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Laufberichte

Ravenna Marathon: Sightseeing im Nebel

12.11.17 Special Event
 

Nach 2011 und 2013 plane ich bei der inzwischen 19.Auflage des Ravenna Marathons, der seit heuer mit der Global Sports Holding, dem weltweit größten Operator für Kreuzfahrthäfen, einen neuen Hauptsponsor bekommen hat, nun zum dritten Male auf einen inzwischen veränderten Kurs zu starten.

Ich überlege zwei Tage vor dem Event, ob ich die 800 km von Wien nach Ravenna, eine Stadt mit ca. 160.000 Einwohnern in der Region Emilia-Romagna, mit dem Auto fahren soll oder doch lieber mich in den Frühzug nach Venezia Mestre setze und von dort über Bologna mit einem Reggio in den Zielort reise. Gerade die Heimfahrt nach dem Marathon dann am späten Nachmittag, wenn es um 17 Uhr schon dunkel wird, ist mit einer Nachtzugverbindung im Schlafwagen weitaus bequemer.

Der Regionalzug kommt in Ravenna am 11. November pünktlich um 17 Uhr 25 an, zum gebuchten Hotel Roma sind es vom Bahnhof nur 500 m. Die Expo befindet sich in einem Zelt in den Giardini Pubblici von Ravenna, gegenüber der Loggetta Lombardesca, ein Kloster aus dem 16. Jahrhundert, das zu der nahen Abtei Santa Maria in Porto gehört. Die Startunterlagen hätte man sich auch noch am Renntag abholen können, doch ich will mir auch noch die Umgebung ansehen. Bei der Expo dürften geschätzt ca. zwei Dutzend Aussteller ihre Sportartikel zum Verkauf anbieten, auch Marathonveranstalter aus dem Ausland sind anzutreffen.

 

 

Joma sponsert das im Startgeld enthaltende Funktionsshirt. Um die Ecke bekomme ich eine Tragtasche für die morgen damit abzugebende Kleidung, bei der Ausgabe enthält sie zudem einige Warenproben, die neueste AIMS-Ausgabe von Distance Running sowie einen einzulösenden Gutschein für den After-Marathon-Pastateller. Unter den vielen Startern bei der Expo sehe ich Marco Simonazzi vom Club Supermarathon Italia, der bei fast jedem Laufevent dabei ist und inzwischen auch schon über 200 Male über die Marathondistanz gefinisht hat. Auf einer großen Wandtafel  kann man mit orangem Marker seinen Namen oder was auch immer aufs Papier kritzeln.

Mit über die Schulter gehängtem Kleiderbeutel spaziere ich in Richtung Bahnhof und von dort weiter ins nahe Zentrum von Ravenna, um zunächst noch einige Vorräte einzukaufen. Ich kenne eine Pizzeria, in der Ernst Fink und ich 2013 gegessen haben. Da will ich hin. Ich blättere den in Italienisch und parallel ins Englische übersetzten Guida del Runner durch, der viele wertvolle Infos  zum Renngeschehen und zum Drumherum enthält. Der Bürgermeister, zwei Vertreter der Stadtverwaltung  sowie der Präsident des Laufclubs von Ravenna, der mit seinen Helfern diesen Marathon seit 2011 organisiert, sind stolz auf ihre Stadt, die bedeutenden Bauwerke aus dem nachchristlichen 5. und 6. Jahrhundert mit byzantinischem Einfluss, die inzwischen Teil des UNESCO Weltkulturerbes sind, beherbergt. Im 5. Jahrhundert war Ravenna Hauptresidenz der weströmischen Kaiser, Odoaker und Theoderich der Große residierten hier.

Einen besonderen Stellenwert hat hier die Mosaikkunst, die vom 7. Oktober bis zum 26.Nov. 2017 in einer groß angelegten international ausgerichteten Biennale präsentiert wird. Dementsprechend wird auch die Finishermedaille wieder als traditionelles,  eigens für den Marathon hergestelltes und somit besonderes Handwerkskunststück übergeben werden – Anna Finelli, die Schöpferin, bezog beim Design des im Guida und im Web bereits vor dem Marathon präsentierten, farblich in grün gehaltenen Mosaikunikats ihre Inspiration von der Basilica di Sant’Appolinare in Classe, einem Vorort von Ravenna, wohin der Marathon morgen führen wird.

 

Mein Rennverlauf

 

Nach einem längeren Frühstück im Hotel Roma, wo an diesem Wochenende wohl nur Läufer einquartiert sind, begebe ich mich um 8 Uhr 30 zum ca. 800 m entfernten Gardini Publicci. Wenn die Zahlen im Guida stimmen, sollen in den drei Disziplinen Marathon, Halbmarathon und beim 10,5 Kilometerlauf an die 8000 Starter aus 50 Ländern für einen neuen Rekord beim Ravenna-Lauffestival sorgen.  Es „wurlt“, würde der Wiener sagen.

