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Laufberichte

„Wie läuft’s?

 

Zur Pastaparty steht das Zieltor schon an Ort und Stelle – beliebtes Fotomotiv für alle Marathonfans, die mit dem Original-Zielband posieren dürfen. Eine besondere Nachricht an seine Freundin wollte eigentlich ein Läufer per Banner am oberen Zuschauerrang überbringen, aber das entsprechende Teil trifft dann doch nicht ein; vielleicht hat es sich der junge Mann ja noch anders überlegt ...

Bei der Marathonmall in der benachbarten Messehalle ist schon ab Freitagnachmittag die Hölle los. Hier gibt es nicht nur die Startnummern und –beutel sowie Zeitnahme-Chips von Mika Timing, sondern man kann sich beispielsweise, wenn man eine bestimmte Zielzeit anvisiert, auch seine Splitzeiten auf einem Armband ausdrucken lassen. „Pace your race“ heißt der Service. Die zahlreichen Messestände sind ebenfalls gut besucht – besonders beliebt die asics-Wand mit den Namen fast aller Teilnehmer. Dort drücken sich also viele die Nase platt, um ihren persönlichen Schriftzug zu finden. Lauflegende Dieter Baumann führt gerade Interviews und wirbt für sein Comedy-Programm; für Jo Schindler bleibt in diesem Moment nur ein kurzer Gruß.

Zwischendurch ist aber Zeit für einen Plausch mit Dieter Bremer, dem Streckenchef, ebenfalls schon seit 2002 mit dabei. Stolz kann er verkünden, dass dieses Jahr zum ersten Mal exakt die Strecke des Vorjahres gelaufen wird. Bisher gab es immer entweder akute Baustellen, die eine Änderung notwendig machten, oder das Bemühen, die Strecke schneller zu machen, also Steigungen und Kurven zu verhindern. Die Positionen von Start und Ziel sind allerdings unveränderbar, daher wird das mitunter recht knifflig, zum Schluss wieder genau 42,195 Kilometer vermessen zu können. Die Ideallinie wird jeweils zwei Wochen vor dem Event mit einer markanten blauen Farbe auf dem Asphalt markiert und lässt den Lauffans schon das Herz höher schlagen. Und Anwohner, die mit der Wegstrecke ihre Probleme haben, können sich via Bürgertelefon informieren. Beschwerden werden von Jahr zu Jahr weniger, denn Bremer versteht sich auf eine gute Informationspolitik und wirbt immer wieder um Verständnis für vorübergehende Parkverbote.

 

"Der Marathon hat immer Vorfahrt"

 

Viel Verständnis bringt auch Sabine Schindler mit, die ab Donnerstagabend ihren Mann vor Ort unterstützt. Wohnen tut das Ehepaar nämlich seit jeher in Regensburg, und Jo pendelt jedes Wochenende nach Hause. Aber in den Tagen kurz vor dem Marathon verlegt auch Sabine ihr Quartier ins Mövenpick-Hotel direkt an der Messe. Immerhin hat sie – neben vielen anderen – eine ganz wichtige Aufgabe: „Ich kümmere mich darum, dass die Siegerehrung läuft! Denn die Athleten müssen rechtzeitig da sein, und ich sorge dafür, dass sie die richtigen Medaillen und Pokale überreicht bekommen.“ Und wie erlebt sie ihren Mann in diesen Tagen? „Es dringt nicht so viel von außen an ihn durch, denn der Marathon hat immer Vorfahrt, und darauf ist er fokussiert. Aber über die Jahre ist alles viel routinierter und cooler geworden! Früher standen wir wesentlich stärker unter Storm, doch heute laufen viele Dinge wie von selbst, da muss man sich nicht ständig kümmern.“

Persönlich involviert ist Jo Schindler allerdings bei den Vertragsverhandlungen mit den Sponsoren. Gerade konnte er sich mit asics auf weitere fünf Jahre der Zusammenarbeit verständigen, dann gibt es während der Pastaparty einen Termin fürs Handshake-Foto mit dem Deutschland-Geschäftsführer Carsten Unbehaun. Dass es dieses Jahr keinen Titelsponsor gab, konnte Schindler erstaunlich gut verkraften, auch wenn es natürlich an der einen oder anderen Stelle Einsparungen gab. Um die Veranstaltung auch weiterhin auf professionellem Level ausrichten und internationalen Spitzensport bieten zu können, hat die Akquisition eines neuen Titelsponsors oberste Priorität. .

