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Laufberichte

Run with the Stars

31.05.14

Der 60 Meter hohe Wasserturm aus den Jahren 1886-1889 ist eines der Wahrzeichen Mannheims. Der im römischen Monumentalstil erbaute Turm steht auf dem Friedrichsplatz vor einem großen Springbrunnen und einer Wasserkaskade. Am Platz liegen die Kunsthalle und der Rosengarten, letzterer übrigens kein wirklicher Garten, sondern eine Festhalle aus dem Jahre 1904, die erst vor Kurzem erheblich erweitert wurde. Davor befinden sich Start und Ziel der Laufveranstaltungen rund um den SAP Arena Marathon, wegen des abendlichen Termins auch Dämmermarathon genannt. Im Obergeschoss des schicken neuen Glaskubus erwarten uns die Laufunterlagen samt überschaubarer Marathonmesse und Pasta-Party, die wir gerne nutzen.

Das Sightseeing gestalten wir kurz, bevor wir uns zur Erholung in unser Hotel Augusta, gleich am Startbereich gelegen, zurückziehen.

Ich kenne Mannheim und Ludwigshafen nur vom Zug aus und bin sehr gespannt darauf, diese zwei Städte im Laufschritt und bei frühsommerlicher Abendstimmung näher zu besichtigen. Mannheim zählt rund 300 000 Einwohner, gilt als zweit- oder drittgrößte Stadt Baden-Württembergs und bildet das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar. Als Besonderheit weist die Universitätsstadt eine auf das 17. Jahrhundert zurückgehende Einteilung in mehr oder weniger regelmäßige Quadrate auf. Wichtige technische Erfindungen, so auch das Automobil, stammen aus Mannheim, das von der rheinland-pfälzischen Schwesterstadt Ludwigshafen durch den Rhein getrennt wird.

 



Unsere Heimatstadt München und Mannheim verbindet der Kurfürst Karl Theodor. Ihm verdankt Mannheim seine wirtschaftliche und kulturelle Blüte im 18. Jahrhundert. In seiner Regierungszeit wurde der Bau der kurfürstlichen Residenz, eine der größten barocken Schlossanlagen Europas, vollendet. Nach dem Aussterben der bayerischen Linie des Hauses Wittelsbach im Jahr 1777 übernahm Karl Theodor auch die Regentschaft in München und musste seine Residenz dorthin verlegen. Der so entstandene Doppelstaat nannte sich „Pfalz-Baiern“. Anders als in Mannheim soll der kunstsinnige Kurfürst bei uns nicht allzu beliebt gewesen sein, da er sich ausschließlich mit Beratern und Höflingen aus der Pfälzer Heimat umgab. Auf seine Initiative geht die Anlage des Englischen Gartens in München zurück. An seinen Namen erinnern heute noch das Karlstor und der Karlsplatz.

Auf dem Weg zum Start sehen wir noch die Inliner und Handbiker, die eine bis anderthalb Stunden vor uns auf die Strecke gegangen sind. Die diversen Jugendläufe sind schon vorbei. Viele Kinder haben schöne Medaillen umhängen. Im Rosengarten gibt es die Kleiderbeutelabgabe und die Möglichkeit, die riesigen Messe-Toilettenanlagen zu nutzen. Draußen wird’s dann etwas enger. Der Startbereich und die Grünanlage um den Wasserturm sind eingezäunt, sodass dazwischen nur ein schmaler Weg bleibt, um den richtigen Block zu finden. Die übliche Hektik halt. Dafür geht es dann auch schnell los.

Über 12.000 Teilnehmer – ein Rekord wurde knapp verpasst - sind unterwegs, darunter auch Marathon-Duos und Fünfer-Staffeln sowie viele Halbmarathonis. Ein zweiter Halbmarathon wurde zeitgleich in Ludwigshafen gestartet, ebenfalls mit dem Rosengarten als Ziel.

