marathon4you.de

 

Laufberichte

Berglauf zum Genießen

06.09.08

Sonne und Nebel beim 16. Jungfrau-Marathon am 06. September 2008

Jedes Jahr wiederholt sich das Spiel: Der Jungfrau-Marathon zieht Tauende von Lauffreunden geradezu magisch an. Warum nur? Der Lauf ist einer der härtesten Läufe die es gibt. Auf klassischer Marathondistanz von 42,195 KM sind 1.839 Höhenmeter hinauf und 305 hinunter zu bewältigen. Vom Start in Interlaken auf 566m müssen sich die Läufer bis zum Ziel auf der Kleinen Scheidegg in 2.100 m Höhe quälen.

Unvorstellbar, dass der seit Jahren die Berglaufszene beherrschende Neuseeländer Jonathan Wyatt 2003 hier einen Streckenrekord von 2.49,01h aufgestellt hat. Bei den Frauen hält Marie-Luce Romanens aus der Schweiz die Bestzeit von 3.21,03h.

Kaum zu glauben, aber jedes Jahr zieht der Jungfrau-Marathon mehr Läufer an als starten können. Anfang März losen die Veranstalter daher die glücklichen Starter aus. Wer Pech hat, kommt auf eine Warteliste.

Mountain Marathon Cup sichert Startplatz

Es gibt jedoch eine Möglichkeit, sich trotz Lospech einen Startplatz zu sichern. Der Jungfrau-Marathon bildet den Abschluss des Mountain-Marathon-Cups (MMC). Wer vor dem Jungfrau-Marathon sowohl den Alpin-Marathon in Liechtenstein und den Zermatt-Marathon erfolgreich beendet hat, bekommt einen Startplatz beim Jungfrau-Marathon garantiert! Insgesamt sind bei den drei Bergmarathons des MMC etwa 5.500 Höhenmeter und über 126 KM zu bewältigen.

145 Unerschrockene ließen sich davon nicht abschrecken, und nahmen 2008 die drei Bergmarathons des MMC unter die Füße. Die MMC`ler müssen schon besonders gut trainiert sein. Innerhalb von drei Monaten drei Bergläufe dieser Kategorie zu bewältigen – Respekt!

Wer einmal den Jungfrau-Marathon gelaufen ist, weiß um die Anziehungskraft und Faszination dieses Berglaufs, den viele Läufer als den schönsten Marathon der Welt bezeichnen. Es gibt hier besonders viele Wiederholungstäter. Der Lauf macht geradezu süchtig. 279 Läufer nahmen 2008 bereits zum 11. Mal oder mehr teil. Meine persönliche Bilanz ist im Vergleich bescheiden. Ich bin zum siebten Mal (und sicher nicht zum letzten Mal) dabei.

Schlafen im Stroh

Sechs Wochen nach meiner ersten Teilnahme am K 78 beim Swiss Alpine in Davos wollte ich noch einmal Bergluft beim Laufen schnuppern und machte mich auf den Weg nach Interlaken. Für dieses Jahr hatte ich mir ein besonderes Quartier ausgesucht. Wegen des vorhergesagten Regens am Rennwochenende verzichtete auf mein Standardquartier auf dem Zeltplatz gegenüber dem Bahnhof Interlaken-Ost am anderen Ufer der Aare.


Ich übernachtete im Stroh. Im Internet war mir bei der Quartiersuche der Button „Schlafen im Stroh“ aufgefallen und schon hatte ich gebucht. Mein Strohlager befand sich in einem Bauernhof und lag fußläufig zum Startplatz. Auch hier zeigte sich die Internationalität des Jungfrau-Marathons. Es gab Schweizer, Österreicher, Deutsche und Italiener im Strohlager.

Insgesamt starteten dieses Jahr wieder Läufer aus mehr als 40 Nationen. Neben den Schweizern stellten die Deutschen das größte Teilnehmerkontingent. Viele Starter kamen aus Übersee. Auch in Japan hat der Jungfrau-Marathon einen guten Ruf. Man sah auffallend viele Läufer aus dem Land der aufgehenden Sonne.

