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Laufberichte

''Reschpekt, Manner und Weiberleit''

10.02.08

Frühlingsgefühle in Bad Füssing

Habediehre aus der Pockinger Heide. Mich hat's wieder einmal nach Bad Füssing zum Thermen-Marathon verschlagen. Der findet in diesem Jahr bereits zum 15. Mal statt. Ein kleines Jubiläum.

Wie in den Jahren zuvor will ich nicht auf Bestzeit laufen, sondern nach links und rechts schauen, und auch was über die Organisation und das sportliche Drumherum berichten.

Überhaupt überlassen die Organisatoren nichts dem Zufall, denn sie laden schon im Frühherbst zum Marathon ein. Neben einem persönlichen Anschreiben finden die bisherigen Teilnehmer eine druckfrische Ausschreibung in der Post. Während des Wettkampfwochenendes kann dann bereits ab 30 EUR eine Unterkunft gebucht werden. Auch Wochenpauschalen werden hierzu angeboten. 

Bad Füssing ist einfach zu erreichen. Per Auto geht die Anreise für die meisten wohl über die Autobahn 3, Ausfahrt Pocking, südlich von Passau. Bahnliebhaber haben im 30 Kilometer entfernten Passau Intercityanschluss. Per Bus kommt man dann problemlos nach Bad Füssing.

Für die Teilnahme am Marathon hat sich wieder der Michael Sailer angeschlossen. Wir fahren wie im Vorjahr am Wettkampftag in aller "Herrgottsfrüh" los. Nach gut zwei Stunden Fahrzeit kommen wir in Bad Füssing an. Die Nacht ist gewichen, die Sonne ist aufgegangen, es wird ein schöner Tag werden, auch wenn es jetzt noch leichten Frost hat.


Im Johannesbad erhalten wir in Sekundenschnelle unsere Unterlagen. Nebenan beim Schalter für die Halbmarathonis und bei den Zehn-Kilometer-Läufern haben sich bereits zwei Schlangen gebildet. Ja, es fällt sofort auf, dass man den Eingangsbereich zum Bad im letzten Jahr umgebaut hat. Es ist jetzt deutlich kundenfreundlicher und heller.

Was bekommt man für die Investition? Nun, es kommt darauf an, worin man seine Planung sieht. Der Zehner beginnt ab 15 EUR bei zeitiger Voranmeldung, für den Marathon nimmt man 25 EUR, bei Meldung am Wettkampftag 40 EUR. Dafür erhalten wir eine schöne Medaille aus Glas, Urkunde (per Post), den Eintritt am Wettkampfwochenende in das Johannesbad, Massagen, zwei Getränkegutscheine und am Samstag eine Portion Nudeln. Am Samstag finden am Nachmittag noch zwei sportmedizinische Workshops statt mit den Themen "Alkohol und sportliche Leistung" und "Das Gehirn läuft mit". Besonders der erste Teil hätte mich als Gerstenteeliebhaber brennend interessiert.

Die Zeitnahme des Wettkampfes wird dieses Jahr nicht mehr über den gelben ChampionChip durchgeführt, sondern über einen in die Startnummer integrierten Transponderchip. Vorteil dieses Systems, es wird kein Pfand mehr fällig.

Im Johannesbad suchen wir uns zwei Umkleidespinde aus, wo wir unser Gepäck hinterlegen können. Es ist sehr praktisch, dass sich die Läufer im Warmen umziehen können. Gepäck muss nicht abgegeben und bewacht werden. Hier befestigt jeder seinen Umkleideschlüssel am Handgelenk und nimmt ihn mit.

