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Laufberichte

Oldie but Goldie

14.10.12

Der Marathonlauf am Essener Baldeneysee ist der Oldie unter den deutschen Marathonläufen. In diesem Jahr findet er bereits zum 50ten Mal statt und ist damit der älteste kontinuierlich stattfinde Marathonlauf in Deutschland.

Ein Rückblick zeigt die interessante Geschichte der deutschen Marathonszene. Vor 50 Jahren war der  Marathonlauf noch ein Abenteuer für ein paar Dutzend kauziger Läufer. Verpflegung gab es keine auf der Strecke und die Sollzeit betrug 3:30.  Gelaufen wurde mit Schuhen, deren Sohlen steinhart waren und die Trikots bestanden zu 100% aus Baumwolle, erinnern sich noch die damaligen Teilnehmer lachend. Frauen durften nur als Zuschauer dabei sein, aber das  öffentliche Interesse war sowieso gleich Null. Ja, nicht alles war früher besser. 

In all den Jahren hat sich dieser Lauf aber gegen die große Konkurrenz der dann aufkommenden City-Läufe behauptet. Hierher kommen Stammgäste, keine Stars. Beim TUSEM gibt es kein Antrittsgeld und keine Siegprämie. Trotzdem kann man einen Streckenrekord von 2:14:36 vorweisen und zahlreiche deutsche Jahresbestzeiten wurden hier aufgestellt. Nirgendwo sonst in der  Republik ist der prozentuale Anteil der Finisher unter 3 Stunden höher als in Essen.

Wenn sich eine Laufveranstaltung über ein halbes Jahrhundert behaupten kann, muss schon ein sehr gutes Konzept und ein starkes Team dahinter stecken.

Das eingespielte, noch rein ehrenamtliche Team wird vom TUSEM Essen gestellt, und Gerd Zachäus hält hier seit 21 Jahren die Fäden in der Hand. Er war früher selbst ein sehr guter Läufer und kann beim Marathon eine Bestzeit von 2:40 vorweisen. Er weiß also genau, was ein Läufer braucht und konnte über die Jahre immer im Herbst Top- und Hobbyläufer in den Essener Süden locken. Hier im Ruhrgebiet ist dieser Lauf einfach das Herbst-Highlight und viele Läufer bereiten sich zielgerichtet darauf vor.

Am Baldeneysee findet man eine schnelle und landschaftlich reizvolle Strecke.    
Der 2,64 qkm große See gewährt neben Natur pur, mit dem Förderturm der ehemaligen Zeche Carl-Funke, der Hespertalbahn und der Villa Hügel auch noch industriekulturelle Highlights. Die Strecke ist flach und vollständig asphaltiert. Sie führt zweimal um den Baldeneysee mit einer Wendeschleife in der ersten Runde. Die Strecke ist nach neuesten internationalen Richtlinien der AIMS/IAAF vermessen. Jeder Kilometer ist deutlich mit Hinweisschildern gekennzeichnet und die Zwischenzeiten werden alle 5 km angezeigt.

Hier kann nur die Marathonstrecke bewältigt werden, entweder als Einzelläufer oder  zu viert  innerhalb einer Staffel. Die Startgebühr beträgt je nach Anmeldedatum zwischen 30 und 45 Euro, die Staffeln zahlen 85 Euro. Bei Nachmeldungen kommen nochmals weitere 5 Euro hinzu.

Waren es am Anfang 50, so erreichte man in Spitzenzeiten auch 3000 Teilnehmer. Diese schafft man auch wieder im Jubiläumsjahr, allerdings nur mit Hilfe der Staffeln,  welche alleine schon über 1000 Teilnehmer stellen. Das internationale Starterfeld setzt sich aus 20 Nationen zusammen. Ein gutes Ergebnis für Essen heute gegen die starke Konkurrenz in Köln und München. 

Zu meiner großen Freude nutzt mein Freund Hartmann aus Südtirol das Jubiläum, um auch seinen 50sten Marathon in Deutschland hier zu laufen. Insgesamt hat er bereits über 200 Läufe absolviert. Fast ein Jahr haben wir uns nicht gesehen und es gibt natürlich viel zu erzählen.

Wir folgen der Empfehlung des Veranstalters und fahren bereits am Samstag zum Baldeneysee, um unsere Startunterlagen abzuholen. Die Parkplätze sind wie immer rar, denn heute haben die Walker die Möglichkeit,  eine 15 Kilometerstrecke um den See zu bewältigen. Für den Zieleinlauf benutzen sie schon das aufgebaute Marathonziel. Die Zeiten des entspannten Walkens sind wohl auch vorbei, denn hier wird auf den letzten Metern gekämpft und mancher Teilnehmer hat sich wohl ziemlich verausgabt.

