marathon4you.de

 

Laufberichte

Von Naumburg zur Arche Nebra

16.06.12

Auf der anderen Seite kommen wir direkt am Gasthaus Zur Henne und Naumburger Wein- und Sekt-Manufaktur vorbei. Das 1856 errichtete herrschaftliche Gutshaus, in dem sich heute eine Pension und der Verkauf befinden, lässt den Betrachter schon von außen eine besondere Geschichte erahnen. Jedoch wird wohl keiner vermuten, dass er vor dem ältesten deutschen Sektkeller und größten Gewölbekeller der Saale - Unstrut Weinregion steht, bzw. heute vorbeiläuft.

Gleich um die Ecke des Gebäudes befindet sich eine Erfrischungsstation. Aber was soll ich sagen, es gibt keinen Wein,  nur Wasser. Schade, denn ich habe schon von Weitem eine Weißweinschorle bestellt. Man hat aber leider sehr freundlich abgewinkt. 

Wir verlassen die Saale und laufen auf einem schmalen Weg durch Streuobstwiesen. Rechts von uns begleitet uns jetzt eine Abbruchkante von Muschelkalkfelsen. Hier komme ich mit Meinhold Kent ins Gespräch. Er läuft heute seinen 1. Marathon, sein Ziel: Ankommen.

Es geht weiter rechtsseitig entlang der Saale durch den Blütengrund. Wir sehen eine Schiffsanlegestelle, an die Unstrut in die Saale mündet. Hier auf halber Strecke zwischen Freyburg und Naumburg liegt auch eine große und sehr geschätzte Weinlage des Saale-Unstrut Weinanbaugebietes. Wir folgen ab jetzt der Unstrut weiter auf dem Radweg.

Bevor wir um die nächste Biegung kommen fällt unser Blick auf das gegenüberliegende Kleinjena. Auf unserer Seite über uns und schon fast ganz zugewachsen befindet sich das Max-Klinger-Haus. Max Klinger war ein berühmter Leipziger Grafiker, Maler und Bildhauer. Ein Schild am Radweg weist darauf hin. Hier im Blütengrund unweit des Klingerschem Weinberges, am unteren Teil des Markgrafenberges, befindet sich das Steinerne Album. Auf einer Länge von 150 – 200m sind 12 Steinreliefs mit Abbildungen aus der Bibel, der Jagd und des Weinbaus zu bewundern

Der nächste Ort ist Großjena. Wir streifen den Ort jedoch nur. Jetzt geht es eine lange und heiße Betonpiste durch Felder immer dem Radweg entlang. Bevor wir Freyburg erreichen, kommen wir an Nißmitz vorbei, das auf der anderen Unstrutseite liegt.

Der Ort Nißmitz, wo einst die von Nißmitz, ein uraltes Adelsgeschlecht in Thüringen, ihren Stammsitz hatten. Kurz danach erreichen wir die Weinberge der Stadt Freyburg an der Unstrut. Auf den 7 Terrassen des Weinberges wachsen 16 verschiedene Rebsorten. Oberhalb sieht man Schloss Neuenburg mit seinen repräsentativen Wohnbauten, mächtigen Türmen, gewaltigen Mauern und Toren.

Nachdem wir am Herzoglichen Weinberg vorbei sind, kommen wir in die Stadt. Hier werden wir von freundlichen Helfern nach rechts bergauf geführt. Man will uns die Schönheiten der Stadt zeigen und so kommen wir an der beeindruckenden Stadtkirche St. Marien vorbei, die ein Wegpunkt auf der Straße der Romanik ist. Sie wird auch gerne als die kleine Schwester des Naumburger Doms bezeichnet, da einige Bauelemente und Verzierungen Ähnlichkeiten aufweisen. Hinter der Kirche geht es abwärts auf den neu gestalteten Marktplatz, mit schön restaurierten Bürgerhäusern.

Aus Freyburg kommt eine der erfolgreichsten Marken aus der DDR-Zeit: Der Rotkäppchen-Sekt. Manche behaupten, nur der Rennsteiglauf sei eine noch bekanntere Marke. Der Name kommt von der seit jeher roten Verschlusskappe. 

Durch Freyburg führt die Straße der Romanik. Sie verläuft in Form einer Acht mit dem Zentrum der Stadt Magdeburg. Sie verbindet Dome, Burgen, Klöster und Kirchen, die in der Zeit vom 10. bis Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden sind und somit ein Zeichen der Christianisierung und dem frühen deutschen Königtums darstellen. An der Gesamtlänge von rund 1.200km liegen 80 romanische Objekte in 65 Orten.

Durch die Stadt führen aber auch der 176km lange Unstrut-Radwanderweg, sowie der Ökumenische Pilgerweg von Görlitz nach Vacha. Wir verlassen Freyburg über die Eckstädter Gärten und kommen am Eckstädter Tor (Wehrturm) und einem Teil der ehemaligen Stadtmauer vorbei. Freyburg besitzt noch einen nahezu intakten Stadtmauerring von etwa 1,2 km Länge.

Wir folgen dem Radweg zwischen Unstrut und Weinbergen. Die ehemalige Mühle und das Wehr Zeddenbach lassen wir links liegen und laufen jetzt kilometerlang immer auf und ab bis wir Weischütz erreichen. Die Sonne setzt uns mächtig zu. Dazu gibt es jetzt teilweise sehr heftigen Wind. Der Versorgungsstand mit vielen gutgelaunten Helfern kommt gerade recht. 

