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Laufberichte

Zum Niederknien

 

Es war einmal ein junger, fescher Prinz. Aufgewachsen mit den Idealen von Ordnung und Pflichtgefühl, aber behütet inmitten von Seen und Bergen, lebte er in einer eigenen Welt voll Kunst und Musik. Mit Politik freilich hatte er wenig im Sinn. Als der Vater starb, übernahm er mit 18 Jahren die Staatsgeschäfte und konnte sich endlich alle Träume erfüllen. Sehr zum Missfallen seiner Minister baute er Schloss um Schloss, damit sein Märchenreich Wirklichkeit werde. Seine Untertanen liebten ihren „Kini“ dafür, obwohl die Staatskasse bald leer war. So kam es, dass die Minister den König absetzen ließen und ihn in ein abgelegenes Gefängnis an einem düsteren See brachten. In diesem ertrank der König, bevor noch sein letztes Schloss fertiggestellt war. Nach seinem letzten Willen sollten die Schlösser mit seinem Tode allesamt abgerissen werden. Doch Gott sei Dank gibt es sie heute noch.

Der „Kini“, das ist Ludwig II von Bayern, hat die Voralpenregion geprägt, wie kein anderer. Neben seinem kulturellen Engagement, z.B. der Inszenierung der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth, war er sehr am Fortschritt interessiert. Er förderte die in den Kinderschuhen steckende Flugtechnik, richtete sich ein Photolabor im Schloss Hohenschwangau ein, ließ eine Dynamomaschine in Schloss Linderhof bauen und befahl erstmals den Farbstoff Indigo künstlich herzustellen. Bei dem Bau seiner Schlösser wurde, einmalig für die damalige Zeit, Stahlbau und Elektrizität verwendet. Zentralheizung, Telefon, beheizbare Bassins, elektrische Rufanlagen für die Dienerschaft, Wasserklosetts und Aufzüge setzten die Fachwelt in Erstaunen. Sogar eine Wellenmaschine wurde in der Venusgrotte von Schloss Linderhof ausprobiert. Natürlich war der Bau der Schlösser ein Konjunkturprogramm für Künstler und Baufachleute.

Wer hätte aber damals gedacht, dass die Bauwut des Monarchen einmal tragend für den Staatshaushalt Bayerns wäre und dem hohen Ansehen des Freistaats, Deutschlands, ja ganz Europas in der Welt dienen würde? Das Schloss Neuschwanstein ist nicht umsonst ein Symbol für Deutschland und darf auf keinem Europatrip fehlen.

Füssen im Allgäu ist Ausgangspunkt für einen Besuch der imposanten Königschlösser. 15.000 Einwohnern stehen hier etwa eine Million Besucher im Jahr gegenüber. Die Füssener kennen das nicht anders, denn hier endet die Via Claudia Augusta, eine der ältesten Fernstraßen von der Adria bis zur Donau. Schon immer kamen Besucher von weit her in den Ort. Die mittelalterlichen Gassen der Altstadt, sowie barocke Kirchen und Klöster sind Zeugnis für die lange Geschichte der höchstgelegenen Stadt Bayerns.

Für Geschichtsfans und Naturliebhaber ist der Romantikmarathon in Füssen natürlich ein Muss. In diesem Jahr hat es sich nun endlich ergeben, dass Norbert und ich diesen Lauf auf dem Plan haben. Start ist um 7 Uhr 30 - für einen Marathon ganz schön früh. Klar, dass wir deshalb schon am Samstag anreisen.

Einmal in Füssen angekommen, ist der Weg zum Lauf vorbildlich ausgeschildert. Wir parken direkt auf dem Eventgelände Morisse. Der Parkplatz ist zwar kostenpflichtig, aber lange wollen wir heute sowieso nicht bleiben. Startnummernausgabe ist im Festzelt. Wir werden herzlich begrüßt, schnell mit der Startnummer versorgt und eingehend bezüglich der Shirtgröße beraten. Das Funktionshemd ist im Startpreis inbegriffen. Außerhalb des Zeltes gibt es Nudeln mit drei verschiedenen Soßen zur Auswahl, für Marathonläufer ebenfalls kostenlos.

