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Laufberichte

Auf halbem Weg nach Le Mans

 

Mitte Juni Ist die Zeit der 24 Stunden von Le Mans. Seit Jahr und Tag will ich da einmal dabei sein, irgendwie scheint mir immer etwas Wichtigeres dazwischen zu kommen. Heuer ist es der Elsass-Marathon in Molsheim. Molsheim liegt 25km westlich von Strasbourg, exakt in der Mitte zwischen meinem Wohnort und Le Mans. Bugattis kommen und kamen aus Molsheim. 1923 feierte Bugatti seine Rennpremiere bei den 24 Heures du Mans. So gesehen ist doch ein Bezug da. Und mit einem kleinen Schlenker bei der Anreise kommt man in Zuffenhausen beim neuen Porsche-Museum vorbei. Porsche feierte bereits viele Erfolge in Le Mans und hat an diesem Wochenende wieder Autos am Start. Ich starte auch an diesem Wochenende, brauche für mein Rennen aber keine 24 Stunden.

Am Samstag findet eine ganze Reihe von Kinderläufen statt, prämiert werden besonders originelle Kopfbedeckungen der NachwuchsläuferInnen. Viele Eltern sind aufgeregter als die Kinder dazu, die Stimmung ist prächtig. Das Wetter ist ideal, immer wieder auch bewölkt, so wird es nicht zu heiß. Meine Startnummer bekomme ich im Hôtel de la Monnaie, einer ehemaligen Münzprägeanstalt aus dem 16. Jahrhundert, davor findet eine kleine Marathonmesse statt. Für mich sehr interessant: Der umzäunte Bugatti Type 35 am Festgelände. Dieses Modell hatte 1924 seinen ersten Renneinsatz, ein wunderschönes Gefährt und natürlich blau lackiert.

Außerdem gibt es Köstlichkeiten einer örtlichen Brauerei und Wein eines Winzers. Um nicht während des Marathons all die vielen Sorten probieren zu müssen, erledige ich einen Teil der Degustation schon heute. Jakob aus Berlin ist mit einer Horde Holländer hier. Sie scheinen den gestrigen 5:1 Sieg gegen Spanien gut verkraftet zu haben. Im Startgeld enthalten gibt es ab 18h Pasta mit Getränk. Unter anderem kann ich Pierre Convert mit Entourage erkennen, wir kennen uns seit dem Marrakesch-Marathon im Jänner 2013.

Wenn Molsheim, dann Hotel „Le Bugatti“, schon wegen des Namens. Praktischerweise liegt es auch noch sehr günstig, ein paar 100m zum Start, vom Ziel auch kaum weiter entfernt, beide Distanzen sind am Renntag locker ohne Shuttle machbar. Am Sonntag ist um 5h45 der Frühstücksraum des Hotels gut besucht, wegen uns Marathonis wurde das Frühstück vorverlegt. Einige sind schon im kompletten Renndress, der heuer bei vielen ein Kostüm, eine Verkleidung ist. Als ich um halb 8 zum Start gehe, begegnet mir noch im Hotel ein Läufer in Verkleidung als Ureinwohner Schwarzafrikas, komplett mit Speer und Schild.

Parkplätze gibt es genug beim CORA-Supermarkt in Dorlisheim, sogar Läuferfrühstück gibt es. Im Schatten ist es noch kühl, in der Sonne schon warm. Der Anteil der verkleideten Läufer ist besonders groß, viele sind in Gruppen da und haben viel zu bereden. Jürgen steht mit Frau am Start, wir kennen uns vom Bukarest-Marathon 2013. Dabei hat er erst gestern den Liechtenstein Alpin-Marathon absolviert, er macht doch tatsächlich einen erholten Eindruck.

Weit vorne wird ins Mikrophon gesprochen, man feiert den 10. Elsass-Marathon, einen runden Geburtstag. Kurz nach acht Uhr wird gestartet. Als ich am Startbogen bin, suche ich vergeblich eine Zeitnehmungsmatte oder dergleichen. Heute gibt es nur Bruttozeit.

Sonnig ist es, wolkenlos und auf der Strecke vorerst windstill, für mich beginnt es anstrengend. Nach etwa 2km laufen wir über die Umfahrungsstraße und ändern dann die Laufrichtung. Wind von vorne, das habe ich gebraucht. Ich habe mich eingelaufen, die schweren Beine von der langen Autofahrt haben Betriebstemperatur erreicht. Ab nun geht es wesentlich besser, dazu kommt Schatten von den Bäumen rechts von uns. Asterix und Obelix sind da, Captain America, Superman, der Tod persönlich, drei Scheichs, die auch gestern in Liechtenstein gelaufen sind, mehrere weibliche Batmen und vieles andere mehr. Marita ist auch da, noch ein bekanntes Gesicht aus Marrakesch. Und eine Schnecke, später fällt mir ein, die habe ich zuerst in Fürth gesehen.

Um dem Gedränge an den ersten der zahlreichen Labestellen zu entgehen, habe ich eine Trinkflasche dabei. Damit bin ich die ersten 10km Selbstversorger, wenn es sein muss.

Mit dem Wein verkosten will ich nicht allzu bald beginnen. 22 Versorgungsstellen (frz:
ravitaillements) soll es geben, an zwölf davon wird Wein gereicht. Beginnend beim Sylvaner über Weißburgunder bis hin zum Gewürztraminer, kurz vorm Ziel Sekt, in Summe acht verschiedene Sorten.

Nach 2km die erste ravitaillement, bei km3 laufen wir erstmals in den Weinbergen und damit haben wir Höhenmeter zu bewältigen. Ich lerne den sympathischen Dirk kennen, er war vor vier Wochen Zugläufer beim Mittelrhein-Marathon, erklärt er mir. Weiß ich, kenne ich doch den entsprechenden M4Y-Bericht von Andrea Helmuth.  

Es geht runter nach Mutzig, gegründet im 13. Jahrhundert von König Rudolf von Habsburg. Evi und ich waren gestern schon da. Am Rathausturm schaut ein Kopf heraus, der mit jedem Glockenschlag mit den Ohren wackelt. Angeblich streckt er auch die Zunge raus, das war von unten aber nicht zu erkennen.

Wir überqueren die Eisenbahn. Da die Eisenbahner streiken, werden die Schranken heute oben bleiben. Entlang der Schienen bis zum frisch renovierten Hôtel Felsbourg, dann laufen wir stadteinwärts. Links am Stadtturm ein Bildnis des Heiligen Mauritius, wir laufen rechts und bekommen Guglhupf angeboten, km5, weiter am Fluss Bruche entlang im Halbschatten nach Molsheim, dem Zielort. Schön flach geht es dahin, das meiste auf Asphalt. Nasse Schwämme zum Abkühlen gibt es an mehreren Stationen.

Molsheim ist nicht nur Zielort, auch bei km10 sind wir da. Allgegenwärtig in der Stadt ist das Motiv des von Kaiser Diokletian geräderten Hl. Georgs. Die Jesuitenkirche, 17. Jh., ist ihm geweiht. Im 16. Jahrhundert ging von hier die Rekatholisierung des Elsass aus.

Recht niedrig ist der Weg am Bach entlang unter der Straße durch, nur 1,85m lichte Höhe, also Kopf einziehen. Erhobenen Hauptes bekommen wir gleich hinter der Jesuitenkirche zu trinken, von HelferInnen in M4Y-orangen Shirts und von Helferinnen in Tracht. Beides sehr kleidsam.

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Informationen: Marathon du Vignoble d'Alsace
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