marathon4you.de

 

Laufberichte

Freischwimmer

 

Auf der Suche nach Öl hat man hier in den 1930ern heißes Wasser gefunden, 56 Grad hat es. Längst kann es von Kurgästen in nun drei Thermen genutzt werden. Gelenksentzündungen, Gicht und Osteoporose werden hier bekämpft. Gegen Osteoporose hilft außerdem rechtzeitig viel Bewegung. In Bad Füssing an der bayrischen Ostgrenze am linken Ufer des Inn kann man sich bewegen,  es ist flach hier.

Von November bis März werden bei uns kaum Marathons veranstaltet, der Thermen-Marathon Anfang Februar ragt heuer bereits zum 21. Mal aus dieser Terminödnis heraus. Er wäre nach früheren Maßstäben mittlerweile großjährig = volljährig. In den USA dürfte er nun Bier trinken und hätte vermutlich 15-jährige Erfahrung mit Schusswaffen.

Die Leute kommen verlässlich und immer zahlreicher. Das Preis-Leistungs-Verhältnis für Marathonis ist schlichtweg sensationell, selber Schuld, wer ums selbe Geld kürzer läuft. 333 Anmeldungen alleine für den Marathon bereits Ende Jänner sprechen eine deutliche Sprache.

Der bisherige Winter hat es gut gemeint mit den Läufern. Vor einer Woche etwas Schnee und  Eis im Flachland, das war es auch schon. Wer heute am Start steht, hat vom Wetter her kaum Einschränkungen im Trainingsprogramm hinnehmen müssen.

Ich bin gespannt, ob sie heuer wieder eine so schöne Erinnerungsmedaille haben wie die letzten Jahre. 1 Stunde vorm Start bin ich in Bad Füssing. Viele bekannte Gesichter sehe ich da. Andreas hätte ich beinahe nicht erkannt, den kenne ich als Weihnachtsmann verkleidet vom Weihnachtsmarathon. Heute ist Mariä Lichtmess, der letzte Weihnachtsfeiertag. Früher haben an diesem Tag die Dienstboten die Anstellung gewechselt, oder auch nicht. Allerspätestens heute muss der Christbaum weggeräumt werden. Und Murmeltiertag ist in Nordamerika. Berühmt geworden ist Punxsutawney (PA) durch den Film, in welchem der Hauptdarsteller immer wieder den 2. Februar erlebt. In Pennsylvania wird der einzige mir bekannte Marathon ausgetragen, der auch nach Gewichtsklassen gewertet wird. Das wäre etwas für mich! Vielleicht sollte ich im Oktober einmal nach Scranton (PA) reisen? Der dortige Steamtown Marathon fällt zeitlich meist mit dem Chicago-Marathon zusammen.

09h45 Die Pranger-Schützen geben den Startschuss zum 10km-Lauf. 569 LäuferInnen werden in die Wertung kommen. Es hat Hochnebel und um die Null Grad, daran wird sich den ganzen Tag nichts ändern. Zu meiner Freude bleiben uns Wind und Niederschläge erspart. Um 10 Uhr schließlich starten Marathon und Halbmarathon, insgesamt 1.100 LäuferInnen, viele davon aus dem angrenzenden Österreich. Wenige Minuten nach dem Start das nächste BUMM, der Schülerlauf wurde gestartet.

Die ersten km verlaufen so wie die Jahre zuvor. Klar sind wieder der barfuss laufende Pumuckl Mücke und im Clownkostüm Rolf Keßler dabei. Einige Verwegene laufen gar kurz behost.  Nach km3 laufen wir heuer nicht zum Golfplatz, sondern links Richtung Egglfing. Bald erreichen wir die erste Labestelle, beiderseits der Strecke gibt es Tee und Iso, beides warm, Wasser, Orangen, Äpfel, Balistos . . .

Genug von allem jedenfalls. Ich mache eifrig Fotos, denn wenn die Halbmarathonis erst einmal im Ziel sind, wird es ruhig werden auf der Strecke.