Festzelt auf der Höhematte

Nachdem ich am Freitag mein Strohquartier bezogen hatte, machte ich mich direkt auf den Weg zum Festzelt auf der Höhematte. Ich schlenderte gemütlich an der Aare zwischen dem Brienzer See und dem Thuner See entlang. Von der Aare ging ich am Casino/Kursaal vorbei, wo es lange Jahre die Startunterlagen gab. Nunmehr hat man hierfür ein Festzelt auf der Höhematte errichtet. Die Höhematte ist eine große Freifläche die weitblickende Bürger im 19. Jahrhundert gekauft hatten, damit die Fläche nicht bebaut und somit der Blick von Interlaken auf das Jungfrau-Massiv erhalten werden kann.

Im großen Festzelt gab es die Startunterlagen und man konnte die Marathonmesse besuchen. Zudem fand hier am Freitag die Pasta-Party statt und wurden die Favoriten des Rennens vorgestellt.

Jungfrau-Marathon allgegenwärtig

Interlaken stand schon ganz im Zeichen des Jungfrau-Marathons. Die Straßen an der Höhematte sind mit Portraits der Sieger und Siegerinnen der vergangenen Jahre geschmückt. Als ich an der Höhematte ankam fanden gerade Rahmenwettbewerbe statt – Mini-Runs für den Nachwuchsklassen und ein Walking-Wettbewerb.

Ich genoss den phantastischen Blick über die Höhematte zur Jungfrau. Der schneebedeckte Gipfel lag in der Sonne. Das Wetter war herrlich. Hoffentlich bleibt es so dachte ich mir. Für den Samstag war eine Wetterverschlechterung angekündigt.

Informationen: Jungfrau-Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteFotodienst Alpha FotoHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

Im Festzelt und in der gesamten Stadt sah man Läufer mit Finisher-Shirts der vergangenen Jahre. Es gibt jedes Jahr ein Shirt in einer anderen Farbe. Mit meiner nunmehr siebten Teilnahme werde ich meinen Wochensatz an Jungfrau-Marathon-Shirts vollmachen.

Wie viele andere Läufer holte ich mir eine Portion Pasta für 14 SFR und plauderte mit anderen Läufern. Früh legte ich mich ins Stroh und bekam von einem nahen Feuerwerk nur das Donnern mit. Ich fühlte mich wohl in meinem Schlafsack es war urgemütlich im Stroh und Zag aus Colarado/USA kam auch leise in das Lager. Warum sollte ich die Augen aufmachen? Ich freute mich auf einen schönen Lauf in herrlicher Umgebung schlief lieber ein.

Kaiserwetter beim Start

Am Morgen wachte ich kurz vor sieben Uhr auf und frühstückte mit anderen Läufern. Wir hatten Zeit. Bis eine halbe Stunde vor dem Start kann man die Wechselkleidung für den Zielbereich auf der Kleinen Scheidegg an den LKW´s an der Höhematte abgeben. 20 Tonnen Läufergepäck werden vom Start zum Ziel befördert. Es ist für mich immer ein Rätsel wie die am Start völlig unsortiert in die Laster gelegten Rucksäcke Taschen usw. am Ziel wohlgeordnet im Lokschuppen zur Abholung bereit liegen.

Um kurz vor acht Uhr gehe ich entlang der Aare zur Höhematte und gebe meine Tasche ab. Es ist Kaiserwetter. Die Sonne strahlt und nur wenige Wolken sind am Himmel zu sehen. Es ist windstill und alle hoffen, dass dies den ganzen Tag weiter so bleiben wird. Niemand möchte, dass die Wettervorhersage wie angekündigt eintritt und das Wetter sich verschlechtert. Trotz der Sonne hab ich aber wie immer bei Bergläufen in meinem Trinkrucksack eine leichte Windjacke dabei. Sicher ist sicher.

