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Laufberichte

Rennen wo andere Urlaub machen

26.07.09

Füssen im Allgäu - die romantische Seele Bayerns, wie sich die Stadt nennt, ist der ideale Urlaubsort zum Wandern und Mountainbike fahren. Daher kenne ich Gegend. Einmal war ich auch Zuschauer beim Marathon und seither habe ich den Wunsch, einmal aktiv beim Lauf rund um die Seen und das wunderschöne Bad Faulenbacher Tal dabei zu sein. Die Strecke, die früher noch um den Weißensee ging und der lange Anstieg bis zum Alatsee ist entschärft worden, damit aber auch um zwei Attraktionen ärmer.

Die Füssener sind sehr selbstbewusst, denn sie nennen ihren Marathon „Die schönsten 42,195 km durchs Ostallgäu“. Dazu kommen auch noch 250 Höhenmeter rauf und 250 Höhenmeter runter, laut Veranstalter.

Füssen, die höchstgelegene Stadt Bayerns mit 15.000 Einwohnern, kann auf eine 700jährige Stadtgeschichte zurückblicken. Sie liegt an der „Via Claudia Augusta“ und war die wichtigste Römerstrasse von Norditalien bis nach Augsburg. Die Stadt selbst beeindruckt  mit dem Hohen Schloss (eine der größten spätgotischen Burganlagen in Schwaben), dem barocken vierflügeligem Benediktinerkloster St. Mang und der herumgebauten Altstadt.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde der Bekanntheitsgrad noch mal erheblich erhöht durch den Bau der Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau. Während König Ludwig II seine Kindheit zum größten Teil auf Hohenschwangau verbrachte, erlebte er die Vollendung von seinem Traumschloss Neuschwanstein nicht mehr. Heute sind diese beiden Schlösser die Anziehungspunkte in Deutschland für Touristen aus der ganzen Welt. Neben dem märchenhaften Schloss Neuschwanstein ließ er auch noch das im französischen Stil erbaute Rokokoschloss Linderhof (50km entfernt) sowie das Schloss Herrenchiemsee erbauen. Das Schloss Falkenstein wurde nicht mehr realisiert. Nach den vorhandenen Plänen hätte es alle anderen Schlösser noch weit übertroffen. Es gibt aber noch eine Persönlichkeit aus Füssen, die vielleicht  nur den Sportfreunden bekannt ist:  Xaver Unsinn, der Eishockey Nationaltrainer der 1976 in Innsbruck bei den Olympischen Spielen mit der Nationalmannschaft die Bronzemedaille gewann.

Nun aber zurück zum Marathon, der uns durch „Die romantische Seele Bayerns“ und durch das „Tal der Sinne“ führt. Um diesen wunderschönen Winkel des Allgäus zu erleben, fuhren wir schon am Freitag nach Füssen. Nach einer problemslosen Fahrt kamen wir gegen Mittag dort an und begaben uns erstmal ins Festzelt an der Morisse. Die Nachmeldungen gingen freundlich und zügig. In der Startertüte war ein großes 200g Stück Heumilchkäse der Schönegger Käsealm, die auch noch einen Stand im Zelt hatte (mit Verkostung) und das schöne Funktions-Shirt. Nun begaben wir uns zur Touristinformation auf Zimmersuche. Zur Hauptsaison und am Marathonwochenende war dies jedoch schwierig. Aber es klappte dann doch und zwar nur 100m vom Festzelt.

Das Laufwochenende in Füssen ist unterteilt: Am Samstag sind der Kidsrun, 10km Lauf und Halbmarathon. Der 10km Lauf sind drei kleine Runden durch die Altstadt. Der Halbmarathon sind drei große Runden durch die Altstadt, am Lech entlang, durch Bad Faulenbach und um den Mitter- und Obersee sowie über Bad Faulenbach zurück zur Morisse.