Während ein paar Schritte weiter auf der gesperrten Kemptener Straße die 10-Kilometer-Läufer ihre Runden drehen, lassen wir es uns gut gehen. Es ist ganz schön warm und nur der siegreiche Äthiopier hat keinen hochroten Kopf. Um 18 Uhr sind die Halbmarathonis dran. Wir verlassen allerdings vorher den gastlichen Ort, um noch ein Stückchen Richtung Königsschlösser zu fahren. Das Ergebnis ist ernüchternd:  für mich sind dort zu viele Menschen, die Parkplätze sind brechend voll. Eilig flüchten wir in unser ruhiges Hotel am Alatsee.

 

 

Man nächsten Morgen sind wir zeitig auf. Das ist auch gut so, denn auf unserem favorisierten kostenlosen Parkplatz am Eisstadion ergattern wir gerade noch eine letzte Lücke. Die Stimmung auf dem Startgelände wirkt locker, wir treffen einige Bekannte. Um den Start herum sind Profis am Werk. Hier wurde nicht mal eben schnell eine Straße gesperrt und ein Starttor aufgebaut. Alles ist seit gestern zum Einsatz bereit. Die Zeitnahme erfolgt netto über einen Einmalchip am Schuh.

10 Minuten vor dem Start sind allerdings im eigentlichen Startbereich noch keine Läufer in Sicht. Dann geht es aber Schlag auf Schlag. Musik ertönt und der Sprecher lädt die Läufer ein, sich langsam im abgesperrten Bereich einzufinden; und tatsächlich füllt sich die Straße zwischen den beiden Starttoren zusehends.

Startnummer 1 hat Marco Diehl, ein bemerkenswerter Marathonläufer. Bei seinen über 100 Marathons landete er meistens auf dem Treppchen, eine rekordverdächtige Anzahl hat er gewonnen.  Der IT-Direktor hat eine ganze Gruppe aus seiner Firma mitgebracht. Weil er nicht zum ersten Mal hier ist und auch diesen Lauf schon gewinnen konnte, ist er der ideale Ratgeber: „Die Strecke ist wellig, das darf man nicht unterschätzen.“ Dann erfolgt pünktlich der Startschuss und die über 500 Läufer setzten sich in Bewegung.

Norbert und ich reihen uns hinten ein. Gleich nach dem Start geht es links in die Luitpoldstraße. Rechts auf dem hohem Fels thront das Hohe Schloss, einstige Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Augsburg und darunter die Barockbasilika St. Mang. Am Luitpoldplatz halten wir uns am Kreisverkehr rechts. Dort dreht uns das Denkmal des Wittelsbacher Prinzregenten Luitpold von Bayern leider nur den Rücken zu. Prinz Luitpold übernahm die Regentschaft des Königreichs Bayern nach dem Tod von Ludwig II. Die breite Augsburger Straße (L16) bringt uns schnurgerade, an der Feldkirche vorbei, aus der Stadt hinaus.

 

 

Es geht auf dem Radweg Richtung Hopfen am See. Ringsum grüßt ein großartiges Bergpanorama. Wir verlassen die Straße und finden uns nun zwischen grünen Wiesen wieder. Es geht in ein Wäldchen, 4 km sind bereits geschafft und die erste Wasserstation ist erreicht. Noch ist es bewölkt und die Temperaturen mit unter 20 °C angenehm. Aber der Wetterbericht ist uneinheitlich.  Wenn einmal die Sonne herauskommt, wird es sicher schnell heiß. Rechtzeitiges Trinken ist daher angeraten.