 



Die ersten Kilometer durch die schöne Augusta-Anlage und über die Seckenheimer Landstraße dienen dazu, das richtige Tempo in der Masse der Läufer zu finden, was wegen der verschiedenen hier vertretenen Disziplinen zu einigem wilden Überholen führt. Judith und ich hängen uns einfach hinter die 4-Stunden-Pacer und lassen uns fast nicht verrückt machen.

Neben uns landet ein kleiner Businessflieger auf dem City-Airport Mannheim, der auch Linienverkehr abwickelt. Dann geht es ins Grüne durch die Felder. Eine Art Nadelöhr, wie eine Mitläuferin treffend bemerkt, denn auf dem Sträßlein passen nur vier bis fünf von uns nebeneinander. Vor den Kilometertafeln, die sinnigerweise auch noch „im Weg“ stehen, werden wir von den Vorauslaufenden laut gewarnt.

Das erste Highlight steht an: Bald kann man einen riesigen Kubus erkennen. Es handelt sich um die SAP-Arena, das Unternehmen, das zur 11. Austragung des Mannheimer Dämmermarathons erstmals als Titelsponsor auftritt. Das Bauwerk liegt mitten in den Feldern und verfügt über Autobahn- und Tramanschluss. Da müssen wir mittendurch. Von der Rampe in den Höllenschlund wurde oft gesprochen: Werden die Teilnehmer mit der Neigung zurecht kommen? Mir erscheint das recht simpel. Dafür macht mir (und meiner Kamera) der Helligkeitsunterschied zu schaffen. Ich höre den Ansager, der die Staffelwechsler bittet, den Laufweg freizuhalten. Ich kann jetzt nicht stehen bleiben und eine Nachtaufnahme machen, sonst würde ich viele Läufer ins Verderben reißen. Und - schwupp - sind wir schon wieder draußen.

 

 

Bleibt noch anzumerken, dass die Rampe in die Arena von Verona beim dortigen Marathon vielen Läufern ganz kurz vor dem Ziel noch einen besonderen „Nervenkitzel“ verschaffte. Aber das ist inzwischen Geschichte: Das  Wahrzeichen der norditalienischen Stadt will man künftig von Massenveranstaltungen freihalten, die traditionellen Opernfestspiele natürlich ausgenommen.

 

Über die A 656 und unter der A 6 geht es weiter. Vom nahen Maimarkt-Gelände tönt Musik herüber. Da findet wohl auch eine Veranstaltung statt. Dafür stelle ich fest, dass die Lärmschutzwände der A6 ihren Zweck vortrefflich erfüllen: Man hört nur die Schritte der Läuferinnen und Läufer. Ich freue mich über den Geruch der Felder, wie ich ihn von meinen Trainingsläufen an der Isar nicht kenne. Wir kommen in den Ortsteil Seckenheim, wo richtig die Post abgeht. Die Straße ist gesäumt von Anwohnern, die an ihren Bierbänken uns und den schönen Sommerabend feiern. Als Münchner werde ich da ganz wehmütig. Denn bei uns suchen die Bewohner der Vorstädte vermutlich den Keller auf, um dem Marathon zu entgehen. Also genieße ich das hier aus ganzem Herzen.

Zurück Richtung Mannheimer Zentrum. Hier wäre trotz der späten Stunde eine dunkle Brille nützlich, denn auf den nächsten schnurgeraden Kilometern scheint uns die untergehende Sonne direkt ins Gesicht. Wir laufen auf dem Paul-Martin-Ufer und hinter dem Trambahndamm fließt unsichtbar der Neckar. Beim Mannheimer Ruderverein Amicitia 1876 gelingt mir dank Bahnübergang ein seltener Blick auf  den Fluss. Vor uns der 212,8 Meter hohe Fernmeldeturm mit Drehrestaurant, links einige Grillpartys von jungen Leuten.  

Inzwischen ist es fast 21 Uhr, eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Mein Fotoapparat bekommt in der Dämmerung seine Probleme mit der Verschlusszeit, sodass von jetzt an nicht mehr so viele brauchbare Bilder entstehen.

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Informationen: Dämmer Marathon
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