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Laufberichte

Die richtige Wahl

11.06.11

Zum 12. Mal findet der Alpin-Marathon im Fürstentum Liechtenstein statt, aber heuer unter verschärften Bedingungen, zumindest für die Auswärtigen, die eine Anreise über das Autobahnnetz vorzunehmen haben wie ich. Mit Beginn der Pfingstferien wird uns von den Medien eindringlich abgeraten, am Freitagabend oder Samstagvormittag noch eine Reise anzutreten. Hilft mir natürlich wenig, da ich genau in diesem Zeitspektrum anfahren muss.

Zeitig breche ich auf und auf den BABs geht es trotz aller Unkenrufen vorerst problemlos zu …bis zum Grenzübergang Bregenz/Hörbranz. Drei Kilometer Rückstau sind gemeldet, der erste km davon geht noch einigermaßen, aber ab Aus-/Einfahrt Lindau ist alles dicht. Die Österreichische Mautstation, und eine Baustelle vor dem Pfändertunnel – der nur auf einer Spur befahren werden kann – verursachen einen wahren Verkehrs-SuperGAU. Gute Nerven sind gefragt, unter einer Stunde Wartezeit kommt keiner in den Tunnel. Zur Abholung der Startunterlagen am heutigen Tag treffe ich dann auch nicht mehr rechtzeitig am Startort in Bendern ein. Macht aber nix, morgen bleibt noch genügend Zeit. 

Zwei Möglichkeiten sich zu organisieren bieten sich beim LGT: entweder man begibt sich gleich direkt zum Startplatz, dem Firmengelände der Herbert Ospelt Anstalt. Dann wird man am Veranstaltungsende mit eingerichtetem Bustransfer zurückgebracht. Oder, genau anders rum, hervorragend geeignet für früher Anreisende wie mich, man nächtigt gleich am Zielort in Malbun. Dann wird man am frühen Morgen per Bustransfer zum Startgelände gebracht. Um 7 Uhr fahren die Busse in Liechtensteins einzigem Skigebiet ab und man sollte auch pünktlich da sein, gewartet wird nämlich nicht. Es regnet leicht, aber noch ist hier oben auf 1.600 m Höhe einigermaßen brauchbare Sicht, das habe ich schon schlechter erlebt.

Allerdings gebe ich mich wettermäßig heute keiner Illusionen hin, es ist uns nicht viel Gutes vorhergesagt. Schuld daran ist die Schafskälte. Seit vielen Jahren gibt es zwischen dem 4. und 20. Juni einen Kälteeinbruch in Mitteleuropa, aus dem Nordwesten strömt dann kühle und feuchte Luft herein und die Temperatur sinkt sehr stark ab, auf ca. 5 bis 10 Grad. Das könnte gefühlt heute auch sehr gut hinkommen. Bereits im Hotel habe ich mich deswegen gerüstet und eine Gürteltasche mit diversen Utensilien gepackt. Den Namen „Schafskälte“ verdankt dieses Wetterphänomen auch wirklich den Schafen, die meist bis zu diesem Zeitraum bereits geschoren wurden und denen der Kälteeinbruch sonst durchaus bedrohlich werden konnte.

Wem der Marathon mit 1.870 Meter Steigung und 720 Meter Gefälle zu viel ist, der kann als Alternative den Halbmarathon PLUS mit 25 km Streckenlänge wählen, aber auch da sind immer noch 1.150 Höhenmeter aufwärts zu bewältigen. Insgesamt kann man heuer 840 Meldungen verzeichnen, der Löwenanteil entfällt, im Gegensatz zu vielen anderen Veranstaltungen, aber auf den Marathon. Ob es am Pfingsttermin, der schlechten Wetterprognose oder am allgemeinen Trend liegt, dass erneut ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, kann ich nicht beurteilen, an der Strecke kann es sicher nicht liegen, soviel weiß ich vom Vorjahr. Die meisten Teilnehmer stellen die Schweizer gefolgt von uns Deutschen und dann schon von den Liechtensteinern.

 

LieGames

 

Dass wir uns hier in einem sportbegeisterten Land befinden, beweist allein schon die Tatsache, dass von den 34.500 Einwohnern rund 15.000 Mitglied in einem Sportverein sind. Jeder 240. Liechtensteiner ist sogar Präsident in einem Sportclub. International hat man einige erfolgreiche Spitzensportler hervorgebracht und elf Olympia-Medaillen gewonnen, alle im alpinen Skisport. Marco Büchel und Hanni Weirather-Wenzel kennt wahrscheinlich fast ein jeder, sie hat im letzen Jahr sogar selbst den Marathon erfolgreich gefinished. Und Marco Büchel kann man auch schon mal an der Strecke als Schlachtenbummler ausmachen. Eine Nummer kleiner, aber hier auch eine bedeutende Veranstaltung, waren die LieGames, die XIV. Kleinstaatenspiele, sie fanden bis vor einer Woche im Fürstentum statt. Noch nie was davon gehört?