Gemeldet sind rund 14.500 Marathonläufer, über 1000 davon für die deutsche Meisterschaft. Etwa 7500 Staffelläufer gehen an den Start, sowie 1300 Kinder und Jugendliche beim Mini-Marathon. Insgesamt rechnet Schindler mit über 24.000 Läufern und freut sich: „Wir haben die Position als starker Marathon behaupten können!“ Und Christoph Kopp, zuständig für die Verpflichtung der Top-Athleten, will in erster Linie ein gutes Rennen – für Arne Gabius – gestalten, daher gibt es eine klare Marschroute: „Bis Kilometer 30 soll die Spitzengruppe zusammenbleiben, und ab dann gilt ‚Feuer frei‘!“ In der technischen Besprechung mit den Athleten und ihren Managern am Samstag wird das dann auch nochmal deutlich kommuniziert, und die Pacemaker bekommen konkrete Vorgaben für ihre Gruppen, bevor jeder mit seiner Startnummer „entlassen“ wird.

Samstagabend gibt es in der Abschlussbesprechung auch die letzten Instruktionen für das Orgateam. Nun steht fest, wie der Startschuss gegeben werden muss – aufgrund der Wertung als Deutsche Meisterschaft gibt es besondere Vorgaben, die bei Jo Schindler ein wenig Stirnrunzeln hervorrufen – auch, wer von der Stadt Frankfurt und der Messe Frankfurt die Siegerehrung übernehmen wird, ist noch offen. Ansonsten scheint alles geklärt und im Plan.

 

Der Rennsonntag

 

Daher zeigt sich auch am frühen Sonntagmorgen das gleiche Bild. Überall hört man „Wie läuft’s? – Alles gut!“ Im Rahmen der Besprechung zur „Kalten Lage“ finden sich die Vertreter von Polizei, Feuerwehr, DRK, Sicherheitsdienst, Ordnungsamt und Messe im „Operations Security Center“ (OSC) ein. Diese Sicherheitsleitstelle ist modern ausgestattet, eine große Monitorwand zeigt Bilder aus insgesamt knapp 230 Kameras, die über das Messegelände verteilt sind. Handynummern, auch für die Notfalltelefone, werden ausgetauscht, um eine gute Erreichbarkeit zu gewährleisten. Ansonsten sind keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden.

Ein letzter Gang über den roten Teppich in der fertig vorbereiteten Festhalle ..., dann werden im VIP-Bereich die ersten Gäste begrüßt. Stadtrat Markus Frank kränkelt und lässt sich vorsorglich schon mal für die Zielankunft entschuldigen; den Startschuss um 10 Uhr will er aber gerne geben. Auf dem Weg dorthin viele Athleten, die sich aufwärmen und aufgeregt umherwuseln. Jo Schindler hat einen flotten Schritt drauf und es erfordert volle Konzentration, ihn inmitten der Läufer und Helfer nicht aus den Augen zu verlieren.