Strecke wohl vertraut

Die Strecke führt zunächst eine Runde durch Interlaken dann hinaus zum Brienzer See nach Bönigen. Von dort geht es nach Wilderswil und über Gsteigwiler und Zweilütschinen nach Lauterbrunnen. Hier ist Halbzeit aber es sind erst gut dreihundert Höhenmeter bewältigt. Es folgt eine Schleife durch das Lauterbrunnertal bevor es Ernst wird und der erste große steile Aufstieg hinauf nach Wengen ansteht.

In Wengen ist KM 30 erreicht und es geht weiter aufwärts über Allmend, Haneggschuss, Mettlenalp, Wixi bis endlich die berühmte Moräne am Eigergletscher erreicht wird. Der letzte Kilometer ist dann abfallend zum Ziel.
Der Jungfrau-Marathon ist ein wahrlich anspruchsvoller Berglauf. Wie der Swiss Alpine in Davos ist der Lauf nur für erfahrene und gut trainierte Bergläufer zu empfehlen.

Die Laufstrecke ist nicht nur anspruchsvoll, sie ist auch ausgesprochen schön und abwechslungsreich. Die Untergründe sind wechselnd. Einige Kilometer sind gut asphaltierte Straßen und Wirtschaftswege. Weiterhin gibt es Wald- und Wanderwege. Viele Teile der Strecke führen durch Wald. Ständig geht es – von den ersten Kilometern abgesehen- in wechselnder Steilheit bergauf und manchmal etwas bergab.


Schweizer Nationalhymne zum Start

Langsam füllten sich die verschieden farbig gekennzeichneten Bereiche für die unterschiedlichen Zielzeiten. Brems- und Zugläufer sind an ihren weißen Shirts und einem Ballon gut zu erkennen. Die Stimmung unter den Läufern ist ausgezeichnet. Wohl jeder hat Respekt vor der Strecke aber alle freuen sich auf den Start. Zwei Minuten vor dem Start wird traditionell die Schweizer Nationalhymne gespielt. Dann sind es nur noch Sekunden und pünktlich um 9 Uhr fällt der Startschuss.

Ich laufe locker los und genieße das Laufen ohne Zeitvorgaben. Seit dem K 78 Ende Juli habe ich wegen Verletzungen nicht mehr trainieren können. Mein Ziel ist, den Lauf erfolgreich zu beenden.

Zweimal am Start vorbei

Nach dem Startschuss geht es um die Höhematte herum erst einmal eine Runde durch Interlaken. Überall stehen Zuschauer und feuern die Läufer an. Man merkt hier und in den anderen Orten an der Strecke, dass die Menschen und die Region hinter dem Jungfrau-Marathon stehen und der Lauf einen besonderen Stellenwert im Jahreskalender hat.

Nach drei Kilometern erreichen wir wieder den Startbereich an der Höhematte und laufen ein zweites Mal über die Startlinie. Nun geht es hinaus aus Interlaken Richtung Bönigen. Bei KM 5,4 ist die erste Verpflegungsstelle eingerichtet. Hier drängen sich die Läufer. Das Feld der 4.000 Starter ist zwar schon recht weit auseinander gezogen, aber aufgrund der hohen Starterzahl dennoch dicht beisammen. Es lässt sich aber gut laufen.

Musik am See

In Bönigen stoßen wir kurz auf den Brienzer See. Wie schon in Interlaken und an vielen weiteren anderen Stellen an der Strecke spielt am Brienzer See eine Musikgruppe. 20 Musikgruppen sollten es nach Angaben der Veranstalter insgesamt sein. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass es noch mehr waren.
Auch in Bönigen war wie an allen Orten an der Strecke gute Stimmung. Die Menschen standen draußen in der Sonne und klatschen. Sehr oft sah und hörte man vor allem die Kuhglocken in jeder Größe.


Zweimal über die Lütschine

Nach Verlassen von Bönigen laufen wir ein Stück auf der Straße durch Wiesengelände und queren die Lütschine über eine Holzbrücke. Nun geht es parallel zur Lütschine vorbei am Flugplatz von Interlaken nach Wilderswil. Hier ist vor der alten Holzbrücke über die Lütschine KM 10 erreicht. Die Kurve vor der Brücke ist wie immer ein Stimmungsnest.

