im Sonnenlicht.

Links ist dann eine große Schafherde zu sehen. Da trifft es sich gut, dass just beim Fotoschuss Werner Dengler aus Münnerstadt durchs Bild läuft. Ein Schafbock ist auch in der Herde. Aufpassen, damit der uns nicht seine Hörner reinrennt. Böcke sind manchmal recht „hinterfotzig“, so wie wir in Oberbayern gerne zu diesen Viechern sagen.

Die nächsten V-Stellen in Einöd und Lindenau werden von einigen Jugendlichen betrieben. In Lindenau zeigt eine Hinweistafel die bevorstehende Kirmes an. Wieder sind schöne Fachwerkhäuser zu sehen. Zwei Kinder lasse ich aufstellen und klatsche dann beide ab. Ich höre noch, wie beide lachenderweise im Galopp zu ihrer Mutter rennen.

 

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Informationen: Medical Park Marathon
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