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Laufberichte

Auf Sendung

11.09.11

Bis zum Wolfsgottesacker sind es etwa zwei Kilometer, auf welchen ich die musikalische Unterstützung des Marathonradios dankbar empfange. Dann, durch die Schrebergärten, sind es die frühherbstlichen Blumengrüße, deren bunte Pracht mir einen Energieschub verschafft. Einen solchen kann man sich – zusammen mit einer kühlenden Dusche - auch gleich bei der nachfolgenden Verpflegungsstelle holen, bevor es an den weitläufigen Sportanlagen St. Jakobs zu einem anderen Naherholungsgebiet Basels, der Grün 80 geht. Der Dinosaurier steht an seinem gewohnten Ort und macht nicht viel weniger Aufheben um unsere Präsenz als die Sonntagsspaziergänger. Ich bekomme gerade noch mit, wie ein älterer Herr nach der Erklärung eines Streckenpostens zu den Modalitäten unseres Laufens  wenig schmeichelhaft unseren Geisteszustand infrage stellt.

Eine Kurve hier, ein Schlenker da, dann geht es wieder zurück nach St. Jakob. Hinter dem Zaun gäbe es im großen Freibad Abkühlung in den verschiedenen Becken, vor dem Zaun in Bechern. Diese zusätzliche Wasserstation lasse ich nicht dort liegen, wo sie liegt. Ich greife linkerhand zu und biege dann zweimal rechts ab.

Vor wenigen Minuten sind die Halbmarathonis gestartet, allerdings in die entgegengesetzte Richtung, in welcher wir uns zweieinhalb Stunden zuvor auf den Weg gemacht haben. Ums Stadion herum, an einem Verpflegungsposten vorbei  und dann der Birs entlang geht es weiter, ihnen auf den Fersen.  Zwei Kilometer der Strecke führen über das Gemeindegebiet von Birsfelden, liegen also auf dem Gebiet des (Halb-)Kantons Basel-Land(schaft).  Der späte Sonntagmorgen in dieser Vorortsgemeinde ist ruhig. Die Streckenposten haben nicht mehr viel zu tun und vertreiben sich die Zeit mit Ballspielen und Frisbees.

Wo es keinen Schatten gibt, ist die Wärme der Sonne nicht mehr in einem als angenehm empfundenen Bereich. Umso angenehmer ist die Positionierung eines erneuten Verpflegungsstandes kurz vor dem Kilometerschild, welches den dritten Zehner als vollendet bezeichnet. Wer Geld dabei hat, kann sich bei der Schleuse nebenan beim Eismann versorgen und dann wieder der Fließrichtung des Rheins ins Quartier St. Alban folgen. Vom Rheinweg aus blicke ich hinüber zum Museum Tinguely. Hatte ich vergangenes Jahr an dieser Stelle nicht die Absicht, den Werken dieses begnadeten Eisenplastikers demnächst einen Besuch abzustatten? Demnächst ist ein dehnbarer Begriff, auch wenn es um das nächste Kilometerschild geht. Eine große Hilfe auf dem Weg zu diesem ist mir die Playlist des Marathon-Radios. Dem Takt der eben gespielten Stücke kann ich Schritt für Schritt folgen und bin dadurch einen Hauch schneller und eine Idee leichtfüßiger dort. 

Die letzte markante Steigung des Kurses ist der Mühleberg bei Kilometer 32, der wieder in die St-Alban-Vorstadt und damit für die restlichen zehn Kilometer auf die von der ersten Schlaufe schon bekannte Strecke führt. Über die Wettsteinbrücke, dem rechten Rheinufer entlang bis zum Hafen, mit erneutem Ausblick auf Großbasel, die Verpflegung an schon bekannten Orten; irgendwie macht es den Countdown der einstelligen Kilometer einfacher. Neu dazu kommt die Streckenbegleitung durch die langsameren Teilnehmer des Halbmarathons, zu welchen ich in der Zwischenzeit aufgeschlossen habe.

