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Laufberichte

Es läuft in Bad Füssing

 

Der traditionsreiche Thermen Marathon findet heuer bereits zum 24. Mal statt und zieht Leistungssportler und Hobbyläufer gleichermaßen an. Die rund 2000 Teilnehmer haben die Wahl zwischen drei Distanzen: 10 Kilometer, Halbmarathon und Marathon; außerdem stehen wieder Schülerläufe auf dem Programm.

Bad Füssing liegt am südöstlichen Rand Deutschlands und kann von München und Nürnberg aus leicht erreicht werden. Für die Teilnehmer aus Tschechien und dem angrenzenden Österreich ist die Lage ebenfalls ideal.

Wie viele andere Sportler nutzen Judith und ich das Wochenende für einen Aufenhalt im "Königshof", einem der Johannesbad Hotels. Angeboten werden Komplettpakete mit Halbpension, Thermeneintritt und Marathonteilnahme samt exklusivem Johannesbad-Startershirt. Weil die Laufbewerbe um 9:45 bzw. 10:00 Uhr beginnen, ist für viele Teilnehmer auch eine Anreise am Sonntag möglich. Judith und ich haben uns am Freitag nach der Arbeit in Richtung Königshof aufgemacht und dort nicht nur das gute Abendessen genossen, sondern auch das hoteleigene Schwimmbad samt Sauna genutzt.

Samstags früh geht es dann in die Johannesbadtherme, um die Startunterlagen abzuholen. In der Gebühr enthalten sind ein kostenloser Eintritt für Samstag und sogar zwei für den Sonntag. Die Frage, ob es der Leistung zuträglich ist, sich vor einem Wettkampf stundenlang im mollig warmen Thermalwasser treiben zu lassen, bleibt unbeantwortet. Es ist einfach schön.

 

 

Für 14:00 Uhr hat der Veranstalter ins Thermenrestaurant zur Diskussionrunde „Johannesbad trifft Olympia“ eingeladen. Martin Gruber, Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, befragt Niko Kappel, Thomas Schmidberger und den Physiotherapeuten Andreas Richter zu ihren sportlichen und beruflichen Erfahrungen. Der kleinwüchsige Niko Kappel (Spitzname "Bonsai") holte 2016 bei den Paralympics Gold für Deutschland im Kugelstoßen. Mit 13,57 m übertraf er im fünften Versuch  seinen polnischen Konkurrenten um genau einen Zentimeter, während Thomas Schmidberger im Rollstuhltischtennis je eine Silbermedaille im Einzel und Doppel mit nach Hause brachte.

Physiotherapeut Andreas Richter aus dem nahe gelegenen Pocking war schon sechsmal bei Olympia im Einsatz. Seine Ausführungen über die Zustände in Rio belegen, dass bei der Bereitstellung der Unterkünfte noch weitaus mehr im Argen lag, als im vergangenen Jahr aus den Medien zu erfahren war. Anhand von Fotos und Videosequenzen,  die über mehrere Monitore eingespielt werden, können Athleten wie Zuschauer die sportlichen Erfolge der beiden Olympioniken noch einmal miterleben.

Zu guter Letzt kommt man aufs Laufen zu sprechen: Martin Gruber begrüßt Anja Scherl, die mit 2:27:50 in Hamburg überraschend die Qualifikation für Rio geschafft hatte und in 2:37:32 beim olympischen Frauenmarathon als beste Deutsche abschnitt. In Bad Füssing wird sie diesmal die 10-km-Strecke angehen. Da muss natürlich ein Foto her: Andreas und Judith zusammen mit der Softwareentwicklerin, die wegen ihres Vollzeitjobs als "schnellste Freizeitläuferin Deutschlands" bezeichnet wird.

Die Pasta-Party im Restaurant bietet die Möglichkeit, mit alten Bekannten Erinnerungen aufzufrischen und sportliche Zukunftspläne zu schmieden. Pasta, Salat vom All-you-can-eat-Buffet und zwei Getränke sind wie letztes Jahr im Starterpaket enthalten.

Dann gleich weiter ins Hotel. Dort wartet um 20:00 Uhr die nächste Infoveranstaltung. Die AK-50-Vizeweltmeisterin und Mannschaftsweltmeisterin im Marathon, Ulrike Mayer-Tancic, berichtet von ihrer Teilnahme an Joey Kellys Tansania-Challenge im Auftrag von RTL "stern TV". Die einzige Frau unter fünf "Herausforderern" hielt bei dem 301-km-Traillauf bis zum Schluss durch und musste sich Joey Kelly – der allerdings auch die Spielregeln bestimmen durfte – nur knapp geschlagen geben. Wie sie dank mentaler Tricks die Strapazen des Laufs und die Schikanen der Veranstalter bewältigte, stellt die Schulsekretärin aus Oberbayern, die am nächsten Tag den Halbmarathon laufen will, anschaulich vor.