An der nächsten Kreuzung stehen jubelnde Zuschauer mitten in der Pampa. Das macht Laune. Vor uns liegt bereits der Hopfensee, während wir erneut in einem Wäldchen verschwinden. Als wir wieder die weite Wiese erreichen, ist der See nicht mehr zu sehen. Oder doch? Hinter dem Schilf glitzert das Wasser. Der Hopfensee entstand durch den Lechtalgletscher während der Würmeiszeit und ist über die Hopfensee-Ach mit dem benachbarten Forggensee im Osten verbunden. Seine Fläche beträgt 1,94 Quadratkilometern und ist maximal 10 Meter tief, deshalb kann man hier schon Mitte Mai mit Badetemperaturen rechnen.

Unser Weg führt nun immer näher an den See heran. Die Strecke ist relativ flach, leicht geschottert, und daher einfach zu laufen. Man hat also genügend Muße, die Gegend zu bewundern. Plötzlich erreichen wir die Uferpromenade von Hopfen am See und die nächste Wasserstelle bei km 10. Beim Weiterlaufen bietet sich ein ganz anderer Blick: das Gewässer liegt glatt direkt vor uns, so dass sich die Wolken und umliegende Berge darin spiegeln. Ein paar Tret- und Ruderboote liegen vertäut am Steg und warten auf Kundschaft. Bis auf ein paar Fans ist es völlig ruhig. Der Ort schläft noch.

Aber nicht ganz. Alphornklänge werden immer deutlicher hörbar. Bald haben wir das Trio erreicht, das in zünftiger Tracht die Läufer musikalisch begrüßt. Das kommt gut an, es werden Handys gezückt um Bild und Ton aufzunehmen. Nun geht es durch die noch geschlossenen Reihen eines Mittelaltermarktes. Ein paar Budenbesitzer sind allerdings schon am Aufbauen und betrachten die lange Läuferschlange mit Skepsis. Wir verlassen den Ort und die weite Schilflandschaft hat uns wieder.

 

 

Mittlerweile habe ich die Orientierung verloren. Dass die VP bei km 15 die gleiche ist, wie vorhin bei km 5, fällt mir gar nicht auf. Es gibt nun auch kistenweise Äpfel und Bananen in mundgerechten Stücken. Bei km 16 geht es wieder auf dem Radweg an der Hopfener Straße entlang bis Füssen.  Über einen von THW-Helfern gesicherten Kreisverkehr laufen wir hinunter zum Forggensee auf die Uferpromenade. Hier ist es still und friedlich. Zum ersten Mal sieht man in der Ferne das Königsschloss Neuschwanstein. Es scheint weg zu sein.

Bei km 19 warten die freundlichen Helfer an der nächsten VP. Es gibt nun auch leckere Müsliriegel und Iso. Der schmale Radweg führt an dichtem Baumbestand vorbei. Dahinter müsste sich der Forggensee befinden. Eine Grüne Wiese trennt uns auf der anderen Seite von den ersten Häusern von Füssen mit Schloss, Benediktinerkloster und den Türmen des Franziskanerklosters im Hintergrund. Dahinter sieht man dunkle Bergfelsen, aus denen sich drohend dicke schwarze Wolken erheben. Es sieht faszinierend aus.

 

 

Nun geht es beim Kraftwerk Horn über den Lech. Eingebettet in ein kleines Wäldchen kommt überraschend ein Marathontor mit Zeitmessung. Obwohl der Halbmarathon noch nicht ganz erreicht ist, wird hier die Zwischenzeit genommen. Die Uhr zeigt bereits 2h21. Das wird heute nicht für eine Marathonzeit unter 5 Stunden reichen.

Wir laufen den hübschen Forchenweg entlang. Unterhalb der Gemeinde Horn gibt es erneut Wasser. Weil es immer noch nicht sehr warm ist, ist nicht viel zu tun und die Helfer haben Zeit, alle anzufeuern. Im Wald werden wir vom Lech begleitet. Plötzlich öffnen sich die Bäume und geben den Blick auf den Forggensee frei. Mit 15,2 km² ist er der größte Stausee Bayerns. Er dient zum einen der Stromerzeugung, ist aber auch als Speicher für weitere, lechabwärts gelegene Wasserkraftwerke wichtig. Gleichzeitig dient er der Hochwasserregulierung nach der Schneeschmelze. Im Sommer wird er natürlich auch als Naherholungsraum benutzt und hat sich außerdem zu einem wichtigen Biotop entwickelt.