So um 09.15 Uhr pressierts: Den Michi zieht’s hinaus zum Einlaufen, mich aufs Örtchen. Den Michi sehe ich nimmer bis zum Start. Er bereitet sich auf sein Rennen vor und will da seine Ruhe haben. Um 09.40 Uhr treibt's mich auch hinaus, der Start der Zehner steht an. Ein großes Feld von schätzungsweise 700 Sportlern setzt sich mit dem Startschuss in Bewegung. Ich stelle eine große Zahl von Hobbyläufern fest. Meine Einschätzung teilt auch Petra Schmidtkonz, die heute leider nicht teilnehmen kann. Sie ist noch erkältet, schaut zu und wird dann ihren Thomas coachen.

Es geht auf 10.00 Uhr zu. Die letzten Informationen werden bekanntgegeben. Momentan hat es zwei Grad, so der Moderator. Auffällig viele Sportler stehen schon in kurzen Laufhosen und mit T-Shirts im Startfeld. Ich blicke mich um und kann Michi im Startfeld nicht entdecken. Er wird doch den Start nicht verschlafen?


Dann kracht ein Schuss. Auf geht's. Ich schätze, so knapp 1500 Läufer werden sich jetzt auf eine oder auf zwei Runden aufmachen, wobei natürlich die Masse den Halben laufen wird.

Als Taktik habe ich mir wieder so ein Rennen mit 3.30 Stunden vorgenommen. Die erste Hälfte mehr fotografieren und beobachten, und in der zweiten Runde eventuell Gas geben.

Die ersten zwei Kilometer laufen wir im Ortsteil Safferstetten. Kurz nach Kilometer eins führt uns der Weg vorbei an der Pfarrkirche St. Andreas. Es sind nur wenige Zuschauer an der Strecke. Die Straßenüberquerungen sind aber mustergültig angesperrt mit Polizei, Feuerwehr und Helfern. Am Ortsrand unterqueren wir eine Hauptstraße, Linkskurve und schon sind wir in der Natur.

Nach weiteren eineinhalb Kilometern kommen wir an einer Kapelle vorbei. Schilder weisen uns auf einen Fotopoint hin, also schön in die Kamera blicken oder grinsen. Wir biegen rechts ab. In der Ferne sehen wir schon den Golfplatz, wo noch kein Golfer zu sehen ist. Die sind wohl noch im Winterschlaf.


Kilometer 5: Da steht ein alter Bekannter. Wie im Vorjahr bedankt er sich, als ich ihn fotografiere. Beim Weiterlaufen frage ich ihn noch seinen Namen. Der Manne steht hier jedes Jahr und sagt die Zeit an. Bei mir waren es gut 23 Minuten.

Wir erreichen Kirchham, wo sich am Ortsanfang bereits die erste Verpflegungsstelle befindet. Wasser, Iso, warmer Tee, Obst und Schokoriegel. Alles da. Mir mundet besonders der warme gesüßte Tee.

Wir biegen links ab. Rechterhand sehen wir noch die Kirche St. Martin. Ich bin gespannt, wie hier das mit der geplanten Autobahn 94 hinausgehen wird. Die Trasse soll ja hier vorbeiführen. In der Presse konnte ich lesen, dass bei Kirchham die Autostrada eingehaust werden soll.

Eine kleine Landstraße führt uns bis zu einem markanten Feldkreuz und später an einem Weiher, wo wir links abbiegen. Es geht sanft bergab. Ich komme mit Holger von Tongelen ins Reden. Er kommt bis aus Düsseldorf her und verbringt einen Kurzurlaub mit Marathonlaufen. Die Weiler Hoheneich und Geigen werden durchquert.


Kilometer 10: In Hart ist nicht nur die zweite V-Stelle eingerichtet, sondern kurz zuvor ist eine schöne Kapelle anzusehen. Doch dafür ist jetzt keine Zeit. "Wenn ich das nächste Mal komme, will ich ein Bier“, so sage ich zu einem Helfer. Der lacht.

