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Laufberichte

Nationalfeiertag

 

Km13, auf der Alten Brücke geht es über den Main, ich schaue nach rechts und erblicke die Wolkenkratzer der Banken. Der Anblick erinnert mich sehr an den Londoner Financial District, wenn man bei km20 über die Tower Bridge läuft. Kein Wunder, dass es keine Zinsen mehr gibt. Die Erhaltung dieser Hochhäuser muss ein Heidengeld verschlingen. Wir biegen rechts ab und laufen nun am linken Mainufer.

Die Gegend kenne ich von gestern Vormittag. Auf meinem Spaziergang begegneten mir hunderte Teilnehmer des 5km-Brezellaufs. Vorweg drei MotorradpolizistInnen mit Blaulicht, dann drei Bremsläufer, die das Tempo der Gruppe niedrig halten.

1h34 bei km15, eine vollwertige Labestelle. Die Pappbecher die auf dem Boden gelandet sind, werden von den Schuhen im Wasser zermantscht, bzw. vom Pumuckl durch die Zehen gequetscht. Der läuft ja barfuß. Die Kennedy-Allee raus ist landschaftlich und städtebaulich nicht so herausragend, aber irgendwie müssen wir ja auf 42,195km kommen. Es herrschen perfekte Laufbedingungen: bewölkt, 15°C, ab und zu ein kühlendes Lüftlein, flach und ein Marathonnovize, der auf meinen Rat hört.

Alle 2,5km gibt es Wasser, alle 5km zusätzlich Iso, Tee, Bananen, so lässt es sich aushalten. In Niederrad bei km19 erfolgt der nächste Staffelwechsel, ähnlich elegant gelöst wie zuvor. Vom Moderator erfahren wir, dass der Sieger Mark Kiptoo (KEN) mit 2:06:49 ins Ziel gekommen ist, und dass Arno Gabius bei seinem ersten Marathon mit 2:09:32 Gesamt-9. geworden ist. Der schnellste Deutsche seit langem. Wir fühlen uns unverändert gut, Hannes brauche ich nun nicht mehr zu bremsen, das Tempo hat sich eingependelt.    

Ein Vorstadt-Indianer sitzt neben seiner Trommel und trommelt nicht, braucht mal eine Pause. Es geht nun unter der Autobahn durch, wir laufen weiter nach Westen, an Schrebergärten vorbei. Bei km20 gibt es nun auch Kohlehydrate von High5, wir greifen zu. Wenig später der Halbmarathon, 133min haben wir dafür gebraucht. Heinz Berg spielt ganz ekstatisch auf seiner Querflöte etwas von Jethro Tull.

In der Folge werden wir von Anwohnern und Vereinsmitgliedern angefeuert. Eine junge Staffelläuferin kennt hier jeder, über mehrere km wird „Julia“ gerufen, sie winkt zurück. Wir kommen an eine Autobahnauffahrt, eine ansteigende 270°-Kurve. Über uns höre ich, wie der Moderator Marcus Bourcade den 4h29er–Schrittmacher ankündigt. Der ist bei km24, also nur ein paar hundert Meter vor uns, beziehungsweise ein paar Meter über uns auf der Brücke.

Wir laufen rüber ans rechte Mainufer, aber für drei weitere km stadtauswärts, bei km27 in Höchst die große Wende. Wenig später begegnet uns Desi, sie ist keine 2km hinter uns und macht einen tadellosen Eindruck. Auch bei ihr ist offensichtlich alles im grünen Bereich.

Nach km28 erfolgt der letzte Staffelwechsel. Der Moderator Hubertus Kraus glaubt, Hannes wäre mit Wohnort Erlangen Mittelfranke, so kann man sich irren. Er outet sich selber als Oberfranke. Nach einer Unterführung, km29, laufen wir auf geschlossene Bahnschranken zu, ein Zug braust vorbei. Da müssen wir aber gar nicht weiter, wir biegen vorher rechts ab. Bald erreichen wir die Mainzer Landstraße, der folgen wir nun mehrere km.

Bei km30 gibt es wieder eine Zwischenzeit, 3h10. Außerdem werden wir hier aus mehreren Kamerapositionen gefilmt. Ab jetzt ist für Hannes jeder Schritt sein persönlicher Weitenrekord, mehr als 30km ist er bisher noch nicht gelaufen. Dafür gibt es gleich einmal eine umfangreiche Labestelle, wieder mit Bizzl-Cola am Ende. Bei km31 machen wir einen Fotostopp, Hannes’ Weitenrekord muss dokumentiert werden! Geradeaus und flach weiter, unter der Autobahn durch. Das km32-Schild übersieht Hannes, darum kommt ihm dieser km gar so lange vor. Gut, dass wir darüber reden.