Besonderes Augenmerk findet eine als römische Legionstruppe verkleidete internationale Läufergruppe von mehr als einem Dutzend Personen, die mit golden schimmernden Vollvisierhelm, Rundschild, Speer und rotem Umhang einige zusätzliche Kilo mitschleppen. Auch die zahlreichen Tempomacher werden umringt, die gleich mehrfach für angestrebte Finisherzeiten von 3:00 h in 15minütigen Abständen bis  5:00 h aufgeboten werden. Jene, die die volle Öffnungszeit des Marathons beanspruchen wollen, können dies mit einem 6:00 h Pacer, den es sonstwo kaum gibt,  gemeinsam angehen und haben dann alle Zeit der Welt.

Vor dem Start laufen sich viele auf der Viale S. Baldini ein, die auf der östlichen Seite des Parkareals  in den Gardini Publicci vorbeiführt und auf der der erste Kilometer des Marathons zurückzulegen sein wird. Ich überlege, ob ich mit zwei Lagen auskommen werde, denn es ist heute Morgen ziemlich kalt. Der dichte Nebel wird in den nächsten Stunden anhalten und sich wohl erst gegen Mittag lichten.  Hunderte stehen in einer langen Schlange, um wenige Minuten vor Rennbeginn ihren Kleidersack abzugeben.  

Inzwischen hat sich das Starterfeld auf der Via di Roma verdichtet, die Läuferinnen und Läufer haben sich in die ihnen nach der besten Laufzeit in den vergangenen zwei Jahren zugedachten Startblöcke gestellt. Die roten Startnummern sind Erkennungszeichen für den dritten Block mit einer Laufzeit bis 4:30. Das ist für mich schmeichelhaft, denn selbst meine heurige „Bestzeit“ von  4:38 liegt darüber. Aber ich werde versuchen, mit den 4:30er-Pacern so lange wie möglich mitzuhalten – bis zur Halbdistanz sollte sich dies gut ausgehen.

 

 

Ravenna ist eine Stadt mit vielen historischen Bauwerken. Wer in Startrichtung stehend nach links blickt, sieht die Basilika Santa Maria in Porto, eine im Barockstil Ende des 17. Jh. erbaute katholische Kirche und gegenüberliegend das Kunstmuseum, das selbst ein Komplex der Loggetta Lombardesca ist. Ich bin wohl der einzige, der eine Minute vor dem Start die  Basilika Santa Maria in Porto fotografiert.

Gestern Abend habe ich mir den Plan angesehen. Die ersten 10 km verlaufen in vielen Schleifen durch die Stadt Ravenna auf einem von mir ungeliebten Untergrund, nämlich Kopfsteinpflaster mit vielen Unebenheiten. Ob wir heute all die im Prospekt angepriesenen historischen Bauwerke entlang des Marathonkurses bei dem dichtem Nebel erkennen werden?

Die Halbmarathonis und die 10.5 km-Läuferinnen und Läufer sind unter uns, sie werden irgendwo auf der Strecke ausscheren, während die Marathonis auf ihrem Kurs in unmittelbare Nähe des adriatischen Meeres kommen werden. Ich laufe mit einem Sechserschnitt, einstweilen vor den 4:30er-Tempomachern. Wie immer überholen mich nach kaum einem Kilometer auf der Viale S. Baldini Hunderte, sie spurten los und geben scheinbar alles. Zwei Kilometer sind schnell geschafft. In der Nebelsuppe erkennt man rechter Hand die Reste des einstigen Palastes von Theoderich, dessen Grundriss und Mosaikböden bei Ausgrabungen Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt wurden. Einige Hundert Meter weiter befindet sich die dreischiffige Basilikalkirche Sant’Apollinare Nuovo, die auf Theorderich zurückgeht. Wie die anderen ostgotischen und byzantinischen Kirchen in Ravenna ist sie wegen der Wandmosaiken in ihrem Innern bekannt und gehört zum UNESCO-Welterbe.

