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Laufberichte

Marathon ''de Lux(e)'' - der Marathon in Luxemburg

11.06.11

 

Start auf dem Kirchbergplateau

 

Ein stark gewandeltes Bild bietet sich einige Stunden später. Als ich kurz vor 18 Uhr auf der Luxexpo eintrudele, stauen sich die Läufermassen in den Gängen, vor allem vor dem Zugang zur Gepäckabgabe. Nur das riesige, noch gesperrte Hallenareal für den Zieleinlauf, an dem wir uns vorbei schieben, erstrahlt menschenleer in einem geheimnsivollen, geradezu sphärischen Blau.

   

Nach dem Auflauf in den Hallen bietet das Parkplatzgelände vor der Luxexpo umso mehr Bewegungsfreiheit. Hier ist der Startkanal eingerichtet. Ein beeindruckendes Bild bietet sich, als sich um die 5.000 Halbmarathonis, etwa 1.500 Marathonläufer und die Startläufer der 400 Marathon-4er-Staffelteams, dazu noch ein beachtlicher Tross an Begleitern zum gemeinsamen Start auf der Starttrasse sammeln. Dicke Wolken am Himmel verheißen nichts Gutes und entladen wie zur Vorwarnung schon einmal ein paar dicke Tropfen. Aber wir haben Glück: Mehr wird es nicht werden, dem nur wenige Kilometer entfernt niedergehenden Duscher entgehen wir. Vielmehr sorgt ein angenehm kühlendes Lüftlein für ideale Laufverhältnisse.  

Musik schallt durch die Luft, der Startsprecher heizt polyglott die Stimmung an und stellt die Topläufer 2011 vor. Showeinlagen unter dem Startbogen sorgen für Kurzweil. Der eigentliche Topstar der diesjährigen Veranstaltung ist jedoch nicht zugegen. Es ist keine der flinken Gazellen aus dem obligatorischen ostafrikanischen Laufrudel. Vergeblich halte nicht nur ich Ausschau nach der Lauflegende Fauja Singh. Des Rätsels Lösung: Er startet im Teammarathon erst auf der letzten Teiletappe. Fauja Singh? So mancher wird mit diesem Namen nichts anzufangen wissen. Aber auch wer ihn nicht kennt, hat sicher schon einmal ein Bild von ihm gesehen, vielleicht aus London oder Toronto. Von jenem rauschebärtigen turbantragenden indischen Sikh, der bis dato das Maß aller Dinge darstellt, wenn es darum geht, bis zu welchem Alter man eigentlich Marathon laufen kann. Fauja Singh ist in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden und damit erster Aspirant weltweit auf eine Wertung in der Altersklasse “M100". Und dieser besondere “Weltrekord” soll in Luxemburg aufgestellt werden.

Pünktlich um 19 Uhr ist es soweit: Die letzten Sekunden werden aus Tausenden von Kehlen herunter gezählt, der Startschuss fällt, Hunderte orangefarbener Luftballons steigen gen Himmel. Und los geht es.

Gleich nach dem Start geht es nach einer scharfen Linkskurve aufwärts, dann aber haben wir erst einmal ein paar entspannende Kilometer vor uns, gerade recht zum Warmlaufen und zur Auflockerung des Läuferfeldes, Kilometer, die mir die Stadt von einer für mich unerwartet  naturnahen Seite zeigen. Weite Wiesen und Wälder am Horizont bestimmen die ersten beiden Kilometer, die wir auf dem lang gezogenen Bogen des Boulevard Pierre Frieden am Rande Kirchbergs zurück legen. Schon hier spielen die ersten der 45 Muskgruppen, die uns an der Strecke erwarten, auf. Auch die folgenden drei Kilometer, in uns in einer Schleife über die noch jungen Allee-Boulevards Konrad Adenauer und  Prince Charles - welch große Namen für solch einsame  Straßen - führen, sind äußerst naturverbunden und von nur lockerer Wohnbebauung unterbrochen. 

Das ändert sich erst nach gut 5 km, als der Lauftross, vorbei am Campus Kirchberg, auf die Avenue John F. Kennedy stößt.

 

Mitten durch das Europaviertel         


Die vielspurige Avenue John F. Kennedy durchschneidet mehrere Kilometer lang schnurgerade als Hauptachse das Europaviertel auf dem Kirchbergplateau und verbindet es mit dem Stadtzentrum. Den Beinamen Europaviertel verdankt der Kirchberg dem Umstand,  dass hier zahlreiche europäische Institutionen, zumeist in Domizilen modern-kühler (man könnte auch sagen: unterkühlter) Sachlichkeit, residieren, unter anderem der Europäische Gerichtshhof und Europäische Rechnungshof. Aber auch das Big Business, vor allem aus dem Bereich der Finanzdienstleister, und die Kultur haben den Kirchberg für sich entdeckt. Vor allem letzerer ist zu verdanken, dass auch einige Perlen neuzeitlicher Archtektur entstanden sind. Eingebettet liegt alles in reichlich Grün. Nichtsdestotrotz: So richtig heimelig wirkt der Kirchberg nicht.

   

Einige markante Bauwerke liegen direkt an unserem Weg. Bei km 6 sticht “d’ Coque” ins Auge. Seinen Namen verdankt Luxemburgs modernstes Veranstaltungs- und Sportzentrum der an eine Jakobsmuschel erinnernden Hallenkonstruktion. Architektonisch spannend wird es wenig später bei km 7 um die Place de l’Europe herum. Überragt wird der Platz von den die Straße links und rechts flankierenden Kirchberg “Twin Towers”. Fast unnahbar wirken etwas versetzt dahinter die beiden markanten Türme des Europäischen Gerichtshofs mit ihrer dunkelgold schimmernden, schartenartig befensterten Fassade. Eine riesige Baustelle kündet von umfassenden Erweiterungsarbeiten. Ein echter “eyecatcher” ist aber vor allem die erst 2005 eröffnete Philharmonie Luxembourg. Die  filigrane weiße Säulenfassade des in Form eines Auges aus Stahl und Glas gestalteten Baus entfaltet vor allem bei nächtlicher Beleuchtung eine geradezu magische Aura.  

Die beiden Kilometer auf der Avenue John F. Kennedy sind sehr locker zu laufen, kein Wunder: Es geht permanent leicht abwärts. Ich bemühe mich, dabei den Umstand auszublenden, dieses Wegstück am Ende des Marathons nochmals belaufen zu müssen, nur dann bergan in umgekehrter Richtung.

Bei km 8 erreichen wir das Tal der Alzette, das den Kirchberg vom Stadtzentrum trennt, und queren es über die Pont Grand-Duchesse Charlotte, die Großherzogin-Charlotte-Brücke, volkstümlich wegen ihres Anstrichs auch Rote Brücke genannt. Die 355 m lange Stahlbrücke überspannt in einer Höhe von 74 m den am Grund der Alzette liegenden Stadtteil Pfaffenthal. Für uns ist die Brücke quasi das Eingangstor zur City.

 
 

Informationen: ING Night Marathon Luxemburg
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