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Laufberichte

Wie der Name schon sagt

16.01.10
Autor: Klaus Duwe

Unsere Strategie steht fest. Durch den tiefsten Schnee versuchen wir gar nicht mehr zu laufen, es wird Kraft schonend gegangen. Mit dem Zeitlimit (5:30 Stunden) sollten wir kein Problem bekommen. Eher schon mit meiner Kondition. Seit Florenz Ende November bin ich nur einmal 2 Stunden gelaufen, sonst nur 40 Minuten, max. 70. Daher nehme ich mir, nachdem ich die Strecke jetzt kenne, 5 Runden vor. Danach würden mir wohl meine Teamgefährten einen ehrenvollen Ausstieg gestatten.

Mitte der zweiten Runde werden wir bereits von den führenden Teams überholt. Das geht die ganze Zeit so weiter. Nicht einen einzigen Läufer können wir kassieren. Was soll’s, unterhaltsam ist das allemal. Und die anderen motiviert’s.

Immer mehr Leute bevölkern jetzt den nach der Frauenrechtlerin, Weggefährtin von Rosa Luxemburg  und Lenin-Freundin Clara Zetkin (1857 - 1933)benannten Park. Portraits der Revoluzzerin findet man auf DDR-Briefmarken und auf dem 10(Ost-)Mark-Schein. Und die Linken im Deutschen Bundestag haben ihren Fraktionssaal nach ihr benannt.

Die Oberschenkel brennen schon nach einem Drittel der Laufstrecke, Hüfte und Rücken tun weh, die Füße sowieso. „Hast Du auch Schmerzen, Angelika?“ „Vom Bauchnabel abwärts“, meint sie. Das tröstet. Bei Halbzeit steht fest, unsere Endzeit wird deutlich jenseits der 5-Stunden-Marke liegen. Aber ans Aufhören denke ich nicht mehr. Die Beschwerden sind da, aber sie werden nicht schlimmer.

Auch die Strecke wird insgesamt nicht schlechter. Die Helfer leisten ganze Arbeit. Nur zum Klatschen stellen sie die Schaufel mal kurz ab. Die Imbissbude bei der Rennbahn ist inzwischen auch gut frequentiert und ich überlege mir tatsächlich, auch in eine echte Thüringer zu investieren.  Aber der Griller lässt sich auf kein Kreditgeschäft ein.

Zuerst dachte ich ja, das Gewässer, das wir mehrfach überqueren, sei die Weiße Elster. Elster ist schon mal nicht schlecht, aber es ist nicht der Fluss, sondern das Flutbett.  Hierher werden die Wassermengen umgeleitet, die das eigentliche Flussbett nicht aufnehmen kann. So können Hochwasser verhindert werden. Im Sommer trainieren die Kanuten auf dem ruhigen Wasser, im Winter kann man Schlittschuhlaufen. Im Bereich hier gibt es allerdings zurzeit keine geschlossene Eisdecke.

Bei der Sachsenbrücke könnte man bequem ein gutes Stück abkürzen. Statt ins Nonnenholz könnte man rechts in die Allee entlang dem Ufer laufen. Das ist auch die Strecke der letzten Runde, die ja nur noch 2,195 km misst. Weiß der Teufel woher und wieso, aber die Helfer in diesem Bereich wissen genau Bescheid: „Ihr müsst noch einmal geradeaus.“  

Auf dem schon einmal gelobten Teilstück in der Max-Reger-Allee kommt es zur letzten Begegnung – es ist das Team, das unmittelbar vor uns liegt. Ihr Vorsprung: rund 3 Kilometer. Sie freuen sich, uneinholbar zu sein. Wir freuen uns auch. Die Überrundung durch die Zweitletzten bleibt uns erspart.  Außerdem können wir uns damit trösten, dass unser Team komplett ist im Gegensatz zu vielen, die ganz aus dem Rennen sind oder dezimiert weiter machen.

Eberhard und Angelika mit dem Marathon in Kevelaer in den Beinen und ich mit 6 kg Übergewicht und zu wenig Training sind ziemlich gleichmäßig platt, als wir nach 5:27 ins Ziel laufen und tüchtig beklatscht werden. Feierabend ist aber noch nicht. Der Horst fehlt noch. Auf den wird noch gewartet und auf seiner kurzen Abschlussrunde wird er sogar begleitet.

Die Dusche ist warm, das Wasser kalt. Wer hier und heute 42 Kilometer gelaufen ist, braucht kein warmes Wasser. Der hält alles aus. Ich jedenfalls denke an den Rennsteig, den K 78 und noch schlimmere Dinge. „Saumäßig“ hat es mir gefallen und ebenso gut getan.

Jedes Finisher-Team wird geehrt. Die jeweils Ersten werden besonders reich beschenkt. Und die Letzten. „Ist das marathon4you-Team noch da?“, fragt Bernd Sehmisch. Und ob.  „Ihr ward am längsten am Laufen. Hut ab.“  Dafür gibt’s eine Urkunde, den XL-Marathonkalender, einen ganzen Kuchen, Socken und ein Primeltöpfchen.

Keiner wird diesen Marathon je vergessen. Nach Jahren, der Leipziger Wintermarathon ist längst etabliert, das Teilnehmerfeld limitiert und nach zwei Tagen ausgebucht,  wird man den staunenden Läuferinnen und Läufern erzählen, wie alles angefangen hat. „Ich war dabei“ werde ich voller Stolz sagen, den Arm heben und die bewundernden Blicke genießen.

Ach ja, aus dem Tiefschnee-Parkplatz bin auch wieder herausgekommen. Es hat allerdings etwas gedauert und ein paar Passanten mussten kräftig anpacken.

Sieger - Männer

Team Jörgs Aufnahmeprüfung (Leipzig) Jörg Giebel, Dirk Henning, André Stöß  03:08:54

Frauen

Leipziger Frauenpower Liane Muschler, Jana Schönlebe, Kathrin Boge 4:00:42

Mixed

BORN-Bekloppte (Leipzig) Simone Ruhr, Falk Huebner, Marcus Krüger 04:03:02

12
 
 

Informationen: Winter! Marathon
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