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Laufberichte

Erste Wahl

19.06.11
Autor: Klaus Duwe

Glänzend gelaunt (oder mit glänzenden Augen) geht es der Breusch entlang in Richtung Molsheim. Der Weg ist teilweise schmal und das Ufer von dichtem Gebüsch gesäumt, ideal für eine kleine Notdurft. Oder gibt‘s hier Zecken?  Wenn ja – ist Alkohol ein guter Zeckenschutz?

Dann kann man  in Molsheim  (km 9,5) die Dosis gleich noch steigern, diesmal mit Riesling, der zu den beliebtesten weil besten Sorten im Elsass gehört. Dazu gibt es Sauerkraut. Richtig – Sauerkraut!  Und die Nachfrage ist groß. Die Deutschen werden ja wegen ihrer Vorliebe zum  Spitzkohl als Krauts bezeichnet, obwohl die Elsässer die Erfindung (wie übrigens auch die der Spätzle) für sich reklamieren. Immer rein, den Läufern ist das egal.

Über eine Holzbrücke kommen wir zum Campingplatz beim Zielgelände, das zum Glück noch Stunden auf uns warten muss. Der Regen hat längst wieder aufgehört, der Himmel hellt sich im Westen auf und die Temperaturen bleiben knapp unter 20 Grad. Das ist gut für die Läufer, denn unter Hitze leidet ja bekanntlich die Alkoholverträglichkeit. Zum wiederholten Mal überholt mich eine Horde Dänen, alle in ihren Landesfarben gekleidet und von einigen Zuschauern fälschlicherweise als Schweizer begrüßt. „We are Danish Dynamite“, wird reklamiert.

Nach Dachstein bringt uns ein schmaler asphaltierter Fahrweg. Bei einem alten Fachwerkhaus ist eine Verpflegungsstelle, die aber kaum genutzt wird – es gibt die erwähnte Sportlernahrung. Aus dem Rathaus hört man heute mal ganze andere Töne: Rock aus riesigen Boxen. Durch das mittelalterliche Stadttor verlassen wir den Ort und laufen nach Egersheim (km 16), wo man in einem kleinen Ofen Flammkuchen zubereitet. Das ist eine Art Pizza, belegt mit Zwiebeln,  Speck und Sauerrahm. Dazu gibt es einen Rosé. Hier ist wieder mehr Betrieb. 
Zuschauer sind wenige an der Stecke. Aber die braucht man nicht. Für die phantastische Stimmung sorgen die Läufer selber mit ihren lustigen Kostümen, Gesängen und Sprüchen. Sogar einige Fahrradbegleiter sind kostümiert.

Der Weg nach Dahlenheim (km 19) ist ziemlich beschwerlich. Es geht teilweise etwas steil in die Weinberge. Die Wiesenwege haben tiefe, unebene Fahrspuren, in der Mitte steht hohes Gras. Landschaftslauf pur. Dazu gibt es schöne Ausblicke über Getreidefelder und Wiesen auf kleine Ortschaften, Weinberge und auf die Ausläufer der Vogesen.  Vorbei an der  Wallfahrtskapelle Maria Altbronn kommen wir nach Dahlenheim. Bratwurst steht auf der Speisekarte. Die ist so lecker, dass ich mir eine „Portion am Stück“ geben lasse. Anderen ist der Pinot Blanc wichtiger.

Weiter geht es durch die fast menschenleere Dorfstraße an der Kirche und dem Rathaus vorbei und dann auf der halbseitig gesperrten Verkehrsstraße bergauf nach Scharrachbergheim (km 21). Frisches Gebäck (Stolle) hat man für uns vorbereitet, dazu Konfitüre. Na ja, das wohl mehr für die Halbmarathonläufer, die hier um 9.30 Uhr gestartet sind, als Frühstück gedacht. Aber auch die Marathonis greifen durchaus zu und sagen erst recht nicht beim Pinot Gris nein.  Der Grauburgunder wird gerne als Aperitif getrunken.

Abwärts geht es durch den Ort nach Odratzheim. Hier fallen wieder die herrlich hergerichteten und mit vielen Blumen geschmückten alten Fachwerkhäuser auf. Es gibt Wasser für innen und außen und heiße Rockrhythmen. Nach dem hügeligen Örtchen geht es flach an einem Bächlein entlang weiter in Richtung Marlenheim (km 26), dem nördlichsten Ort der 170 km langen Elsässer Weinstraße. Dazwischen gibt es in Kirchheim zu handgemachter Musik wieder mal  Sport-Food, was aber kaum beachtet wird. Recht flott läuft man auf dem flachen, asphaltierten Wirtschaftsweg dem Weinort entgegen, um die nächste Probe mit Nudelsalat bei Blasmusik zu absolvieren.

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Informationen: Marathon du Vignoble d'Alsace
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