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Laufberichte

Immer wieder Marathon Nizza - Cannes

09.11.08

„Ich? Marathon? Äh, eigentlich nööö, kann ich net.“ Nichts als die Wahrheit - über mich und wie ich zum Marathoni wurde.

Alles begann mit einem Anruf vor etwa zwei Jahren. Es war ein Donnerstagabend und ich zappte mich gelangweilt durch die üblichen Fernsehkanäle, als mein Telefon mich mit folgendem Satz aus meiner Lethargie weckte: „Willst duuuu – gemeint war ich – nicht mit mir in Monaco einen Marathon laufen ?“ Am anderen Ende der Strippe war Sabine – ihres Zeichens schon hundert-und-was-weiß- ich–wieviel-fache Marathonfinisherin.

„Ich? Marathon? Äh, eigentlich nööö, kann ich net.“ Ich muss dazu sagen, dass ich schon die letzten 20 Jahre in irgendeinem Rahmen sportlich unterwegs war, mich durch die hiesigen 10 km Volksläufe und Sprinttriathlons kämpfte, mit mehr oder weniger Erfolg, aber schon regelmäßig.  Aber Marathon? Daran hatte ich noch nie einen Gedanken verschwendet. Später vielleicht, wenn ich mal „alt“ bin. Der Marathon in Monaco fiel übrigens aus, für uns jedenfalls.

Mein erster sollte dann in Aegidienberg der Siebengebirgsmarathon sein. Es folgte dann eine kleine, herrliche, immer spannende und jedes Mal begeisternde positive Odyssee durch fast ganz Europa, die mir in den 2 Jahren immerhin fast 40 Marathons bescherte. Dabei waren natürlich auch so’n paar, ich nenn sie mal „Wald-und-Wiesen-Marathons“ darunter, aber auch viele große Stadtmarathons von Stockholm bis runter nach Dubai (ok...kein Europa).

Planung und Organisation liegt in der Regel bei Sabine, sie ist immer am Puls der Zeit, oder besser am Puls der Marathonveranstaltungskalender und Billigflieger-Newsletter. Nicht jeder geplante Lauf wird auch durchgeführt und nicht jeder gebuchte Flugzeugplatz wird auch besetzt, aber Optionen fürs Wochenende gibt’s immer.

Ja, ja die Zeit, die Alltagspflichten - wenn das nicht wäre. Aber Flexibilität ist Trumpf. Flüge sollten wenn möglich schon zeitig gebucht werden, des Preises wegen. Dann tut’s nicht ganz so weh, wenn eine Marathonreise dann doch nicht stattfinden kann. Hotels werden erst ganz kurzfristig gebucht über einschlägige Internetvermittlungen wie HRS oder Booking.com etc. Ausgesucht wird mittels Abzählreim, einzige Einschränkung ist eine Preisobergrenze. Lustigerweise gibt’s dann schon mal die eine oder andere Überraschung.

Insgeheim nenne ich uns das Duo Infernale, Bonnie und Clyde des Marathons. Überraschungen, Spannung, Unvorhergesehenes, Zeitnot, Hektik - aber immer Spaß,  Freude und Lust am Reisen und Laufen inklusive. Keine langweilige, durchorganisierte Marathonreise mit einschlägigen Sportreiseveranstaltern, sondern Individualität pur – wie ein Überraschungsei - was zum Spielen, was Spannendes, was Süßes ...oder so.

Jetzt aber zum Thema: 1. MARATHON DES ALPIN-MARITIM von Nizza nach Cannes.

Freitagabend war’s noch beschlossene Sache, dass wir NICHT hinfahren ... zu viele Alltagsverpflichtungen an dem Wochenende. Am Samstagmorgens um halb acht erreichte mich jedoch eine SMS von Sabine: „Hast du schon gepackt? Um acht geht’s los. Um 10 geht der Flieger nach Nizza.“

Hurra, Punkt acht saßen wir in einem unserer Kleinwagen und düsten gen Köln, wo wir auch pünktlich eincheckten. Gelandet in Nizza, erwartete uns auch schon Spätsommer pur: 20 Grad, Sonnenschein und Urlaubsgelüste. Mittels Taxi gelangten wir zu unserem bahnhofsnahen Drei-Sterne-Hotel „Hotel Azurea“. Nun, man kann mit so nem Abzählreim auch mal Pech haben. Bei Recherchen im Internet unter Hotelbewertungen fand ich eine Beurteilung recht passend: „Positiv an diesem Hotel war nur eines: Die Abreise.“

