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Laufberichte

Work-Life-Balance

04.11.12


Jobsharing


Die vielen Minijobber, ich meine die Halbmarathonläufer, laufen uns nur so um die Ohren. Die machen für uns Marathonläufer einen guten Job. Unbewusst lässt man sich mitziehen und es gibt immer wieder neue Trikots auf der Strecke zu sehen. Es dauert eine Weile, bis ich erkenne, dass ich diese Läufer nicht nur am Tempo erkennen kann. Im Gegensatz zu uns, tragen sie nur eine Startnummer.
Dann laufen da noch die Kollegen im Jobsharing, die sind clever, denn die teilen sich mit acht Personen die Marathonarbeit. Aber über 90 Prozent der heute hier laufend und nichtlaufend Beschäftigten sind Männer, Frauen stellen allerdings in den Teilzeit- und Nebenjobs wie überall deutlich die Mehrheit.


„Mahlzeit“


Es ist 12:30 Uhr. Mein Blick ist auf der Suche nach einer Büroküche mit Kühlschrank. Darin vielleicht die abgelaufenen Joghurts und die saure Milch der Kollegen? Ich gebe die Suche nach einer Kaffeemaschine oder der Kantine auf. Hier beschränkt man sich heute auf das Wesentliche: Fingerfood für die Laufkundschaft. Im Champagnerkübel die Äpfel und die Getränke in extra großen Bechern, angereicht von Damen mit roten bodenlangen Schürzen. Für die Gäste nur das Beste.


"Urlaub verdirbt den Charakter"


„Brüllt ein Mann, ist er dynamisch. Brüllt eine Frau, ist sie hysterisch“ (H. Knef). Hier herrscht noch die brutale Männerwelt, á la „Stromberg“; ich werde unsanft zur Seite gebrüllt. In Ordnung, irgendjemand muss ja heute die Führungsrolle übernehmen. Aber er hat an seiner Führungsrolle zu knabbern. Obwohl er schon vom Durchzug an die Unternehmensspitze träumt?

Auch auf den nächsten Stufen sieht es für den Vorgesetzten nicht besser aus. Zum zehnten Mal überrunde ich einen langsamen Kollegen. Ich frage mich, was er wohl die ganze Zeit über gemacht hat, vielleicht einen Kopierstau behoben? Der Kerl hat über seiner Laufhose eine Short mit einem nackten Hinterteil angezogen. Im vorüberlaufen sage ich zu ihm: „Jetzt weiß ich auch, wo das Wort Arschkriecher herkommt“. Da habe ich ja nochmal Glück, er lacht und weg bin ich.

Ein anderer Läufer lässt mir beim Eintritt ins Treppenhaus den Vorrang, Leopold vom Eigner Express saust an mir vorbei und klatscht anerkennend. Gerhard vom Club Super Marathon Italia begleitet mich auf einigen Runden. Als wir wieder an der Leinwand mit der Dauerschleife vorbeikommen, ruft er freudig: „Hey, du bist die dritte Frau im Rennen“. Kurzatmig antworte ich ihm: „Was glaubst du denn, warum ich so renne?“.

Wer lacht, hat noch Reserven. Er ist für einige Runden mein Tempomacher, es gibt sie halt doch noch, die Gentleman unter den Läufern. Ein Gentleman der anderen Art ist Robert (Wimmer). Nicht zum ersten Mal betätigt er sich als Coach für die jungen Sportler der Down-Syndrom-Marathon-Staffel. Der Kleine neben ihm wetzt und macht Druck. Zum Glück hat er sich mit Robert ein läuferisch beeindruckendes Sahnestückchen ausgesucht. Beim diesjährigen Transeuropalauf (4.178 Kilometer in 64 Etappen) belegte er den 2. Platz.


27,5 Runden – Halbzeit


Die Probezeit ist bestanden, beziehungsweise die erste Hälfte der Runden ist gelaufen. Ich fühle mich wie ein Azubi beim Botengang. Rauf und runter und wieder rauf und runter.



Facetten eines Büroalltags. Es geht etwas ruhiger zu, denn die meisten Halbmarathonläufer sind bereits im Ziel. Wie Geschosse jagen die Führenden immer wieder an uns vorbei. Manchmal passt keine Laufschuhsohle zwischen uns und ihnen. Trotzdem, durch diese Interaktion mit anderen Läufern fühle ich mich produktiver und motivierter, zumindest für einen kurzen Moment.
Noch 15, 14, 13 Runden. Hinter mir brüten zwei junge Männer gedanklich über ihre Rundendurchgangszeiten. Ich würde den einen gerne fragen, ob er Controller ist. Aber hier sind alle derart konzentriert bei der Arbeit, dass ich nicht stören möchte. Schon bin ich im Cash-Flow. Ich will nicht schuld sein, wenn der Leistungsschub plötzlich abreißt. Bei mir setzt er übrigens gerade ein: Ich habe auf einmal eine richtig gute Runde gelaufen. Eine, die ich mir wohl patentieren lassen sollte.


Geschäftspartner


„Ildiko ist als erste Frau auf der Marathondistanz im Ziel und Petra folgt ihr auf Platz 2“, übertönt der Moderator die unglaublich laute Stimmung im Foyer. Als ich über die Matte laufe ruft er wieder. „Die Riege der ersten drei Frauen komplettiert mit Platz 3 Andrea“. Auf einmal kurz im Mittelpunkt. Ich kann euch sagen, Gänsehautfeeling und Emotionen pur. Damit hatte ich bei dieser starken Frauenkonkurrenz nun wirklich nicht gerechnet. Petra zum Beispiel ist Langstreckenläuferin und durch ihre etlichen Teilnahmen am 100 Kilometerlauf von Biel und beim Langstreckentriathlon in Roth nicht nur viele Kilometer, sondern auch viel Erfahrung in den Beinen. Ildiko läuft selbst bei hochklassig besetzten Starterfeldern schon häufig als Erste über die Ziellinie. So zum Beispiel beim Zugspitz-Ultra-Trail (100 Kilometer, mit über 5000 Höhenmetern) 2011 und 2012. Besonderen Respekt habe ich vor ihrem zweiten Platz beim diesjährigen Transalpine-Run.

 
 

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