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Laufberichte

Nationalfeiertag

 

Eigentlich wollte ich den österreichischen Nationalfeiertag in Ruhe verbringen.  Eigentlich. Einfach einmal ein Wochenende kein Rennen bestreiten. Aber nein, mein Cousin muss genau am 26.10. sein Marathondebüt geben. Und das kann ich mir nicht entgehen lassen. Schließlich war ich bei seinem ersten Halberten 2005 auch dabei.

Schlau gewählt von Hannes, am Jahrestag seines ersten Marathons wird in Zukunft ganz Österreich beflaggt sein. Beflaggt oder nicht, sein erstes Mal vergisst man sowieso nicht.

Gut, dass man Linz – Frankfurt fliegen kann und gut, dass die Piloten gerade nicht streiken. Samstag sind wir am Frankfurter Messegelände, um die Startunterlagen abzuholen. Das ist leicht zu finden, denn der Messeturm mit der Pyramide am Dach ist 257m hoch. Als ich ihn erstmals 1989 gesehen habe, da war gerade die IAA und er war noch eine Baustelle und nicht halb so hoch. Keine Zelte hier, alles solide Bauten, man ist weitgehend unabhängig vom Wetter. Trotz des Andrangs dauert es nicht lange bis Birgitta, Desi und Hannes ihre Startnummern in Händen halten. Alle drei stehen morgen bei ihrem ersten Marathon am Start. Ich habe meine Startnummer seit gestern Abend, da musste ich mich gar nicht anstellen. Starterbeutel gibt es am anderen Ende der Halle nach Männlein und Weiblein getrennt, mit recht unterschiedlichem Inhalt. So viel zur Emanzipation!

Dazwischen findet eine Sportmesse statt. Alles, was das Läuferherz begehrt, ist hier erhältlich. Auf großen Wänden sind die Namen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgelistet. Für viele andere Marathons wird geworben: Florenz, Düsseldorf, Wien, Salzburg, Mainz… Sogar für den Silvesterlauf in Wien (5km) wird geworben, in Person von Susanne Pumper. Als Hannes beim Rennsteiglauf-Stand, wir waren im Mai dort, das Rennsteiglied anstimmt, rücken die Urgesteine Horst und Rosi glatt eine Flasche Köstritzer Schwarzbier raus.

Desi und Birgitta holen sich ihre vorbestellten Shirts vom FFM ab, dann geht es ab zur Pasta-Party in die Festhalle. Die Gutscheine für Pasta und diverse Getränke sind von der Startnummer abzulösen. Wir betreten die Festhalle. Beeindruckend die Atmosphäre:  abgedunkelt, große Kuppel, Musik, bunte Scheinwerfer, Platz für 7.000 Zuseher und heute für Tausende Hungrige. Während wir es uns schmecken lassen, werden interessante Personen interviewt, nicht nur schnelle Läufer.

Am Vorabend Stadtbesichtigung im Schnellverfahren, das drängt die Nervosität vor dem Premierenmarathon in den Hintergrund: Römer, St. Pauls-Kirche, Hauptwache, Roßmarkt, Goethehaus, Eiserner Steg über den Main mit Blick auf die nächtliche Skyline. Wir haben Zeit, die kommende Nacht dauert wegen der Zeitumstellung ja eine Stunde länger.

Renntag, eine Stunde vor dem Start machen wir uns auf den Weg. Das Wetter soll perfekt werden, um die 15 Grad, trocken und windstill. Eine ganze Etage ist in Halle 1 für die Kleiderbeutel eingerichtet. Angenommen werden nur jene Beutel, die man am Vortag erhalten hat. Andere Beutel, Rücksäcke und Taschen müssen an einer Garderobe abgeben werden, das kostet dann € 4,-

Lange Schlangen vor den Toiletten, alles normal. Über mehrere 100m zieht sich die Startaufstellung hin. Kurz vor 10h bemerkt Birgitta, dass sie keinen Chip am Schuh hat. Ein Albtraum, zurück ins Hotel! 10h – die erste Startwelle setzt sich in Bewegung, irgendwann auch wir. Als wir nach 16min die Startlinie beim „Hammering Man“ überqueren, haben die Eliteläufer bereits 5km hinter sich. Der Mann mit dem Hammer ist 25m hoch, am Start fürchtet man ihn nicht, eher nach km30.

Die Straße ist breit, zwischen uns und den schnellen Läufern in Gegenrichtung befinden sich Straßenbahnschienen. Dann links auf die Mainzer Landstraße Richtung Innenstadt. Viele Zuseher stehen am Mittelstreifen und feuern uns an. Ein Transparent ist mir neu: „Anfeuern ist auch anstrengend!“

Wir laufen im Schatten der Bankenhochhäuser, dann bekommen wir die Sonne direkt von vorne. Wir passieren die EZB mit dem riesigen €-Zeichen davor. Heute wird ja das Ergebnis vom Banken-Stresstest vorgelegt. Wir schlagen zwei Haken und laufen zurück zur Messe, der Duracell-Hase ist noch quicklebendig.