Am gegenüberliegenden Seeufer auf einer Halbinsel kann ich das moderne Gebäude von Ludwigs Festspielhaus (das heißt wirklich so) erkennen. Im modernen Ambiente und Platz für 1.350 Gäste gibt es neben wechselnden Programmen aller Theatersparten auch „Kini-Specials“, allen voran im August 2017 das Musical Ludwig².

In Laufrichtung erblicke ich die Pfarrkirche St. Maria und Florian von Waltenhofen-Schwangau. Um dorthin zu gelangen, geht es nun ca. 2 km am See entlang. Hinter der imposanten Kirche sind direkt am Seeufer die Helfer der VP am Werk. Appetitlich werden Banane, Apfel und Müsliriegel angeboten. Auf der folgenden kleinen Rampe habe ich genug Zeit zum Essen und Trinken. Oben angekommen, hat man, wenn man sich einmal umdreht, einen herrlichen Blick auf Füssen und Schloss Neuschwanstein.

 

 

Auch auf dem weiteren Weg direkt am Ufer entlang gibt es hinter jeder Kurve etwas Neues zu entdecken. Auf dem Campingplatz wird wohl gerade erst aufgestanden, während die ersten Kinder bereits dabei sind den Strand zu erobern. Wir verlassen nun den See vorbei an einer Ferienhaussiedlung an der Mühlberger Ach entlang, Zeit für eine kleine Gehpause. Oben warten Soldaten, um uns über die Straße mit Brücke auf einen Parkplatz zu schicken. Hier gibt es schon wieder etwas zu trinken. In den vorherigen Jahren war es am Marathontag oft sehr heiß und die Getränkestellen wirklich notwendig. Heute ist es eher Luxus, den wir aber gerne annehmen. Vor allem, weil die Helfer immer ein nettes Wort parat haben.

Weiter geht es an der Mühlberger Ach. Die Schloss Neuschwanstein kommt  immer näher. Eine Holzbrücke bringt uns über den Bach, dann liegt das Märchenschloss zum Greifen nah vor uns. Auch Hohenschwangau ist nun gut zu sehen.

Kronprinz Maximilian II. von Bayern, Vater Ludwigs II, hatte das baufällige Schloss Hohenschwangau (früher Burg Schwanstein) aus dem 12. Jahrhundert, ab 1832 restaurieren lassen.  Seine Familie, vor allem die Kinder, verbrachten viel Zeit dort. Die Gemächer Hohenschwangaus sind mit Szenen aus mittelalterlichen Legenden geschmückt. Ludwig identifizierte sich gern mit dem Schwanenritter Lohengrin, dem Richard Wagner 1850 eine romantische Oper gewidmet hatte. Hier lag vielleicht auch der Ursprung für Ludwigs Vorliebe für das Mittelalter und der Wunsch, diese Zeit zurückzuholen.

Für uns geht es nun ein Stück einen Radweg entlang. Auf einer Bank wartet ein Helfer mit Wasser und Schwämmen. Ich kühle mir den Kopf. Obwohl die Sonne nicht scheint, ist mir dennoch gut warm. Dann geht es um die Kurve, am km 30 Schild vorbei zur nächsten VP. Hier wird nun zusätzlich Cola angeboten, die ich gerne annehme.

Mit vielen guten Wünschen der Helfer geht es weiter zur mächtigen Kapelle St. Coloman, die hier auf dem freien Feld steht. Der heilige Coloman war um die Jahrtausendwende ein irischer Pilger, der auf seiner Pilgerfahrt nach Jerusalem an dieser Stelle gerastet haben soll. Er gilt als Schutzpatron vor Krankheiten von Mensch und Vieh. Weil nach dem 30 jährigen Krieg viele Pilger hier her kamen, erweiterte man 1678 die bestehende Kapelle im barocken Stil. Jährlich am Sonntag vor dem 13. Oktober finden hier Festgottesdienst, Segnung der Pferde und anschließender Umritt statt.