Bei Kilometerschild 11 rennen wir schnurstracks auf die Wallfahrtskirche St. Leonhard zu. Aigen am Inn hat eine 1000jährige Geschichte. Die Wallfahrt zum "Hartl" dauerte Jahrhunderte. Die blendende Sonne macht der Kamera arg zu schaffen. Ich vergrößere das Bild und erziele dadurch ein kontrastreiches Bild. Gleiches mache ich noch einmal, nur dass ich jetzt meine Verfolger auf den Chip banne. Einer läuft genau auf der Fahrstreifenteilung und rennt mich fast um. Ich springe aus seinem Weg. Ja, ist der jetzt schon in seinem Endorphinwahn?

An der Kirche bleibe ich wieder stehen und fotografiere. Ein junger Feuerwehrmann sagt: "Habt Ihr für so was Zeit?" "Für eine halbe Bier würde ich sogar einkehren,“ lasse ich ihn wissen und dann erstaunt stehen.

Es geht wieder ein Stück über das Land. Ich treffe auf Silke, die mich schon am Start angesprochen hat. Sie ist in Herbrechtingen letzten Jahres ihren ersten Marathon gelaufen und heute will sie  wieder erfolgreich finishen.

Irching und Holzhäuser heißen die nächsten Orte. Der Kurs ist schön abwechslungsreich. Es kommt keine Langeweile auf. In Holzhäuser finden wir wieder Getränke. Wie alle anderen Versorgungsstationen wird auch diese in einiger Entfernung angekündigt.

 


Wir durchlaufen ein kleines Waldstück. Klaus Pötzsch fällt mir auf. "Powered durch Weizenbier" steht auf seinem Shirt hinten drauf. Er ist vom Team Passtschon 98. Kurz darauf biegen wir am Fotopoint an der Kapelle wieder nach rechts ab. Nach zwei Kilometer heißt Egglfing seine Gäste herzlich willkommen. Der Turm der Michaeliskirche grüßt von weitem. Noch eine Getränkestelle. Unter den Halbmarathonis schnaufen einige schon wie Ackergäule. Die haben jetzt nicht mehr weit.

Wir verlassen Egglfing und unterqueren abermals eine Hauptstraße. Hier stellen sich auf der anderen Seite ein paar Höhenmeter entgegen. Kilometer 19. Eine Drehleiter der Feuerwehr sperrt die Straße ab. Halblinks sehen wir bereits Riedenburg. Der letzte Kilometer der ersten Runde bricht an. Dann sehen wir das Johannesbad. Der Ansager ist schon zu hören.

Vor dem Zielstrich hat sich ein Trommler niedergelassen. Ein Helfer teilt das Feld. "Du musst noch eine Runde laufen“, sagt er zu mir. Gut 1.41 Stunden zeigt mein Zeiteisen. Ich habe jetzt genug fotografiert und kann jetzt ein wenig auf die Zeit drücken. Leider biegen rund 75 Prozent in das Halbmarathonziel ab. Es wird jetzt einsam auf der Strecke. Der Holger, mit dem ich vorher ins Reden kam, wird jetzt mein Verfolger.

 


Die nächsten Kilometer reiße ich herunter, ich bleibe lediglich in Kichham an einem hohen Tor stehen, weil dahinter ein schönes Haus steht. Ich zücke die Kamera. In Hart wird's hart. Nicht nur, dass wir jetzt bei Kilometer 31 angelangt sind, nein, ich erhalte auch kein Bier. "Dös ham mer selbst getrunken“, vernehme ich von einem Helfer. "Na, dann nehme ich halt a Banana und an Tee,“ murmele ich vor mir hin.

Auf der Wallfahrtsstraße nach Aigen komme ich mit Gerhard Wally zum Reden. Er hat immer ein Schild an seinem Trikot angebracht. Heute absolviert er einen weiteren Marathon. Bereits über 300 erfolgreiche Teilnehmen kann er vorweisen. In Aigen verlasse ich ihn wieder, ich will noch ein wenig Gas geben.