Bis nach Wilderswil ist die Strecke absolut flach. Man sollte sich aber seine Kräfte auf diesen ersten 10 KM gut einteilen und den Lauf gemächlich angehen. Die wahren Herausforderungen stehen weiter oben an. Nach dem zweiten Überqueren der Lütschine wartet zunächst einmal die erste Steigung auf die Läufer. Da ich ohne jede Ambitionen unterwegs bin,  gehe ich hinauf. Ist eh nahezu gleich schnell, spart aber Kraft.

Ich genieße die tolle Stimmung und kann bei meinem Genusslauf mehr als sonst am Rande der Strecke mitbekommen. Viele Kinder aber auch Erwachsene haben Ratschen in den Händen und machen damit einen ordentlichen Lärm. Die Kuhglocken habe ich ja schon erwähnt.

Neandertaler Richard aus Manchester – United or City ? Neither!

Einen Läufer entdecke ich mit einem Kostüm. Mir ist nicht ganz klar, was Richard aus Manchester darstellt. Ich tippe auf einen Neandertaler – wegen der Keule, die er mit sich führt. Er ist aber harmlos. Wir unterhalten uns über Fußball und ich stelle erstaunt fest, dass Richard weder zu Manchester United noch zu Manchester City hält. Er drückt einem kleinen mir unbekannten Verein die Daumen.

Die 10 KM des Laufs im Tal zwischen Wilderwil und Lauterbrunnen sind insgesamt nur moderat ansteigend. Immer wieder geht es auch leicht hinab. Es gilt weiterhin die Ruhe zu bewahren und sich die Kräfte einzuteilen.

Aus zwei mach eins

Da sich die Sonne weiterhin mächtig ins Zeug legt bin ich über längeren Passagen im schattigen Wald sehr erfreut. Über Gsteigwiler – auch hier wieder ein Stimmungsnest – geht es Zweilütschinen. Hier treffen die Schwarze Lütschine von Grindelwald kommend und die Weiße Lütschine aus dem Lauterbrunnertal zusammen und bilden fortan die Lütschine, die bei Bönigen in den Brienzer See mündet.

Wir laufen meist nahe oder direkt am Bach nach Lauterbrunnen. Zweimal ist die Weiße Lütschine dabei zu queren. Das zweite Mal unmittelbar vor Lauterbrunnen.

Noch eine ruhige Runde vor dem Steilaufstieg

Lauterbrunnen war auch 2008 wieder an Stimmung kaum zu überbieten. Bis hierhin war von einem der härtesten Bergläufe nicht viel zu spüren. Aber ein Blick hinauf nach Wengen zeigt wo es nun hingeht und vor allem wie hoch und steil der Aufstieg sein wird. Das Lauterbrunnertal ist tief eingeschnitten und die weltbekannten Skiorte Wengen und Mürren auf den oberen Hanglagen des Tals sind nur über steile Rampen zu erreichen.


Vor unserem Aufstieg dürfen wir uns noch ein wenig die Füße vertreten und eine Schleife über 5 KM durch das Tal zweimal vorbei am Campingplatz Jungfrau laufen. Dort wird die Halbmarathonmarke erreicht. Zur rechten Talseite sieht man den beeindruckenden Staubbach die steilen Felswände herabstürzen.

Ablenkung von oben

Plötzlich zerreißt ein Knall die Stille des Tales. Sky-Jumper (oder wie immer diese waghalsigen Burschen sich nennen mögen) stürzen sich von der oberen Felswand. Sie springen mutig ab und warten bei ihrem Freiflug erst einige Zeit, bis sie scheinbar in letzter Sekunde die Leine ziehen und der Gleitschirm sich mit einem Knall öffnet und sie sicher auf der Wiese neben den Läufern landen.
Ich bin zu diesem Zeitpunkt bereits froh über jede Ablenkung vom Laufen. Dieses fällt mir zusehens schwerer, zudem weiß ich ja gut, was noch auf mich wartet nach KM 25. Entlang der Weißen Lütschine laufen wir am Campingplatz vorbei wieder nach Lauterbrunnen hinein. Leider lässt sich der Hubschrauberpiltot von Glacier Air nicht zu einem Flug nach oben überreden – ich muss es wohl laufend zur Kleinen Scheidegg schaffen.

