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Laufberichte

Gemeinsam statt einsam seine Runden drehen

 

Eine wunderbare Gelegenheit in Gemeinschaft zu laufen, ist die wohlbekannte Form der Laufstaffel.  Bewährt hat sich dabei in vielen Wettbewerben ein Rundkurs von ca. 1-2 km Länge, am besten durch eine ruhige,  grüne Landschaft mit Bach und zugehöriger Auenlandschaft und natürlich in einem windgeschützten Tal. So etwas gibt es  auch an jedem 3. Oktober in Waldbreitbach im Wiedtal, unweit der Autobahn A3 in der Nähe von Neuwied bei Koblenz.

Als Gelegenheitsläufer mit Marathonvergangenheit war ich bereits im letzten Jahr mit einer 2-Frau + 2-Mann Mixed-Staffel namens „GaBriJöDa“, also mit Gaby, Brigitte, Jörg und Daniel angetreten, und hatte die Vorzüge dieser Veranstaltung kennengelernt. Und wo man sehr gut zu viert laufen kann, müsste es doch auch alleine gehen. Zumindest hatte ich die Einzelläufer sorgfältig beobachtet und einen Plan zum marathonalen Wiedereinstieg geschmiedet. Ich will nicht verhehlen, dass dieser Entschluss durch meinen Kollegen und Marathon4you.de-Autoren Wolfgang Bernath mehr als unmaßgeblich beeinflusst wurde. Mit ihm als gnadenlosem Lauftrainer im Kottenforst am Hardtberg in Bonn durfte ich in den vergangenen beiden Jahren schon zahlreiche Sonderwege um unsere ministerielle Liegenschaft kennenlernen. Frei nach dem Motto: „Wo kein Schnee liegt, kann gelaufen werden“ – und ansonsten gibt es ja noch Schneeschuhe oder Langlaufski.    

So hatte ich mich im vergangenen Jahr wieder an größere Laufumfänge gewöhnt und erfreulicherweise auch von so einigen Pfunden verabschieden können, ein nützlicher Nebeneffekt. So sollte es in diesem Jahr nun als Einzelstarter auf die große 42km – Sause gehen, immerhin mein erster 42er nach rund 10 Jahren Abstinenz. Das Schöne an dem 2 km-Rundkurs ist die Sicherheit: Man kommt alle rund 12 bis 13 Minuten an der Extra-Verpflegungsstation vorbei und läuft es ganz blöd, kann man jederzeit nah zum Auto abbrechen.

 

 

Die Vorbereitung lief auch insgesamt ganz gut und der wellige Halbmarathon Rheinhöhenlauf (bei Vettelschoß) zwei Wochen zuvor wurde auch ohne große Maläsen in knapp 2 Stunden bewältigt. Aber unverhofft kommt oft. 4 Tage vor dem großen Ereignis ereilt mich wieder Mal eine Knochenhautentzündung am linken Schienbein. Wer diese Symptomatik kennt weiß, dass hier eine Laufpause von 2-4 Wochen, d.h. bis zur völligen Schmerzfreiheit, notwendig ist. Was tun? Ich creme und salbe und kühle und bete.  Einen Laufversuch will ich auf jeden Fall unternehmen und vor Ort schauen, was geht.

In Waldbreitbach hat sich die Szenerie gegenüber letztem Jahr deutlich verändert. Weit über 450 Teilnehmer in 76 Staffeln, dazu 20 Einzelläufer, beleben die Szenerie deutlich. Allerdings spielt das Wetter nicht so mit, der letztjährige Sonnenschein ist düsterem Grau mit immer wiederkehrenden Regenschauern gewichen.  Um es kurz zu machen: Kaum losgelaufen, stellt sich der fiese Schmerz wieder ein und begräbt meine beabsichtigte glanzvolle Wiederauferstehung im Ansatz. Wie auch immer, meine Laune verdirbt das nicht, denn schon im Vorfeld habe ich mich entschieden, in jedem Fall als Neuautor an der Atmosphäre des Laufes teilzuhaben.

 

 

Gesagt getan, und um 10 Uhr geht „die wilde Jagd“ auf die ebene und abwechslungsreiche ca. 2km – Ortsrunde, deren 21 zu bewältigen sind. 80 Staffeln und 19 Einzelläufer sorgten für eine „Hundertschaft“, die ständig unterwegs ist. Zwischen Schulzentrum (Startbüro) und Feuerwehr (Veranstaltungszentrum) wird gestartet, dann geht es in einem großen Oval zunächst über eine lange Gerade, vorbei an drei Stellen, an denen die Läufer von Musikkonserven, einem Alleinunterhalter und zwei sich abwechselnden Sambagruppen angefeuert werden. O-Ton einer Teilnehmerin: „Das gibt’s in der Dichte nicht mal in Berlin!“ Der Rückweg führt wunderbar am Flüsschen Wied mit sehr viel Grün vorbei. Im Ziel moderiert gekonnt Jochen Baumhoff, der am Vortag bei etwa km 15 in Köln aktiv gewesen war. Die Einzelläufer erfreut ein Extra-Verpflegungstisch mit allem, was man sich vorstellen kann. Kaum vorstellen kann man sich auch, dass man hier als Marathoni in der ersten Anmeldephase für nur 10 Euro inkl. erstmals vergebener, schöner Medaille dabei sein kann.

Im Wechsel zwischen trockenen Phasen und Regen drehen alle unverdrossen in den Wertungen Männer, Frauen, Mixed (mindestens zwei Frauen), Senioren (40+) und Jugend ihre Runden. Besonders auffällig sind zwei Staffeln, die komplett mit stark sehbehinderten und vollständig Blinden inkl. Begleitläufern aus dem ganzen Bundesgebiet besetzt sind. Neben weiteren paralympischen Teilnehmern ragt einer heraus: Wolfgangs kenianischer Freund Henry Wanyoike, dem aufgrund einer günstigen Terminsetzung im Rahmen weiterer Aktivitäten die Teilnahme möglich ist.

 

 

Sein eigentlicher Begleitläufer, Joseph Kibunja, hat heute „frei“ und nutzt die Gelegenheit zu 21 eigenen Runden. Dabei pulverisiert er den alten Streckenrekord für Männer (im Einzel) um mehr als eine halbe Stunde auf 2:31:22 Stunden, möglicherweise für die Ewigkeit. Wie mir der Veranstalter versicherte, erfuhr Joseph erst einen Tag zuvor, dass er die 42,195 km und nicht eine Kurzdistanz laufen sollte. Er fügte sich in sein „Schicksal“ und belohnte sich dafür prompt mit dem neuen Fabelrekord! Mit besonderer Begeisterung wurde auch das Team „Teletubbie - Cool Runnings“ als Gesamtsieger (2:15:15 Stunden) gefeiert.

Die Feuerwehr und alle anderen freiwilligen Helfer sorgten wie stets für einen sorgenfreien und gut versorgten Lauf, wie immer vom VfL Waldbreitbach perfekt organisiert. Es bleibt daher für mich nur ein einziger Wunsch offen, nämlich im nächsten Jahr endlich wieder selbst mit den „Füßen in den Asphalt greifen“ zu dürfen. Sollte ich in den nächsten Wochen wieder schmerzfrei laufen können, werde ich gerne an dieser Stelle auch vom eigenen Schweißvergießen an einem anderen Ort berichten.

 

Informationen: Staffelmarathon Waldbreitbach
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