Die Gegend ist bekannt wegen ihrer steinzeitlichen Funde.  Viel jünger sind die Reste des ehemaligen Rittergutes (14. Jh.) sowie der romanischen Kirche (um 1200).

Am Ortsende hängt ein Besen an einem Haus mit dem Spruch „Wenn hängt der Strauß, schenken Wein wir aus“. Dahinter im Bier-, oder besser gesagt, Weingarten (Straußenwirtschaft) machen Radtouristen gerade eine Pause. Wir überqueren die Unstrut, auf der sich viele Ruder- und Paddelboote tummeln.

Wir verlassen Weischütz über die Unstrut und es geht schnurstracks durch die Felder ins nächste Dorf, mal wieder mit heftigem Gegenwind. Wir erreichen Laucha, Startort es Halbmarathons, mit dem Glockenmuseum. 1732 wurde es von Glockengießermeister Ulrich gegründet und ist bis 1911 betrieben worden. In diesem Zeitraum wurden mehr als 5.000 Bronzeglocken gegossen.

Wir laufen durch eine Grünanlage zum Obertor, immer entlang der alten Stadtmauer aus dem 15. Jh.. Über die Mauer hinweg schaut man auf die Kirche St. Marien. Bei der Toranlage gibt es auch ein Torhaus, in dem früher der Pflastergeldkassierer wohnte. 

Wir laufen eine große Unstrutschleife in deren Knick eine große Konserven- und Zuckerfabrik liegt. Es geht durch Dorndorf, eine Siedlung mit schönen und weniger schönen Häusern. Hinter dem Ort weist uns ein Schild auf den 4,5km entfernten Ort Burgscheidungen hin. Wir folgen weiter dem Radwanderweg der hier auch zum Teil des Fliegerrundweges gehört.

Noch bevor wir den Ort Burgscheidungen erreichen, sehen wir oberhalb das gleichnamige Barockschloss, das auf eine Burg im 8. Jahrhundert zurück geht.

Zwischenzeitlich ist die Sonne weg, der Wind aber bleibt. Die Wolken werden immer dunkler und irgendwann beginnt es zu nieseln. Als wir Karsdorf erreichen, scheint schon wieder die Sonne. Die nächste Getränkestelle kommt wie gerufen.

Nächster Ort ist Reinsdorf. In dem heute 500-Seelendorf entstand 1112 das Benediktinerkloster, von dem. heute nur noch die dreischiffige Basilika mit Querhaus und Chor übrig ist. Wir laufen direkt darauf zu. 

Gleich geht es  wieder lange durch Felder mit viel Wind, dann erreichen wir Nebra und umrunden zunächst Ort. Danach kommen wir auf einem steilen Weg hoch zur Poststraße. Der  Weg ist so steil,  dass man ihn leicht „Himmelsweg“  nennen könnte.

Es geht auf dem Radweg unterhalb der Bahnstrecke Wangen-Naumburg am Wasser entlang. Am nächsten Rastplatz neben dem Radweg gibt es nochmal Wasser. Das Personal sitzt am Biertisch bei Kaffee und Kuchen. Dann, kurz vor Kilometer 41, hole ich Meinhold Kent wieder ein. Er geht und ist ziemlich platt. Ich muntere ihn nochmal auf, es ist doch nur noch ein Kilometer.

Dann erreichen wir das 500-Seelendorf Wangen und es geht kurz vor der großen, aber sehr schmalen Unstrutbrücke aufwärts über die Bahnstrecke in den Ort. Wangen liegt beiderseitig des Flusses. Dort das alte Dorf und auf unserer Seite der neuere Teil. Gleich bei den ersten Häusern kommen mir Läufer, geschmückt mit der herrlichen Medaille, entgegen. Sie sind schon auf dem Weg zum Bahnhof und feuern mich an. Vor mir auf der Straße ist die 42km aufgemalt. Jetzt noch 200m steil aufwärts zum Ziel.

Diese Straße führt im doppelten Sinn zum Himmel. Einmal ins erlösende Ziel und dann weiter zum multimedialen Besucherzentrum Arche Nebra und 3,5km dahinter zur Fundstelle der Himmelsscheibe.

Ich erreiche mit kleinen Schritten laufend das Ziel nach 5 Std. und 31 Minuten. Ich bin mit dieser Zeit sehr zufrieden nach nur 2 Wochen Training.

Neben dem Besucherzentrum, das heute für Läufer ermäßigten Eintritt hat, steht eine große Bühne von MDR Jump. Hier wird am Abend, wenn die Ultras von ihren 120 Kilometern zurück sind, gefeiert. Aber da wir noch 3 Stunden Heimfahrt haben, wollen wir nur noch duschen und dann mit der Burgenlandbahn zurückfahren nach Naumburg.

Marathon:
Männer
1. Falk Cierpinski  SG Spergau      2:29:21
2. Herrmann Lennart        2:44:12
3. Eric Haß  SG Spergau      2:53:03

Frauen
1. Silvia Renz         3:15:32
2. Helga Brokat         3:49:35
3. Angela Klausnitzer        4:05:56

12
 
 

Informationen: HimmelswegeLauf
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024