Jetzt geht’s los

Mitten im Ort zweigt die Strecke nach rechts ab und führt uns geradewegs hinauf in den Wald. Dort geht es steil in vielen Kehren nach Wengen. Zum Teil laufen wir entlang der Strecke der Jungfraubahn. Immer geht es richtig steil nach oben. Gut drei KM lang ist diese erste Steilstufe des Jungfrau-Marathons. Diese KM haben es wirklich in sich. So mancher Läufer braucht hier 15 und mehr Minuten für einen KM. Schlagartig verstummen alle Unterhaltungen. Man hat dafür keine Luft mehr. Laufen tut hier kaum noch jemand. Alle gehen. Ambitionierte laufen die Kehren außen an und gehen dann die Serpentinen schnellen Schrittes. Jeder entwickelt hier seine eigene Technik. Mal mit, mal ohne Abstützen der Arme auf den Oberschenkeln, mal lautlos leidend oder lauthals stöhnend. Jeder wie er will, kann  oder muss.

Bei KM 29 wird das Gelände wieder weniger steil. Einfach wird der Lauf jedoch nicht mehr. Er bleibt anstrengend, aber unvergleichlich schön. Die Strecke ist weiterhin sehr abwechslungsreich. Mal geht es durch den Wald, dann hangparallel flach oder sogar kurz abfallend. Ich bin froh, als wieder asphaltierte Wirtschaftswege kommen. Hier fällt mir das Gehen in den Steigungen deutlich leichter.

Das Wetter hält nicht

In Wengen ist KM 30 erreicht. Am Bahnhof ist das traditionelle Stimmungsnest allerdings schon etwas aufgelöst als ich vorbeikomme. Ich bin ziemlich am Ende: des Felder und auch meiner Kräfte. Ankommen ist jedoch Ehrensache und so wird gekämpft. Dies gilt für nahezu alle Läufer. Jeder kämpft, kaum einer denkt ernsthaft an Aufgabe. Es ist schon bemerkenswert, dass die Aufgabequote beim Jungfrau-Marathon geringer ist, als bei manchem Stadtmarathon.


Die Sonne ist mittlerweile verschwunden und dichte Wolken sind aufgezogen. Es ist jedoch nur geringer Wind und es bleibt so warm, dass ich ohne meine Regenjacke bis ins Ziel komme. Trotz der Wolken bleibt es jedoch trocken. Erst auf der Moräne fallen einzelne Tropfen. Richtiger Regen setzt gottlob erst nach Beendigung des Laufes ein.

Ziel im Nebel

Ich greife nunmehr regelmäßig auf die ab KM 32,5 angebotene Cola zurück und halte meinen bescheidenen Schnitt. Cola und Gels bringen mich Schritt für Schritt dem Ziel näher. Leider ist das beeindruckende Panorama des Berner Oberlandes mit dem Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau in dichten Nebel gehüllt. Wir können nur noch einige Meter weit sehen. Der Nebel wird immer dichter je weiter wir nach oben kommen.

An der Station Wixi hat man dieses Jahr eine Alternativstrecke eingerichtet um einen möglichen Stau auf dem nun folgenden steilen Stück hinauf zur legendären Moräne zu verhindern. Unmittelbar vor Wixi dürfen wir noch einige Meter bergab laufen. Dann werden wir alle nach rechts geführt. Von weiter oben kann ich erkennen, dass die linke Variante bereits abgebaut wird. Ich bin nur wenige Minuten vor dem Zeitlimit an Wixi vorbeigelaufen und freue mich, dass ich nunmehr den Lauf werde beenden können.

