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Laufberichte

Madeira von der schönsten Seite

25.05.13


Drei Viertel geschafft


Längere Zeit muss ich über einen breiten Weg laufen. Beim CP7 in Lamaceiros sind über 63 km  absolviert. Den schlappen Rest machen wir doch auch noch. Ich bin in richtig guter Stimmung, zumal die Sonne auch noch einmal für kurze Zeit herauskommt. Mir tut zwar so einiges weh, aber das ist alles Kopfsache sage ich mir und laufe. Zumal es einen zunächst breiten Weg und dann wieder an einer Levada entlang geht.

Ich lasse es laufen, sogar die ordentlich abfallenden Abschnitte an der Levada, die die Muskulatur und die Knie belasten. Es macht richtig Spaß. Einige Zeit habe ich den markanten Adlerfelsen zwischen Faial und Porto da Cruz im Blick. War schön dort oben im letzten Jahr.

Bis nach Fundaras zum CP8 ist gut zu laufen. Nun sind schon mehr als 70 km absolviert und das Ziel rückt näher. Noch einmal heißt es Cola, Feigen und Kuchen aufnehmen und weiter geht’s. Der Weg ist so richtig nach meinem Geschmack.


Der letzte Aufstieg tut weh


Prima, dass ich mich für den MIUT und gegen die Vogelbeobachtung bei Madeiraoutdoor entschieden habe. Doch nicht zu früh freuen. Der Kurs führt uns direkt an die Steilhänge an der Nordküste. Bei Boca di Risco ist ein letzter Anstieg zu meistern und der Abstieg hat es in sich. Ich zitiere einen Wanderführer: „Abenteuerlicher Küstensteig“. Dem ist so. Zum Teil ausgesetzt, steile Bergabpassagen und rutschiger Untergrund. Nur gut, dass es heute hier trocken ist.

Aber auch dieses Stück wird bewältigt, kostet allerdings richtig Zeit. Oft halte ich mich beim Abwärtslaufen an Ästen und Bäumen fest. Der Ausblick auf die Steilküste Richtung Porto da Cruz und zur Halbinsel Sao Lourenco ist grandios und entschädigt für die Plagerei.

CP9 wird erreicht und die Levada do Canical nimmt uns auf. Hier lässt sich wieder richtig gut laufen, auch wenn meine Schuhe mittlerweile vorne große Löcher aufweisen. Es ist ihr letzter Einsatz.


Ziel vor Augen


Wir verlassen die Levada vor dem Tunnel, der Machico mit Canical verbindet. Ein Schild zeigt an: „2 km to Finish“. Das liest sich doch gut. Wir biegen nach links ab, 200m Straße und ab nach rechts abwärts. Ein kurzer Grashang und noch eine Levada. Ihr folgt wieder ein Grashang mitten durch weidende Ziegen.

Die letzten Höhenmeter hinab zur Seepromenade in Machico  laufen wir stilecht über Treppen hinunter. Und schon bin ich vor dem Zielkorridor mit seinem grünen Teppich. Aber was ist das? Während ich über den grünen Teppich laufe und nach 20.24 Stunden das Ziel erreiche und ein letztes Mal den Chip auslöse fängt es an zu regnen. Und zwar richtig, wie den ganzen Tag noch nicht.

Egal, ich habs geschafft. Der 85er ist erfolgreich bewältigt. Pedro vom Clube de Montanha do Funchal empfängt mich als Sprecher im Ziel. Ich bedanke mich für das wahrlich tolle Lauferlebnis.

Rasch gebe ich den Chip zurück und erhalte meine 30 € Kaution. Jetzt noch Kleiderbeutel abholen und trockene Kleidung anziehen. Da sich mir eine Mitfahrgelegenheit nach Garajao bietet, verlasse ich den Zielbereich recht schnell.
Ich bin voller Freude. Beim Aufstieg zum Ruivo hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich mehr als dreieinhalb Stunden vor Zielschluss das Ziel erreichen würde. Aber ich habe mich durchgekämpft.

Die 115er haben noch sechs Stunden länger Zeit und können bis 6 Uhr morgens ins Ziel kommen. Wahnsinn!

 

Abschluss am Sonntag


Am Sonntag gibt es die Wechselkeidung von der Strecke im Event Center in Machico und das begehrte Finisher Kit. Dies erhalten im Gegensatz zum Teilnehmershirt im Starterbeutel nur die offiziell als Finisher gewerteten Läufer. Dieses Jahr gibt es eine schöne schwarze Jacke mit dem Aufdruck der jeweiligen Strecke.