Zum Halbmarathonlauf hatte sich Angie entschlossen. Der Start war um 18:30 Uhr. Ein heißer Abend erwartete hier die Läufer und eine Strecke, die ganz schön wellig ist, mit kleinen. giftigen Anstiegen. Und das dreimal. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Sieger 1:12:13 benötigte und die Siegerin nach 1:28:02 die Ziellinie überquerte. 241 Männer und 76 Frauen kamen ins Ziel wobei die langsamste Zeit 2:57:05 war.

Heute ist Sonntag und Marathontag. Der Start ist schon um 7:30 Uhr, was sich aber als gut erweisen sollte, denn es wird ein heißer Tag. So sind auch schon die ersten Marathonis um 6:30 Uhr auf den Beinen in Richtung Festzelt. Im Zelt herrscht um diese Zeit noch eine angenehme Ruhe und jeder bereitet sich auf seine Art auf den Lauf vor. In einer Ecke stehen die Pacemaker und sprechen sich ab. Sie sind gut zu erkennen an ihren Rückenaufklebern und den bunten Luftballons mit der Richtzeit. So gegen 7:15 Uhr wird es langsam Zeit, sich zum Startplatz zu begeben, der auf der breiten Kemptener Strasse gleich neben dem Zelt ist. Hier treffe ich meinen Laufkameraden Lothar Trube von der LG Vellmar, der mit seiner Frau eine Woche Wanderurlaub machen will. Noch schnell ein Foto vorher und dann zum Start.

Der Veranstalter beschreibt seine Strecke so: Unser flacher Rundkurs im bayerischen Königswinkel verspricht dabei nicht nur flotte Laufzeiten, sondern auch Romantik pur: Seen, in denen sich die Alpen spiegeln, kühle, raunende Buchenwälder und sattgrüne Weiden. Zudem natürlich auch malerische Ausblicke auf majestätische Märchenschlösser wie Hohenschwangau oder Neuschwanstein. Dank des Starts in den frühen Morgenstunden und der Höhenlage Füssens (zwischen 700 und 800 m ü.NN) sind die Temperaturen übrigens zumindest in den ersten Stunden moderat. 60 Prozent der Strecke führen am Wasser entlang - und zudem bieten unsere Getränkestellen auch reichlich Erfrischung.

Ich werde es gleich sehen - und schon gibt es den Startschuss. Nach ca. 100m durchlaufen wir den Zielbogen und biegen vor der Fußgängerzone links ab. Es geht vorbei an der Altstadt über die Luitpoldstrasse. Kurz hinter dem Luitpoldplatz mit dem Denkmal (Prinzregent Luitpold von Bayern war vor 1886 bis zu seinem Tod Prinzregent von Bayern) biegen wir auf die B16, die Augsburgerstrasse ab. Nun geht es stadtauswärts Richtung Forggensee, den wir aber erst viel später erreichen werden. Es geht vorbei am Waldfriedhof und kurz hinter der katholischen Feldkirche biegen wir am Kreisel ab auf die Hopfener Strasse.

Wir überqueren die Umgehungsstrasse und haben unseren ersten kleinen Anstieg über die Brücke. Nun wechseln wir auf den Radweg neben der Strasse und der Weg führt uns über einen Hügel Richtung Hopfensee, den wir aber noch nicht sehen können. Auf der Höhe von Eschach bei Km 4 biegen wir links einen kurzen Abhang runter Richtung See. Nach einem Stück Feldweg geht es ein kurzes Stück durch ein Wäldchen und wir erreichen kurz vorm See die erste Getränkestation bei Km 5.

Vor dem Ort Hopfen am See biegen wir links ab und kommen für ca. 1km in ein Wäldchen mit Schatten, aber auch sehr unebenem Weg, der viele kleine und manchmal giftige Wellen hat. Augen auf, denn durch das Spiel Sonne und Schatten muss man auf den Weg achten. Wir verlassen den Wald und erhalten einen herrlichen Blick auf die Berge. Wir umrunden die Südspitze vom Hopfensee bei Riederwies. Jetzt haben wir Sonne satt die nächsten Kilometer. Es geht im Uhrzeigersinn um den Hopfensee vorbei an Vilser. Hier ist der Kilometer 10. Weiter geht es vorbei an Bebele Richtung Hopfen. Jetzt, so um 8:30 Uhr, sind zwar schon die Ersten im See zum Baden, aber zum Zuschauen ist kaum jemand an der Strecke. Die Läufer lassen ihren Blick nach rechts schweifen und genießen den Hopfensee mit dem herrlichen Alpenpanorama.