An Feuerwehrautos vorbei – die Feuerwehr dient der Streckensicherung – laufen wir rein nach Egglfing am Inn. Viele Häuser hier, die Menschen dazu sieht man nicht. Vor km7 drehe ich mich um, Edeltraud Bennewitz läuft mir vors Objektiv. Wie sie mir sagt, ist sie die älteste Teilnehmerin beim Halbmarathon. Mit 73 möchte ich auch so gut aussehen! Sie meint, unter 2h15 ins Ziel kommen zu wollen. In Anbetracht unseres aktuellen Tempos mache ich mir diesbezüglich keine Sorgen, das wird sie schaffen, da bin ich zuversichtlich.

Wir kommen an den Inn. Zwar sieht man ihn nicht, wir sind aber ganz knapp dran und damit an der Grenze zum oberösterreichischen Innviertel. Bis vor 235 Jahren war dieses Innviertel noch bei Bayern. In einem Kleingarten baumelt eine FC-Bayern-München Fahne auf einem Mast. Bayern-Fan müsste man sein!

Es geht unter der verlängerten Innbrücke durch und die Strecke führt durch den Auwald wieder nach Bad Füssing. Beim nächsten Fotostopp überholt mich Susanne. Wir unterqueren die nächste Straße, die weiteren 2km haben die Marathonis 4x zu laufen. Langsam ansteigend geht es zur Johannes Therme, an der Startlinie lehnt das 10km Schild.

Doch was zeigt die Uhr? 1h12min, mich trifft fast der Schlag, das gibt es ja nicht! Dann schaffe ich den Marathon nie und nimmer unter 5 Stunden. Ein Blick auf meine Armbanduhr beruhigt mich. Es handelt sich um die mitlaufende Zeit für den 10km-Lauf. Der ist 15min vorher gestartet worden.

Nun ein neuer Streckenabschnitt. Nach der Start-Ziel-Labe geht es rechts weg, vorbei an der Rückseite der Johannes-Therme. Vor km11 die Ortstafel von Würding, ein Anstieg über die Umfahrungsstraße. Sieht neu aus, diese Brücke. In Würding halten wir uns nicht lange auf, ein Stück weiter geht es über eine weitere neue Brücke erneut über die Umfahrungsstraße. An den Kreisverkehren überall Streckenposten, die bei Bedarf den Verkehr anhalten. Das funktioniert tadellos.

Km14, ich sehe auf die Uhr: netto 1h 20min bis hierher. Einen weiteren km später bekomme ich eine offizielle Durchsage: 1h 27min 23sec sind seit dem Startschuss vergangen. Warmes Wasser und warmes Iso an der Labe, wir laufen in weitem Bogen um Bad Füssing. Bei km16 eine Pendelstrecke, hier kann man seinen Laufkollegen einmal für ein paar  Meter in die Augen sehen. Mittels einer Wellblechröhre geht es unter einer Straße durch, niedrig ist das hier! Einen km weiter kommen wir in Safferstetten am Romantikhotel Mühlbachhof vorbei, wie nach zwei km auch schon, diesmal aber aus einer anderen Richtung. Klaus Duwe, Mr. M4Y, hat sich an diesem Kreuzungspunkt positioniert und knipst.

Das unterschlächtige Mühlrad hat Moos angesetzt. Ist schon eine Weile her, seit es sich das letzte Mal gedreht hat. Den Gänsen im Garten wird es egal sein. Km18, der zweite Kreis schließt sich bald. Vorne und hinten von Nordic-Walkerinnen eskortiert wird ein stattliches Ross mit Reiter. Ich überhole sie. Bei km19 kommen unter der Unterführung zwei schnelle Läufer hervor, die haben schon 29km hinter sich. Lang sehe ich sie nicht, schnell sind sie aus meinem Blickfeld verschwunden.

Nach 123min habe ich den ersten Halbmarathon absolviert, die linke Spur ist für Durchläufer, die auf der rechten sind im Ziel. Jetzt beginnt der Marathon so richtig. Kennt man auch daran, dass nun viel weniger Leute auf der Strecke sind. Als ich beim Kirchlein in Safferstetten vorbei komme, tut es einen Glockenschlag: es ist 12h15. Die Streckenposten haben jetzt Zeit, uns etwas anzufeuern. Der bei km23 hat die Autotüren weit offen und das Radio laut aufgedreht.

