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Laufberichte

Auf den Spuren der Römer

17.05.09

Da gibt es einen Marathon, beinahe vor meiner Haustüre, der bereits 17 Mal ausgetragen wurde und ich war noch nie dort. Immer war ich bei anderen Läufen, die mir, warum auch immer, attraktiver erschienen.

Meine Motivation, diesen Marathon zu laufen, wurde, neben der Nähe zu meinem Wohnort Stuttgart, nicht unerheblich befördert durch das günstige Startgeld. Während neuerdings 50 Euro und mehr Startgeld auch bei den nicht so großen Marathons keine Seltenheit mehr sind, darf man in Welzheim für gerade Mal die Hälfte an den Start. Auch die Unsitte, das Startgeld zu verteuern, wenn man sich nicht viele Monate vorher anmeldet, gibt es hier nicht. Man zahlt genau 25 Euro, egal wann man sich meldet und auch eine Nachmeldegebühr kennt man in Welzheim nicht. Selbst für den Champion Chip wird keine Leihgebühr erhoben.

Die Anreise von Stuttgart am Sonntag Morgen verlief natürlich problemlos und auch mein Auto konnte ich direkt auf dem Parkplatz dicht bei Start und Ziel abstellen. Etwas mehr als eineinhalb Stunden vor Beginn war noch nicht allzu viel los, meine Startunterlagen bekam ich problemlos.

Warum sich der Lauf mit dem geschichtsträchtigen Wort „Limes“ schmückt, sah ich dann, als ich, nach dem Gottesdienst vor der Halle, ein paar Schritte zum Aufwärmen machte. Zwar ist vom „Limes“ schon lange nichts mehr zu sehen, aber ein freigelegtes und restauriertes Kastell vor Welzheim – das Ostkastell – zeugt noch von der Grenzlinie, die vor 1.800 Jahren von den Römern als Grenzwall zu Germanien angelegt wurde. Just an diesem Ostkastell lief ich bei meiner kleinen Aufwärmrunde vorbei und sah, dass sich da bereits ein mittelalterliches Völkchen sammelte, wohl um Besuchern eine Ahnung zu geben, wie das Leben im Mittelalter aussah.

Punkt 9 Uhr war dann der gemeinsame Start von Marathon und Halbmarathon. Obwohl ich mich im Feld der knapp 500 Teilnehmer hinten angestellt hatte, kam ich recht zügig los. Wie es sich gehört, waren wir nach wenigen Metern auf dem Gelände des Kastells und liefen durch das Tor, das die beiden Wachtürme bilden, hinaus auf die Strecke.

Ein paar hundert Meter welliger Strecke in der Stadt und schon lagen die Häuser hinter uns und wir liefen im schattigen Wald. Bereits zu dieser frühen Zeit war ich froh über den Schatten, denn die Sonne wärmte schon ordentlich. Nach einigen Tagen mit einem Gemisch aus Regen und ab und an Sonne, hatten wir heute tatsächlich von Anfang an blauen Himmel und Sonne.

Das Feld hatte sich bereits weit auseinandergezogen, aber Dank vieler langsamer Halbmarathonis war ich im hinteren Bereich noch nicht alleine auf der Strecke. Leider aber ging es jetzt schon wieder aus dem Wald und auf einen Radweg parallel zur Umgehungsstraße. Wir überquerten diese bald und ab etwa Kilometer sechs ging es auf Feldwegen weiter, links Wald, rechts Felder. Immer wieder hatten wir kurz Schatten, meist aber lief man in der Sonne. Die ersten zwölf Kilometer sollte es, laut Höhendiagramm, stets leicht aufwärts gehen. Das war aber so moderat, dass man problemlos joggen konnte.

Auf diesem Streckenabschnitt traf ich Klaus-Peter, der heute etwas langsamer war als sonst. Verständlich, denn er war am Vortag noch 55 km beim 6-h-Lauf in Schwäbisch Gmünd gelaufen. Wir unterhielten uns bestens und Klaus-Peter ließ sich ein wenig von meinem Tempo anstecken, obwohl er heute das Zeitlimit von fünf Stunden voll ausschöpfen wollte. Zwar war auch ich nicht besonders schnell unterwegs, aber 4:45h oder etwas schneller hatte ich mir schon vorgenommen.
Wir hatten den Weg am Wald entlang verlassen, liefen durch den kleinen Weiler Gausmannsweiler, weiter auf einem Radweg neben der Straße und waren bald im schattigen Wald. Herrlich kühl war es, die Sonne zauberte helle Flecken in den Wald und ich war rundum zufrieden.

Irgendwann liefen wir auf Johannes auf, der heute nur einen langen Trainingslauf machen wollte, als eine Vorbereitung für Biel. Als 10maliger Biel-Teilnehmer konnte ihm Klaus-Peter hier natürlich jede Menge Tipps geben.