Für die Startnummernausgabe nutzt man die Turnhalle des Regattahauses, und  wir haben schnell unsere Unterlagen erhalten. Eine Marathonmesse gibt es hier nicht, dafür aber Kaffee und Kuchen und ich kann in Ruhe die Teilnehmerliste studieren. Neben den Läufern aus der Umgebung sind auch viele Teilnehmer aus den Niederlanden, Belgien und  sogar Osteuropa dabei. Der Zusatz  „International“ ist also durchaus berechtigt.

Draußen besteht die Möglichkeit noch einige Laufutensilien zu erwerben und ich mache Hartmann schon einmal mit den Örtlichkeiten vertraut.

Zusammen mit Inge und Christiane machen wir uns am Sonntag dann rechtzeitig auf den Weg nach Essen. Wir finden wieder einen günstigen Parkplatz direkt in Startnähe und hören schon die Musik aus den großen Boxen, welche man hier aufgebaut hat. Hier steht auch der große Startbogen und die Zeiterfassungsmatten sind bereits ausgerollt. Die Erfassung erfolgt mit dem Championchip und wer noch immer keinen gekauft hat, kann diesen hier für die Veranstaltung leihen.

Das Wetter ist heute trocken und teilweise sogar sonnig. Bei 6 Grad ist es jetzt allerdings noch etwas frisch. Insgesamt aber ideal für einen Jubiläumslauf.

Bald bewegt sich das Läuferfeld  zum Startpunkt auf der Freiherr-vom-Stein-Straße und wir schließen uns an. Hier treffen wir unsere Freunde vom VfL Bergheide. Bernd wohnt ganz in der Nähe und war in der Vergangenheit oft als Zuschauer und Helfer dabei. Das Jubiläum nutzt der 77jährige, um seinen zwöften Marathon nun hier zu schaffen. Für Reinhard und Sabrina steht dieser Lauf auch schon lange im Terminkalender. Reinhard wurde letzte Woche von einer Darmgrippe erwischt und ist noch etwas wackelig auf den Beinen. Trotzdem will er aber an den Start gehen.

Die abgesperrte Straße bietet genügend Platz für die Läufer. Die Toiletten am Rand werden nochmals gut frequentiert und dann sucht jeder seine entsprechende Startposition. Brems- und Zugläufer zwischen 3:00 und 4:45 geben einen Orientierungspunkt. Um 10 Uhr erfolgt dann der Startschuss und das große Läuferfeld setzt sich in Bewegung. Fast 2000 Marathonläufer sind hier heute  am Start.

Auf dem ersten Kilometer ist eine leichte Steigung zu bewältigen und verhindert so automatisch einen zu schnellen Beginn. Nach drei Kilometern geht es über die Ruhr in den Stadtteil Werden. An der alten Kirche bleiben die Kirchgänger stehen und spenden uns Beifall.

Schon bald haben wir wieder das Seeufer erreicht und am Stauwehr sind bereits eine Menge Zuschauer, die hier über das Wehr abkürzen konnten. Inge und Christiane haben es auch geschafft und fotografieren wieder was das Zeug hält. Die erste große Uhr taucht bei Kilometer  5 auf und zeigt für mich 29:50. Ja da bin ich doch zügig unterwegs.

Jetzt geht es direkt am See entlang und auf der Gegenseite sieht man den  Regattaturm und –tribüne. Dort wird in der zweiten Runde das Ziel sein. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Ralf überholt mich mit seinem Bruder und wir können uns ein wenig unterhalten. Er gratuliert mir noch zum Hundertsten. Nach der Staffelteilnahme in Duisburg, ist er heute wieder als  Einzelläufer dabei.  Die Kilometermarken werden jetzt zügig passiert und es geht an den Bootshäusern und Ausflugslokalen vorbei. Haus Scheppen ist eines der bekanntesten und bei den Bikern sehr beliebt.

Auch für uns gibt es bald wieder eine Verpflegungsstation. Diese sind mit Wasser, Iso und Tee gut bestückt. Später kommen noch Bananen und Cola hinzu. Bei Kilometer 11 wechseln die Staffelläufer. Sie sind 15 Minuten nach uns gestartet und reihen sich nun immer öfters ins Feld. 

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Informationen: Westenergie Marathon Rund um den Baldeneysee
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