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Laufberichte

Weitere Lücke geschlossen

21.04.13

Ein Stück daneben steht der vor 12 Jahren entstandene riesige MDR-Kubus. Wir biegen hier rechts ab auf die Prager Straße. Geradeaus würden wir direkt zum wunderschön restaurierten Hauptbahnhof kommen.

Nur ein Stück weiter am Johannisplatz steht das GRASSI-Museum und dahinter ist der alte Johannisfriedhof. Der schon im 13. Jh. entstandene Friedhof war ein Teil des Johannishospitals, einem Hospital für Leprakranke. Heute dient er mit seinen 58 Grabmalen nur noch als museale Parkanlage.

An der ersten Vollverpflegungsstelle gibt es alles (außer Bier) was das Läuferherz für unterwegs braucht. Zu den Verpflegungsstellen unterwegs kann ich nur sagen, alles super. Zwischen den Verpflegungsstellen gibt es immer noch Wasserstellen. Durch Thomas Hinweis entdecke ich auch kurz die Russische Gedächtniskirche mit der Goldenen Kuppel, leider eingerüstet.

Wir folgen der Prager Straße bis zum Friedenspark, wo wir die ersten 5km vollendet haben. Der heutige Friedenspark war der ehemalige Neue Johannisfriedhof. Er wurde 1970 geschlossen, umgebaut und 1983 mit verschiedenen Sport- und Spielanlagen als Friedenspark an die Leipziger Bevölkerung übergeben.

Kurz danach kommen wir an der alten Leipziger Messe vorbei. Das alte Messe- und Ausstellungsgelände gehört zu den ältesten Messestandorten der Welt. Die Stadt Leipzig lag an den Kreuzungen der Via Regia (Rheinland-Osteuropa) und der Via Imperii (Italien-Ostsee) und damit an einer begünstigten Stelle für den Fernhandel. Ende des 12. Jahrhunderts wurden hier schon Ostermärkte und Michaelismärkte durch den Markgrafen Otto von Meißen bestätigt. Zum Schutz dieses Marktstandortes durfte im Umkreis von einer sächsischen Meile (15,39km) kein schädlicher Markt abgehalten werden. Im Jahre 1895 wurde aus der damaligen Warenmesse die erste weltweite Mustermesse. Das Logo, die zwei übereinandergestellten M wurden 1917 zur Herbstmesse entworfen.

Kurz hinter dem 7 Km-Schild erreichen wir den Wilhelm-Külz-Park. Er wurde nach dem deutschen Politiker und Reichsinnenminister Wilhelm Leopold Friedrich Külz benannt. Wir biegen ab von der Prager Str. und laufen ein kurzes Stück über den Friedhofsweg quer durch den Park und sehen bald das Völkerschlachtdenkmal.

Früher hatte hier in der Nähe die Familie Quandt  zur Herstellung von Schnupftabak eine Windmühle. Hier soll auch Napoleons Befehlsstand bei der Völkerschlacht 1813 gewesen sein.  Noch ein paar Meter und wir laufen direkt auf das Völkerschlachtdenkmal zu. Extra für den heutigen Marathon wurde die Streckenführung anlässlich des Jubiläums „200 Jahre Völkerschlacht zu Leipzig“ geändert. Gleichzeitig jährt sich im Oktober die Einweihung des Völkerschlachtdenkmals zum 100. Mal.

Vom 16. bis 19. Oktober 1813 standen sich über eine halbe Million Soldaten aus fast ganz Europa auf den Schlachtfeldern um Leipzig gegenüber, mehr als 120.000 Menschen verloren bei der blutigen Kämpfen oder danach durch Hunger und Seuchen ihr Leben.

Seit 2008 gehört das Völkerschlachtdenkmal zur „Straße der Monumente“, an der unter anderem auch  das Hermanns-Denkmal in Detmold, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica, das Kyffhäuser-Denkmal bei Bad Frankenhausen und die Wartburg bei Eisenach, das Marine-Ehrenmal Laboe, die Berliner Siegessäule und das Völkerschlachtdenkmal liegen. Alle diese Denkmaler liegen an der Strecke bekannter Laufveranstaltungen oder in ihrer Nähe.

Hermannsdenkmal bei Detmold (Hermannslauf 30,3km Cross), das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica (Minden-Marathon, leider seit 2011 nicht mehr - Bad Salzuflen nur 25km entfernt), das Kyffhäuserdenkmal bei Bad Frankenhausen (Kyffhäuser-Bergmarathon), die Wartburg bei Eisenach (Rennsteiglauf), das Marine-Ehrenmal Laboe (Kiel-Marathon), die Berliner Siegessäule (Berlin Marathon) und das Völkerschlachtdenkmal (Leipzig Marathon).

Rechts der Südfriedhof und links das Bruno-Plache-Stadion. Thomas sagt mir, dass hier das ehemalige Trainingsgelände von Lok Leipzig ist und weiß auch, dass in Leipzig der DFB gegründet wurde. Wir haben den südlichsten Punkt der Laufstrecke erreicht und es geht westlich zur Zwickauer Straße. Hier ist km 10.