Was mir bei der nächsten Labestelle auffällt: früher gab es hier Becherchen, die man ganz vorsichtig aufnehmen musste, wollte man sie nicht zerdrücken. Die Becher heute sind viel robuster, man kann sie auch im Vorbeilaufen schnappen, ohne dass das Iso rausschwappt.

Ein einsames Rennen ist es geworden seit der Halbmarathondistanz. Irgendwie ist jeder mit sich selbst beschäftigt, kaum Kommunikation mehr unter den Läufern. Ich bin längst völlig nass geschwitzt. Solange ich in Bewegung bleibe, fühle ich mich wohl. Den Fotoapparat darf ich nicht einstecken, fällt mir auf. Das Objektiv beschlägt sofort. Bei km28, das ist gleich bei der Bayern-München-Fahne,  überholt mich der 4h15-Zugläufer mit seiner Schar. Ich kann nicht dranbleiben. Wenig mehr als 3 Stunden habe ich für die ersten 30km gebraucht, der letzte Durchlauf bei Start-Ziel steht bevor.

Es ist 13h08 als es soweit ist, noch 11km vor mir.

Sonne wird heute keine mehr rauskommen, die war gestern da, und wärmer war es auch, dafür jedoch ziemlich windig. Heute ist irgendwie gar kein Wetter. Dann wieder die Höhenmeter am Ortsanfang und Ortsende von Würding. Diese Höhenmeter waren auf der alten Strecke nicht. Ich freue mich auf das warme Wasser in der Therme nachher.

Hier draußen ist nichts los, dem Personal bei der Labestelle km36 ist schon langweilig, einer macht Dienstschluss. Die paar Läufer, die noch kommen, können auch von einer reduzierten Mannschaft ausreichend verköstigt werden. Die Zeitdurchsage bei km35:  3h 34min 50sec

Km37 Pendelstrecke, Andreas Kapui kommt mir entgegen, so wie ich läuft der auch schon auf den letzten Beinen! Beim Autohaus Berger vorbei, dann Kopf einziehen bei der letzten Unterführung. Km 39km, kurz vor dem Ziel werde ich noch angefeuert, schließlich bin im Ziel, nach 4h 25min 17sec netto. Etwas langsamer als im Vorjahr, aber dafür heuer mit mehr Fotos von unterwegs.

Die quadratische, transparente Erinnerungsmedaille mit blauem Band lasse ich mir in die Hand geben. Ich vermisse die Jahreszahl darauf. Ich knipse noch den Zieleinlauf von Andreas, dann wird es Zeit, dass ich aus dem nassen Zeug raus komme.

Franz Desch aus Wels, Jahrgang 1939, kommt ins Ziel. Nach Houston vor zwei Wochen bereits sein zweiter Marathon in diesem Jahr! Insgesamt beendeten 310 Marathonis das Rennen, 786 die halbe Distanz sowie 596 die 10km.

Im Startgeld sind u.a. zwei Getränke im Restaurant inklusive, außerdem der Thermeneintritt. Das erste Getränk für den akuten Durst, das zweite zum Genießen. Während Klaus Duwe Fotos von der Siegerehrung macht, gehe ich schwimmen. Raus ins Freie im warmen Wasser. Ich sollte vielleicht wieder einmal einen Triathlon machen? Ich lege mich ins Wasser, nur das Gesicht schaut heraus, und lasse mich treiben. Ist das herrlich, so ein schöner Tag!

 

Im Startgeld von nur 26,- EURO inklusive:

Eine neue, nicht mehr ganz so flache Strecke
Nudelparty mit Getränken am Samstag
Thermeneintritte
Einweg-Zeitnehmung
Erinnerungsmedaille
reichlich Labestellen (Tee, Iso, Müsliriegel, Orangen, Äpfel, Bananen), Ziellabe
Fachvortrag von Jeffrey Norris Samstag vormittag
Fachvortrag von Rüdiger Nehberg Samstag nachmittag

 

Informationen: Johannesbad Thermen-Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024