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Laufberichte

An der Waterkant durch Märkischen Sand

16.04.17
 

"Wenn ihr links das Wasser seht, seid ihr richtig!" ist der Kernsatz. Frank-Ulrich Etzrodt weiht uns in die Besonderheiten des einzigen Marathonlaufes zu Ostern ein. Mit viel Liebe zum Detail und zu den Läufern. Er ist schließlich einer von uns.

Berlin macht sich schön, putzt sich heraus. Morgen ist ja Ostern. Bis dahin muss alles fertig sein. Dazu braucht es Wasser. Das wurde pünktlich zum Marathonlauf- Osteredition bestellt und geliefert. Als Nieselregen begleitet es uns vom Startschuss bis zum Zieleinlauf. Uns - das sind über 65 gemeldete Läufer, von nah und (sehr) fern. Die weiteste Anreise erfolgte aus Korea... Dass Etze ein tolles Ding auf die Beine gestellt hat, spricht sich eben rum.

Start ist am Vereinsheim der HoKa III, eine Siedlung von Siemens am Kanal in Tegel. Eine kurze Wanderung zum eigentlichen Start an der Mäckeritzbrücke vertieft die Kontakte zu den Mitläufern. Eigentlich hat man sich schon mal gesehen, ist gemeinsam gelaufen, hat dieselben Pläne und verabredet sich schon mal. Großes Gruppenbild im Regen, dann geht‘s ab. Links der Kanal, so passt es vom ersten Meter an. Auf dem Radweg nach Kopenhagen. Ist aber nicht viel los jetzt und schnell sind wir im Wald. Märkischer Sand unter den Schuhen. Auch nass ist er rutschfest. Die Strecke, sorgfältig ausgesucht, bietet tolle Blicke aufs Wasser, das sich nun Tegeler See nennt.

 

 

Immer am Ufer längs. Angenehmer Untergrund, weich, stückweise auch gepflastert oder asphaltiert. Keine Schwierigkeiten. Links Wasser, rechts Villen, Bootshäuser, Segelklubs. Das meiste sehr nobel. Manchmal schwenkt der Weg aus, weil ein Ufergrundstück nicht betreten werden kann, so etwa bei der Fachhochschule des Auswärtigen Amtes in der alten Borsigvilla. Es gibt viele Buchten und Kanäle, Brücken nach alter Bauart - sehr schöner Anblick weil kein langweiliger Spannbeton.

Von mir völlig unbemerkt bin ich schon um den See rum. Das Wasser (natürlich links) heißt jetzt Havel und ist Fluss und wichtige Wasserstraße. Tonnen bezeichnen die Fahrrinne, Schilder für Funkkanäle. Ankerverbote machen das klar. Auch die Brücken sind höher...
An diesem Ufer gibt es Dörfer, da können wir nicht mehr an der Waterkant bleiben. Auf der Dorfstraße geht es durch Heiligensee auf den Halbmarathonpunkt zu. Der Märkische Sand ist alten Pflasterungen gewichen. Die Havel blitzt ab und zu zwischen den Häusern durch, wir sind immer richtig.

Toller Empfang zur Halbzeit. Jeder wird fotografiert, die Startnummer abgehakt und großzügig versorgt - im Trockenen,  unter einer S-Bahnbrücke. Gute Gelegenheit zur Erfrischung. Danach folgt ein kurzes Stück an der Hauptstraße, wir müssen schließlich über die einzige Brücke, nach Hennigsdorf. Ein Schild kündigt unterwegs den Mauerweg an, dem wir nun folgen. Keinerlei Relikte mehr, ist auch gut so. Aber Mahnmale am Weg, für die vielen Mauertoten. Mit Bild und Kommentar und nicht durch Graffiti beschmiert. Immerhin. Modernste Bahntechnik hinterm Zaun rechts, da sind die Werke von Bombardier. Und die nächste Versorgung mit den legendären Pellkartoffeln, warmer Brühe und weiteren leckeren Energiespendern. Danke, dass ihr euch in Wind und Regen so um uns kümmert.

Ein paar km noch durch die Natur, bis zum Erlengrund ein sehr schöner Wald. Und Anstiege!

 

 

Ja, es geht spürbar aufwärts. Aber auch gleich wieder runter. Macht großen Spaß. Etwa bei km 30 umgehen wir das Jagdhaus, eine Gaststätte. Wer das nicht macht, gerät in ein Sandfeld und hat dann Märkischen Sand in den Schuhen. Was der mit empfindlichen Läuferfüßen anstellt, merkt man dann später...

Km 31,7. Versorgung . Die Kameraden sind mit der Fähre rübergekommen. Hier beginnt nun Spandau. Ab jetzt hat uns die Zivilisation wieder. Fabriken und Hafenbecken müssen umlaufen werden. Die Bodenmarkierungen sind deutlich und der Weg sehr schön. Kaum Häuserschluchten, viel offenes Gelände. Und immer wieder zurück ans Ufer. Die Waterkant muss ja links bleiben. Ganz links am anderen Ufer erblicke ich die schnellen Kameraden bereits in Gegenrichtung. Also weiter. Große Brücken führen rüber, aber wir schwenken in die andere Richtung. Muss das denn unbedingt... ? Hier könnte man doch mal wacker rüber und sich einreihen. Aber dann versäumt man was. Nicht nur Distanz.

Zugegeben, ein altes Industrieufer ist nicht sonderlich attraktiv. Gas geben und durch. Eine alte Eisenbrücke bringt uns nach Eiswerder, eine Insel im Fluss. Schöne alte Ziegelbauten werden gerade restauriert und zu Wohnungen umgewandelt. Nette Leute wünschen mir Glück. Auf der anderen Inselseite kommt wieder eine schöne Eisenbrücke zum Festland. Jetzt eigentlich nur noch am Ufer lang. Letzte Versorgung, noch 4 km. Da passiert‘s. Windböen, düstere Wolken. Ein toller Regenschauer kündigt sich an. Blitzschnell wird der Tisch gesichert, Regenjacke an, und weiter. Unter einer der großen Brücken von eben stelle ich mich unter und warte ab. Geht vorbei, so schnell vorbei wie es kam.

Und immer noch- Waterkant links. Aber nun heißt das Wasser Hohenzollernkanal bzw. Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal. Das Ziel winkt. Es ist fast geschafft,  eine Brücke noch. Auf die Nordseite, dann geradeaus zum Ziel. Nur ab hier darf das Wasser auch rechts sein.

 

 

Ein Posten schickt mich zum Vereinshaus,  an der Marathonmarke vorbei. Noch so 100 m, also ein kleiner Ultra! Zieleinlauf ins Vereinsheim. Etze ist da. Und begrüßt jeden aufs herzlichste. Mit Foto. Die Medaille ist klasse. Kein Blech, sondern Keramik. Richtig kunstvoll, ein Prachtstück. In der warmen Halle dann auftanken und entspannen. Angeregte Diskussionen, Tipps und Verabredungen, rührende Verabschiedungsszenen...

Fazit

Der einzige Marathon zur Osterzeit in ganz Deutschland ist eine Klasse für sich. Herzlich- familiäre Atmosphäre. Wunderbare Betreuung. Vollversorgung. Tolle Strecke. Berlin mal ganz anders. Und wer Lust auf mehr hat: Der eigentliche Vollmond-Mara im Juni auf derselben Strecke, romantisch im Mondschein am Ufer  des Tegeler Sees - na, wie wär‘s ?
Etze, Evelyn und dem gesamten Team meinen herzlichsten Dank, besonders auch an Bruno…

 


 
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