Nach der Siegerehrung gibt es zum Abschluss der Veranstaltung für alle Teilnehmer ein gemeinsames Mittagessen. Ein großes Thema sind die Zeitlimits des Renntages. Beim UT 85 stehen 53 Finishern 23 Läufer gegenüber, die entweder ausgestiegen sind oder aus dem Rennen genommen wurden wegen Überschreitung des Zeitlimits. Beim UT 115 ist das Verhältnis bei 63 zu 50 noch krasser.

Das zeigt zum Einen, dass der MIUT nur etwas für wirklich geübte, erfahrene und gut trainierte Trailrunner ist. Zum Anderen liegt die hohe Ausfallquote im strengen Zeitlimit auf den ersten Teilen der Strecke begründet. Wenn ein erfahrener Trailer und mehrfacher Absolvent der Diagonale der Verrückten auf Reunion schon in Fanal beim ersten Zeitlimit scheitert, sollte dies hinterfragt werden. Der Veranstalter hat, so mein Eindruck bei einigen Gesprächen im Nachhinein, hier für das nächste Jahr Änderungen vor. Dies wäre sehr zu begrüßen.


Fazit


Abwechslungsreiche, hochinteressante Strecke in beeindruckender Landschaft. Zeigt  Madeira von seinen schönsten Seiten. Gut organisiert. Zur Nachahmung empfohlen. Lange Strecken nichts für Anfänger, z.T. sehr ausgesetzt, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind notwendig.

Preisleistungsverhältnis sehr günstig, fürs Startgeld wird viel geboten. Kurs ist eine echte Herausforderung.

Hier ist eine Menge Trail drin, wo Trail drauf steht.

Optimal mit einem Urlaub zu kombinieren. Und dazu hier


Reisetipps


Tipp für potentielle Nachahmer: Nehmt Quartier in der Nähe von Machico. Hier enden alle vier Strecken des MIUT und hier starten die Shuttlebusse zum Start.
Einen Mietwagen braucht man nicht unbedingt. Viele Ziele lassen sich mit dem Bus erreichen. Allerdings sollte man sich einen Plan mit den Streckenangeboten und Abfahrtzeiten der 5 Busgesellschaften besorgen. Und einige der schönsten Levadawanderungen, wie z. B. die von Rabacal aus, lassen sich mit dem Bus nicht erreichen.

In Funchal lohnt ein Bummel durch die Altstadt und den Mercado dos Lavradores (Markthalle). Liebhaber botanischer Gärten kommen in Funchal auf ihre Kosten. Man kann sogar ohne Eintritt etliche Parks besuchen. Ich empfehle den Jardin Municipal und die Quinta das Cruzes mit ihrem schönen Garten. Beeindruckend ist auch der Besuch der Kirche Sao Joao Evangelista an der Praca do Municipio.

Hier kann man den Turm besteigen und hat einen schönen Blick über Funchal.
Lohnenswert ist eine Fahrt zur Wallfahrtskirche Monte hoch über der Stadt. Die teure Variante lässt sich mit der Seilbahn durchführen. Preiswerter ist es, mit einem der gelben Busse der Linie 20, 21 oder 22. Und hier wird einem zudem noch eine Stadtrundfahrt zur 550 m hoch gelegenen Kirche geboten.

Von Monte aus fahren übrigens auch die berühmten Korbschlitten abwärts.

Unbedingt zu empfehlen sind die Wanderungen entlang der Levadas. Wenn Ihr Euch nicht für eine bestimmte entscheiden könnt, lauft den MIUT 2014. Der hat bestimmt wieder Levadas im Angebot.

Adeus!

Sieger

Männer
Trail 115 Carlos Sa, Portugal  15.07,55 Std.
Trail 85 Jose Fernandez, Spanien 12.21,27 Std.
Trail 42 Diogo Fernandes, Portugal  4.15,12 Std.

Frauen
Trail 115 Nerea Martinez Urruz, Spanien 19.15,55 Std.
Trail 85 Epanchine Evgenia , Frankreich 14.59,28 Std.
Trail 42 Uana Luisa Viveiros, Portugal   5.33,32 Std.

 
 

Informationen: Madeira Island Ultra Trail
Veranstalter-WebsiteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

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