Je näher wir der Innenstadt kommen, umso mehr Zuseher stehen entlang der Strecke. Auch die Musikgruppen werden mehr, oder spielen sie hier lauter, so wie die Women on Drums. Bei km34 verlassen wir die Mainzer Landstraße, und laufen in dicht verbautes Gebiet. Eine dauergeparkte E-Lok mit Mitropa-Waggon hat hier ihre Endstation gefunden.

Km35, Europa-Allee, eine üppige Labestelle unter der S-Bahn, mit Blick auf die Fassade des Skyline-Plaza. Kurz davor schwenken wir nach links, da steht groß vor uns „FESTHALLE“. Genau da drin befindet sich die Ziellinie, wir sind aber erst bei km36. „Das ist aber fies“, meint der Läufer in pink neben mir.

Linker Hand vor dem Mövenpick-Hotel parkt eine Flotte E-BMWs. Einer davon hat die heutige Siegerzeit in Leuchtschrift am Dach stehen. Wir überholen Rolf Keßler im Clownskostüm, der ist ein Spezl vom Pumuckl, die treten oft gemeinsam auf, Zeitdruck hat der schon lange keinen mehr. Wir biegen wieder auf die Mainzer Landstraße ein und kommen wenig später auf ein uns bekanntes Streckenstück: km37 und km1 sind fast an ein- und derselben Stelle. Wir wissen, dass wir den Marathon im Sack haben, da wird kein Mann mit dem Hammer mehr kommen. Wir werden das ganz manierlich zu Ende bringen. Verglichen mit der ersten Hälfte haben wir auch kaum an Tempo eingebüsst.

Die Läufer links von uns in Gegenrichtung sind bereits bei km41. Dort sehe ich den 4h15-Ballon. Bei der Oper biegen wir rechts ab, ein Moderator unterhält die Zuseher. Wieder der leichte Anstieg zum Roßmarkt, wieder geht es in Folge bergab und wieder kommen wir am Kaiserplatz mit der großen Sambagruppe vorbei, nun um Tänzerinnen verstärkt.

Km39, Q2 = Jim & Ally Quinn spielen auf, bald kommt abermals das Spendentor.
Nun wieder an der Hauptwache vorbei und an der Galeria Kaufhof. Gestern Abend waren wir da oben und hatten einen schönen Ausblick über das nächtliche Frankfurt. Nun laufen wir wieder am Thurn-und-Taxis-Palais vorbei und zum dritten und letzten Mal am nahezu 600-jährigen Eschenheimer Turm.

Die ruhende Labe von vorhin ist nun in Betrieb. Kein Gel mehr für uns, nur mehr Iso oder Cola. Wir biegen rechts ein und ich knipse Hannes mit der 40km-Tafel. Kurz hochgerechnet: unter 4h35 sollten wir ihm Ziel sein, der Boden ist sehr rutschig hier. Dafür war er vorhin ab und zu richtig klebrig. Je nachdem, was die Läufer so verschütten.

Der Duracell-Hase auf der Mainzer Hauptstraße hat tatsächlich durchgehalten, jetzt sind wir bei km41. Wir biegen rechts ein und haben nun den Messeturm wenige 100m vor uns. Auf der Strecke warten in 3er-Gruppen StaffelteilnehmerInnen auf ihre Schlussläufer.

Das heißt, wir sind schneller als viele Staffeln! Eingang Festhalle, gemeinsam laufen wir in die dunkle Festhalle ein, Hannes links, ich rechts, ein dröhnendes „Summer of ’69“ aus den Boxen, der Hallensprecher begrüßt uns, wir und viele andere laufen mit breiter Brust über der Ziellinie. 4h34, Mission erfüllt. Das ging ja schnell!   

Nicht wenige Finisher sind überwältigt vom Glücksgefühl und heulen einfach drauf los.
Mein Gott Hannes, da hast du dir einen fantastischen ersten Marathon ausgesucht!
Um ehrlich zu sein, Desi hat diesen Marathon ausgewählt. Hast du gut gemacht! Wir anderen haben nur nachgezogen. Desi kommt wenig später glücklich ins Ziel. Birgitta treffen wir draußen kurz vor ihrem Zieleinlauf, sie hat es also doch noch rechtzeitig zum Start geschafft, mit Chip!

 

Siegerliste Marathon

 

Männer

1 Kiptoo, Mark Kosgei (KEN)   02:06:49
2 Kigen, Mike Kipruto (KEN)   02:06:59 
3 Yegon, Gilbert Kollum (KEN)  02:07:08

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9 Gabius, Arne (GER) 02:09:32

Frauen

1 Kebede, Aberu (ETH)   02:22:21
2 Cherop, Sharon Jemutai (KEN)   02:23:44
3 Bekere, Ashete (ETH)     02:24:59

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8 Stockhecke, Mona (GER) 02:33:50

 

11122 Finsiher

 

Marathon-Impressionen

(Klaus und Margot Duwe)

 

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Informationen: Mainova Frankfurt Marathon
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