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Laufberichte

Über 7 Hügel musst du geh´n (laufen)

04.10.09

Für meinen 17. Marathon in diesem Jahr zog es mich zu unseren Nachbarn nach Belgien, ein Land das halb so groß ist wie Bayern und so viele Einwohner hat wie Baden-Württemberg. Wer Belgien hör,t denkt gleich an Bier, Pommes und Pralinen - und das ist auch richtig. Aber Belgien bedeutet auch Flandern, Wallonien und Brüssel. Und da will ich hin, in die Hauptstadt, nach Brüssel, zum Marathon.

Brüssel, ein Name der aus den altniederländischen Worten bruoc (Sumpf) und sella (Sessel) entstand. Brüssel bedeutet also Wohnort im Sumpf. Wenn man sich die Zusammensetzung von Brüssel-Region (Stadt Brüssel plus seine 18 Gemeinden) ansieht, gibt es einen Sumpf von Nationalitäten und Sprachen in der Stadt. Die Stadt Brüssel hat nur 149.000 Einwohner. Die zur Region Hauptstadt gehörenden 18 Gemeinden bilden ein zusammenhängendes städtisches Siedlungsgebiet, sind jedoch selbständig. Da die Gemeinden direkt an Brüssel angrenzen, wird die Region oft als Stadt Brüssel wahrgenommen. Die Stadt Brüssel inkl. der 18 Gemeinden bildet jedoch auf 161 km² ein zusammenhängendes Siedlungsgebiet mit sehr hoher Bevölkerungsdichte (6.497 Einwohner je km²), in dem sich ca. 1,1 Millionen Menschen tummeln (Singapur 6.401 Einwohner je km²). Belgien und speziell Brüssel ist zweisprachig. Die wallonische Bevölkerung spricht französisch und die Flamen im Norden Niederländisch. In der Stadt findet man deshalb auch die Straßenschilder zweisprachig.

Ich mache mich am Samstag auf. Über die Autobahn sind es nach Brüssel von mir aus (Vellmar bei Kassel) ca. 430km. Nach der Quartiersuche geht es ganz in die Nähe des Marathonstartes zur königlichen Militärschule. Hier befindet sich die Startunterlagenausgabe. Im Startgeld von 38€ ist auch ein schönes Funktionsshirt enthalten. Da der Marathon mehr in den Süden und Westen der Stadt führt, sah ich mir noch einige Sehenswürdigkeiten der Stadt an.

Ich fuhr direkt zum Atomium, das im Norden der Stadt am Ossegem Park steht. Es ist das Wahrzeichen der Weltausstellung von 1958 und stellt mit seinen neun Kugeln, die mehrfach verbunden sind, ein Eisenmolekül in exakt 165-milliardenfacher Vergrößerung dar. Von der untersten Kugel kann man mit Belgiens schnellstem Aufzug über die mittlere Kugel bis in die Panorama-Kugel fahren. In die verschiedenen, 18 Meter Durchmesser großen Kugeln, kann man über Belgiens längste Rolltreppen oder normale Treppen durch die schrägen Röhren in die anderen Kugeln gelangen. Das Atomium wurde für 26 Millionen Euro voll saniert und am 14.2.2006 wieder eröffnet. Die vorher matten Kugeln glänzen jetzt wieder in der Sonne. Am 17.04.08 feierte das Atomium seinen 50. Geburtstag. Außer den Kugeln und Verbindungsröhren wurden auch die Ausstellungen in den Kugeln aktualisiert und neu aufbereitet. Eine Besichtigung für 9€ Eintritt ist für dieses außergewöhnliche architektonische Bauwerk lohnenswert. Aus der obersten Kugel hat man einen herrlichen Blick über die Stadt mit ihren sieben Hügeln.

