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Laufberichte

„Auf den Karwendelmarsch, marsch“

25.08.12


Bisher gelaufen: ca. 47,3 KM
Noch zu laufen: ca. 4,7 KM

 

In einiger Ferne taucht die Dreifaltigkeitskirche am Ortsrand auf. Wir laufen in den vorbildlich gepflegten Ort Pertisau. Vier Sterne Hotels mit Balkonen aus schwerem, dunklem Holz und üppig bewachsenen geranienbehangenen Blumenkästen am Wegesrand. Gestört wird das pittoreske Bild nur durch die Läufer, gefolgt von den Marschierenden, die seit Stunden vereinzelt oder hin und wieder in Grüppchen, durch die Straßen laufen.

Im Herzen des Ortes erkenne ich schon den Zielkanal und ein prächtiges Gebäude. Wie ich später erfahre, wurde das Haus 1446 von Herzog Sigmund der Münzreiche erbaut. Er nutzte das „Fischergut“ zur leichteren Ausübung von Jagd und Fischerei. Heute dient es den Sportlern zur Gepäckaufbewahrung. So schließt sich der Kreis.

Mit lauter Musik und begleitet vom klatschendem Publikum laufen wir wie Helden nach erfolgreicher Jagd ins Ziel. Und würden wir jetzt einfach weiterlaufen, dann könnten wir nach circa 200 Metern direkt in den glasklaren Achensee springen, auf dem gerade zwei Dutzend Segelboote sich vom lauen „Lüftchen“ treiben lassen.

In der Nähe des Sees riss 1917 eine Lawine die gesamte Steinölschwefelanlage auf den damals zugefrorenen Achensee. Nun liegt am Boden des 177 Meter tiefen und 9 Kilometer langen See. Das Museum „Tiroler Steinöl Vitalberg“ befindet sich direkt am Zielbereich. Nur ein paar Meter weiter durch den Ort und wir stehen unter dem heißen Wasser im Dusch-Container.


Wurzelnde Idee


Es geht hier zwar nicht mehr um die Aufbesserung eines kärglichen Speisezettels durch gewildertes Fleisch, sondern um Trophäen. Der diesjährige Sieger, Markus Reich, benötigte für die 52 Kilometerstrecke 4:40:04 Std. Die erste Frau, Ildiko Wermescher, benötigte nur 5:32:22 Std und lief, nur mal so am Rande, in meiner Altersklasse.

Als Trophäe erhält jeder von ihnen einen jungen Bergahornbaum. Für 300,00 EURO haben aber auch wir die Möglichkeit, eine Patenschaft für ein nachgepflanztes Ahorn zu übernehmen - mit Namensschild und Widmung. Eine schöne Idee, denn damit unterstützt man auch die verschiedenen Naturschutzmaßnahmen am Ahornboden. Vor vielen Jahren erhielt jeder Läufer und Marschierer, der das Ziel erreichte, ein sogenanntes Leistungsabzeichen. Für Trophäenjäger gehören zur kompletten Zimmerausrüstung das edle Geweih eines kapitalen Hirsches an die Wand, wie für uns die Medaillen an die Garderobe.

„Am Karwendelmarsch regnet es immer“ sagen die, die schon dabei waren. Wer sich trotzdem darauf einlässt, ahnt das Grauen und erlebt das Wunderbare. Sonnenschein im Zielbereich. Irgendwann steigen wir in einen der bereitstehenden Shuttle-Busse und werden bequem in knapp eineinhalb Stunden zurück nach Scharnitz chauffiert.

Resümee: Das Kulterlebnis „Karwendelmarsch“ sollte sich niemand entgehen lassen. Dieser großartige Lauf bleibt, auch ohne Zuschauer am Waldrand, ein phantastisches, spannungs- und abwechslungsreiches Naturerlebnis, für alle - egal ob Jäger oder Gejagter.

Während noch der Mond den Großen Ahornboden beleuchtet und dessen zum Teil fünfhundert Jahre alte Bäume leise im Morgenwind flüstern, werden wir am übernächsten Morgen um 5:00 Uhr vom Dröhnen der startenden Flugzeuge aus dem Schlaf gerissen. Zurück aus dem „Heidiland“ und Willkommen im Frankfurter Flugverkehr.

 

Informationen: Karwendelmarsch
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