Mittels Garmin kontrolliere ich das Tempo. Maximal 6:10/km ist ausgemacht, wir wollen ohne Probleme ins Ziel kommen, daher nur nicht vorschnell das Pulver verschießen. Immer wieder muss ich Hannes bremsen. Nicht, dass er mir durchgeht: „Ruhig, Brauner!“.

Dennoch, in Summe überholen wir viele Leute. Da haben sich beim Start einige viel weiter vorne eingereiht, als es ihrem Leistungsvermögen entspricht. Ist nicht weiter schlimm, die Strecke ist breit genug. Nur dass jetzt schon Startläufer der Staffeln an uns vorbeihetzen, die sind 10min nach uns gestartet. 1.300 Staffeln à 4 Personen sind angemeldet, die Läufer sind mittels gelbem „STAFFEL“-Schild am Rücken als solche gekennzeichnet. Km4, Renate ist da, eine alte Bekannte vom Wachau-Marathon, die treffe ich auch oft. Wir kommen an der J.-W.-Goethe-Uni vorbei, ein T.Rex ist da ausgestellt, sieht aggressiv aus.

Bei km5 gibt es zu trinken, es ist reichlich vorgesorgt, in mehreren Etagen stapeln sich unzählige gefüllte Wasserbecher. Bald kommen wir zum ersten Mal an der Oper vorbei, hier hat der Hessische Rundfunk eine Powerzone eingerichtet, unterhaltsam für die Läufer und für die Zuseher. Hin zum Roßmarkt steigt es leicht an, dafür geht es gleich nach der Abzweigung bergab, da dürfen wir auch schneller laufen als die 6:10, es fällt uns ja leichter.

Km7, vorm Hotel Steigenberger am Kaiserplatz unterhält uns eine riesige Sambaformation, „Bloco X“ mit 100 Akteuren! Schwenkkräne für die Fernsehkameras sind aufgebaut. Frankfurt ist ein Gold Label Rennen und einer der größten Marathons in Deutschland. Der wird direkt im Fernsehen übertragen.

Wir laufen an der Hauptwache vorbei, hier ist viel Publikum. Hannes entscheidet sich für das Spendentor der Caritas, ich hinterher. Ich muss aufpassen, dass ich mich beim Fotografieren nicht zu weit von ihm entferne. Es sind doch viele Leute auf der Strecke und ich will ihn nicht verlieren. 15.100 Marathonis wären angemeldet, wurde uns gestern bei der Pasta-Party mitgeteilt. Dazu kommen die 1.300 Startläufer der Staffeln, die den Großteil ihres Pensums hier schon absolviert haben. Palais Thurn-und-Taxis, sieht schick aus, steht in wunderbarem Kontrast zum hohen Glaspalast dahinter. Dann der Eschenheimer Turm, er ist fast 600 Jahre alt und dient als Logo einer Brauerei. Der Turm ist das älteste Gebäude weit und breit und weitgehend im Original erhalten, den sehen wir heute noch öfters.

Am Börseplatz ist alles vorbereitet für eine Labestelle. Zu essen und zu trinken gibt es da aber erst, wenn wir kurz vor km40 noch einmal durchlaufen. Wir kommen wieder an die belebte Oper, mit Großbildleinwand und Platzsprecher und laufen nach Norden. Wir suchen uns den Windschatten dreier Damen, die genau unser Solltempo laufen. Die machen das hervorragend. Es geht bergauf. Dafür, dass die ganze Strecke nur 27,8 Höhenmeter haben soll, erstaunlich viel. Die nächste Labestelle bei km10 wird angekündigt. 63min sind wir nun auf der Strecke. Zwischen Ankündigung „200m“ und bis wir etwas bekommen, da dauert es. Denn erst einmal gibt es eine Reihe von Tischen für die Versorgung der Elite, diese Tische sind natürlich längst leer. Dann erst sind wir dran.

Es geht runter, ein kleines Grüppchen Blechbläser spielt „All that Jazz“. Die fünf gehören wohl nicht zum offiziellen Programm, trotzdem gut. Nach gut einem km wieder am Eschenheimer Turm vorbei, da links und bei km12 erfolgt der erste Staffelwechsel. Super organisiert: die Startläufer haben eine eigene Spur, biegen ab, und nach 200m reiht sich von rechts der zweite Staffelläufer ein. Anders gesagt: die wartenden Staffelläufer behindern die Marathonis nicht. Die Sonne kommt wieder kurz raus, bald sind wir am Main.

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Informationen: Mainova Frankfurt Marathon
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