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Laufberichte

Bella Italia in der Schweiz

13.11.11

Start im Centro Sportivo

 

Das Startgelände des Laufs liegt direkt vor dem Sportzentrum von Tenero. Sehr angenehm ist, dass   hier und auf dem benachbarten Gelände des Coop-Shoppingcenters reichlich Parkplatzkapazitäten bereit stehen. Viel Auslauf haben wir, die Stimmung ist entspannt, Musik schallt über das Gelände, mehrsprachig werden wir über Lautsprecher begrüßt und immer wieder informiert.

Als “Starläufer” wird der in der Schweiz lebende Tesfaye Eticha angekündigt; angetreten ist er aber dann doch nicht. Vor allem Italiener stürmen die Cafe-Bar im Sportpark, um sich noch einen schnellen vormarathonischen Koffeinkick zu holen. Da es trotz der schon über die Berge spitzenden Sonne noch empfindlich kühl ist, erfreut sich auch die warme Mehrfachturnhalle, die uns zur Umkleide und Gepäckablage bereit steht, großer Beliebtheit. Erst kurz vor dem Start werden die Marathonis und die Gruppe A der Halbmarathonläufer zum Startbogen gerufen. Die Halbmarathongruppen B bis D folgen zeitversetzt im 10-Minutentakt.

Da die Marathonis gerade einmal ein Sechstel des Teilnehmerfeldes stellen, dauert es keine halbe Minute, bis der ganze Läuferpulk um 9.15 Uhr die Startlinie überquert hat.    

Unser bevorstehendes 42 km-Kursprogramm habe ich schon grob im Kopf: 10 km “Pampa”, konkret in Form der Magadinoebene, 10 km Stadt und Kultur - Minusio, Muralto, Locarno - incl. Seepromenade, und auf die freue ich mich am meisten. Danach heißt es: da capo al fine (so etwas weiß man, wenn man als Kind mehr oder weniger freiwillig Klavierunterricht genossen hat), also dasselbe nochmals.

 

Durch die Magadinoebene

 

Ein paar Schlenker macht der Kurs durch den dünn besiedelten Ortsrand Teneros, schon queren wir kurz vor km 1 das Flüsschen Verzasca und untertunneln die nach Bellinzona führende Kantonsstraße A13. Ein kurzes Stück folgen wir noch der durch einen Lärmschutzwall abgeschirmten A13, dann schwenkt unser Weg ab und taucht ein in die Weite des Piano di Magadino.

Die Magadinoebene, benannt nach einem der lokalen Dörfer, entstand als Schwemmland des für den Kanton namengebenden Flusses Ticino. Einst mäanderte der Fluss weitverzweigt und unkontrolliert durch mückenverseuchtes Sumpfland. Erst Ende des 19. Jh. zwängte man den Fluss in ein Deichkorsett, legte die Ebene trocken und kultivierte das fruchtbare Land. Nur im Mündungsbereich am See beließ man ein heute geschütztes Auengebiet im Urzustand. Angesichts der milden klimatischen Verhältnisse gedeiht in der Ebene vieles, selbst Reis wird angepflanzt. Jetzt, im Herbst, bestimmen aber abgeerntete Felder das Bild, durchbrochen von Wiesen, Gewächshauskulturen und vereinzelten im Herbstgewand erstrahlenden Baummonolithen. Schön ist der weite Blick über das brettebene Land und die diese auf drei Seiten umschließenden Bergketten.

Uns führt der Weg auf einer schmalen Straße über Kilometer schnurgrade durch die Ebene gen Norden. Abgesehen vom leise von der A13 hinüber ziehenden Rauschen des Autoverkehrs hört man nur das schnelle Trappeln der Schuhe auf dem Asphalt. Eine geradezu meditative Ruhe umgibt uns. Zu unserer Rechten sehe ich einen Kleinflieger auf dem nahen Aeroporto Cantonale di Locarno landen. Ansonsten sind die Läufer und ein paar grasende Kühe das einzige, was sich in der Landschaft bewegt. Bei km 4,5 folgt ein scharfer Schwenk nach links. Wir folgen einem mit strohgelbem Schilf bewachsenen Bahndamm, bis es in einer weiteren langen Geraden zurück in Richtung Tenero geht. Ein paar kleine, schön eingewachsene Gehöfte liegen ab km 7 am Weg, der sich nun durch dichteres Baum- und Buschwerk windet. Bei km 8,5 queren wir erneut die Verzasca, deren von wildwachsendem Grün umranktes, felsiges Bett hier von einer modernen, chic gestylten weißen Stahlbogenbrücke für Fußgänger und Radfahrer überspannt wird. Kaum vorstellbar ist, dass das hier im Moment nur müde dahin tröpfelnde Flüsschen ein paar Kilometer weiter, hoch oben in den Bergen ein wahrlich spektakuläres Tal aus dem Fels gewaschen hat. Ich kann nur empfehlen: Hinfahren und erleben!

Vorbei am Coop-Einkaufszentrum erreichen wir schließlich bei km 9 fast wieder unseren Startpunkt. Kurzzeitig folgen wir parallel der A13, dann werden wir durch die eher stereotypen Wohnsiedlungen Teneros dirigiert. Endlich, bei km 10,5, als wir aus einem unter der A13 hindurch führenden Tunnel  hinaus treten, erstrahlt im gleißenden Licht vor uns erstmals der Lago Maggiore. 

Der berühmte See ist ein Relikt der letzten Eiszeit, entstanden durch das Abschmelzen der alpentälerfüllenden Gletscher. Seine Größe ist durch die Verästelung letztlich nicht wirklich wahrnehmbar, aber er zieht sich von hier, von seiner Nordspitze, immerhin 66 km bis weit nach Italien hinein, das immerhin 80 % der Seeoberfläche für sich beanspruchen kann. Aber daran verschwende ich im Moment eigentlich keinen Gedanken: Ich freue mich einfach nur, endlich an diesem herrlichen See, seinen glitzernden Fluten mit der imposanten Bergkulisse an seinen Ufern zu sein.

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Informationen: Maratona Ticino
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