Über die Zwickauer Str. geht es nun nördlich. Rechts der Laufstrecke sind einige Wohnblocks, die am Verfallen sind. Kenner meinen ja, wäre die Wende 10 Jahre später gekommen, wären viele historische Gebäude nicht mehr zu retten gewesen.

Wir sind jetzt auf der Rückseite der Alten Leipziger Messe und sehen noch einige der alten Hallen, die neuen Verwendungszwecken zugeführt werden sollen. Gleich sind 15 km geschafft. Natürlich weiß Thomas auch, wo Angela Merkel wohnte, als sie in Leipzig studierte und zeigt es mir.  Dann streifen wir kurz die Galopprennbahn Scheibenholz und kurz danach geht es über die Pleiße und das Elsterflutbett. Wir erreichen den Stadtteil Schleußig wo viele Zuschauer am Straßenrand stehen und uns zujubeln.

Auf der Strecke selbst ist nicht mehr viel los. Die Einsamkeit des Langstreckenläufers findet in Leipzig auf der 1. Runde. In der 2. Runde kommen dann die Halbmarathonis dazu.

Wir laufen am Rande des Volksparks Kleinzschocher über die Weiße Elster. Am Ende der Grünanlage geht es jetzt nordwärts in Richtung Palmengarten, den wir bei Km 20 erreichen. Gleich ist die erste Runde geschafft. Schon sehen das große Stadion. Jetzt noch über das Elsterbecken und dann erreichen wir das Start- und Zielgelände.

Auf geht’s in die 2. Runde. Jetzt können wir die „kleinen“ Schilder ignorieren, es geht weiter mit 22. Jeder Kilometer ist markiert. Mein Garmin zeigt mir an, dass mir die kleinen Umwege zwecks Fotos schon 500 zusätzliche Meter eingebracht haben. 

Kerstin hat sich schon seit einigen Kilometern nach vorn verabschiedet und Thomas danke ich für seine tollen Infos und lasse ihn ebenfalls rennen. Für mich beginnt der 2. Teil langsamer, denn ich spüre meine Beine noch von letzter Woche vom Kyffhäuser Bergmarathon. Alleine bin ich nicht, denn nun begleitet mich Günter, wie ich eingangs schon erwähnte.

Wir sind bei km 27, da kommen die Schnellsten „Halben“ von hinten angeflogen. Beim Völkerschlachtdenkmal überholt uns die erste Frau. Es ist Yvonne van Vlerken, die ehemalige Weltbestzeithalterin beim Ironman. Die Niederländerin, die für Österreich startet, läuft einen neuen Streckenrekord (1:17:15) und gewinnt. Auch die Zweitplatzierte, Skilanglauf-Olympiasiegerin Claudia Nystad, bleibt mit 1:20:38 unter dem alten Streckenrekord. Sie nutzt den Leipziger Lauf, um sich auf die Olympischen Spiele 2014 im russischen Sotschi vorzubereiten.

Die „Halben“ starten ja 2:45 Stunden nach den Marathonis, was für Abwechslung sorgt und mir sehr entgegen kommt. Ich studiere die Aufschriften der Lauf-Shirts und spreche auch den ein oder anderen Läufer darauf an. Daraus ergeben sich manchmal ganz interessante und nette Gespräche. 20 Grad hat es inzwischen, was die Sache nicht leichter macht.

Jetzt sind viele Zuschauer an der Strecke. Manche suchen sich die Marathonis heraus und feuern speziell sie besonders an. Auch die Moderatoren kurz vor dem Ziel, Martin Lobst und Roman Knoblauch, picken uns aus dem Läuferfeld heraus und kündigen uns dem Publikum an. Noch ein Pips auf der Matte und es ist geschafft.

Jetzt noch die Zielfotos, dann geht es zur Zielverpflegung. Wir steuern sofort den Weizenbier-Ausschank an. Während Günter und ich unser Bier trinken, sprechen wir zwei Mädels an, die Wasser trinken. Wir raten ihnen zu etwas Gesünderem. Sie kommen aber aus Finnland, wo man wohl mangels Alternativen an  Wasser gewohnt ist.

Fazit: Der 37. Leipzig Marathon ist zu Ende, der Sieger ist wieder  ein Einheimischer. Vor drei Jahren war Jakob Stiller noch Überraschungssieger. Letztes Jahr gewann er wieder und heute hat er das Triple vollgemacht. Auch die schnellste Frau kommt aus Leipzig. Ich finde das gut.

Überhaupt ist der Leipzig Marathon eine tolle Veranstaltung, die man empfehlen kann. Auch, weil langsamen Läuferinnen und Läufer kein knappes Zeitlimit die Lust verdirbt. Ich bin froh, hier gewesen zu sein und habe eine weitere Lücke in meiner Sammlung geschlossen.


Marathonsieger:
Männer
1. Jakob Stiller  LAZ Leipzig  2:29:31
2. Holger Zander  LB Schwarzenberg 2:39:24
3. Karsten Schubert LFV Oberholz  2:44:46

Frauen
1. Sandra Boitz  SC DHfK Leipzig 2:53:40
2. Carina Schipp  LAZ Leipzig  2:54:45
3. Nora Kusterer  SV Oberkollbach 2:56:21

646 Finisher

 

 

 

 

 

 

 

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Informationen: Leipzig Marathon
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