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Laufberichte

Run with a smile

 

Der Slogan des Limassol Marathons,  “Run with a smile”, trifft auf mich zu, denn als Marathon-Sammler bin ich langsam, aber immer mit einem Lächeln unterwegs. Letzten Sonntag beim Pafos-Marathon, heute in Limassol.

Wir sind nun schon über eine Woche auf der Insel und haben den südlichen Teil, die Republik Zypern, mit unserem Leihwagen erkundet. In dieser Zeit schafft man es nur, einen kleinen der vielen historischen Stätten zu besuchen.

Am Samstag hole ich die Startunterlagen im Kulturzentrum Evagoras Lanitis. Gleich um die Ecke entdecke ich  ein interessantes Straßenschild: „Marathonos Street“. Das Evagoras Lanitis Center ist ein alter historischer Bau hinter der Burg. Hier heiratete Richard Löwenherz von England die Prinzessin Berengaria von Navarra, nachdem er sich zum König von Zypern ernannt hatte.

Wir sind im Herzen der Altstadt von Limassol. In der großen Halle ist alles recht übersichtlich aufgebaut. Es gibt Tische für den 5km, den 10km, den Halbmarathon und den Marathon sowie einen Nachmeldeschalter und einen Shirt-Verkauf. In der Startertüte sind neben der Startnummer mit integriertem Chip ein Päckchen Spagetti sowie drei Gels und Erfrischungstücher. Das Startgeld für den Marathon beträgt 50€.

Bei herrlichstem Sonnenschein erkunden wir die Altstadt und die Promenade, die zurzeit aber teilweise wegen Modernisierungsmaßnahmen abgesperrt ist. Trotzdem ist unter den riesigen Palmen traumhaft schön.

Der Start erfolgt am Sonntag um 9 Uhr, es ist noch recht frisch um diese Zeit. Der Startplatz füllt sich  schnell, denn die Teilnehmer aller Wettbewerbe gehen nacheinander auf die Strecke: Zuerst rund 200 Marathonis, dann an die 350 Halbmarathonis und danach die 10- und 5km-Läufer. Der Sprecher zählt die teilnehmenden Nationen auf. Der Marathon in Limassol ist schon sehr international.

Vom Veranstalter selbst wird er als der „beste Anfänger-Marathon“ bezeichnet. Vielleicht finde ich heraus, weshalb er das sein soll. Also los.

Über den bereits fertigen neuen Teil der Promenade kommen wir auf die breite, vierspurige Straße und laufen Richtung Nordosten immer der Küste entlang. Sieht man das Meer mal nicht, so „riecht“ man es trotzdem.

Viele Banken haben hier ihr Domizil, edle Geschäfte werben auf Arabisch und Russisch  um Kundschaft. Auf der gesamten Insel gibt einen enormen Bauboom, dem auch manches  kleine Fischerdörfchen weichen muss.

Direkt vor mir läuft der Schwede Christer Svensson. Besser gesagt, er geht! In lupenreinem Geherstil will er den Marathon schaffen.

Wir sind noch keine zwei Kilometer gelaufen, da überholen uns die Führenden des Halbmarathons. Neben mir läuft ein älterer Japaner in rosa Umhang und mit einem Affen im Rucksack. Hey, den kenne ich doch. Der war doch auch bei meinem 100. Marathon beim Niagara Falls Marathon Ende Oktober 2011 dabei. Ich spreche ihn an, aber er versteht wohl kein Englisch. Schade.

Um die St. Catherine’s Catholic Curch sind viele Menschen versammelt, die vor der Messe noch einen Schwatz halten. Wir sind noch immer auf der langen, vierspurigen Küstenstraße, die komplett gesperrt ist.  Beim Zoo (km 5) sprinten uns die ersten 10km-Läufer entgegen und wir erreichen die erste Versorgungsstelle. Zwei, drei Schluck aus der  0,5l Flasche, und schwupps landet der Rest im Rinnstein. Schon ärgerlich, diese Verschwendung.

Der rosa bekleidete  Japaner mit dem Affen unterhält sich gerade mit einem Landsmann. Vielleicht versteht ja der mich und kann meine Frage übersetzen. Ich möchte zu gerne wissen, ob er es war, den ich seinerzeit getroffen habe, oder ob er einen Doppelgänger hat. Statt auf Englisch oder Japanisch antwortet er mir in bestem Deutsch und erzählt mir, dass er und sein Freund Yasushi gemeinsam um die Welt laufen. Und selbstverständlich  war er auch derjenige, der mir bei den Niagara Fällen aufgefallen ist. Im September wollen sie den Berlin Marathon laufen, um dann zum Münchner Oktoberfest zu reisen. Zufällig ist dort um diese Zeit ja auch ein Marathon. Yasushi Kokubu ist schon über 600 Marathons weltweit gelaufen gehört dem „Seven Continents Club“ an. Er wird in diesem Jahr 70 Jahre alt.

Bei Km 7,5 gibt es neben Wasser auch Schwämme. Die sind jetzt auch nötig, denn es ist inzwischen richtig warm. Zusätzlich bringt einem die immer welliger werdende Strecke zum Schwitzen. Flach ist die Strecke ab hier ganz bestimmt nicht.