Der Marathonkurs weist nun eine Steigung auf. Ich nehme Tempo raus, 6:30 min/km tun es auch. Sobald die Strecke abfallend wird, lege ich wieder zu. Der Kurs wendet erneut, zuerst nach Norden, dann über die Eisenbahnbrücke nach Osten und schließlich in südliche Richtung. Rechts befindet sich das eingezäunte Bahnhofsareal mit vielen Gleisen, links die hafenartige Schiffsanlegestelle, die über einen Kanalarm zum adriatischen Meer führt. Hier kommt es zu einer Begegnungszone, wenngleich die entgegenkommenden Läuferinnen und Läufer  durch eine Trennmauer  und einen Radweg abgeschirmt sind.  Bei der 3 km-Anzeige wenden wir, auch für uns geht es nun in nördliche Richtung zurück, zunächst am Kai entlang. Nach 3,9 km ist die erste Zeitnehmung aufgebaut – der Chip ist mit einem Gummi hinter der Startnummer befestigt und im Ziel dann abzugeben. Nach 4 km liege ich knapp unter 24 Minuten, die 4:30er-Pacer sind hinter mir.

 

 

Wir erreichen den Parco Theodorico, durch den ich 2013 auch schon gelaufen bin und das Mausoleum des Ostgotenkönigs Theoderich aufgesucht habe. Die 5 km-Marke ist nun erreicht und ich bin froh, als  wir aus dem Park draußen sind. Es geht wieder im leichten Anstieg über die Eisenbahnbrücke, dann zügig abwärts zu einem Kreisverkehr, der heute wie alle Straßen, auf denen der Marathon entlang führt, bis 16 Uhr gesperrt ist. Die nächste angekündigte Sehenswürdigkeit ist die Taufkapelle der Arianer, die Ende des 5. Jahrhunderts errichtet wurde. Der starke Nebel verdeckt die Sicht.

Wenn ein Marathon wie dieser viele Wenden aufweist und es noch dazu neblig  ist, verliert man leicht die Orientierung. Der nächste Schwenk führt in einem langen Bogen zur Via Galla Placidia, wo das in den Jahren 425 und 430 erbaute Mausoleum der Kaiserin Galla Placidia, Tochter von Kaiser Theodosius dem Großen, zu bestaunen ist. Wenige Hundert Meter weiter steht die Kirche Santa Maria Maggiore, die in den Jahren 525-532 n. Chr. errichtet und im 17. Jh. im Barockstil umgebaut wurde.

Wir nähern uns der Piazza Duomo, 10 km sind nun erreicht. Auch hier sind zwei weitere Sehenswürdigkeit neben der Laufstrecke zu nennen: die Anfang des 18. Jhs. wieder aufgebaute Kathedrale der Stadt mit einem dreischiffigen Innenraum und einer 50 m hohen Kuppel, die bereits am Ende des 4. Jahrhunderts errichtet worden war,  sowie die auf das 4. und 5. Jh. zurückgehende Neonische Taufkapelle (Baptisterium der Orthodoxen)  der Kathedrale von Ravenna mit Wand- und Deckenmosaiken in ihrem Innern.

„Nomen est omen“, sagt der Lateiner: unweit der Via D. Alighieri befindet sich an der Außenmauer des Kreuzgangs der ehemaligen Klosterkirche San Franceso das Grabmal des 1321 verstorbenen Dichters Dante, der dort im Exil seine Göttliche Komödie („Divina Commedia“) vollendet hat. Allerdings gilt als nicht gesichert, dass im Sarkophag tatsächlich dessen Überreste ruhen.

 

 

Der Marathonkurs führt nun durch die Stadt nach Süden. Die Viertelmarathonteilnehmer werden angewiesen, nach links ins Ziel abzubiegen, für alle anderen geht es nun geradeaus weiter in die Vororte Ponte Nuovo und Classe. Ich bleibe kurz bei der Labestation stehen – das ist inzwischen schon die dritte.  Alleine beim Anblick kommt Freude auf. Wenn ich Kuchen sehe, denke ich an Panettone, den italienischen Weihnachtskuchen, der so weich und bekömmlich ist, dass man aufs Kauen verzichten kann. Es gibt Kekse, Rosinen, Schokostücke, Orangen und Bananen, Wasser, Sali (Iso) und Tee (leider nur kalt).

Auf der Via Cesarea habe ich das Gefühl, dass wir nun endlich aus der Stadt draußen sind, denn die Wegweiser zeigen Rimini und Cesena an. Wir sind erst 12 km gelaufen, es kommt mir viel länger vor, doch mit 1:14 liege ich in der Zeit.  Es kommt nun für längere Zeit zu einer Begegnungszone, in Führung liegen die Halbmarathonläufer, gut an dem „H“ vor der Nummer zu erkennen. Bald darauf tauchen auch die ersten Marathonläufer auf, sie haben nach 1:15 h Gesamtlaufzeit schon einen Vorsprung von 5 bis 6 Kilometer.