Als Kleinstaaten, die an diesen Spielen teilnehmen, werden Länder definiert, die weniger als eine Million Einwohner haben. Das sind die neun Staaten San Marino, Monaco, Zypern, Andorra, Malta, Luxembourg, Island, Liechtenstein und seit 2009 auch Montenegro. Wechselweise alle zwei Jahre werden Ende Mai/Anfang Juni diese Spiele nach den Statuten der internationalen Sportverbände und der Charta der olympischen Spiele durchgeführt und vom Europäischen Olympischen Komitee (EOC) unterstützt. Das Programm umfasst Sportarten wie Leichtathletik, Schwimmen, Judo, Schiessen, Tennis und Tischtennis. Dazu kommen zwei Teamsportarten, eine davon muss Basket- oder Volleyball sein. Der Veranstalter kann zwei weitere Sportarten organisieren, eine davon muss olympisch sein. Bei den LieGames waren das Volleyball (Indoor sowie Beach), Squash und noch Radsportbewerbe. 6 x Gold, 10 x Silber und 11 Bronzene Medaillen konnten die Liechtensteiner Athleten abräumen.


Es geht los


Jetzt aber zurück zum heutigen Tag und unserem Startort Bendern, eine der 11 Gemeinden des Fürstentums. Es regnet, auch hier unten im Rheintal. Aller guten bzw. schlechten Dinge sind drei, so ist das Wetter schon zum dritten Mal beim LGT hintereinander ziemlich besch… scheiden. Nach meinem Vorjahrstart, wo es auf den Bergen Null Aussicht gab, wollte ich das Verpasste heuer eigentlich nachholen, aber das wird wohl nichts werden. Unter alle erdenklichen Vorsprünge und Unterstände drücken sich die Läufer/innen um dem Niederschlag zu entgehen.

Aber letztendlich stehen dann doch alle gemeinsam im Regen, pünktlich um 9 Uhr, am Startplatz an der Schaaner Straße. 10 Grad werden es wohl so sein, ich habe noch kurz vorher meine Ärmlinge ausgepackt, und übergestreift. Eine gute Wahl, so ist mir wenigstens angenehm warm. Schon auf den ersten Metern tut man gut daran, seine Augen auf den Untergrund zu richten, sonst könnte man bereits zu Beginn in einer der zahlreichen Wasserpfützen landen. Nach zwei Kilometern verlassen wir die Teerstraße und biegen ab in Richtung Rhein. Auf dem schmalen Zubringerweg zum Binnendamm gilt es dann schon mal noch größeren Wasseransammlungen auszuweichen.

Unterhalb der Uferböschung geht es bis km 5 entlang. Zum Wasser von oben, bekommen wir hier eine erste Möglichkeit auch für unseren Wasserhaushalt innen zu sorgen. So richtig kommt bei mir dafür noch keine Muse auf, aber es muss halt sein. Kollege Daniel benötigt hier bereits einige Überredungskunst um seine Kamera wieder instand zu setzen. Ich werde vorsichtshalber noch das eine oder andere Bild mehr knipsen. Danach geht es rauf auf den Rheindamm. Die Sicht ist noch ganz passabel, aber beim Blick nach links auf die Berge kann man ein kräftiges Wolkenband erkennen, das wir wohl zu durchqueren haben beim Aufstieg.

Nach knapp 9 Kilometern verlassen wir den Rhein und biegen am Rheinpark-Stadion nach links ab. Die Arena ist das einzige für internationale Spiele zugelassene Fußballstadion im Fürstentum und somit auch Spielstätte des Nationalteams. Wir laufen „straight ahead“ auf das Vaduzer Schloss des Fürsten zu, das auf einem Felsplateau über dem Liechtensteiner Hauptort thront. Bevor wir die Steigung hinauf in Angriff nehmen, durchqueren wir noch die Fußgängerzone von Vaduz. Philatelisten kommen hier auf ihre Kosten, in großformatigen Abbildungen sind die Briefmarken des Landes auf das Pflaster gepinnt. Am Ende, bei ca. Km 10,5, wird eine erste Teilzeit genommen.

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Informationen: LGT Alpin Marathon Liechtenstein
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