 

 

Der Marathontag

 

Die Dämmerung weckt uns um 7:00 Uhr. Vom Fenster aus können wir die Alpen sehen. Die negativen Wettervorhersagen der letzten Tage hatten unrecht, denn heute empfängt uns schönster Sonnenschein bei leichten Plusgraden. Die Statistiken zum Temperaturbereich bei diesem Lauf verzeichnen eine große Bandbreite von zugigen 19 Grad minus bis zu fast sommerlichen 20 Plusgraden. Man muss also auf alles gefasst sein bei der Veranstaltung, die von Spitzenläufern für Formtests und von Marathon-Sammlern als winterliche Möglichkeit zur Aufstockung des "Wettkampfkontos" genutzt wird.

 

 

In den großen Umkleideanlagen der Johannesbad-Therme sieht man am frühen Sonntagmorgen fast nur Laufsportler. Seine Siebensachen kann man in den dortigen Kleiderspinden gut unterbringen. Im Eingangsbereich und heuer zusätzlich in einem Zelt ist eine Marathonmesse untergebracht. Auf der Empore spielt eine Kapelle zur Aufmunterung zünftige Marschmusik. Mehrmals fällt mir auf, wie freundlich und hilfsbereit die Angestellten trotz des großen Trubels bleiben.

Um 9:45 Uhr starten 650 Teilnehmer/innen über die 10 km. Wir sind eine Viertelstunde später zusammen mit den Halbmarathonis dran. Vor uns liegen zwei Runden in der flachen Pockinger Heide, die sich aus zwei ineinander verschlungenen Ringen à 11,1 und 10 km zusammensetzen und je zweimal zu bewältigen sind. Wir kommen also drei Mal am Start vorbei, kreuzen einmal den anderen Ring und laufen die "letzten“ 2 Kilometer vier Mal. Klingt kompliziert, bereitet in der Praxis aber keine Probleme. Darauf achten die vielen Freiwilligen an den neuralgischen Punkten.

Vor uns der Kurpark, bei dem wir uns nach rechts an einer Handvoll Hochhäusern vorbei und dann über die geschwungene Ortsumgehungsstraße in Richtung des Dorfes Würding begeben. Viele Dörfer der Umgebung wurden zur Gemeinde Bad Füssing zusammengefügt. Am Schusterpoint die ersten Feuerwehrler, die unseren Laufweg sichern, und auch zwei Zuschauer, die ich später auf der zweiten Runde dieser Art wiedersehen werde. Und das sind nicht die Einzigen, die lange für uns durchhalten.

 

 

Weiter auf den Tränkeweg, der sich zu einer schnellen Landstraße mit breitem Rad- und Fußweg gemausert hat. Schöne Ausblicke ergeben sich auf die lange Reihe der Läuferinnen und Läufer vor und hinter uns. Der Weg ist zur Straße durch ein Flatterband abgegrenzt. Nach einem Fotostopp habe ich viel Energie, komme aber vorerst nicht an der Läuferschlange vorbei. Ruhe bewahren. Judith ist vorerst auf und davon.

Der gefrorene, glatte Schnee glänzt atemberaubend schön in der tiefstehenden Wintersonne. Die Damen und Herren von der Verpflegungstelle bei km 5 und 26 stehen im Schatten. Organisatorisch wohl für sie der beste Platz. Aber bald sind wir weg, dann können sie in der Sonne warten, bis wir wieder vorbeikommen.

Auf einer 150 Meter langen Begegnungsstrecke sehe ich Judith, an die ich mich langsam heranarbeite. Dann geht es in den Schlund einer Fußgänger-Straßenunterführung. Große Läufer müssen hier aufpassen.

Nach 6 Kilometern laufen wir durch Safferstetten, ein Dorf mit historischem Background. Hier kreuzen sich die beiden Ringe, vorerst sind wir hier aber die Einzigen. Am Kößlarner Bach entlang kommen wir an einer Mühle vorbei. Das Einkaufzentrum Lindenstraße macht Reklame. Das Bächlein leitet uns in südlicher Richtung. In der Ferne ein Hügelzug mit einem Kirchturm. Dort befindet sich schon das österreichische Obernberg, ein sehenswertes Örtchen, das sich touristisch derzeit im Winterschlaf befindet. Die meisten Cafés und Restaurants haben Betriebsferien. Natürlich gibt es hier auch eine Tankstelle für deutsche Sparfüchse sowie ein "Laufhaus", das aber nichts mit unserer aktuellen Tätigkeit zu tun haben soll. Wie sagt man in Deutschland wohl dazu? Na ja, ich wollte mich eigentlich nur über den weiten Blick auf die Hügel in Österreich erfreuen.

 

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Informationen: Johannesbad Thermen-Marathon
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