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Laufberichte

Warmduscher am AquaAlpin Marathon

06.06.09

Kurz vor dem Sassförkle liegt in einer Geländesenke noch viel Schnee, und darauf die Überreste des Sanitätszelts, vom Föhnsturm in der vergangenen Nacht gnadenlos abgeräumt. Aber auch in diesem Fall hat die Organisation geklappt. Ein Ersatz steht oben und mancher  Läufer ist froh, dass er dort Zuflucht findet, wo ihm die Samariter eine Wärmefolie umbinden können, die ihm das Weiterlaufen ermöglicht. Wie kalt mir eigentlich ist, merke ich, als am Verpflegungsposten nebenan wieder so ein leckeres Stück Weißbrot greifen will. Nur mit Mühe gelingt es mir, es zu fassen, zu halten und zum Mund zu führen.

Noch sind es etwas mehr als sieben Kilometer bis zum Ziel. Wenn der Wind nicht noch stärker wird, werde ich es bis zur warmen Dusche schaffen. Pietro mit seiner zusätzlichen Kleidungsschicht hat diesbezüglich einen Vorteil, dafür kämpft er mit seinem Magen und der fehlenden Kraft in den Beinen.  Aber aufgeben kommt für ihn nicht in Frage. Nicht jetzt, wo man den Sprecher die Startnummern der Glücklichen  bekanntgeben hört, die schon ins Ziel einlaufen. 

Da allgemein bekannt ist, dass ein Marathon 42,195km lang ist, ist die Umrundung des Talkessels keine Gemeinheit. Dass auf den letzten Kilometern noch ein paar Passagen vor Sumpf nur so strotzen, spielt auch keine Rolle mehr. Wer hier noch keine mit Dreck und Wasser gesättigte Schuhe trägt, müsste sofort disqualifiziert werden, denn er war auf den vergangenen 38 Kilometern nicht auf der Strecke dabei!

Über ein paar letzte Schneereste hinweg geht es auf einem Fahrweg hinunter ins Dorf. Pietro hat nun keine Zweifel mehr, dass er - auch ohne über Kiemenatmung zu verfügen - es trotz zweifachem Handicap packt und er zu den erfolgreichen Finishern des Alpin Marathon gehören wird. Der Gedanke beflügelt ihn, ohne dass er es merkt. Ich schon; auf den letzten fünfhundert Metern muss ich jedenfalls das Tempo anziehen, um mit ihm Schritt halten zu können. Wir laufen so schnell am Sprecher vorbei, dass der nur Pietros Nummer erkennen kann und ihn ankündigt. Lieber so als umgekehrt, er hat es mehr als verdient. Ich lasse ihm den Vortritt, indem ich noch kurz stehen bleibe und versuche ein paar Bilder von den Zuschauern knipsen, die bei Wind und Wetter noch hier stehen und allen ihre Ehrerbietung erweisen, die sich heute bis hierher durchgekämpft haben.

Statt einer Medaille erhalten wir eine Präsent von Swarovski, ein edler Flaschenverschluss für die Flasche aus welcher der edle Tropfen kommt, mit der eine solche Leistung begossen werden darf. Dazu gibt es ein hochwertiges Funktionsshirt, das den Träger als Erbringer einer sportlichen Höchstleistung identifiziert. Allein der Wert dieser Erinnerungsstücke übersteigt den als Startgebühr entrichteten Betrag.

Die Versorgung mit Getränken im Ziel  ist der Witterung angepasst, auch hier ist warmer Tee erhältlich.

Jetzt sehne ich mich nur noch nach Wasser – und zwar nach warmem oder gar heißem. Kein Problem, denn unweit des Ziels steht ein Duschzelt. Keine Selbstverständlichkeit, denn der erste Bau wurde vom Föhnsturm unbrauchbar gemacht, der Wiederaufbau in einem Kraftakt rechtzeitig fertiggestellt.

Ohne schlechtes Gewissen bleibe ich schier endlos unter dem wärmenden Wasserstrahl, da die Heizanlage so lange heißes Wasser erzeugt wie benötigt. Ich scheine nicht der einzige zu sein, der länger als üblich duscht und duscht. Ein Haufen von Warmduschern also.  Aber in diesem Rahmen ist es eine Auszeichnung. Alle diese Warmduscher haben gezeigt, dass sie alles andere sind – sonst wären sie nicht hier am Duschen. Ihnen allen gehört mein Respekt. Ebenso wie all denen, die sich entschieden haben, unterwegs auszusteigen. Und all den freundlichen Helfern, die sich trotz den auch für sie unangenehmen Verhältnissen so herzlich um uns Läufer gekümmert haben.

Siegerliste
Männer

1. Wyatt Jonathan, 1972, NZL-New Zealand           3:01.00,3     
2. Schedler Martin, 1980, D-Eppelborn              3:11.51,7  
3. Engeli Thomas, 1968, CH-Scharans                3:21.44,3    

Frauen

1. Amiet Tanja, 1976, CH-Zuchwil                   3:45.17,5    
2. Hawker Lizzy, 1976, GB-Chester                  3:48.10,9    
3. Landolt Claudia, 1971, CH-Jonschwil             3:48.21,2   

755 Finisher

123
 
 

Informationen: LGT Alpin Marathon Liechtenstein
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