Der Hopfensee hat eine Fläche von 219ha mit einem Durchmesser von ca. 2,5km und verdankt seine Entstehung dem Lechgletscher. Da er relativ flach ist (mit einigen 14 m tiefen Ausnahmen), zählt er zu den wärmsten bayerischen Vorgebirgsseen mit bis zu 25 Grad warmen Wasser. Laut Touristinformation umrundet der Wanderer den See auf gepflegten Wegen in ca. 90 Minuten. Wir haben heute nicht soviel Zeit und weiter geht es an Hopfen am See vorbei. Wir tauchen wieder in das Wäldchen südlich vom See ein. Erst bei km 12 kommen wir wieder aufs freie Feld. Beim Versorgungspunkt 3 gibt es noch mal kurz etwas Schatten, dann laufen wir wieder in der prallen Sonne satt. Gleich überhole ich zwei junge Frauen mit der Botschaft „First Marathon in Europ 26. Juli 2009“ auf ihrem Shirt.

Kurz vor Km 17 geht es einen kurzen, aber sehr heftigen Stich hoch auf die Strasse. Einige bewältigen den Anstieg in Wanderschritten. Nun führt uns der Weg zurück nach Füssen. Kurz hinter der nächsten Wasserstelle überqueren wir die Strasse und biegen ab zum Forggensee. Nach einer Schleife kommen wir zum Festspielhaus Neuschwanstein und wenige später erreichen wir den Forggensee und haben, wenn auch in weiter Ferne, den ersten Blick zum Schloss Neuschwanstein.

Der Forggensee ist 12km lang und 3km breit und damit viertgrößte See Bayerns. Er wurde künstlich angelegt in den 50er Jahren und dient auch als Kopfspeicher für die lechabwärts gelegenen Wasserkraftwerke sowie der Hochwasserregelung im Frühjahr.

Wir laufen dem See entlang und an der südlichsten Spitze überqueren wir den Seeausläufer über eine Brücke und erreichen kurz danach den Halbmarathonpunkt. Nun geht es in nördlicher Richtung immer weiter am See entlang. Bei Horn kommen wir an der nächsten Wasserstation vorbei. Unter Schatten spendenden
hohen Bäumen  geht es vorbei an Frauenberg und Waltenhofen. Hinter dem Ort sind wir dann aber wieder voll in der Sonne. Wir umlaufen die Halbinsel und kommen zu einem Campingplatz. Die Camper sehen zum ersten Mal Läufer – jedenfalls schauen sie uns so an.

Nach  der nächsten Wasserstation verlassen wir den See und kommen auf’s freie Feld.  30 Kilometer sind geschafft, wir haben wieder schöne Ausblicke auf die Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau.
Dazwischen liegt die St. Colomann Kirche auf freiem Feld. Wir laufen ein Stück an der B 17 entlang und biegen dann ab zur Kirche, wo auf dem Parkplatz im Schatten der wenigen Bäumen ein paar Touris Zuschauer stehen. Wir aber laufen durch die Sonne vorbei an der Kirche,  die nach einem irischen Pilger benannt wurde. Der hl. Colomann ist auch ein Schutzheiliger bei Krankheiten von Mensch und Tier. Vielleicht sind deshalb die Touristen hier inmitten der Felder.

Unser Weg führt uns bis zum Waldrand,  wird dann immer schlechter und steigt auch ständig in Richtung Schloss Neuschwanstein an. Er will kein Ende nehmen, Läufer fluchen: „Es muss doch auch irgendwo wieder bergab gehen“. Kaum sind wir aus den Wald, geht es auf der Colomannstrasse direkt zum Touristenzentrum der Königsschlösser. Hier ist äußerste Vorsicht geboten, denn viele ungeduldigen Schlosstouristen sind auf der Suche nach einem Parkplatz. Auf dem Weg in Richtung Alterschrofen/Füssen. lohnt sich ein kurzer Blick zurück - das Schloss Neuschwanstein ist jetzt ganz nahe.