Alphörner im Nebel

Vor dem letzten Steilstück hinauf zur Moräne - auf gut zwei KM sind noch 800 Höhenmeter zu bewältigen! – steht wieder eine Gruppe Alphornbläser. Ich lasse mir Zeit, um die Gruppe zu fotografieren. Schon nimmt mir eine freundliche Helferin die Kamera aus der Hand und macht auch ein Foto mit Autor und Alphörnern.


Der steile alpine Aufstieg zur Moräne erfordert Kraft und Konzentration. So mancher ist hier mit den Kräften ziemlich am Ende. An dieser Stelle muss ich die perfekte Organisation des Jungfrau-Marathons ausdrücklich loben. Rennleiter Richard Umberg und das Team von 1.500 Helfern hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Sogar in dem alpinen Schlussanstieg gibt es Verpflegungsstellen und Sanitäter. Die Läufer erfahren alle nur mögliche Unterstützung. Auch untereinander ist die Hilfsbereitschaft und Unterstützung groß. Sobald einer stehenbleibt fragt ein Nachkommender ob er/sie Hilfe braucht.

Lobenswert ist auch die Beschilderung der Strecke. Ab der Steilstufe nach Wengen stehen alle 250 Meter KM-Schilder.

Dudelsack und Schokis – das Ziel naht

Schon vor dem Ende der Moräne höre ich den Dudelsackspieler. Sehen kann ich ihn aber erst als ich nur noch drei, vier Meter von ihm entfernt bin. Jetzt geht es die letzten 1,5 KM bergab. Kurz vor KM 41 ist jedoch noch eine Steilstufe mit wenigen flachen Felsen zu überwinden. Hier gibt es traditionell Schokoladenstückchen. Freundliche Helfer reichen nicht nur die Schokis sondern bieten auch Hilfe beim Queren der Felsen.

Etwas überrascht bin ich über eine kleine Änderung des Streckenverlaufs ganz am Ende. Es geht rechts ab durch eine Unterführung vorbei an einem kleinen See. Vom See werden wir aber wieder zur alten Schlusspassage geführt und ich kann durch das mir vertraute Ziel oberhalb der Kleinen Scheidegg laufen.


Sammlung komplett

Ich halte mich diesmal wegen des unfreundlichen Wetters nicht mehr lange im Zielbereich auf. Auf dem Weg zur Wechselkleidung hält mich die mitgeführte Regenjacke warm. Ich finde meine Tasche rasch und habe im Duschzelt Platz wie noch nie. Vor dem Duschzelt gibt es Verpflegung – Boullion, Bananen, kleine Küchli und Riegel. Genau das, was man jetzt braucht. Gegenüber gebe ich den Leihchip ab (im Startpreis inbegriffen) und bekomme das begehrte Finisher-Shirt. Jetzt kann ich jeden Tag der Woche ein Jungfrau-Shirt in einer anderen Farbe anziehen.

Ich genieße die warme Dusche und freue mich über einen Sitzplatz auf der Rückfahrt mit der Jungfraubahn. In Lauterbrunnen steht schon der Zug für die Weiterfahrt nach Interlaken bereit. Im Tal unten regnet es und so werde ich zum Abschluss einen schönen Tages doch noch richtig nass. Wegen des Regens verzichtete ich auf die Abschlussfeier im Festzelt und verschwinde wieder froh im Stroh.

Fazit

Wieder ein wunderschöner Lauf, perfekt organisiert. Absolut gutes Preis-Leistungsverhältnis. Rückfahrt von der Kleinen Scheidegg ist im Startpreis enthalten. Interlaken und Umgebung des Berner Oberlandes sind sehr empfehlenswert.

Sieger
Frauen

1. Simona Staicu  HUN  3:39:05h
2. Jeanna Malkova  RUS  3:41:15h
3. Elena Kaledina  RUS  3:43:21h

Männer

1. Hermann Achmüller ITA  3:03:18h
2. Martin Cox   GB 3:05:32h
3. Patrick Wieser  CH  3:08:07h

 

Informationen: Jungfrau-Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteFotodienst Alpha FotoHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024