Auf dem Podest direkt an der Startlinie hat sich der Hessische Rundfunk in Stellung gebracht, die Moderatoren Werner Damm und Kai Völker bringen die Zuschauer auf Betriebstemperatur. Arne Gabius wird mit großem Applaus begrüßt – und auf die Strecke geschickt. Kurz danach dürfen das Hauptfeld sowie die Staffeln starten, darunter auch die Siegerin des Frankfurt Marathons 2008, Sabrina Mockenhaupt. Die erfolgreiche Langstreckenläuferin ist sicherlich Vorbild für manche Kinder und Jugendliche, die sich kurze Zeit später beim Mini-Marathon auf eine 4,2 Kilometer lange Schleife begeben. „Immerhin hat hier mal die Frankfurterin Gesa Felicitas Krause gewonnen, die in diesem Jahr bei der WM über 3000 Meter Hindernis Bronze geholt hat“, weiß Schindler. Die Sieger, die das Ziel in rund einer Viertelstunde erreichen, sind schon wahre Könner ihres Fachs.

 

Das Finale

 

So langsam wird’s dann richtig spannend, denn die Zielankunft der Marathonläufer rückt näher. Die Fotografen bringen sich direkt hinter dem Zieltor in Stellung. Mit Blick auf die Großbildleinwand fiebern alle mit Arne Gabius, der zwar noch auf Rekordkurs ist, sich aber mit schmerzverzerrtem Gesicht über die Mainzer Landstraße quält. Kai Völker gibt alles, um die Zuschauer in der Festhalle auf 200 Prozent Jubel einzustimmen. Während die drei Erstplatzierten dann fast ein wenig untergehen, toben alle bei der Ankunft des Deutschen auf dem vierten Platz – den 27 Jahre alten Rekord des Dresdners Jörg Peter um 14 Sekunden unterbietend und damit natürlich auch die Olympianorm deutlich knackend.

Schindler nutzt seine Pole Position direkt hinter der Ziellinie und beglückwünscht Arne Gabius als Erster, um gemeinsam zu einer kleinen Ehrenrunde zu starten. Als zwanzig Minuten später Lisa Hahner in neuer persönlicher Bestzeit das Zielband erreicht und sich unbändig freut, hält er es ebenso – fröhlich händchenhaltend über den roten Teppich hüpfend. Parallel dazu laufen weitere Spitzenathleten ein. Die zahlreichen Helfer und Sanitäter haben auf jeden ein genaues Auge, denn einige Läufer sind über ihre Grenzen gegangen und haben im Zielbereich Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten. Manche Szenen sind nicht sehr schön. Vorwiegend sieht man jedoch erschöpfte Zufriedenheit, hemmungslosen Jubel und Freudentränen.

 

„Ein wunderschönen Sporttag für die Stadt Frankfurt“

 

Später bei der Pressekonferenz wird Stadtrat Frank von einem „wunderschönen Sporttag für die Stadt Frankfurt“ sprechen und seine Zusage für weitere Unterstützung geben: „Diese Veranstaltung hat nicht nur Tradition, sondern auch Zukunft!“ Die Sportler zeigen sich glücklich, aber der Lauf hat sichtbar Spuren hinterlassen. „Die Festhalle war nicht Belohnung, sondern Erlösung“, lacht Arne Gabius. Er freut sich nun auf seinen USA-Urlaub, in dem er Freundin Anne heiraten und dann die Flitterwochen gleich noch dranhängen wird.

Für Jo Schindler und seine Frau steht im Anschluss ebenfalls USA auf dem Plan. Für beide geht es allerdings nach New York, um während des dortigen Marathons am kommenden Sonntag für „ihre“ Veranstaltung in Frankfurt die Werbetrommel zu rühren. Sein Fazit fällt so kurz danach noch sehr verhalten aus: „Zufrieden“ sei er, aber er müsse das alles erstmal sacken lassen: „Das ist nun der Lohn der harten Arbeit, dass trotz erschwerter Bedingungen auch in diesem Jahr alles geklappt hat.“
Erschöpft wirkt er aber dennoch nicht – und saust sofort wieder los, um sich mit Sekt, Kuchen und Blumen bei seinem Team zu bedanken!

 

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Informationen: Mainova Frankfurt Marathon
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