Die 4:30er-Pacer sind immer noch hinter mir, aber inzwischen in Sicht, einige Bands entlang der Strecke geben ihr Bestes . Hinter mir kommt ein Radfahrer mit Anhänger nach, auf dem eine riesige Box steht, aus der in voller Lautstärke Techno dröhnt – für mich resp. meine Ohren so entbehrlich wie Tätowierungen bei einem Läufer, den ich gerade überhole.

Wir laufen nach Süden, 15 km sind erreicht, die GPS-Uhr zeigt 1:34 an, ich bin in der Zeit und ein Stopp an der Labe ist drin. Inzwischen ist die kleine 4:30er-Gruppe mit den roten Ballons nachgekommen. Sehenswürdigkeit in Classe ist die Sant’Apollinare, eine dem hl. Apollinaris von Ravenna geweihte Kirche.

Bei 15,5 km wird wieder die Laufzeit gemessen, bald darauf folgt die Wende, es geht nach Norden zurück. Jetzt schau ich mir die Läuferinnen und Läufer an, die nachkommen. Das Trio, das das Tempo für die 5 h vorgibt, liegt nur 500 m zurück und ist eindeutig zu „schnell“ unterwegs.  Dafür ist die Minikohorte mit antiker Kampfausrüstung (aus Hartplastik) zügig im Kommen.  Die als „Spartank“ zu lesende Aufschrift auf der Fahne und den Shirts könnte auch bedeuten, dass die Truppe sich als Spartaner sieht, denen im antiken Griechenland Tapferkeit, aber ohne Aufputz, nachgesagt wird. Egal wem sie sich zuordnen, sie sind ein Highlight beim 19. Ravenna-Marathon.

 

 

Ich habe mich inzwischen der 4:30er-Gruppe angeschlossen. Im kleinen Pulk läuft eine Frau mit, die ein Shirt mit der Fahne Catalunyas trägt. Ich sage zu ihr: „Cuba es libre, pero no Cataluña…” Sie reagiert darauf nicht, da erkenne ich an der Startnummer, dass sie aus Frankreich kommt und offenbar nur eine Sympathieträgerin ist, die sich dazu nicht äußert. Es könnte ein Lauf werden, bei dem ich nicht ins Gespräch komme. So was mag vorkommen, ist aber in Italien eher ungewöhnlich.

Ich verpasse ein wenig den Anschluss an meine Pacer, aber als es durch eine Unterführung geht, mache ich wieder Boden gut. Bei der 20 km-Markierung  gibt es eine Labe, wo die Köstlichkeiten aber gänzlich fehlen. Nun haben es die 4:30er plötzlich sehr eilig, sie spurten los, nur drei weitere Läufer der Kleingruppe sind übrig geblieben. Ich werde die Halbdistanz auch ohne davoneilende Pacer unter 2:15 erreichen, das kann ich mir leicht ausrechnen.

Erneut kommt es zu einer Begegnungszone. Diesmal sind keine Halbmarathonis mehr dabei, die Kollegen, die uns entgegenkommen, haben mehr als 10 km Vorsprung. Bei der Rotonda Francia ist dann eine Weggabelung, die die Straße weitläufig trennt. Ich sehe die 4:30er-Gruppe bei der 25 km-Anzeige aus der Ferne nur noch dank der roten Ballons kurz verweilen. Als ich hinkomme, sind inzwischen 2:40 h vergangen, die Vorräte an der Labe sind noch intakt, der Kuchen hat es mir angetan.

Auf der Viale dei Navigatori könnten die Läufer dann wieder abklatschen, was aber keiner mehr nach ca. 28 km macht. Punta Marina Terme ist im Sommer prallvoll mit Touristen, im kommenden Sommer werden hier erstmals Kreuzfahrtschiffe anlaufen, vermutlich auf Reede, oder womöglich über den Kanal direkt in die Stadt reinfahren. Ob der Hafen dafür ausgebaut wurde, entzieht sich meiner Kenntnis  – jedenfalls dank der Initiative von Globalports sollte dies der Region und dem Sightseeing-Tourismus wirtschaftlich zugutekommen.

In einer Schleife verläuft der Kurs durch den Badeort und führt dann wieder auf die eben verlassene Straße zurück. Ich kann es kaum glauben, aber die 4:45er-Pacer, vier Mann ohne einen einzigen Läufer im Schlepptau, eilen hinten nach und ziehen an mir vorbei. Sie sind definitiv zu schnell, ich bleibe aber an ihnen dran. Diesmal möchte ich mich etwas mehr verausgaben, zumindest bis die 30 km und dann vielleicht noch die 35 km erreicht sind.