Ein Stück weiter kommt mir auf der Gegenseite der erste Marathoni entgegen. Es ist der Pole Wojziech Kopec. Er wird den Marathon auch gewinnen ( 2:17:27). Bei Km 10 sind wir direkt neben dem Meer. Hinter dem  Wasser- und Isostand liegt die Amathounta (Amathus) Archeological Area. Amathus war in der Antike eine wichtige Stadt auf Zypern. Neben diversen Säule, die man von der Straße aus sieht, gibt es rund um die Ausgrabungsstätte viele archäologische Funde, die bis ins Meer reichen.

Unser Weg führt uns weiter auf der Küstenstraße nach Agios Tychon. Auf der anderen Straßenseite kommen mir nun immer mehr Läuferinnen und Läufer entgegen. Dann kommt er der Wendepunkt für die Halbmarathonis bei ungefähr 10,5km. Ich bin gesundheitlich etwas angeschlagen und fühle mich gar nicht gut. Aber hier zu wenden, ist keine Option. Stattdessen laufe ich auf der welligen Straße weiter ostwärts, und erreiche bei ca. 13,5km am Ortsende von Pyrgos die Marathon-Wende. Kurz hinter mir sind die beiden Japaner.

Eine Wendepunktstrecke mag Außenstehenden langweilig erscheinen, ist sie aber nicht. Auf dem Rückweg hat man ganz andere Eindrücke. Jetzt überholen mich die Japaner. Ich habe keine Chance und muss jetzt schon immer wieder Gehpausen einlegen. Jeder Kilometer wird langsamer. Ich habe meine Erkältung wohl unterschätzt. Kilometer 21 und die Uhr zeigt 2:32. Ok, fünf Stunden werden es heute nicht. Egal, weiter.

Es geht vorbei am Zielbereich an den Rand der Altstadt. 27km sind geschafft. 15km Rest, die werde ich auch noch meistern. Wir sind am Alten Hafen und laufen nun rund drei Kilometer westwärts, bis zur Abbiegung in den Neuen Hafen.

Kaum zu glauben, aber bei Km 27,5 kommt mir mit ungefähr 5 km Vorsprung der Schwedische Geher entgegen. Mein Körper sagt „hör auf“, der Kopf sagt „weiterlaufen“.  Als Marathonläufer sollte man auf den Kopf hören.

Runter zum Neuen Hafen, Km-Schild 30, durch den großen Kreisel und dann aufwärts. Wieder  zurück in Richtung Alter Hafen. Neben mir läuft eine Britin, die auch Mühe hat und immer wieder gehen muss. Mal ist sie ein Stück vor, dann kann ich sie wieder einholen – zwei schwächelnde Marathonis auf dem Weg zum Finish. Als wir einen noch schwächeren Läufer überholen können, sind wir neu motiviert.

Beim Altstadthafen sehen wir die St. Antonious Kirche. Nicola, die Britin, sammelt einen Kanadier ein, mit dem sie sich wohl besser unterhalten kann, als mit mir. Ich bin sie los.

Wir sind in der Nähe vom Medival Castle, das von der Laufstrecke her aber nicht zu sehen ist.  Es ist brutal, ich bin beim Ziel, habe noch 8 km vor mir. Also weiter kämpfen. Neben der Strecke ist ein gut besuchter Markt. Von den verstreuten Marathonis nimmt aber keiner Notiz. Macht nichts, es geht weiter. Warum der Limassol Marathon der beste für Einsteiger sein soll, bleibt mir verborgen. Und das Lächeln ist mir zwischenzeitlich auch vergangen.

Es geht wieder die Anfangsstrecke gen Osten, aber nur vier Kilometer. Auf der Gegenseite sehe ich auf Sanitäter gestützt den  Geher, der wohl massive Krämpfe hat. Und das kurz vor Schluss. Mit letzter Kraft rettet er sich nach knapp 5 Stunden ins Ziel. Ich werde höflich gebeten, für meine letzten Kilometer den  Radweg zu nutzen, damit man die Straße freigeben kann. Kein Problem. Im Gegenteil, bei Km 40 setze ich mich auf eine Bank. Der Akku ist im roten Bereich. Eine Minute, dann nehme ich mir die letzten 2km vor.

Viele Läufer mit Medaillen um den Hals kommen mir entgegen. Sie meinen es gut mit mir, klatschen und muntern mich auf. Dann kommt die Erlösung, ich laufe zur Promenade. Die letzten 300m sind pure Emotion. Der Palmen gesäumte Zielbereich ist einer den schönsten, auf denen ich je gefinisht habe. Mein 143. Marathon insgesamt und der 8. in diesem Jahr sind geschafft. Bei grandioser Livemusik und guter Verpflegung komme ich schnell wieder zu Kräften.

 

Marathonsieger:
1. 2:17:27  Wojciech Kopec  Polen
2. 2:23:56  Tamas Nagy   Ungarn
3. 2:38:26  Ahmet Kazahoum Jebel  Cypern

Marathonsiegerinnen:
1. 3:21:01  Cecilia Backman  Finnland
2. 3:39:30  Pola Hadjipapa   Cypern
3. 3:42:25  Imogen Hawle

 

Informationen: Limassol Marathon
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