Wir laufen nun geradewegs auf das vor uns liegende Bergmassiv, wo Schloss Neuschwanstein auf halber Höhe liegt, zu. THW-Helfer sichern hier den Weg über die Straße. Es geht bergauf an „glücklichen“ Kühen vorbei. Bevor nun endgültig der Berg ruft, weist uns ein Schild rechts. Der geschotterte Weg führt annähernd flach unter Bäumen am Flüsschen Pöllat entlang. Oh je, ich glaube, ich bekomme Krämpfe in beiden Waden. Vielleicht habe ich doch die Wärme unterschätzt. Bei km 32 kommt die nächste Wasserstation.  Schnell etwas Salz im Becher auflösen und viel trinken! Langsam geht es mir besser.

Die Strecke führt nun wieder vom Berg weg Richtung Schwangau. Beim Zurückblicken liegt Neuschwanstein über mir - ein toller Anblick. Hinter der nächsten Straßenquerung, selbstverständlich vom THW gesichert, steht Schloss Bullachberg. Gebaut 1905 wohnte Rafael Fürst von Thurn und Taxis hier bis zu seinem Tod 1996. Seit 2013 lebt Elisabeth von Elmenau hier ihren Traum von der ökologischen Landwirtschaft. Ein paar Fremdenzimmer sorgen für zusätzliche Einnahmen.

 

 

Hinter km 34 streifen wir das Örtchen Alterschrofen. Den Schlössern wieder ganz nah, kommt die nächste VP. Auf der ungeschützten Wiese weht ein kühler Wind, die Helfer frieren. Trotzdem treiben einige Wespen ihr Unwesen am Essensstand. Erstaunlich, dass trotzdem alle Anwesenden gut gelaunt sind. Wir machen Fotos mit Burg im Hintergrund, dann laufe ich beschwingt weiter.

Erneut geht es über eine Straße.  Hier ist eigentlich kein Verkehr, trotzdem ist jeder Übergang doppelt gesichert. Die Streckenposten feuern mich an. In einem Wäldchen geht nun es leicht bergauf. Meine Krämpfe sind weg und ich komme zügig voran. Trotzdem werde ich eingeholt. Gillian aus England kommt zügig von hinten. Sie hatte wohl Magenbeschwerden und konnte nicht schneller, aber jetzt geht es Ihr wieder gut. Wir laufen zusammen und tauschen einige schöne Geschichten aus. Schnell erreichen wir den niedlichen Schwansee. Als wir ungefähr die Hälfte umrundet haben, bieten die Königsschlösser nochmals ein tolles Postkartenmotiv. Eine Entenfamilie überquert zur Freude von Wanderern hier den Weg. Gillian und ich umrunden die putzige Schar vorsichtig, um ja keines der Küken zu erschrecken.

Leider streikt ab km 38 mein Knie - heute bleibt mir auch nichts erspart. So muss ich Gillian allein weiter laufen lassen. Solange ich gehe, ist der Schmerz weg, aber sobald ich anlaufe, kommt er sofort wieder. Ich laufe so gut es eben geht. Nette Helfer bieten zum letzten Mal Wasser an. Es gibt aber noch eine weitere Vollverpflegung bei km 40.

Nach ein paar hundert Metern leitet mich ein Streckenposten auf den Radweg neben der Parkstraße bei Alterschrofen. Im Moment ist ganz schön was los. Die Radler feuern mich an, da kann ich wohl nicht gehen. Trotz meiner Knieschmerzen versuche ich - mehr schlecht als recht - zu laufen. Hinter km 40 geht es auf einen Fußgängersteg über den Lech mit schönem Blick auf die Stadt. Am anderen Ufer gibt es nun ein letztes Mal Essen, Trinken und aufmunternde Worte.