Am Verpflegungsposten vor dem Hafen kommt mir Josef mit Wasser entgegen. Bisher haben wir uns immer im Läuferfeld getroffen, heute ist er als Helfer an der Strecke. Wir unterhalten uns längere Zeit und ich freue mich ganz fest, dass er überhaupt da ist. Jeder hat so seine Geschichte…

Ich habe Mühe vom Gehen wieder ins Laufen zu wechseln, lasse es bleiben und komme dafür mit Jérémy ins Gespräch, einem jungen Marathonneuling, der gerade mit muskulären Problemen zu kämpfen hat. Zwei Kilometer gehen wir und lassen uns von jungen Damen der Streckensicherung den Segen dazu geben. „Chillen ist cool“, meinen sie zu unserer Spaziereinlage.

 Im Schatten der Bäume in der Lange Erlen schöpfen wir wieder Kräfte, biegen wieder rechts ab (während die Halbmarathonis geradeaus weiter müssen) und tanken anschließend noch am Verpflegungsposten auf. Von den wieder zu uns gestoßenen Läufern der halben Strecke lassen wir uns anschieben und mitziehen und wechseln für die letzten drei Kilometer wieder in den Laufschritt.

Jetzt nur noch über die Mittlere Brücke mit dem Käppelijoch, am letzten Kilometerschild vorbei und dann am „Lällekeenig“ vorbei, der den Kleinbaslern frech die Zunge herausstreckt, hinein in die Eisengasse. Wenn sich die Beine vorher vielleicht auch so schwer wie Eisen angefühlt haben, so werden sie für die letzten 100 Meter auf dem Marktplatz ganz leicht. Der Zielbogen ist in Sichtweite und viele Zuschauer sorgen für Stimmung.

Meine „Airtime“ ist vorbei, ich melde mich aus dem Äther ab. Müde aber zufrieden, dass ich wieder auf der Strecke sein konnte. Ich kann ganz ehrlich sagen, dass ich mir keine Gedanken darüber mache, dass die zweite Streckenhälfte eine halbe Stunde länger gedauert hat als die erste (und das liegt nicht etwa an der Streckenvermessung).

Die Basler sind Lokalpatrioten. Wenn es aber um ein gutes postmarathonales Bleifreies geht, greifen auch sie auf einen sicheren Wert aus Erding zurück. Und glaubt mir, ich habe nicht nur eines in mir verdampfen lassen.

Ein kurzer Fußmarsch bringt mich zum Barfüßerplatz. Beim historischen Museum steht der LKW mit unseren Kleidersäcken, daneben die Duschzelte. Der absolute Luxus in diesen ist, dass für jede Brause die Temperatur des Wassers einzeln eingestellt werden kann!

Auf diesem abwechslungsreichen Kurs durch die Stadt gehe ich gerne wieder auf Sendung. Der Termin fürs kommende Jahr steht und es ist den Veranstaltern zu wünschen, dass sich noch mehr Läufer und Zuschauer anstecken lassen. Eins, liebe Basler, müsst ihr euch gefallen lassen. Ihr habt die bessere Streckenführung bei eurem Stadtmarathon und eine familiärere Atmosphäre; aber an der Strecke Präsenz zeigen und die Marathonis anfeuern – das können die Zürcher besser! Lässt ihr euch das wirklich gefallen?

 

Marathonsieger

Männer

1. Blattmann Heiner, 1975, Winterthur              2:48.55,1
2. Enggist Pascal, 1971, Riehen                    2:58.06,7
3. Hauch Rainer, 1967, Bottmingen                  2:59.36,1

Frauen

1. Mutter-Wilhelm Ingrid, 1971, D-Weil am Rhein    3:16.38,1
2. Staedeli Gabriele, 1969, Hinterkappelen         3:31.10,8
3. Noever Natascha, 1970, D-Sailauf                3:39.15,1

361 Finisher

123
 
 

Informationen: Basel Marathon
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