Kurz nach dem Weiler Holzhäuser sehe ich vor mir in einiger Entfernung eine Frau laufen. Das könnte Julia Häußler sein, mit der ich den Indoormarathon gefinished habe. Mein Auflaufen zu ihr dauert jedoch noch bis zum Fotopoint. "Meine Beine sind total leer“, sagt sie. Sie braucht Motivation, denke ich und muntere sie auf. "Wir sind jetzt erst am Beginn der Laufsaison und Deine Beine sind heute schon 37 Kilometer gelaufen."


Ich lasse jetzt von meinen Vorsatz ab und begleite die Julia auf den letzten fünf Kilometer. Wir reden nicht viel. Noch ein warmer Schluck Tee in Egglfing. Sie bleibt stehen und trinkt in aller Ruhe und trabt dann wieder an. "Wir schaffen es unter 3.30 Stunden“, so kann ich sie noch zum Durchhalten motivieren.

Wo ist denn der Winter, denke ich mir. Der hat heuer nicht stattgefunden. Auf unserer Tour können wir schon erste Schneeglöckchen und Winterlinge in den Vorgärten beobachten. Ja, und die Vögel pfeifen auch schon um die Wette. Das schaut schon verdächtig nach Frühling aus. Ja, und Frühlingsgefühle hat kurz vor Riedenburg auch schon ein Stier, als er eine Kuh besteigt.


Das Ziel rückt in Sichtweite. Hand in Hand laufen wir ein. Julia ist glücklich, als sie als gesamtdritte Frau angekündigt wird. Mit lediglich elf Sekunden Vorsprung auf Elke Czermin.

Im Verpflegungszelt gibt es die ganze Palette, was den Läufer glücklich macht. Ich will nur ein Erdinger. Und noch eins zum Mitnehmen. Ja und der Michi ist schon früh in Form. Gut fünf Minuten schneller als letztes Jahr. Eine 2.35 Stunden, eine bärenstarke Leistung für unseren Hummel. Gesamtrang zwei. Das lässt bei ihm noch auf weitere gute Auftritte in diesem Jahr schließen.

Marathon Männer

1.  Pickl, Daniel - LG Rupertiwinkel  - 2:32:53
2.  Sailer, Michael - marathon4you.de  - 2:35:05
3.  Pretzl, Robert - LC MKW Hausruck  - 2:38:15

 

Marathon Frauen

1.  Psaier, Irene - LG Schlern - 3:10:57
2.  Riegler, Martina - LG Passau  - 3:16:12
3.  Häusler, Julia RC - Radlexpress Feucht e.V.  - 3:28:43

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Teilnehmer:

2050 Läufer, Rekord. Im Marathon 350 Starter.

Streckenbeschreibung:

Zwei-Runden-Kurs durch viele Ortschaften und Weiler im Westen und Südwesten von Bad Füssing, alles asphaltiert. Verkehrsarme Straßen, Kreuzungen abgesperrt.

Wettbewerbe:

42,195 Kilometer, Halbmarathon, 10-Kilometer-Lauf.

Zeitnahme:

Einweg-Chip in der Startnummer. Ergebnisse unter www.chipzeit.de.

Auszeichnung:

Medaille, Urkunde (per Post) für jeden Finisher. Umfangreiche Preise für die Gesamtsieger. Pokale, Sachpreise für die weiteren 1. bis 3. Sieger.

Drumherum:

Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe. Eintritt ins Johannesbad, Nudelparty und zwei Getränkegutscheine im Startgeld enthalten. Massagen.

Verpflegung:

Alle vier bis fünf Kilometer Verpflegung mit warmen Tee, Wasser, Iso, Obst, Schokoriegel. Im Ziel zusätzlich alkoholfreies Bier, Obstbuffet.

Zuschauer:

Nur in den Ortschaften einige Zuschauer. Im Zielbereich viele Angehörige.

Fazit:

Eine schöne Veranstaltung zum Beginn der Saison. Nächster Termin im Februar 2008.

 

Informationen: Johannesbad Thermen-Marathon
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