Erneut kommen mir die 5 h-Pacer entgegen, sie sind rund 1 ½ km hinter mir.  Es scheint, dass die Tempomacher unter sich bleiben. Alle Achtung, die Legionäre haben es bis hierher auch geschafft, einige haben die Helme vom Kopf genommen und tragen sie in der Hand. Die Truppe liegt höchstens zwei Kilometer hinter mir.

Bei der 30 km-Anzeige bleiben die 4:45er dann länger als ich stehen, holen mich nach 15 Minuten bei Kilometer 32 wieder ein. Auf der anderen Straßenseite sind nur mehr vereinzelt Läufer zu sehen, darunter auch Marco Simonazzi. Wo bleibt der 6 h-Tempomacher,  frage ich mich. Es geht in Richtung Ravenna-Stadt zurück, die Bands, die hier auf der Strecke postiert sind, dürften nach bald vier Stunden müde vom Spielen geworden sein. Das Krächzen eines Sängers, der John Denver imitiert, erinnert an einen Kolkraben, dem ein zu großer Bissen den Hals verschließt. Es wird Zeit, dass der Marathon in die Zielgerade geht.  

 

 

38 Kilometer sind erreicht, die GPS-Uhr zeigt 4:15 h an. Der nun folgende Streckenverlauf ist ident mit der Schleife durch den Parco di Teoderico – wieder auf Sand und mit ein paar kleinen Anstiegen garniert.  Ich rede kurz mit Massimo, er trägt ein Shirt des Club Supermarathon Italia, über 450 Marathons hat er schon bewältigt. Auch er läuft wie ich jede Woche. Noch vor der Eisenbahnbrücke sind 40 km erreicht, nun geht es ein paar Hundert Meter hinunter zum gesperrten Kreisverkehr, und  auf den letzten Kilometer entlang dem oberen Teil der Via di Roma.

Mit 4:51:05 finishe ich, netto werden es dann 4:49:17. Passt gut. Die in grün gehaltene Mosaik-Medaille ist ein Unikat, es ist meine dritte vom Ravenna-Marathon. In einer Schule neben dem Expo-Zelt besteht eine Duschmöglichkeit, die ich wahrnehme. Danach löse ich meinen Bon für die Pasta ein. Als ich mich dann nochmals in den Zielbereich begebe, finisht Marco seinen Lauf mit 5:45:14. Ich winke ihm zu. Kompliment, wieder ein Marathon mehr in seiner Sammlerstatistik.

 

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Mein Fazit

Der Ravenna Marathon mit seinem jetzigen Kursverlauf lässt schnelle Zeiten zu, obwohl die ersten 10 Kilometer vorwiegend durch die Stadt wegen der Enge der Straßen und der unebenen, hervorstehenden Pflastersteine als Behinderung empfunden werden und etwas Zeit kosten können. Die flachen Abschnitte, die später aus der Stadt hinausführen, kompensieren die möglichen Hürden im ersten Viertel des Rennens. Die Straßen sind vorbildlich für den Verkehr bis 16 Uhr gesperrt, die Autofahrer halten sich hier an das Fahrverbot.

Die Organisatoren haben mit dem neuen Sponsor Globalports einen dicken Fisch an Land gezogen, der den Marathon in den kommenden Jahren einen Aufstieg vom derzeit 9. Platz in Bezug auf die  Teilnehmerzahlen bescheren könnte. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist als sehr gut zu bezeichnen, im geringen Startgeld (von 20 bis 52 Euro bei der Expo) ist ein Funktionsshirt sowie ein Bon für einen Teller Nudeln nach dem Marathon enthalten.

Die Öffnungszeit des Marathons von 6 Stunden plus bietet die Möglichkeiten, auch touristisch ausgerichteten Sammlern ein komfortables Finish zu ermöglichen. Die 20.Ausgabe im nächsten Jahr wird mit den italienischen Marathonmeisterschaften gekoppelt. Von der Stimmung her gesehen und dem Zuschaueraufkommen kann der Marathon in Ravenna mit Rom, Florenz oder Venedig nicht mithalten.


Sieger bei den Herren:

1. Samuel Kimutai KIPTUM (KEN) – 02:21:20  
2. Samuel Njeru KARANI (KEN) – 02:34:55  
3. Zsigmond ELOD (HUN) – 02:35:08
 
Reihung bei den Damen:

1. Marija VRAJIC (CRO) – 02:48:29  
2. Agnieszka KUZYK (POL) – 02:59:08  
3. Francesca PATUELLI (ITA) – 03:10:51  

1193 Finisher (998 Männer, 195 Frauen) beim Marathon; 1555 Finisher beim Halbmarathon

 


 
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