Bald aber lief ich wieder alleine. Der nördlichste Teil der Strecke war bei etwa Kilometer 12 erreicht und es ging jetzt wieder Richtung Süden. Hier würde ich etwa 18 Kilometer später wieder vorbeikommen. Zuerst aber ging es noch gemeinsam mit den Halbmarathonis vorbei am Eulenhof weiter hinunter bis Welzheim. Anfänglich verlief die Strecke noch angenehm im Wald, dann aber wieder über freies Feld oder am Waldrand entlang, vorbei an einem kleinen See.

Tatsächlich war bald die Stelle erreicht, wo die Marathonstrecke links weg ging und die Halbmarathonis nur noch 1,5 Kilometer bis ins Ziel hatten. Es war jetzt richtig warm geworden, ich fühlte mich aber noch gut und machte mir keine Sorgen. Auch die nächsten zweihundert Meter aufwärts joggte ich noch problemlos. Ich war jetzt mutterseelenalleine auf der Strecke, vor mir war niemand mehr zu sehen, lediglich Johannes lief noch etwa hundert Meter hinter mir. Es ging wieder Richtung Norden und das Höhendiagramm zeigte wieder aufwärts.

Ab jetzt war es aus mit Schatten, wir hatten etwa halb zwölf Uhr, die Sonne stand hoch am Himmel und ich schwitzte mächtig. Alle drei Kilometer war man bisher an einer Verpflegungsstelle vorbei gekommen, Wasser wurde dort angeboten und immer wieder auch Iso, Ultra-Buffer und Bananen. Hatte ich am Anfang jeweils nur einen halben Becher Wasser getrunken, spürte ich jetzt, dass das viel zuwenig war. Mein Tempo war langsamer geworden und auch wenn ich jetzt mehr trank, nachholen konnte ich das nicht mehr.

Es ging durch Eberhardsweiler und in der prallen Sonne auf asphaltierten Wegen durch die Felder, durch den verschlafenen Weiler Aichstrut, vorbei an einsamen Bauernhöfen bis dann der Weg endlich wieder am schattigen Waldrand entlang führte. Allerdings war es im Schatten kaum kühler. Johannes hatte mich jetzt eingeholt, wir liefen ein paar Minuten gemeinsam, bis ich ihn ziehen lassen musste.

Der Eulenhof und damit die höchste Stelle war wieder erreicht und ich war auf der vom Anfang her bekannten Strecke Richtung Süden. Ab jetzt ging es tendenziell wieder abwärts, zuerst auf dem schattigen, kühleren Radweg und dann wieder entlang dem Waldrand. Die Sonne stand so günstig, dass es tatsächlich immer wieder längere schattige Passagen gab. Mein Tempo aber konnte ich trotzdem nicht mehr halten. „Hätte ich nur anfänglich mehr getrunken! Alles Jammern aber half nichts.

Da sah ich plötzlich eine Läuferin mit einem Fahrradbegleiter vor mir. Wo kam die her? Seit 16 Kilometern hatte ich, außer Johannes niemand mehr gesehen! Ich versuchte, sie einzuholen. Aber offensichtlich hatte sie noch genügend Reserven. Selbst an den Verpflegungsstellen machte sie keinen Halt und so war sie nach ein paar Kilometern wieder entschwunden und ich wieder alleine.

Bilder machte ich schon lange keine mehr, dazu war ich einfach zu schlapp. Aber auch langsam erreicht man irgendwann sein Ziel und so kam ich am Ostkastell an und lief wieder durch das Gelände, das jetzt voll von Besuchern war. Noch einen kleinen Schlenker und schon war ich auf der Startgeraden und lief dann, acht Minuten später als geplant, ins Stadion ein.

Uff – dieser Lauf hatte mich wieder Mal an die alte Regel erinnert, dass man bei so warmem Wetter bereits von Anfang an genügend trinken soll. Eine Binsenweisheit, aber man kann sie offensichtlich nicht oft genug wiederholen.
Trotzdem war das ein schöner Lauf, bei bestem Wetter durch den wunderschönen Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. Ein kleiner – von den knapp 500 Teilnehmern waren es nur 92 Marathonis – aber feiner Marathon, bei dem alles stimmt: Landschaft, Versorgung, Anstrengung, Preis. Zum 18. Mal wurde der Limes-Marathon bereits ausgerichtet und ich bin sicher, dass er noch viele Male stattfinden wird. Ich jedenfalls bin hier nicht das letzte Mal gelaufen.

Kosten
Marathon 25 Euro, Halbmarathon 15 Euro; keine Nachmeldegebühr

Zeitnahme
Championchip; wer keinen eigenen hat, bekommt kostenlos einen Leihchip

Weitere Veranstaltungen
Halbmarathon, 10,3 km Lauf, 5 km Lauf, 10,3 km Walking

Auszeichnung
Frotteehandtuch beim Zieleinlauf, Urkundenausdruck über das Internet.

Verpflegung
Etwa aller 3 km eine Verpflegungsstation mit Wasser, immer wieder auch Iso, Ultrabuffer und Bananen.

Zuschauer
keine

 

Informationen: Welzheimer Waldmarathon
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