Wegen des Knies kann ich die letzten zwei Kilometer nicht so recht genießen. Es geht auf einem netten Radweg direkt am Lech entlang. Hohe Klostermauern kommen in Sicht. In bester Wohnlage leben dahinter derzeit 12 Franziskaner. 1628 kamen die ersten Franziskaner aus Reutte in Tirol und errichteten auf Wunsch der Bevölkerung hier ihr Kloster. 1763 bis 1767 wurde die weithin sichtbare, aber doch äußerst schlichte Franziskanerkirche St. Stephan erbaut. 1979 übernahm die Diözese Augsburg das Eigentumsrecht und renovierte Kloster und Kirche. Heute ist der Konvent wegen seiner baulichen Beschaffenheit ein bevorzugter Lebensort für ältere Mitbrüder, die dort als Senioren ihren Lebensabend verbringen. Dabei sind sie in der  Kur- und Touristenseelsorge sowie der Krankenseelsorge tätig.

 

 

Doch es ist noch nicht vorbei mit den Sehenswürdigkeiten. Der hübsche Radweg geht bergauf, ich darf nun ohne Scham gehen. Vor mir baut sich langsam die Barockanlage des ehemaligen Benediktinerklosters St. Mang auf. Die Hohen Mauern, aus denen sich die Stadtpfarrkirche erhebt, sind schon beeindruckend. Bereits im 8. Jahrhundert gründete der Stadtpatron Magnus eine Mönchszelle an dieser Stelle. Daraus entwickelte sich ein ansehnliches Kloster, in dem heute das Museum der Stadt Füssen und die Stadtverwaltung untergebracht sind.

Der Radweg führt nun bergauf vom Fluss weg und an den ersten Häusern von Bad Faulenbach vorbei.  Wer in Füssen zur Kur ist, dem ist Bad Faulenbach als Moor-Heilbad sowie Kneipp-Kurort ein Begriff.  An der kleinen Kirche St Max(imilian) erwarten mich Streckenposten. Weiter geradeaus würde mich der Weg direkt in das Faulenbacher Tal führen, eine verwunschene Aue mit mehreren Seen - natürlicher Kurpark für Erholungssuchende. Es geht jedoch durch den künstlichen Felsenbruch Morisse-Enge, der einzigen Zufahrt nach Bad Faulenbach. Recht beeindruckend sind die hohen Felswände rechts und links. Nun ist es nicht mehr weit, ich kann bereits den Sprecher hören.

 

 

Der Weg für die Läufer ist mit Pylonen abgetrennt. Eine weite Kurve führt mich nach unten. Die Helfer des THW haben ihren Dienst beendet und machen Pause. Da vorne ist schon das Zieltor. Noch ein Stück auf der Kemptener Straße, dann habe ich es geschafft und werde herzlich empfangen. Erst bekomme ich die Medaille verliehen, dann zwei Becher alkoholfreies Bier in die Hand gedrückt. Es gibt Kuchen,  so viel ich mag.

 

Fazit:

 

Gute 90 Höhenmeter rauf und 90 Höhenmeter runter – das hört sich nicht dramatisch an. Ist es auch nicht, wenn man sein Tempo anpasst. Mir ist das scheinbar nicht gelungen, auch Norbert ist mit seiner Zeit sehr unzufrieden. Am Wetter kann es nicht gelegen haben, mit bewölkten 20 Grad im Schnitt war das für einen Sommer-Marathon optimal.

Trotzdem hat mir der Lauf äußerst gut gefallen. Die Verpflegung ist durchdacht, alle 5 Km gibt es Wasser, Iso, Banane, Äpfel, später Riegel und ab km 30 Cola. Dazwischen alle 2,5 Km zusätzliche Wasserstellen. Die Strecke ist optimal durch viele Posten gesichert, verlaufen kann man sich nicht. Die Helfer sind alle top motiviert, den Läufern fehlt es an nichts.

Der Hit aber ist die Strecke selber:  Gute Wege durch eine märchenhafte Landschaft aus Wäldern, Wiesen und Seen mit Blick zu Bergen - zum Niederknien. Und dann die Schlösser: Man muss sie einfach gesehen haben.

 

Informationen: Königsschlösser Marathon
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