Nach einem kurzen Stück geht es ab auf einen Wanderpfad Richtung Schwanensee. Auch dieser See wird umrundet. Erst bei Alterschrofen kommen wir wieder an die Hauptstrasse. Auf dem Rad- und Fußweg laufen wir zurück Richtung Füssen. Zuerst queren wir die B 17, dann über die große Brücke den Lech, dem wir eine ganze Zeit folgen. Die drei Kirchen Franziskanerkirche St. Stephan, Heilig-Geist Spitalkirche, Pfarrkirche St. Mang liegen an unserem leicht welligen Weg.

Endlich sehen wir das Km 40 Schild und es geht nach Bad Faulenbach, dem „Tal der Sinne“. Auch die letzten Kilometer sind nicht flach, es gibt noch einmal kurze, heftige Anstiege zu bewältigen. Wir verlassen den Ort, umlaufen die beiden Skisprungschanzen und biegen vor dem Mittersee nach rechts auf die Alatseestrasse ab. Jetzt kommt der letzte Kilometer. Die Straße bietet uns noch mal Schatten und einen herrlichen Blick zur jetzt rechts liegenden Sprungschanze. Noch eine Welle und wir erreichen die Morisse, dem künstlichen Felsendurchbruch zwischen Füssen und Bad Faulenbach. Nach dem Felsdurchlass geht es bergab Richtung Ziel. Das Kilometerschild 42 ist zu sehen. Jetzt noch durch den Startbogen und dann sind wir im Ziel.

Zwei nette Frauen im Dirndl empfangen uns und hängen uns die Medaille um. Jetzt schnell raus aus der Sonne und zum Biersponsor. Herrlich, dieses alkoholfreie Weizenbier. Sofort erwachen die Geister wieder. Nun kommt auch mein Herzblatt, um mich in Empfang zu nehmen. Im Schlepptau hat sie Hannelore und Hans-Jürgen aus unserem Verein, die hier in Füssen Halt gemacht haben auf dem Weg von ihrem Italienurlaub. Nach einigen Bierchen begebe ich mich in das 300m gelegnen Eisstadion von Füssen, wo mich herrlich heiße Duschen erwarten. Nach der Siegerehrung und der Verlosung machen wir uns auf den 520 km weiten Heimweg.

Fazit: Der flache Rundkurs ist nicht ganz so flach wie vorausgesagt. Dafür gibt es die versprochene Romantik pur. Überhaupt sollte man sich Zeit nehmen für die Königsschlösser Neuschwanstein, Hohenschwangau und den Alpsee, aber auch für Bad Faulenbach mit dem herrlich gelegenen Alatsee,  sowie dem Hopfen-  und Weißensee. Die Gegend hier ist allemal eine Woche Urlaub wert. Zuschauer sind auf der Strecke wenige, aber es gibt auch so viel Kurzweil. Die Versorgung ist erstklassig und ausreichend auch bei Hitze. Alle Helfer sind freundlich, gut gelaunt und sehr hilfsbereit.

Der Königschlösser Romantikmarathon ist eine Veranstaltung, die wirklich empfehlenswert ist und die für das Auge viel zu bieten hat.

Ins Ziel kamen137 Frauen und 520 Männer. Uwe Schmidt-Hagemann erreichte als 657. Teilnehmer mit 6:12:26 das Ziel.

Die Sieger:

Männer
1. Titus Kosgei  SSV Ulm 1848   2:24:31 (Neuer Streckenrekord)
2. Marco Diehl  LaufArena-LaufkulTour  2:39:29
3. Makus Singer TSV Marktoberdorf  2:51:12

Frauen

1. Mikki Heiß  LG TELIS FINANZ Regensburg 2:53:40
2. Branka Hajek     3:01:59
3. Iris Weiblen  Stahl Sport Shop Team  3:14:32

 

 

Informationen: Königsschlösser Marathon
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