Unweit vom Atomium liegt der Laeken Park, in dem sich das Königsschloss befindet, welches im neoklassischen Stil 1872 erbaut wurde, sowie auch das beeindruckendes Monument LEOPOLD I, welches aus der Ferne aussieht wie ein Kirchturm ohne Kirche. Ganz am Rande zur Avenue van Praet liegt ein kleiner chinesischer Pavillion mit Teehaus und einem japanischem Turm. König Leopold II. ließ diese Gebäude zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichten. Einige der Tore und Holzverkleidungen sind extra in Tokio, Shanghai und Yokohama für diese Gebäude hergestellt worden.

Beim Durchfahren der Stadt stellt man fest, die Stadt ist nicht flach. Brüssel liegt auf sieben Hügeln. Wie hügelig die Stadt wirklich ist, kann man kaum feststellen, denn durch die wild bebaute Skyline fehlt die Fernsicht. Im Stadtführer wird beschrieben: Das Auf und Ab kann für Fußgänger sehr anstrengend sein und ist nicht zu unterschätzen. Es gibt Höhenunterschiede von 85 Metern. Für die Bewohner der Stadt ist es jedoch sehr gut, damit die dicken Pommes und die vielen Pralinen besser abgebaut werden können. Die Orientierung fällt einem schwer in dem aus den Hügeln resultierende Straßenwirrwarr, aber gerade die hügeligen Straßen, mit immer wieder neuen Ansichten auf die Stadt, sind spannend. Brüssel ist ein liebenswürdiges Durcheinander.

Direkt an der Basilique du Sacre Coeur fand ich ein Hotel. Die viertgrößte Kirche der Welt ist eine gigantische, knapp 100 Meter hohe Basilika, deren Bau fast 60 Jahre dauerte. Erst 1965 wurde sie fertig gestellt. Das Art-Deco-Bauwerk ist auf dem Berg der Barmherzigkeit im Mittelpunkt von monumentalen Straßenachsen.

Sonntag, heute ist Marathontag.

Ein Blick aus dem Fenster, es hat stark geregnet heute Nacht. Die Straßen haben Pfützen und sind noch nass. Ich fahre schon recht früh an den Cinquantenaire Park, wo sich der Start befindet. Der Parc du Cinquantenaire ist 37 ha groß und ein beliebter Erholungsort der Brüsseler. Auf dem Platz befindet sich ein Triumphbogen mit langen Hallen auf beiden Seiten des Bogens. Auf dem erst 1905 fertig gestellten Bogen befindet sich eine Quadriga und an den Füßen der Säulen allegorische Statuen, die die belgischen Provinzen repräsentieren. Unter dem Park in einem Tunnel führt die N3 durch. Mitten im Park ist für ein Teilstück der N3 der Tunnel nach oben geöffnet.

Bei der Abgabe der Sporttaschen treffe ich Jürgen Sinthofen. Wir haben uns auf Malta kennen gelernt. Er sammelt in diesem Jahr Hauptstadtmarathons. Nach einem kurzen Schwätzchen gehen wir in den Startblock. Es geht los, über die Rue de la Loi mitten durchs Europaviertel, wo sich die meisten Institutionen der Europäischen Union befinden. Wir laufen zwischen vielen riesigen Glaspalästen durch. Die Straße führt bergab und am Kilometer eins gleich wieder bergauf. Wir kommen vorbei am Park de Bruxelles (Warandepark), wo sich gegenüber das Parlament befindet. Direkt hinter dem Park biegen wir ab auf die Koningsstraat. Vorsicht Kopfsteinpflaster mit Löchern.

Es geht über den Place du Royale. Auf dem Platz steht eine Statue von Charles-Alexandre de Lorraine. Auf der Parkseite der Königliche Palast. Er ist der offizielle Palast der belgischen Könige, aber die königliche Familie residiert hier gar nicht (sondern im Schloss Laeken). Für alle offiziellen Anlässe wird der Palast im Zentrum Brüssels genutzt. Beeindruckend ist dieser Platz mit seinen vielen weißen Palästen. Es geht weiter über die Rue de la Regenee vorbei an Notre Dame du Sablon, einer gotischen Kirche aus dem 14. Jahrhundert.

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Informationen: ING Brüssel Marathon
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