Doch dies sollte die einzige Ernüchterung an diesem Wochenende bleiben . Wir entledigten uns unserer dicken Jacken und begaben uns kurzärmlig Richtung Strandpromenade – zur Promenade des Anglais und zum Place Massena, denn dort sollte es die Startunterlagen geben. In wenigen Minuten waren wir da.  Wir mussten nur der Sonne nachgehen. Die Straßenlokale und Cafes von Nizza waren übersäht mit das pure Leben genießenden Südfranzosen, die sich hier an der sonnenverwöhnten Cote d´Azur mitten im November unter freiem Himmel Cafe, Wein und Speisen schmecken ließen. Wahnsinn.

Wir erledigten erst unsere Pflicht, ergatterten stressfrei (wenn ich da an Berlin denke) unsere Startunterlagen und nahmen dann ebenfalls ein Bad in der Sonne und ließen uns Wein und Pasta schmecken. Urlaub. Herrlich.

Am nächsten Morgen, gestärkt von unserem Wahnsinnsfrühstück (ok, ausreichend) begaben wir uns wieder Richtung Promenade des Anglais, denn hier war um 8:45 Uhr der Start zum Marathon. Auch hier wieder nur stressfreie, ruhige, meist französische Läufer, stattliche 10.000 und mehr an der Zahl. Alles war topp organisiert. Unser gesamtes Gepäck konnten wir abgeben, um es nach Cannes transportieren zu lassen. Alles kein Problem. Entspannt konnten wir unsere Startplätze einnehmen. Ich bei den 3:00 Stunden Läufern, denn zum Abschluss des Jahres wollte ich noch einmal etwas flotter laufen, Sabine etwas weiter hinten- sie wollte locker,  von Sonne,  Ambiente und Lauflust getrieben, einfach nur diese herrliche Kulisse genießen.

Pünktlich um viertel vor neun ging’s dann los. Jede Menge Platz auf der schönen, breiten Strasse. Ich möchte jetzt nicht die einzelnen Sehenswürdigkeiten, die einzelnen Küstenorte, denen man vorbei und hindurch läuft, aufzählen. Dies kann man auf den Internetseiten des Anbieters viel besser erfahren. Nur eines ganz kurz: Einen solchen Spaß am Laufen hatte ich noch nie. Bei solch guter Luft, das herrliche Meer immer auf der linken Seite, Topverpflegung alle 5 km, begeistert jubelnde, einen namentlich anfeuernde Zuschauer in jedem Städtchen („Ce bien Matthias“) und schließlich ein grandioser Zieleinlauf in Cannes, inklusive rotem Teppich. All das ließen mir die Tränen in die Augen schießen.

Die Strecke war übrigens nicht so ganz einfach, wie das Profil der Website vermuten ließ. Besonders ab km 20, ab Cap dÁntibes, gab es immer wieder einige böse, giftige Steigungen meist in die Ortschaften hinein, denen dann wiederum steiles Bergablaufen folgte. Hier über die gesamte Distanz ein gleichmäßiges Tempo laufen zu wollen, hätte fatal enden können. Mir hat’s weniger ausgemacht und am Ende stand eine 2:55 zu Buche. Ich schiebe es aufs Wetter, auf die Landschaft, aufs Publikum - alles fantastisch.

Im Ziel angekommen gab’s alles, was das Läuferherz begehrte. Von Getränken bis zu wohlschmeckender Pasta. Ich setzte mich in die Sonne, schaute aufs Meer, lauschte der Band, die im Zielbereich spielte und fühlte mich wie im Nirvana. Runners High - so muss es sein.

Als Sabine etwas später ins Ziel kam, bestätigte sie meine Eindrücke. Einstimmig war dies für uns, und wir haben da Vergleichsmöglichkeiten,  der bislang schönste Marathon. Und wir waren bei der Premiere dabei.

Leider hatten wir keine Zeit mehr, das schöne Städtchen Cannes zu genießen, denn um 15.00 Uhr mussten wir schon zum Heimflug eingecheckt sein. Es hieß: Hurtig zum Bahnhof, per Zug zurück nach Nizza, ins erste Taxi, den Chauffeur zum Rasen animieren  und 5 Minuten  vor Schalterschluss noch geradeso einchecken.

Ein wenig Nervenkitzel gehört bei uns zum Reisen dazu. Immer wieder - immer gern - und immer wieder NIZZA-CANNES.

 

Informationen: Marathon des Alpes Maritimes Nizza-Cannes
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