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Laufberichte

„Auf den Karwendelmarsch, marsch“

25.08.12

Wir kommen aus einemlichten Wald. Vor uns weiden Kühe in den mit saftigen grünen Berghängen. Ein älterer Mann mit Hirschlederhosen und Lodenjacke und graumeliertem Bart, sein Gesicht rot wie eine Alpenrose, sitzt vor der traumhaft schönen Ladizalm, welche mit Jagdtrophäen geschmückt ist und verfolgt die Zeremonie. Ein Bild wie aus „Heidi“. Der Geschichte vom kleinen Mädchen, das das Leben in der großen Stadt Frankfurt nicht aushält und sich nach Natur und ihren heimatlichen Bergen sehnt… „Kommt‘s gut rüber“ ruft er uns noch nach.

Über saftige Almmatten aus Gras schlängelt sich der schmale Pfad weiter. Nur langsam machen wir Höhenmeter. Je höher wir kommen, desto schroffer und felsiger wird die Landschaft.


Traumhafte Szenerie unter den Lalidererwänden


Der steile Aufstieg beschleunigt den Herzschlag. Dann, im Nebel tauchen sie auf. Erst diese gewaltige Steinmauer der Lalidererwände, dann die wohl schönst gelegene Hütte der Ostalpen, die Falkenhütte. Drei Dohlen ziehen ihre Kreise in der Hoffnung, von der Gipfel-Brotzeit der Bergläufer einen Krümel abzubekommen. Eine setzt sich auf das Hüttendach. Sie plustert sich auf – ihr Zwitschern klingt wie hämisches Gelächter.

Noch gestern sah ich in meiner Vorstellung den Gipfel wie ein Werbeprospektbild vor mir: Ich stehe oben auf dem Berg, genieße die Aussicht, der Wind zerzaust mein Haar, die Wolken treiben… willkommen in der Realität! Es ist kühl, Nieselregen und nicht die Sonne sondern nur der Tee wärmt und die tolle Stimmung der Helfer. Im Hintergrund läuft Volksmusik und eine warme Haferflockensuppe mit Gemüseeinlage lässt den Nebel vergessen. Ich habe sogar das Gefühl, ich bin gerade an der schönsten Stelle der Welt - zumindest ist es die höchste Stelle des Laufes. Adolf Sotier war es, der bereits 1919 bei der Forst- und Domänendirektion in Innsbruck um Zustimmung einer bewirtschafteten Hütte bat. Jagdherrliche Bedenken waren es, die den Bau einer, damals noch Selbstversorgerhütte, verzögerte. An Pfingsten 1924 war es endlich soweit, die Hütte nahm erstmals den Betrieb auf und seit 1964 wurden die Kerzen durch Glühbirnen ersetzt.

Mit 28 Zimmern und 120 Matratzen im Lager sollten wir auch bei einem plötzlich eintretenden Gewitter Schutz finden, dies wäre dann Bergromantik pur. Der Nachteil, eine Übernachtung muss lange im Voraus gebucht werden. Für Freikletterer ist das Gebirge zu brüchig und die Anstiege bis in die Wand zu lang, für Hüttenwanderer ideal. Die noch immer über uns drohenden Wolkenberge sagen uns, dass sich der Abstieg nicht länger hinausschieben lässt; leider.

 

Informationen: Karwendelmarsch
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